SS-20 auf dem Territorium der DDR?

Hallo Nelson,

Danke erstmal für deine bisherigen Erklärungsbemühungen! Dennoch habe ich etwas gefunden, daß ich zwar zeitlich nicht konkret zuordnen kann, wo aber auch von 18 (!) Startrampen je Brigade gesprochen wird. Was soll ich nun davon halten?

Zitat: "Дивизионный ракетный комплекс 9К79 «Точка» включает СПУ 9П129, ТЗМ 9Т218 с двумя ракетами 9М79, транспортную машину 9Т222 (9Т238), автоматизированную контрольно-испытательную машину 9В819, машину технического обслуживания 9В844. В ракетной бригаде – 18 СПУ."

http://www.militaryparitet.com/nomen/russia/rocket/balrock/data/ic_nomenrussiarocketbalrock/15/

Grüsse D.

Hallo demo,

ich könnte ja jetzt mit Sätzen wie "Also die Quelle hat auch ihre Macken. '... с 1988 г. были сведены в ракетные бригады армейского или окружного подчинения.' stimmt so für die GSSD nicht." versuchen, die Glaubwürdigkeiit der Quelle zu erschüttern. Aber wozu? Sehen wir es mal positiv. Du hast jetzt eine Menge Indizien für so eine "18 Feuerzüge"-Variante gefunden. Kann doch sein, dass die tatsächlich bis zur Umrüstung auf TOTSCHKA-U die vorherrschende Variante war. Etwas kurzlebig, aber möglich. Ich habe jedenfalls keine durchgreifenden Gegenbeweise auf Lager.

Was jetzt helfen würde, wären Aussagen von ehemaligen Angehörigen der zuletzt gebildeten TOTSCHKA-Brigaden, die ebenfalls auf die Existenz von 9 Startbatterien schließen lassen. Eine entsprechende Meldung aus der 464. RBr mit Stabssitz Fürstenwalde käme schon beinahe einer Bestätigung der "18-Feuerzüge-Variante" gleich. Also - wer ist denn hier der Spezialist im Googlen?

Maximale Erfolge!

Nelson
 
Das kann man zT. leider nicht erkennen, ob bestimmte "Fakten" auf westlichen Ursprung beruhen. Aber ich habe auch schon die Erfahrung gemacht, das der westliche Dienst auch bestens informiert war und ich, oder besser gesagt die russische Fakten, korrigiert wurden, da letztere nicht nachvollzogen werden konnten. Allerdings ging es hierbei um die Seekriegsflotte.

Andre,

da will ich Dir auch gar nicht widersprechen. Schließlich hat Kolja zu der verwirrenden Faktenlage immer ganz gut beigetragen (siehe die Bezeichnung der 152. RBr bei Honecker-Besuch, die Tarnung der Raketen 9M76B als OTR-22 und der Raketen 9M714 als OTR-23 usw.). Aber die Bezeichnung "selbstständige Raketenabteilung" für die von Dir aufgeführten TEMP-S-Formationen wurde inzwischen von derart vielen ehemaligen Angehörigen dieser Formationen bestätigt, dass es da für mich einfach keinen Zweifel gibt. Wenn Du darauf bestehst, dann führe ich hier die entsprechenden Belege an. Du kannst das allerdings auch sehr schnell selbst prüfen, indem Du einfach mal in das Forum der ehemaligen Angehörigen der 119. RBr auf www.11td.ru gehst. Du brauchst da gar nicht lange suchen, schon auf der ersten Seite springt Dir das Thema "Bishofswerda - 1-й дивизион 119 рбр, Всем, кто служил в в/ч пп 68257" ins Auge. Und die ehemaligen Raketschiki reden immer nur von ihrer "дивизион" (zu deutsch "Abteilung"), niemals von "полк" - es sei denn, sie zitieren externe Quellen.

Hat etwa die offensichtlich nicht einheitliche Zahl der Startrampen pro Brigade/Abteilungen zu einer Verwirrung der Bezeichnungen geführt? Ich bin mir sicher, dass Du weißt, weshalb kaum eine TEMP-S-Brigade im Hinblick auf die Zahl der Startrampen der anderen gleicht.

Beste Grüße

Nelson
 
Hat etwa die offensichtlich nicht einheitliche Zahl der Startrampen pro Brigade/Abteilungen zu einer Verwirrung der Bezeichnungen geführt?

@all,

ich hoffe, ich war mit meiner nervigen (?) Sucherei nicht der Auslöser für derlei Verwirrung?

@Nelson,

ich meine, du willst darauf hinweisen >>> "Раньше было 4 дивизиона по 4 ПУ в каждом, а в 1988 году стало 3 дивизиона по 6 ПУ.", oder?! Zitiert von:
http://blogs.mail.ru/mail/kiryushin.vladimir/3B97E70D5BFDF55B.html

Als Erklärung böte sich natürlich an, daß dabei, bei Formierung der 2. Armee-RBr die "überzählige" 4. ordn teilweise ihre Systeme an andere Startbatterien abgab, bis...?

Grüsse D.
 
Zuletzt bearbeitet:
@all,

ich hoffe, ich war mit meiner nervigen (?) Sucherei nicht der Auslöser für derlei Verwirrung?

@Nelson,

ich meine, du willst darauf hinweisen >>> "Раньше было 4 дивизиона по 4 ПУ в каждом, а в 1988 году стало 3 дивизиона по 6 ПУ.", oder?! Zitiert von:
http://blogs.mail.ru/mail/kiryushin.vladimir/3B97E70D5BFDF55B.html

Als Erklärung böte sich natürlich an, daß dabei, bei Formierung der 2. Armee-RBr die "überzählige" 4. ordn teilweise ihre Systeme an andere Startbatterien abgab, bis...?

Grüsse D.

demo,

meine Frage an @AndreM1965 hatte überhaupt nichts mit Deiner "Sucherei" zu tun. Denn da gings um die Frage "полк" oder "дивизион". Deine Sucherei hat dagegen einen ungemein interessanten Beitrag zu Tage gefördert. In diesem Beitrag wird nicht nur erläutert, wie die Endstruktur der 464. RBr aussah sondern auch, wie diese zustande kam. Und das ist mehr, als ich eigentlich erwartet habe. Ich würde mal sagen: Volltreffer! Und das nach so kurzer Zeit! Alle Achtung! Und Glückwunsch zugleich! Denn nach den von Dir recherchierten Fakten hatten wir es bei den TOTSCHKA-Brigaden der GSSD/WGT tatsächlich mit einer "drei Raketenabteilungen => 9 Startbatterien => 18 Feuerzüge"-Struktur zu tun.

Beste Grüße

Nelson
 
Andre,

da will ich Dir auch gar nicht widersprechen. Schließlich hat Kolja zu der verwirrenden Faktenlage immer ganz gut beigetragen (siehe die Bezeichnung der 152. RBr bei Honecker-Besuch, die Tarnung der Raketen 9M76B als OTR-22 und der Raketen 9M714 als OTR-23 usw.). Aber die Bezeichnung "selbstständige Raketenabteilung" für die von Dir aufgeführten TEMP-S-Formationen wurde inzwischen von derart vielen ehemaligen Angehörigen dieser Formationen bestätigt, dass es da für mich einfach keinen Zweifel gibt. Wenn Du darauf bestehst, dann führe ich hier die entsprechenden Belege an. Du kannst das allerdings auch sehr schnell selbst prüfen, indem Du einfach mal in das Forum der ehemaligen Angehörigen der 119. RBr auf www.11td.ru gehst. Du brauchst da gar nicht lange suchen, schon auf der ersten Seite springt Dir das Thema "Bishofswerda - 1-й дивизион 119 рбр, Всем, кто служил в в/ч пп 68257" ins Auge. Und die ehemaligen Raketschiki reden immer nur von ihrer "дивизион" (zu deutsch "Abteilung"), niemals von "полк" - es sei denn, sie zitieren externe Quellen.

Hat etwa die offensichtlich nicht einheitliche Zahl der Startrampen pro Brigade/Abteilungen zu einer Verwirrung der Bezeichnungen geführt? Ich bin mir sicher, dass Du weißt, weshalb kaum eine TEMP-S-Brigade im Hinblick auf die Zahl der Startrampen der anderen gleicht.

Beste Grüße

Nelson

Ach du meine Nase, da habe ich mich wohl nicht richtig ausgedrückt.
Ich habe keine Zweifel an der Bezeichnung selbst. Abteilung der genannten Brigaden.
Eigentlich wollte ich nur darauf Hinweisen, das sich auch "Kolja" manchmalirrt und somit Verwirrung stiften kann und andererseits der/die westlichen Dienste größtenteils bestens Bescheid wußten.

Trotzdem würde ich mir wünschen, das sich mal jemand hier ein Herz fasst und zumindest die Raketenbrigaden der GSSD kurz abhandelt, welche Brigade/Abteilung wem unterstand, den/die Standort/e und die jeweils eingesetzte Technik.
Das wäre hier wohl ein hochfrequenziertes Thema. oder?
 
Im August 1976 wurde drei "SCALEBOARD" bei der Ausfahrt aus dem Objekt der Jüterboger Raketenbrigade beobachtet. Das müsste dann Jüterbog - Neues Lager gewesen sein. Diese Meldung ist als B-3 eingestuft, im Buch von Hr. Uhl kann man das ggf. entschlüsseln. Es fiel auf das die Raketenspitze etwa einen Meter über das Doppelfahrerhaus hinausragte. Es wird davon geschrieben das zwar schon desöfteren SCALEBOARD gesehen wurden aber eingeschätzt das diese Meldung die konkreteste und detaillierteste für das westliche Vorfeld der UdSSR sei. Die mehrseitige Meldung liegt mir in Fotokopie vor.

Einige Anmerkungen zu der BND-Meldung vom 28. September 1976:

1. Man muss zwischen der eigentlichen Meldung des "Spähers" aus dem Monat August 1976 und der Analyse dieser Meldung in der Abteilung III des BND unterscheiden. Ich hab jetzt nicht nachgeforscht, aber ich glaube mich zu erinnern, dass die Abteilung III oder 3 mal die Auswerte-Abteilung des BND war. Der Späher hat nämlich nicht gemeldet, dass er "drei "SCALEBOARD" bei der Ausfahrt aus dem Objekt der Jüterboger Raketenbrigade beobachtet hat". Er hat an einem Nachmittag um 15:00 Uhr (!) einen GAZ-69/68 und 3 MAZ-543 aus einem Objekt in Jüterbog fahren sehen. Auf jedem MAZ soll ein "verplanter "Raketenbehälter"" gelegen haben. Trotz der Verplanung will der "Späher" gesehen haben, dass die Spitze des Behälters einen Meter über das doppelte Fahrerhaus hinausragte und dass die Spitze "dieses Flugkörpers" (!) aussah, wie eine große Flugzeugnase.

2. Ich habe noch kein Bild von einer während des Landmarsches verplanten Startrampe 9P120 oder einem verplanten Raketentransportfahrzeug 9T215 des Komplexes 9K76 TEMP-S gesehen. Der Container mit der Rakete oder dem Träger liegt auf allen Bildern (außer eben bei Bildern von Eisenbahntransporten, bei denen das gesamte Fahrzeug verplant wird) frei auf dem Spezialaufbau des Basisfahrzeugs.

3. Meines Wissens wurden selbst 8 Jahre später alle Verlegungen von Startrampen und anderer Spezialtechnik der 119. und der 152. Raketenbrigade (bis auf die als Show aufgemachte Rückverlegung in die Sowjetunion 1988) aus Geheimhaltungsgründen nachts durchgeführt (vermutlich sogar nur in den Teilen der Nacht, wo die bekannten Aufklärungssatelliten der USA und der NATO gerade nicht über dem Horizont waren; auf diese Art "Versteckspiel" wurde auch die SS-23-Raketenabteilung der NVA getrimmt). Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass man 1976 auf eine mögliche Vorverlegung von SS-12-Brigaden öffentlichkeitswirksam hingewiesen hat, indem man entsprechende Technik am hellerlichten Nachmittag eines Hochsommertages durch die Gegend fahren ließ.

4. "Ein GAZ-69/68 und 3 MAZ-543" ergibt in Bezug auf den Raketenkomplex 9K76 keinen Sinn. Außer bei Fahrten zur Parade oder zur Abrüstung/Vernichtung gibt es bei den Raketentruppen in aller Regel Marschbänder von Einheiten und Truppenteilen mit einer bestimmten Technikzusammenstellung. Und selbst, wenn da nur eine Startbatterie mit zwei beladenen Startrampen und einem Transportfahrzeug rausgefahren wäre, dann hätten in der Regel weitere Fahrzeuge, wie ein GAZ-66 der Vermesser und vor allem das Prüf- und Startfahrzeug mit dabei sein müssen (der "GAZ-69/68" geht dann als Führungspunkt des Batteriechefs durch). Bei einer technischen Einheit wäre wohl mindestens ein Kran (z. B. 9T35 auf MAZ-537K zum Umladen der Rakete und ggf. noch ein 9T31M für die Gefechtskopfmontage) und ein Prüffahrzeug im Marschband gewesen. Das der "Späher" 1976 ausgerechnet in dem Moment vor Ort war, wo eine völlig atypische Bewegung von Spezialtechnik stattgefunden hat, möchte ich bezweifeln.

5. Der BND-Analytiker schreibt sinngemäß, dass in Jüterbog "die SCUDBrig der GSTD stationiert ist" und sinniert dann über Gliederungsänderungen bei SCUDBrig auf Frontebene nach. Hat jemand der geschätzten Mitleser einen Hinweis parat, wonach 1976 in Jüterbog entweder nicht die 27. Raketenbrigade sondern eine andere (nämlich eine der drei bekannten SCUD-Raketenbrigaden der Frontebene der GSSD) stationiert war oder dass die 27. Raketenbrigade 1976 nicht der 20. Gardearmee sondern dem Oberkommando der GSSD unterstand? Ich muss jedenfalls an dieser Stelle passen. Für mich war die 27. Raketenbrigade auch 1976 schon der 20. Gardearmee unterstellt. Der Punkt ist allerdings sehr wichtig. Denn angesichts ihrer Reichweite kam die SS-12 SCALEBOARD grundsätzlich nicht für einen Einsatz auf Armee-Ebene in Betracht. Wir suchen also für das Jahr 1976 nach einer Raketenbrigade mit direkter GSSD-Unterstellung im Dislozierungsraum "Objekt JÜTERBOG 207" (was immer damit auch gemeint ist). Erst wenn die gefunden ist, bekommt die Sache überhaupt einen Sinn.

6. Der BND-Analytiker schlussfolgert dann vollkommen richtig, dass auch wegen der international bedeutsamen Implikationen (es wird auf den SALT-Vertrag Bezug genommen) eine Überprüfung des Hinweises im Großraum Jüterbog erforderlich ist. Am Ende steht der wohl wichtigste Satz: "Bis zum Eingang evtl. Bestätigungen hat diese Meldung keinen Einfluss auf die Kräfteordnung der GSTD." Ich bin mir ziemlich sicher, dass es nach 1976 nicht zu einer Änderung der offiziellen Ansichten der westlichen Seite über die Zusammensetzung der Raketentruppen der GSSD gekommen ist. Gibt es denn irgendeine in den Archiven verzeichnete Bestätigung für die Meldung vom August 1976?

7. Egal, welchen Hintergrund die Meldung des "Spähers" hatte (ob er sich ein paar D-Mark dazuverdienen wollte und den Sachverhalt erfand; Bilder von der Startrampe 9P120 konnte er im Fernsehen bei der Übertragung von Paraden auf dem Roten Platz gesehen haben, oder ob er den verplanten Ausleger von SCUD-B-Startrampen einer Raketenabteilung der 27. Raketenbrigade aus ungünstiger Perspektive zu weit vorstehen sah), sie erscheint schon deshalb in höchstem Maße fragwürdig, weil weder die westlichen MVM noch weitere nachrichtendienstliche Quellen eine Bestätigung liefern.

Es war trotzdem sehr interessant, dieses Dokument mal gesehen zu haben. Insofern - Danke, @Büttner!
 
Besten Dank für die Analyse und eigene Interpretation der Archivalie:
zu 5)
In der Standortkartei des BND kann man unter Jüterbog das Objekt 207 herausfiltern. Dort stehen auch UTM-Koordinaten. Es ist daher möglich eine örtliche Zuordnung vorzunehmen.
zu 6)
Die Kräfteordnung der GSTD (sog. Feindkräftehandbuch) hat es vermutlich von Pullach nicht bis in das BArch Koblenz geschafft. Steht damit der Forschung nicht zur Vefügung.
Du fragst nach Archiven wo eine Bestätigung zu finden sei für die BND-Meldung. Die BND-Meldung ist ja aus einem Archiv. Welches Archiv meinst Du denn jetzt wo eine Bestätigung zu finden sei?
zu 7)
Es wird schwierig sein von den anderen Nachrichtendiensten oder MVM eine Bestätigung für die Meldung des BND zu erhalten. Weil diese Datensätze schlichtweg nicht zur Verfügung sthen. Lediglich von seiten USMLM kann man einige, nicht alle, Jahresberichte einsehen. Und die anderen? Die Nachrichtendienste? Keine Zugangsmöglichkeit. Und gerade weil diese nicht zugänglich sind - bzw. nur unvollständig - kann man nicht daraus schlussfolgern das die BND-Meldung im höchsten Maße fragwürdig ist. Als Argumentation kann man diesen Umstand nicht nutzen.
 
... (vermutlich sogar nur in den Teilen der Nacht, wo die bekannten Aufklärungssatelliten der USA und der NATO gerade nicht über dem Horizont waren; auf diese Art "Versteckspiel" wurde auch die SS-23-Raketenabteilung der NVA getrimmt) ...

Hallo Nelson,
das ist zwar nur ein Detail am Rande und vllt etwas OT (und vllt können wir uns ja auch in einem anderen Thema dazu weiterunterhalten) » das waren in den 70er bis gut 80er Jahren hauptsächlich polumlaufende Satelliten. Davon waren je nach Zeitraum 3 bis 5 gleichzeitig im Orbit. Diese sendeten in der Mehrzahl in Echtzeit pausenlos einen verschlüsselten Datenstrom auf mindestens zwei Sensor-Kanälen (einem Infraroten und einem Visuellen). Das nur als Erklärung für die Mitleser dazu.

Meine Frage ist jetzt » viel Zeit blieb nicht für solche Aktionen ?! Maximal 60 bis 90 min. Für Genaueres dazu muß ich nachschauen.

Grüße Frank
 
Besten Dank für die Analyse und eigene Interpretation der Archivalie:
zu 5)
In der Standortkartei des BND kann man unter Jüterbog das Objekt 207 herausfiltern. Dort stehen auch UTM-Koordinaten. Es ist daher möglich eine örtliche Zuordnung vorzunehmen.

Falls es nicht zu viele Umstände macht und Du mal zufällig am entsprechenden Karteikasten vorbeikommst ... welches Objekt bei Jüterbog ist also das Objekt 207 in der BN-Standortkartei?

zu 6)
Die Kräfteordnung der GSTD (sog. Feindkräftehandbuch) hat es vermutlich von Pullach nicht bis in das BArch Koblenz geschafft. Steht damit der Forschung nicht zur Vefügung.
Du fragst nach Archiven wo eine Bestätigung zu finden sei für die BND-Meldung. Die BND-Meldung ist ja aus einem Archiv. Welches Archiv meinst Du denn jetzt wo eine Bestätigung zu finden sei?

Die "Kräfteordnung der GSTD" dürfte wohl nicht nur für den Eigengebrauch des BND von Bedeutung gewesen sein. Gesicherte Erkenntnisse hätten sich auch in einschlägigen Fachzeitschriften und - über die Verbindung von BND und militärischem Nachrichtenwesen - in Arbeitspapieren der Bundeswehr zu Gegnerfragen niederschlagen müssen.

Die vom BND für erforderlich gehaltene Bestätigung für die angebliche SCALEBOARD-Sichtung sollte sich zweckmäßigerweise im gleichen Archiv (eigentlich sogar im gleichen Vorgang) wie die Ausgangsmeldung finden lassen. Nachmeldungen, insbesondere wenn sie von der gleichen Quelle stammen, wird man doch wohl im Zusammenhang archiviert haben. Oder?

zu 7)
Es wird schwierig sein von den anderen Nachrichtendiensten oder MVM eine Bestätigung für die Meldung des BND zu erhalten. Weil diese Datensätze schlichtweg nicht zur Verfügung sthen. Lediglich von seiten USMLM kann man einige, nicht alle, Jahresberichte einsehen. Und die anderen? Die Nachrichtendienste? Keine Zugangsmöglichkeit. Und gerade weil diese nicht zugänglich sind - bzw. nur unvollständig - kann man nicht daraus schlussfolgern das die BND-Meldung im höchsten Maße fragwürdig ist. Als Argumentation kann man diesen Umstand nicht nutzen.

Die Jahresberichte der USMLM zwischen 1975 und 1981 sind komplett veröffentlicht worden. Ich habe sie extra noch einmal nach Anhaltspunkten für eine SCALEBOARD-Sichtung durchgesehen und nichts gefunden. Erst nach Beginn der Stationierung von 9K76-Komplexes der 119. und 152. RBr zur Jahreswende 1983/84 tauchen erstmalig Fotos und Berichte über SCALEBOARD-Sichtungen in der DDR auf. Auch die BRIXMIS hätte eine solche Sichtung garantiert unter den Highlights auf der entsprechenden Internet-Seite aufgeführt (siehe auch die ausgiebige Würdigung der ersten Sichtung einer SS-23-Startrampe in der DDR). Zu den Erkenntnissen der CIA siehe Beitrag 92.
 
Für diese Zeitfenster muß es dann einen 'Masterplan' gegeben haben, nachdem sich zu richten war. Denn diese Orbitzeiten wurden tagweise berechnet, in der Regel für einen Monat im voraus. Maximal ein Vierteljahr, das war aber schon nur noch für die Grobplanung.

Grüße Frank
 
Die vom BND für erforderlich gehaltene Bestätigung für die angebliche SCALEBOARD-Sichtung sollte sich zweckmäßigerweise im gleichen Archiv (eigentlich sogar im gleichen Vorgang) wie die Ausgangsmeldung finden lassen. Nachmeldungen, insbesondere wenn sie von der gleichen Quelle stammen, wird man doch wohl im Zusammenhang archiviert haben. Oder?

Auch die BRIXMIS hätte eine solche Sichtung garantiert unter den Highlights auf der entsprechenden Internet-Seite aufgeführt (siehe auch die ausgiebige Würdigung der ersten Sichtung einer SS-23-Startrampe in der DDR).

zu 1)
Das ist möglich aber die entsprechenden BND-Bestände (Einzelmeldungen, Fachberichte, Wochen- und Monatsberichte) sind nicht vollständig im BArch verfügbar. Diese sind chronologisch sortiert. In der zweiten Hälfte der siebziger Hälfte endeten die "interessanten" Sachen. Insoweit besteht keine weitere Recherchemöglichkeit. WIMRE geht es erst wieder in den achtziger Jahren los - aber da muss man noch warten wegen der Sperrfrist.
zu 2)
Ich sehe das anders. Nur weil es auf einer Internetseite nicht als Höhepunkt dargestellt wurde kann man darauf basierend nicht davon ausgehen das dieser Dienst entsprechende Informationen nicht doch beschaffen konnte. Klarheit würde erst die vollständige Zugänglichkeit der entsprechenden Jahresberichte bringen. Das gilt auch für die Franzosen.

Ich müsste mal mein Abschriftdatei öffnen und schauen ob ich mir die Koordinate zum "Objekt-207" notiert habe.

Zum dem was Du zur Kräfteordnung grundsätzlich schreibst in Hinblick auf die Zugänglichkeit kann ich nur sagen das es sich dabei um ein sehr interessantes Thema handelt. Gerne wird berichtet aus dem Jahr 1990 über ahnungsloses Bundeswehrpersonal die NVA betreffend. Man muß halt mal überlegen wem überhaupt im Rahmen seiner dienstlichen Tätigkeit welche Informationen zur Verfügung gestellt wurden. Zeitzeugenberichte von NVA-Personal über den Kenntnisstand von Bundeswehrpersonal über die NVA im Jahr 1990 stehen konträr zu jenen Daten die heute im BArch Koblenz die BND-Akten betreffend einsehbar sind. Aber das gehört wirklich nicht hierher.
 
Kenntnisstände

...
Zeitzeugenberichte von NVA-Personal über den Kenntnisstand von Bundeswehrpersonal über die NVA im Jahr 1990 stehen konträr zu jenen Daten die heute im BArch Koblenz die BND-Akten betreffend einsehbar sind. Aber das gehört wirklich nicht hierher.

Hallo Bütti, ums kurz zu machen,
ich - und noch ein paar Zehntausend waren das von Dir angesprochene Zeitzeugen-NVA-Personal. Und der mir 1990 wiederholt bei Gesprächen gegenübersitzende Bundeswehroffizier hatte - für meinen Geschmack - doch einige größere Wissensrückstände in Sachen Gegnerkenntnis. Er war ja auch nicht der Schönbohm (und selbst der wusste mehr aber nicht alles).
Ich habe dem BuWe-Hauptmann damals (wie auch heute noch) zugute gehalten, dass er das wissen musste, was er zu seiner Aufgabenerfüllung brauchte. Mehr nicht. Klar, dass ein Geheimdienst-Analyst für seinen speziellen Bereich ein deutlich elitäreres Wissen hat. Dafür wird er ja schließlich auch eingesetzt und bezahlt.
BG spider
 
Soooo, hier geht's auch weiter... auch den hier Lesenden noch ein gesundes Neues!!!

Ich würde mal sagen: Volltreffer! Und das nach so kurzer Zeit! Alle Achtung! Und Glückwunsch zugleich! Denn nach den von Dir recherchierten Fakten hatten wir es bei den TOTSCHKA-Brigaden der GSSD/WGT tatsächlich mit einer "drei Raketenabteilungen => 9 Startbatterien => 18 Feuerzüge"-Struktur zu tun.

Nelson, dein Lob gebührt mir eigentlich nicht. Ich habe nur ein paar Anmerkungen verfolgt, die sich hier und da ergeben hatten. Grundlage waren sicher Meldeergebnisse bundesdeutscher oder anderer westlicher Späher. Wir heute haben es gut, brauchen nur das Internet anmachen und etwas googeln... andere haben da früher mit ihrem Leben gespielt (auf beiden Seiten!). Und: Würden sich die eigentlichen Augenzeugen bzw. Beteiligten heute dazu nicht zu Wort melden (zumindest von dieser Seite des ehemaligen Vorhangs), dann würden wir vielleicht immer noch irgendwelchen Irrwegen hinterher rennen...

Dennoch - etwas Neues zu dieser Frage:

Folgt man Deinen Spuren, dann ist die 320. sst.RA, в/ч 52214, mindestens ab 78 in Wurzen belegt. In der Literatur taucht sie bei Großer in Leisnig auf... Man beachte aber auch: "Друзья, ищу сослуживцев 1966-1967 служивших в отдельном ракетном дивизионе." / "Вы служили в Вурцене? или Вы пишите за Ляйсниг?" / "Я начинал службу в Вурцене в ракетном дивизионе, а потом меня перевели в Ляйсниг"... Das wäre also eine der 20. MSD zuzuordnende RA, die 66 in Wurzen dokumentiert ist, 67 nach Leisnig verlegt, dort eine ganze Weile bleibt und irgendwann vor 78 nach Wurzen zurückkehrt. Soweit richtig?

Ich denke, die im Zitat angesprochene bzw. wohl eher angenommene (!) eventuelle Verlegung der 320. ordn nach Leisnig können wir beiseite legen. Da ich daran, wie ich bereits schrieb, sowieso nicht glaubte, nachstehend der "Beweis": Rodionow diente zwar anschließend in Leisnig, jedoch nicht bei der 320., sondern bei dem "944 гвардейский самоходно-артиллерийский полк - в/ч пп 60472"! Siehe hier:
http://poisk.goon.ru/show.htm?id=38298
http://janaidu.ru/speople.php?idps=3041

Also - dies erhärtet meine Theorie: Die 320. ordn war von (mindestens) 1963 bis 1991 ständig in Wurzen stationiert!

Grüsse demo01
 
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