SS-20 auf dem Territorium der DDR?

panzerzwerg

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Hallo Forumuser,

den nachfolgenden Beitrag hatte ich im Herbst 2011 im Forum des "Jonastal-Vereins" veröffentlichkeit, als wieder Fragen zur Stationierung von SS-20 möglichweiser sogar in Thüringen auf dem Tr.Üb.Pl. Ohrdruf auftauchte. Auf Hinweis von Büttner , stelle ich diesen Beitrag in dieses Froum.

Für Meinungen, Ergänzungen und Richtigstellungen wäre ich dankbar.

7. Wurden Mittelstreckenraketensysteme vom Typ 15P645
"Пионер" (РСД-10)
Nato-Code: SS-20 "SABER", in der DDR stationiert?

Um Irrtümern vorzubeugen, nenne ich zuerst die für dieses Raketensystem in der ehemaligen Sowjetunion und in der NATO definierten Bezeichnungen:

Raketensystem: > 15P645 "Pionier" (RSD-10) mit der Rakete 15Ж45
Die Bezeichnung "RSD-10" (РСД-10) stammt aus dem
Artikel 3 des am 08. Dez. 1987 unterschriebenen INF-
Vertrages.
> 15P653 "Pionier UTTX" mit der Rakete 15Ж53-УТТХ

Raketen: > 15Ж45 "Pionier",
Aufnahme in die Bewaffnung: 11. März 1976
> 15Ж53-УТТХ "Pionier UTTX"
Aufnahme in die Bewaffnung: 23. April 1981

Startrampe: > 15U106, auf der Basis des sechsachsigen МАZ-573В

Nato-Code: > SS-20 "SABER mod1" für 15P645
> SS-20 "SABER mod2" für 15P635


Von der NATO wurde dieses Raketensystem als ballistischer Flugkörper kontinentaler Reichweite (IRBM – Intermediate Range Ballistic Missile) definiert. In der ehemaligen Sowjetunion dagegen als mobiles ballistisches Raketensystem mittlerer Reichweite (БРСД МРК).

Bis zum Zeitpunkt der Erreichung des annähernden strategischen atomaren Gleichgewichtes zwischen der USA und der UdSSR in der Mitte der 1970er Jahre war die Führung der sowjetischen Raketentruppen mehr als zehn Jahre mit der Modernisierung und der Erhöhung der Anzahl ihrer Interkontinentalraketen beschäftigt und richtet wenig Aufmerksamkeit auf die Weiterentwicklung ihres Mittelstreckenraketenpotentials. Dieser Zustand änderte sich in der zweiten Hälfte der 1970er Jahre als die politische und militärische Führung der UdSSR erkannte, daß Europa der Hauptkampfplatz in der möglichen Auseinandersetzung mit dem "Weltimperialismus" sein wird. Nach dem es der UdSSR in der vergangenen Jahren mit positiven Ergebnissen gelungen war, den mobilen Raketenkomplex operativer Bestimmung 9K76 vom Typ "Temp-S". NATO-Code: SS12 / S-22 "SCALEBOARD" zu entwickeln und in die Bewaffnung der sowjetischen Streitkräfte einzuführen, entschloß man sich die neue Generation der ballistischen Mittelstreckenraketen ebenfalls auf "auf Räder zu stellen". Damit sollte deren Unverwundbarkeit vor den Vernichtungsmitteln des wahrscheinlichen Gegners gesichert werden. Die mobile Basierung der neuen Generation der ballistischen Mittelstreckenraketen erforderte aber zwingend die Verwendung von festen Treibstoffen. Außerdem entschloß sich die politische und militärische Führung der UdSSR zur Erhöhung der Vernichtungswahrscheinlichkeit gegnerischer Ziele und der Einsatzmöglichkeiten den neuen Raketenkomplex mit einem abtrennbaren Wiedereintrittskörper (PBV – Post Boost Vehicle) sprich abtrennbaren Gefechtskopf auszustatten, der über drei unabhängig voneinander zielbaren Wiedereintrittskörpern (MIRV – Multiple Independently targetable Re-entry Vehicle) verfügte. Die Entwicklung des neuen ballistischen Mittelstreckenraketensystems, das den Namen "Pionier" erhielt, begann 1971. Am 21. Sept. 1974 wurde auf dem Polygon Kapustin Jar erfolgreich die erste Rakete gestartet.

Am 11. März 1976 wurde der Raketenkomplex 15P645 "Pionier" (RSD-10) mit der Rakete 15Ж45 in die Bewaffnung der Strategischen Raketentruppen aufgenommen.

Die Raketenkomplexe "Pionier" ersetzten die im europäischen Teil der UdSSR im System der Ständigen Gefechtsbereitschaft befindlichen Raketenkomplexe der Typen R-12 / 8K63 (SS-4 "SANDAL") und R-14 / 8K65 (SS-5 "SKEAN"), in Sibirien und in Transbaikalien den Raketenkomplex R-16 / 8K64 (SS-7 "SADDLER"). Insgesamt sollen seit 1976 495 Raketenkomplexe an 29 Stationierungsorten in Dienst gestellt worden sein. Die R-12 hatte eine Reichweite von 2.100 km, die R-14 von 4.500 km und die R-16 von 13.000 km. Drei mit dem Raketenkomplex 15P645 "Pionier" (RSD-10) ausgerüstete Raketendivisionen wurden in Belorußland, drei in Ukraine und vier im asiatischen Teil der UdSSR stationiert. Anfang 1985 gehörten zu einer Raketendivision fünf Regimenter "Pionier" mit insgesamt 45 Startrampen. Auf Grund der Zuspitzung des Verhältnisses mit China Ende der 1970er-Jahre wurden in unmittelbarer Nähe zur chinesischen Grenze ebenfalls Raketenregimenter "Pionier" stationiert. Auf der Internetseite von Peter Hall www.peterhall.de/rvsn/missiles/rsd-10/pioner5.html (abgerufen am: 09. Nov. 2011) ist eine Karte mit den in Europa stationierten SS-20-Divisionen zu finden. Außerdem sind in der unten genannten Kopie des Dokumentes Nr. 310 / 86 des MfS die SS-20-Standorte ebenfalls noch einmal aufgeführt.

Die Einführung in die Truppe begann ab August 1976. Das erste mit diesem Komplex ausgerüstete Regiment wurde am 30. August 1976 in der Belorussischen SSR in das Diensthabende System eingegliedert. Es wurde international eingeschätzt, daß die SS-20 das leistungsfähigste Mittelstreckenraketensystem war, das jemals hergestellt worden ist. Bei sämtlichen Testschüssen war kein Fehlschuß dabei. Die SS-20 war das einzigste System ihrer Klasse, daß mit einem MIRV-Gefechtskopf ausgerüstet war. 1976 erhielten die Strategischen Raketentruppen 18 Startrampen, nach einem Jahr stieg die Zahl auf 51. 1981 befanden sich dann 297 Raketenkomplexe SS-20 im "Diensthabenden System", darunter 81 modifizierte Raketen vom Typ "Pionier" UTTX. Die Anzahl der produzierten Raketenkomplexe vom Typ "Pionier" wuchs mit unheimlichen Tempo: 1982 wurden 352 und 1983 378 Raketenkomplexe produziert. 1985 befanden sich im Bestand der Strategischen Raketentruppen 405 Raketenkomplexe "Pionier" verschiedener Modifikationen. Die Gesamtzahl der im "Diensthabenden System" und in den Lagern befindlichen Raketen erreichte die Zahl 650.

Auf Grund seiner Eigenschaften wurde dieses Raketensystem von der NATO als eine ernste Bedrohung und als ein Angriff auf das militärstrategische Gleichgewicht betrachtet. Die Sowjetunion betrachtete dieses Raketensystem als Zweitschlagsystem, während die NATO es als Erstschlagsystem betrachtet. Beide Betrachtungsweisen treffen in Abhängigkeit vom Standpunkt zu. Obwohl mit der Einführung der SS-20 alle R-12U und R-14 aus der Bewaffnung der sowjetischen Streitkräfte herausgenommen wurden und sich die summierte TNT-Menge verringerte, erhöhte sich jedoch die Kampfkraft der sowjetischen Strategischen Raketentruppen wesentlich.



Einige taktisch-technische Daten der Rakete 15Ж45:


  • Gewicht der Rakete: 35.260 Kilogramm
  • Länge der Rakete: 16,49 Meter
  • max. Reichweite: 4.500 – 5.000 Kilometer
  • min. Reichweite: 600 Kilometer
  • CEP: 500 – 550 Meter (15Ж45)
    450 Meter (15Ж53)
  • Lenkung: Trägheitsnavigation
  • Raketentyp: zweistufige ballistische Feststoffrakete
  • Gefechtskopf:
    > 1 RV mit 500 kT oder 1 MT TNT, Reichweite 5.000 km
    > 3 MIRV mit je 150 kT TNT, Reichweite 4.583 km
  • Zerstörungsradius:
    > eines Spezial-Gefechtskopfes: 2,4 Kilometer
    > von drei Spezial-Gefechtsköpfen: 5,0 Kilometer

Es gibt nur sehr wenige Quellen, wo die minimale Reichweite der Rakete 15Ж45 angegeben ist, eine davon ist die Internetseite http://ruzhany.narod.ru/rvsn/SS_20.html (abgerufen am 20. Febr. 2012 16:45), wo als minimale Reichweite 600 km steht, eine zweite Quelle ist das unten aufgeführte Dokument des MfS, wo eine minimale Reichweite von 200 km genannt, die aber nur unter bestimmten Bedingungen erreicht werden konnte.

Einige taktisch-technische Daten der Startrampe 15U106:


  • Basisfahrzeug: MAZ-537B (6 Achsen)
  • Länge der Startrampe 19,3 Meter
  • Gewicht der Startrampe,: ca. 84 Tonnen
    einschl. Rakete
  • Watfähigkeit: 1 Meter
  • Max. Steigung: 15 Grad
  • Wenderadius: 21 Meter
  • Vorbereitungszeit zum Start: 30 Sekunden

Struktur der SS-20-Verbände und –Truppenteile:

Eine mit SS-20 ausgerüstete Raketendivision verfügte über vier bis sechs Regimenter, jedes mit drei Abteilungen.

Struktur des beweglichen Führungspunktes eines Raketenregimentes, das mit dem Raketenkomplex 15P645 / 15P645K "Пионер" ausgerüstet war:


  • das Führungsfahrzeug zur Gewährleitung der Führung des Regimentes und der Nachrichtenverbindung zu den Raketenabteilungen mit der Funkstation R-111 (МБУ 15В55 (для связи с рдн имеется радиостанции Р-111));
  • ein Nachrichtenfahrzeug zur Gewährleistung der Nachrichtenverbindung mit dem Divisionsgefechtsstand, ausgerüstet mit der Funkstation R-137 (МС-1 15В57 (для связи с КП рд оснащена радиостанцией Р-137);
  • ein Nachrichtenfahrzeug zur Gewährleistung der Troposphärenfunkverbindung mit der Troposphärenfunkstation R-113 "КОРВЕТ" (МС-2 Р-133);
  • ein Fahrzeug für die diensthabende Wache zur Sicherung, Verteidigung und Bewachung (Машина дежурной смены, охраны, обороны и караула МДСОО-К 15Я55);
  • ein Gefechtsstandsfahrzeug (Машина боевого поста МБП 15Я56). Dieses Fahrzeug diente zur Sicherung während des Marsches als vorausfahrendes Vermessungsfahrzeug (Bestimmung der laufenden Koordinaten des sich bewegenden Fahrzeuges, der Koordinaten des zu erreichenden Punktes, der Zielkoordinaten usw.);
  • ein Generatorfahrzeug mit zwei Diesel-Stromaggregaten (МДЭС 15Н1061М- 2 агрегата)
  • ein Küchen- und Speisesaalfahrzeug (Автомобиль-столовая 15Т117);
  • ein Fahrzeug für die Unterbringung des Personalbestandes (Автомобиль-общежитие 15Т118) und
  • weitere Transport-Kfz und Anhänger.

Struktur einer mit dem Raketenkomplex 15P645 "Pionier" ausgerüsteten Raketenabteilung:


  • zwei bzw. drei Startrampen 15U106 (СПУ 15У106) mit je einer aufgelegten Rakete;
  • wahrscheinlich drei Nachladefahrzeuge mit je einer Rakete;
  • das Führungsfahrzeug der Raketenabteilung – Fahrzeug zur Überprüfung und Startvorbereitung (Машина подготовки и пуска – МПП 15В56 bis 1977);
  • ein Fahrzeug der diensthabenden Wachaufzuges zur Sicherung, Verteidigung und Bewachung (Машина дежурной смены, охраны, обороны и караула МДСОО-К 15Я55);
  • ein Generatorfahrzeug mit zwei Diesel-Stromaggregaten (МДЭС 15Н1061М- 2 агрегата);
  • ein Fahrzeug für die Unterbringung des Personalbestandes (Автомобиль-общежитие 15Т118);
  • ein Küchen- und Speisesaalfahrzeug (машина-столовая 15Т117)
  • ein Sicherungsfahrzeug auf der Basis des SPW 60PB (машина боеваого поста 15Я56) mit dem Navigationssystem 15Ш39 und
  • weitere Transport-Kfz und Anhänger.

Auf folgender Internetseite finden Sie Bilder zu oben aufgeführten Fahrzeugen;
http://ruzhany.narod.ru/rvsn/SS_20.html (abgerufen am: 09. Nov. 2011 11:38). Es wird empfohlen, sich diese Bilder anzusehen, um eine Vorstellung von deren Größe zu erhalten.


Warum sollten die sowjetischen Streitkräfte den Raketenkomplex SS-20 in der DDR stationieren?


  • Von den Startpositionen in der Belorussischen SSR aus, lag nicht nur ganz Europa in der Reichweite des Komplexes, sondern auch Grönland, Afrika bis Nigeria und Somalia sowie der ganze Mittlere Osten. Aus diesem Grund bestand überhaupt keine militärische Notwendigkeit, die SS-20 auf dem Territorium der DDR zu stationieren. Die sowjetischen Streitkräfte haben zu keinem Zeitpunkt Raketen außerhalb ihres Territoriums stationiert, wenn sie die zu bekämpfenden Ziele durch Raketen von ihrem Territorium aus erfolgreich bekämpfen konnte.


  • Bei einer Stationierung der SS-20, eines Waffensystems mit außerordentlich hohem Kampfwert und strategischer Bedeutung, auf dem Territorium der DDR wäre dieses Waffensystem in der Reichweite einer viel größeren Anzahl von NATO-Waffensystemen gewesen, als im europäischen Teil der Sowjetunion, bis hin zur Gefährdung durch Spezialeinsatzkräften der NATO. Außerdem wäre zu Friedenszeiten eine agenturische Aufklärung auf dem Territorium der DDR möglich gewesen, was im Falle der Stationierung auf sowjetischen Territorium von der NATO zur damaligen Zeit als unmöglich angesehen wurde (siehe Kopie MfS-Dokument).


  • Die Reichweite der SS-20 ist mit 600 bis 5.000 (4.700) km angegeben. Wenn die SS- 20 vom Territorium der DDR aus gestartet worden wäre, hätte sie nach Brennschluß bereits das Territorium der BRD, den wichtigsten Standort der NATO für vorwärts basierte Kernwaffensysteme, schon überflogen, ehe sie gegen Ziele einsetzbar gewesen wäre.


  • Der hohe Kampfwert des SS-20-Systems war zum großen Teil in seiner, für ein solches System, außerordentlich hohen Mobilität begründet. Zur Gewährleistung der Mobilität und damit den Schutz dieses Systems fehlte in der DDR einfach der dazu notwendige Raum bzw. das notwendige Territorium. Man stelle sich vor diese "Klopper" mit einer Länge von knapp 17 Metern und einem Gewicht von 84 Tonnen wären Tag und Nacht durch die DDR gefahren. Dafür war ein großer Teil unserer Infrastruktur gar nicht geeignet und die Tarnung wäre ebenfalls nicht gewährleistet gewesen.


  • Es fehlte in der DDR einfach die Fläche um die jeweils drei in einem SS-20-Regiment vorhandenen Raketenabteilungen in einer Entfernung von ca. 20 km voneinander "gedeckt" unterzubringen und zu entfalten (siehe Kopie MfS-Dokument Nr. 310 / 86).


  • Bei Betrachtung der zu einer Raketenabteilung und zu einem Raketenregiment gehörenden Fahrzeuge wird deutlich, daß so etwas zu keinem Zeitpunkt in der ehemaligen DDR und erst recht im Großraum Truppenübungsplatz Ohrdruf zusehen gewesen ist. Bilder siehe Internetseite: http://ruzhany.narod.ru/rvsn/SS_20.html (abgerufen am: 09. Nov. 2011 11:38).


  • Zu einem SS-20 Stellungsbereich gehörten 9 Schutzhallen (Schiebedachgaragen) und drei Versorgungsbunker, je einer für 3 Schutzhallen. Außerdem warenweitere Gebäude und Hallen zur Aufnahme der für den feldmäßigen Einsatz benötigten Fahrzeuge und Ausrüstung vorhanden. Ich bin mir sicher, daß so eine "Wirtschaft" sich zu keinem Zeitpunkt in der DDR bzw. in Thüringen befunden hat. (Siehe Stationierungsübersicht in der von mir oben angegebenen Kopie des MfS-Dokumentes Nr. 310/86.)

    Übrigens ist mir bis zum heutigen Zeitpunkt auf dem Territorium der DDR auch keine Bewegliche Reparatur-Technische Basis unter die Finger gekommen, die die Raketenkomplexe vom Typ SS-20 hätte sicherstellen können.

Siehe auch Ausführung auf folgender Internetseite http://www.bunkernetzwerk.de/invboard/index.php?act=ST&f=1&t=1866& (abgerufen am 09. Nov. 2011 12:30).

Auszug aus einer Kopie eines Dokumentes Nr. 310 / 86 des MfS, die sich auf folgender Internetseite befindet:

http://www.php.isn.ethz.ch/collections/colltopic.cfm?lng=en&id=17276&navinfo=15296 (abgerufen am 30. Okt. 2011 17:14)

Der nachfolgende Auszug zeigt eindeutig, daß eine Stationierung auf dem Territorium der DDR und erst recht nicht im Großraum um oder auf dem Truppenübungsplatz Ohrdruf nicht erfolgt sein kann.

"Der Einsatz der gegenwärtig im Bestand der Truppen stehenden Raketen erfolgt nach gegnerischen Feststellungen (Anm. d. Verf. – damit ist die NATO gemeint) in zwei Versionen:

1. Einsatz aus vorbereiteten, vorvermessenen Feldstellungen

Die bei Übungen vom Gegner erkannten Feldstellungen liegen in der Regel in einem Umkreis von ca. 30 km um den Friedensstellungsbereich. Die SS-20-Transport- undStartfahrzeuge mit aufgelegter Rakete beziehen vornehmlich an Waldrändern in ca. 1 km Entfernung zu befestigten Straßen Stellung. In dieser Einsatzart lockert das SS-20 Regiment (Struktur und Standortverteilung s. Anlage 4) in drei einzelnen Abteilungen auf, die etwa 20 km Abstand voneinander besitzen.

Der Mindestzeitbedarf für den Raketenstart aus vorvermessenen Feldstellungen hängt primär von der Zielkategorie ab. Gehärtete Punktziele erfordern eine hohe Treffgenauigkeit und somit ein sehr genaues Ausrichten der Trägheitsplattform (Kreisel) der Rakete. Bei ungehärteten Flächenzielen ist die Treffgenauigkeit weniger relevant. Hier genügen 45 – 60 Minuten für die Justierung der Navigationskomponenten. Daher wird davon ausgegangen, daß die Rakete bereits 60 Minuten nach Beziehen einer vorbereiteten Feldstellung startbereit sein kann. Sind die Systeme bereits justiert, kann die Startbereitschaft innerhalb von 5 – 15 Minuten hergestellt werden.

2. Einsatz aus dem Friedensstellungsbereich (Schiebedachgaragen)

Die Startbereitschaft aus höchster Alarmstufe kann in 5 – 15 Minuten hergestellt werden, wobei zum Öffnen der Schiebedachgarage etwa 7 bis 15 Minuten benötigt werden. Bei ständiger Gefechtsbereitschaft beträgt der Zeitbedarf zwischen Alarmierung und Start der Rakete etwa 20 – 30 Minuten. …"

An anderer Stelle dieses Dokumentes wird zur Aufklärung dieses Raketenkomplexes folgendes ausgeführt:

"Der Gegner (Anm. d. Verf. – die NATO) geht davon aus, daß eine zeitlich und geografisch lückenlose Überwachung der für den Einsatz gegen Ziele auf europäischem Territorium geeignete Räume auf unerlaubte oder zusätzliche Stationierung durch agenturische Beobachtung trotz möglicher Zufallsergebnisse ausgeschlossen ist. Derzeit sei kein NATO-Staat in der Lage, eine Überwachung von Stationierungsbeschränkungen oder –verboten ausschließlich durch agenturische Quellen zu gewährleisten. Die Aufklärung durch technische Aufklärungsmittel ist ebenfalls bestimmten Einschränkungen unterworfen. Eine Aufklärung fester SS-20-Stellungsbereiche durch Fotosatelliten wird sich vorwiegend auf die Infrastruktur beschränken müssen. Es gilt als sehr problematisch festzustellen, ob Schutzhallen bzw. Schiebedachgaragen mit dem Waffensystem belegt sind oder nicht. Eine zeitlich lückenlose Satellitenüberwachung eines SS-20-Stellungsbereiches ist auf Grund der Satellitenbahnen und von Wettereinflüssen nicht möglich. Die Feststellung von SS-20-Komplexen im mobilen Einsatz außerhalb der festen Stellungen wird wegen möglicher Tarn- und Täuschungsmaßnahmen, der erforderlichen lückenlosen Fotoabdeckung von größeren Teilen der UdSSR und der notwendigen Bildauswertung als nicht realisierbar angesehen. Nahezu identische Probleme treten bei dem Einsatz satellitengestützter Infrarotsensoren auf. …
Die SS-20 ist bezüglich der Abstrahlung elektromagnetischer Energie ein passives System. Die Erfassung von Funkmeßsignalen ist daher nicht möglich. …

Der Gegner geht davon aus, daß bei einer beabsichtigten Vertragsverletzung durch die UdSSR mit der Anwendung denkbarer Tarn- und Täuschungsmaßnahmen zu rechnen wäre. Dazu gehört, daß die UdSSR die Überflüge von US-Aufklärungs-satelliten erfaßt sowie die Überflugzeiten und aufklärbaren Räume genau berechnet und gegebenfalls Warnung an betroffene Truppen übermittelt werden (Anm. d. Verf. – Diese Verfahrensweise habe ich als Gehilfe des operativen Diensthaben eines NVA-Verbandes selbst erlebt. Über Telefon erhielten wir ein entsprechendes Signal und mußten sofort die entsprechen unterstellten Einheiten warnen.)
Gegenwärtig (Anm. d. Verf. – 1986) kann ein aufzuklärender Ort in der UdSSR höchstens zweimal pro Tag von US-Aufklärungssatelliten überflogen werden. Durch meist vorherrschende ungünstige Wetterbedingungen und den Tag/Nacht-Rhythmus können Fotosatelliten und Sensoren im sichtbaren Frequenzbereich des Lichtes nur begrenzt genutzt werden."

Zusammenfassung:

Auch wenn jetzt einige Forumuser (damit waren die User des Jonastal-Forums gemeint -Anm.d.Verf.) enttäuscht sind, muß festgestellt werden, daß zu keinem Zeitpunkt Mittelstreckenraketensysteme vom Typ 15P645 "Пионер" (РСД-10) Nato-Code: SS-20 "SABER", auf dem Territorium der ehemaligen DDR stationiert waren.

Ent- und Verladungen im Großraum um den Truppenübungsplatz Ohrdruf sowie Verlegungen von ballistischen Boden-Boden-Raketen im Großraum um und auf dem Truppenübungsplatz Ohrdruf hat es mit Sicherheit gegeben, aber da kommen u. a. nur folgende Komplexe in Frage:


  • der sowjetische Frontflügelraketenkomplex FKR-1 KS-7 / 4K78, Nato-Code: SSC-2A "SALISH"
  • Sowjetische Frontflügelraketenkomplex FKR-2 S-5 / 4K95, Nato-Code: SSC-1A "SHADDOCK"
  • das sowjetisches TR-System 2K6 "Luna", Nato-Code: FROG-2, -3, -4, -5 u. -6 auf Startrampe 2P16 (PT-76)
  • das sowjetisches TR-System 9K52 "Luna M", Nato-Code: FROG-7 auf Startrampe 9P113 (SIL-135 LM)
  • der sowjetische OTR-Komplex mit der Rakete R-11 "Зе́мля" / 8A61, Nato-Code: SS-1B "SCUD-A" auf Startrampe 2U218 (ISU-152K)
  • der sowjetische OTR-Komplex mit der Rakete R-11M / 8K11, Nato-Code: SS-1B "SCUD-A" auf Startrampe 2P19 (ISU-152K)
  • das sowjetisches OTR-System 9K72, Nato-Code: SS-1C/D/E "SCUD –B/C/D auf Startrampe 9P117 (MAZ-543)
  • das sowjetisches TR-System 9K79 "Totschka", Nato-Code: SS-21 "SCARAB" auf Startrampe 9P129
  • das sowjetisches OTR-System 9K714 "Oka", Nato-Code: SS-23 "SPIDER" auf Startrampe 9P71 (BAZ 6944)
  • sowjetische Fla-Raketensysteme aller Art auf Räder- und Kettenfahrzeugen und
  • Raketensystem der LaSK der NVA.

Es besteht die Wahrscheinlichkeit, daß mit folgenden Raketenkomplexen ausgerüstete Raketenabteilungen auf dem Truppenübungsplatz Ohrdruf stationiert waren:


  • das sowjetisches TR-System 2K6 "Luna", Nato-Code: FROG-2, -3, -4, -5 u. -6 auf Startrampe 2P16 (PT-76)
  • das sowjetisches TR-System 9K52 "Luna M", Nato-Code: FROG-7 auf Startrampe 9P113 (SIL-135 LM)
  • das sowjetisches TR-System 9K79 "Totschka", Nato-Code: SS-21 "SCARAB" auf Startrampe 9P129


  • Wann und in welchem Zeitraum sich die zur 39. Garde-Mot-Schützendivision gehörende 1563. selbständige Raketenabteilung auf dem Truppenübungsplatz Ohrdruf stationiert war, muß noch endgültig geklärt werden. Bisherige Informationen verschiedenen Quellen besagen, daß diese RA zusammen mit den selbst. RA der 27. und der 57. Garde-MSD bis 1988 in Wörmlitz / Halle stationiert war und durch die in Heide / Halle stationierte BRTB u.a. mit Spezialgefechtsköpfen sichergestellt wurde. Mit Sicherheit gab es erst ab 1988 die Arnstadt-Rudisleben stationierte 449. RBr mit 12 Startrampen TRS 9K79 "Totschka" (SS-21 "SCARAB"). Diese RBr ist aus der 329. RA der 57. GMSD, der 345. RA der 79. GPD und der 1563. RA. der 39. GMSD gebildet worden.

Zu Übungszwecken können sich auch noch andere Raketensystem auf dem Truppenübungsplatz Ohrdruf befunden haben, darunter das sowjetisches OTR-System 9K714 "Oka", Nato-Code: SS-23 "SPIDER" auf Startrampe 9P71 (BAZ 6944).

Das größte Raketenkomplex der sowjetischen Truppen, der sich auf dem Territorium der DDR befunden hat, war das operativ-taktische Raketensystem 9K76 "Temp-S", Nato-Code: S-12/SS-22 "SCALEBOARD" auf Startrampe 9P120 (MAZ-543A) mit einer Reichweite von ca. 950 Kilometer. Im Vergleich zur SS-20 (Gewicht der Rakete ca. 35 Tonnen) war die zu diesem Komplex gehörende Rakete 9M76 mit einem Gewicht von nur ca. 9,3 Tonnen ein Leichtgewicht. Aber selbst dieser Raketenkomplex hat zu keinem Zeitpunkt den Truppenübungsplatz Ohrdruf gesehen.


Gruß

Panzerzwerg
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Panzerzwerg,

vielen Dank für die umfassende & öffentliche Bereitstellung dieser Information bei uns hier im Forum. Insbesondere auch des verlinkten PDF-Dokumentes. Dieses ist ja nicht nur auf Bezug SS-20 aufschlußreich.

Ich möchte im Zusammenhang ergänzend nochmals einen Thread hier bei uns dazu erwähnen »

http://forum.hidden-places.de/showt...utter-bei-die-Fische!?highlight=butter+fische

eigentlich waren alle Protagonisten hier im Forum daran beteiligt. Es waren damals insgesamt ziemlich kontroverse Diskussionen hier, es hat auch (mit) zu grundsätzlichen Zerwürfnissen beigetragen. Einige sind hier nicht mehr aktiv, andere haben sich gar als User löschen lassen (es ist ja zu erkennen).

Wie gesagt als Demonstration, daß schon damals an sich die Richtung der Diskusssion zur Sache hier klar war.

Grüße Frank
 
Es besteht die Wahrscheinlichkeit, daß mit folgenden Raketenkomplexen ausgerüstete Raketenabteilungen auf dem Truppenübungsplatz Ohrdruf stationiert waren:
  • das sowjetisches TR-System 2K6 "Luna", Nato-Code: FROG-2, -3, -4, -5 u. -6 auf Startrampe 2P16 (PT-76)
  • das sowjetisches TR-System 9K52 "Luna M", Nato-Code: FROG-7 auf Startrampe 9P113 (SIL-135 LM)
  • das sowjetisches TR-System 9K79 "Totschka", Nato-Code: SS-21 "SCARAB" auf Startrampe 9P129
Mit ziemlicher Sicherheit sogar, eben von der heimischen Division. Seit den 1980er-Jahren auszumachen in den erdüberdeckten Garagen, unmittelbar östlich der Garnison Ohrdruf.
Ansonsten an Raketen auf dem TÜP das ebenfalls zur heimischen Division gehörende Flugabwehrregiment, seit den 1970er-Jahren mit SA-6/KUB ausgerüstet. Gerätebereich, Unterkunft und Stellung sind bekannt. Mitten auf dem TÜP, unmittelbar nördlich an das komischen Depot mit den Traglufthallen angrenzend.
 
Hallo Büttner,

Nachfolgend ein paar Bruchstücke aus meinem noch nicht fertiggestellten Beitrag "8. Gardearmee", denn ich über kurz oder lang im Forum veröffentlichen werde. Zuvor stelle ich aber, wie versprochen, etwas zum Thema "BRTB" ins Forum.

2. Grobgliederung und Dislozierung der 8. Gardearmee

Zur 8. Gardearmee gehörten folgende Panzer- und Mot.-Schützendivisionen:

Division
PR
MSR
SFL-AR
FRR
27. GMSD
1
3
1
1
39. GMSD
1
3
1
1
57. GMSD
1
3
1
1
79. GPD
3
1
1
1
Gesamt:
6
10
4
4

Bemerkung:
Die 27. GMSD verfügte nur bis 1989 über ein selbst. PB.
Die 39. GMSD verfügte nur bis 1989 über ein PR. Im Verlaufe des Jahres 1989 wurde das PR in ein MSR (SPW) umformiert.

2.1 Struktur der 8. Gardearmee mit Stab in Nohra mit
(8 гвардейская общевойсковая армия – 8 гоа, в/ч пп 61877, позывной "Октава")
Quelle: http://www.gsvg.ru/gsvg_8.htm (abgerufen am: 29. Nov. 2011)

2.1.1 unterstellte Divisionen

die 27. Garde-Mot.-Schützendivision (27 гв. мотострелковая дивизия –
27 гмсд, в/ч пп 35100, позывной "Калуга") mit Stab in Halle mit:


> der 324. selbst. Raketenabteilung (324 отд. ракетный дивизион – 324 ордн,
в/ч пп 55460) bis zur Formierung der 449. RBr (449 рбр) im Jahre 1988 in
Halle-Wörmlitz, danach wahrscheinlich in Arnstadt-Rudisleben.

Laut folgender Internetseite http://wap.halle55.borda.ru/?1-13-0-00000002-000-
60-0 (abgerufen am 16. Dez. 2012 17:22) waren in Halle folgende selbst. RA
stationiert:

- die 324. selbst. RA (в/ч пп 55460) der 27. GMSD
- die 1563. selbst. RA (в/ч пп 63601) der 39. GMSD und
- die 329. selbst. RA (в/ч пп 22409) der 57. GMSD.

Der Stationierungszeitraum dieser drei RA in Halle-Wörmlitz ist nicht genau
feststellbar, da nach übereinstimmenden Mitteilungen ehemaliger sowjetischer
Militärangehöriger z. B. die zur 57. GMSD gehörende 329. selbst. RA (в/ч пп
22409) mit der Nr. 22409 über einem längeren Zeitraum auf dem Tr.Üb.Pl.
Ohrdruf stationiert war. Im Truppenlager Ohrdruf gab es extra ein Gebäude für
diese RA.


der 39. Garde-Mot.-Schützendivision (39 гмсд, в/ч пп 38865, позывной "Торий") mit Stab in Ohrdruf mit:

> der 1563. selbst. Raketenabteilung (1563 ордн) bis zur Formierung der
449. RBr (449 рбр) im Jahre 1988 in Halle-Wörmlitz, danach wahrscheinlich in
Arnstadt-Rudisleben.

Ein ehemalige Angehöriger (Анатолий Лисицын) der RA mit der Nr. 22409
schrieb auf der Internetseite http://my.mail.ru/community/bilo/guestbook, daß er
von 1963 bis 1966 in der Selbstst. RA mit der o. g. Nummer gedient hat. Diese
Nr. ist aber die Nr. von der 329. selbst. RA (329 ордн, в/ч пп 22409, позывной
"Карбозит"), die der 57. GMSD unterstellt war.

Ein weiterer Angehöriger schreibt auf der Internetseite
http://nazadvgsvg.ru/viewtopic.php?id=507&p=5 (abgerufen am: 15. Jan. 2012
15:37), daß er vom April 1982 bis April 1984 in der selbst. RA mit der Nr.
22409 in Ohrdruf gedient hat. Er schreibt, daß er Ende 1983 im Bestand dieser
RA zum Schießen in Kapustin Jar war und daß diese RA in der Nacht vom 30.
zum 31. Dez. 1983 in Crawinkel entladen wurde. Er gibt auch genau den Block
im Truppenlager Ohrdruf an, in dem dieses RA untergebracht war.

Auf der Internetseite http://wap.halle55.borda.ru/?1-11-0-00000035-000-40-0
schreibt ein ehemaliger Angehöriger der 27. GMSD unter dem Nickname –
"Сергей": daß in Halle, die zur 57. GMSD gehörende 329. selbst. RA und die
zur 39. GMSD gehörende 1563. selbst. RA mit der zur 27. GMSD gehörenden
324. selbst. RA stationiert war.

Aus diesen Mitteilungen folgt, daß es auf dem Tr.Üb.Pl. Ohrdruf von Anfang
der 1960er Jahre bis in die zweite Hälfte der 1980er-Jahre nicht nur zeitweilige
sondern auch längerfristige Stationierungen von einer RA gegeben hat, die mit
taktischen Raketen ausgerüstet war.

Es scheint sogar so gewesen zu sein, daß es Zeiträume gegeben hat, wo zwei
mit taktischen Raketen ausgerüstete RA auf dem Tr.Üb.Pl. Ohrdruf stationiert
waren.

Vor der Formierung der 449. RBr waren die selbstst. RA der drei GMSD der
8. Gradearmee aber in einem nicht feststellbaren Zeitraum anscheinend in
Halle stationiert. Die RA der ebenfalls zur 8. Gardearmee gehörenden 79. GPD
war ständig in Weimar stationiert.

der 57. Garde-Mot.-Schützendivision (57 гмсд, в/ч пп 38860, позывной
"Мизинец") mit Stab in Naumburg mit:

> der 329. selbst. Raketenabteilung (329 ордн, в/ч пп 22409) bis zur
Formierung der 449. RBr (449 рбр) im Jahre 1988 in Halle-Wörmlitz, danach
wahrscheinlich in Arnstadt-Rudisleben.

Aus einigen Quelle geht hervor, daß diese RA zeitweise auch auf dem
Tr.Üb.Pl. Ohrdruf gewesen sein soll (siehe oben).

der 79. Garde-Panzerdivision (79 гвардейская танковая дивизия – 79 гтд, в/ч пп 58950, позывной "Ледорез") mit Stab in Jena mit:

> der 345. selbst. Raketenabteilung (345 ордн) bis zur Formierung der
449. RBr (449 рбр) im Jahre 1988 in Halle-Wörmlitz, danach wahrscheinlich in
Arnstadt-Rudisleben.


2.1.2 direkt unterstellte Verbände, Truppenteile und Einheiten


  • die 11. Raketenbrigade (11 гв. ракетная бригада – 11 гврбр, в/ч пп 57574, позывной "Бунтарь") mit Stab und einer RA mit 4 Startrampen in Weißenfels und zwei RA mit 12 Startrampen in Jena-Forst. Ausrüstung der 11. RBR:

    > vor 1984 mit dem OTR-Komplex 9K72 (SS-1C "SCUD 1B"),
    > von 1984 bis 1988 mit dem OTR-Komplex 9K714 "Oka" (SS-23 "SPIDER") und
    > ab 1988/89 wieder mit OTR-Komplex 9K72 (SS-1C "SCUD 1B").

    In der Zeit von 1984 bis 1988 befand sich in Weißenfels ein selbst. Regiment "Oka" mit 4 Startrampen, 6 Einsatzraketen, 18 Lehrraketen und 3 Transport- und Ladefahrzeugen und in Jena-Forst eine selbst. Brigade "Oka" mit 12 Startrampen, 47 Einsatzraketen, 3 Lehrraketen und 9 Transport- und Ladefahrzeugen. In dieser Zeit war diese RBr wahrscheinlich nur pro Forma der 8. Gardearmee unterstellt.


  • die 11. Bewegliche Raketentechnische Basis (11 подвижная ракетно-техническая база – 11 пртб, в/ч пп 11817) war in Altenhain bei Brandis stationiert. Sie war wahrscheinlich für die Sicherstellung der mit OTR ausgerüsteten und in Weißenfels und Jena-Forst stationierten 11. RBr zuständig.
    Quelle: Kersten, O., Garnisonen der NVA und GSTD. Copyright 2011 Verlag Dr. Köster, 1. Auflage Dezember 2011. S. 122


  • die 449. Raketenbrigade (449 ракетная бригада – 449 рбр, в/ч пп 93861, позывной "Тейво") mit Stab in Arnstadt-Rudisleben mit 12 Startrampen TRS 9K79 "Totschka" (SS-21 SCARAB"), gebildet 1988 aus:

    > der 324. selbst. RA (в/ч пп 55460) der 27. GMSD
    > der 1563. selbst. RA (в/ч пп 63601) der 39. GMSD
    > der 329. selbst. RA (в/ч пп 22409) der 57. GMSD und
    > der 345. selbst. RA (в/ч пп ?????) der 79. GPD, stationiert in Weimar.

    Die RBr hatte 10 R-145 BM im Bestand. Vor der Formierung der 449. RBr sollen die 324. selbst. RA (27. GMSD), die 329. selbst. RA (57. GMSD) und die 1536. selbstst. RA (39. GMSD) zusammen mit der ??. BRTB in Halle stationiert gewesen sein.


  • die ????. Bewegliche Raketentechnische Basis (????. подвижная ракетно-техническая база – ? ???. пртб в/ч пп 38673) war in Halle-Heide stationiert. Sie war für die mit TR ausgerüsteten selbstständigen Raketenabteilungen der
    8. Garde-Armee vorgesehen.

    Ein ehemaliger Angehöriger der GSSD teilte über die ????. BRTB (в/ч 38673) folgendes mit: "Die BRTB в/ч 38673 (РВиА) zählte zur Waffengattung Raketentruppen und Artillerie. Offensichtlich stellte sie die selbstständigen Raketenabteilungen sicher. Sie war geheim. Sie gehörte nicht zum Bestand der Division. Sie war der 8. Garde-Armee unterstellt." (http://wap.halle55.borda.ru/?1-11-0-00000034-000-10001-0 (abgerufen am: 10. Nov. 2011 17:31)


Ein interessanter Auszug aus dem Internet zur BRTB in Halle-Heide

http://wap.halle55.borda.ru/?1-11-0-00000021-000-10001-0

Сергей: По поводу воспоминаний-- СПАСИБО!! Это то, что нам нужно и не хватает! В 60-70 годах в состав МСД были включены ОРДн. В то время секретность этих подразделений была такая, что почти никто не знал их подчинённость. В составе 27 гв МСД был 324 ОРДн (в\ч пп55460). Так же тут стояли -1563 ОРДн - 39 гв МСД и 329 ОРДн - 57 гв МСД. ( все подчинялись 8 гв ОА) В 80-х годах (кажется в 83 или 86 г) все они вошли в состав 449 РБР (Арнштатд??) Как правило ранее отдельный ракетный дивизион располагал 3-4 пусковыми ракетными установками 9К79 «Точка» и 2 КШМ Р-145БМ. Все эти данные из справочников по дислокации частей в ГСВГ.(например Ленского) Для обслуживания подобных ОРД была здесь в Хайде расположена для них и ПТРБ (которая, как я говорил, как правило находилась на удалении от ОРД и обслуживала не менее 3-х ОРДн и о ней вообще нет никаких данных ни в одном справочнике!! Но она здесь точно стояла!) Стояла вплоть до выхода дивизии в Союз. Вот цитата под-ка Сунцева В.П. на нашем форуме (два года назад) на мой вопрос, что у нас вроде бы не было ОРДн Уважаемый Сергей! Не надо ничего искать. В 27гв мсд не могло не быть ордн 9К52 "ЛунаМ",т.к. во всех дивизиях они были и, как правило, дислоцировались в одном нас.пункте, поэтому их и считали как отд.армейские части (тогда они были строго секретны и подчиненность их не афишировалась). В 20гв ОА все три ордн стояли тоже в одном гарнизоне(Ютербог).С уважением.В.Сунцев. Добавлю ссылку на сайт Сунцева В.П. http://www.dunay1968.ru/ Был он в 68-70 годах офицером управления РВиА 20 гв ОА ГСВГ, думаю он в этих делах знал кое-что, ( позже он был ст.офицер РВиА 8 Т А.)


http://nazadvgsvg.ru/viewtopic.php?id=507&p=5 (abgerufen am 23.11.2011 07:38)
Ордруф-Вурцен, пп22409, 1982-1985г.г
Огромнейший привет всем "Ордруфцам".Служил в ОРДН полевая почта 22409 с апреля1982 по апрель 1984 го.Первые полгода жили по "кубрикам" в стареньких домах немецких рядом с парком боевых машин.Парк был рядом с паркорм танкистов.Потом штаб наш остался там же,а в наши "кубрики" поселили БУиАР дивизии.С осени 82 го перебрались в так называемую "новую казарму"-пятиэтажка ,построенная напротив ОРВБ.Занимали там весь первый этаж,вход был отдельный,с другой стороны здания был вход на верхние этажи,там жили бойцы 120 мотострелкого полка."Пушки" в петлицах одевали только дембеля на парадки,домой
C:\DOKUME~1\User\LOKALE~1\Temp\msohtmlclip1\01\clip_image001.gif
,а так ходили,кто во ,что горазд,"водилы","связисты",но в основном "танкисты" так,как с первого дня всем "разьясняли",что мы "отдельная 10я танковая рота" и ни как иначе. Питаться ходили в столовую танкового полка.И однажды "нарвались" таки на весьма сурового полковника-танкиста.Дивизион вёл на обед сержант(жаль не вспомню фамилию,помню с РТВ) ,полковник остановил нас и задаёт вопрос-почему идём без песни,что за подразделение?Сержант,как и положено отвечает -отдельная 10я танковая рота.Полковник побагровел аж. "Сынок,я начальник бронетанковой службы дивизии,нет в дивизии такой роты!Что за подразделение?!" И так раза три.Наш сержант держиться молодцом,гнёт своё-отдельная 10я танковая рота.Короче стояли минут 30,пока посланный из задних рядов боец бегал за дежурным по части("дедушки"сообразили,что из за соблюдения "режима" можно остаться без обеда в лучшем случае).
Осенью 1983-го "смотались" в Капустин Яр,где всё сделали на отлично. Страшно боялись встретить Новый 1984 год в эшелоне,но успели,выгружались в Кравинкеле в ночь с 30 го на 31-е и с "колёс" на праздник.

http://my.mail.ru/community/bilo/guestbook
Я служил 1963-66г в отдельном ракетном дивизионе вч22409 г.Ордруф. Как это было недавно,как это было давно.Хотел бы найти сослуживцев.Двоих уже нашел,это Борис Хинич и Владимир Савицкий.Спасибо интернету,что через 45лет мы смогли найти друг друга и вспомнить нашу службу,сослуживцев и друзей.Отзовитесь друзья однополчане.Всех с наступающим Новым 2012годом.Здоровья,счастья вам.

Ich habe noch mehrere Auszüge aus dem Internet, die muß ich erst einmal sortieren.


Aber die folgenden Internetadressen sind interessant. Nach dem Entpacken findet man paar Karten auf den die Lage der Garnison Ohrdruf eingezeichnet ist, u. a. auch die RA und das die selbst. ABr.

В данной работе представлено иллюстрированное исследование истории военного полигона около немецкого города Ордруф, где я служил в Советской армии. Отдельно выложены карты города и полигона, с обозначением упоминаемых объектов. Здесь и памятные места самого города, ведущего свое начало с VIII века, и насыщенная событиями история полигона. Ордруфский военный полигон, основанный в 1871 году, служил учебной базой и для кайзеровских, и для нацистских, советских войск, а сегодня и для бундесвера. Здесь располагались концлагеря обоих мировых войн, строились секретные объекты Зигфрид-3 и другие, находилась резервная ставка Гитлера, хранился золотой запас рейха, проводились испытания германского оружия, в т.ч. атомного, квартировались войска и снимались фильмы про войну.


1). Ohrdruf.rar, 4,51 мб (ссылка: http://golodyaev.clan.su/Public/Ohrdruf.rar) – история Ордруфа с VIII века до наших дней. С двумя фотоприложениями (91 фото).


2). map_Ohrdruf-Jonastal_1.rar, 7,84 мб (ссылка: http://golodyaev.clan.su/Public/map_Ohr … stal_1.rar) – местность снятая с Google Earth, с нанесением на нее известных мне объектов. В части первой - карты Ордруфа, гарнизона и концлагеря “Außenkommando Ohrdruf S III”.


3). map_Ohrdruf-Jonastal_2.rar, 8,58 мб http://golodyaev.clan.su/Public/map_Ohr … stal_2.rar - местность снятая с Google Earth, с нанесением на нее известных мне объектов. В части второй - укрупненная карта Ордруфа и гарнизона, объект Зигфрид-3 (SS-Führungsstab S-III) и долина Йонасталь (Jonastal).
Обсуждение материалов идет на сайте «Одноклассники», в группе «ГСВГ. 39 МСГД» и будет здесь, надеюсь.

Gruß

Panzerzwerg
 
Zuvor stelle ich aber, wie versprochen, etwas zum Thema "BRTB" ins Forum.
Hallo Panzerzwerg, zunächst mal ein Lob für Deine Beiträge und konkret auch den aktuellsten. Diese stellen eine neue Qualität hier im Forum dar. Eben weil quellenbasiert, andere Auflistungen lasse die gewünschte Transparenz vermissen, nicht so bei den von dir zusammen getragenen Informationen. Diese Arbeitsweise gefällt mir außerordentlich.

Zum Thema der selbst. Boden-Boden-Raketenabteilungen in Unterstellung der Divisionen. Hier muß ich sagen das diese üblicherweise grob am Standort des jeweiligen Divisionsstandortes stationiert waren. Ich nehme nun mit Überaschung die Vielzahl der wohl gleichzeitig in Halle stationierten Abteilungen zur Kenntniss. Zumindest für die 1980er-Jahre vermag ich nur eine einzige der aufgelisteten Abteilungen in Halle dokumentarisch anhand der Infrastrukturen nachzuweisen. Eben jene der heimischen Division. Ich möchte jetzt aber nicht so verstanden wissen das die von Dir aufgelisteten Angaben bezweifele.

In persönlicher Korrespondenz hat mir vor einigen Jahren mal jemand aus dem russischen Halle-Forum mitgeteilt das es in den 1980er-Jahren zu "Auslagerungen" von Truppenteilen der Hallenser Division gab. Beispielsweise zum Flugplatz Cochstedt, denen wurde extra eine neue Kaserne auf die Wiese gestampft. Was das für die damalige Zeit bedeutete finanziell kann sich sicherlich jeder vorstellen.

Nun aber zum eigentlichen, dem Thema Sonderwaffenlager. Die Eintragungen zu Halle sind da ja eindeutig. Um zu Ohrdruf zurück zu kommen, es sieht nicht so aus als wenn sich dort in der Garnison oder auf dem TÜP ein Sonderwaffenlager befunden hat.

Ich finde gerade Ohrdruf bezüglich Raketen relativ langweilig. Da war ja nur ein Regiment Flugabwehrraketen und ein - oder sogar zwei zeitweise - Abteilungen mit LUNA/LUNA-M und später TOTSchKA.
Mehr war da ja wirklich nicht. Irgendwelche Gerüchte hinsichtlich SS-20 in Bezug auf Raketen können sich ja nur auf die erwähnten Truppenteile beziehen. Andere Standorte waren da ja wirklich deutlich spannender.
Aber wer weiß, möglicherweise gab es irgendwo auf dem TÜP Ohrdruf sogar eine Feuerstellung für die SCUD. Einige "Kandidaten" hattest ja schon aufgezählt.

Ich habe die Befürchtung das eine Überlagerung der - kurzen aber heftigen - dt. Zeitepoche des Dritten Reiches stattfindet hinsichtlich der sowjetischen Raketen dort. Der Mix ansich ist natürlich absolut gefährlich für die Geschichtsschreibung.

Dank Deiner Ausarbeitung findet aber eine absolut löbliche Klarstellung statt, sehr gut!
 
Hallo Büttner,

danke für das Kompliment.

Dem Satz "Ich finde Ohrdruf bezüglich Raketen langweilig." stimme ich völlig zu. Auf dem Tr.Üb.Pl. Ohrdruf ist nach meinen bisherigen Erkennntissen, weder ein Sonderwaffenlager noch eine Raketenbrigade stationiert gewesen.

Die Stationierungszeiträume und Standorte der selbstständigen Raketenabteilungen der 8. Gardearmee müßen noch weiter untersucht und präzisiert werden. Ich hoffe ich finde noch genaueres. Die Hinweise aus dem Internet habe ich nur erst mal unkommentiert gesammelt.

Zum Thema Sonderwaffenlager und Bewegliche Raketentechnische Basen kommt noch ein Beitrag.

Aber ich habe ein 77-seitiges Dokument über die 223. Raketenbrigade der sowjetischen Streitkräfte im Internet gefunden, die als erste sowjetische Raketenbrigade überhaubt in der DDR stationiert war, und damit auch die erste BRTB. Wenn dieser Fakt noch nicht bekannt ist, dann würde ich einige interessante Stellen übersetzen. Diese Raketenbrigade hatte bereits in der zweiten Septemberhälfte 1958 ihre Verlegung in drei Standorte der DDR abgeschlossen:

- Führung der Brigade, Sicherstellungseinheiten und 16. selbst. RA nach Kochstedt
- 15. selbst. RA nach Oschatz
- 33. selbst. RA nach Borna.

Interessant ist die getarnte Verlegung.

Ende 1958 kam aus der UdSSR die dazugehörige BRTB zuerst nach Kochstedt. Diese verlegte nach Fertigstellung der Kaserne nach Kapen.

Weiter steht in diesem Dokument, daß Ende 1958 /Anfang 1959 ist aus der UdSSR die 77. RBr nach Weißenfels und weiteren Standorten verlegte. Dies war die zweite OTR-Brigade, die in die GSSD eingegliedert wurde.

Also, wenn es noch nicht bekannt ist, werde ich ein Teil übersetzen und natürlich die Quelle angeben.

Gruß

Panzerzwerg
 
Hallo AndreM1965,

danke für die Korrektur, Du hast natürlich recht. Die Qualität eines Forums lebt vom Feedback.

Panzerzwerg
 
Also, wenn es noch nicht bekannt ist, werde ich ein Teil übersetzen und natürlich die Quelle angeben.
Hallo Panzerzwerg,
ich weiß schon mal das es neben mir auch Martin Ebert interessiert - wegen dem Kochstedt-Bezug - der Artikel von ihm zu (nicht) SS-20 in Wittenberg liegt Dir ja vor. Kochstedt wird ja dort auch erwähnt.

Ansonsten scheint sich ja auf russischer Seite einiges zu passieren hinsichtlich ihrer Stationierungsgeschichte hier in Deutschland. Das es da umfängliche Abhandlugen über eine Raketenbrigade nun schon gibt war mir dato neu.

Achte mal auf die Zugriffszahlen von diesem Thema hier :eek:
 
Hallo Büttner,

ich fange dann mal an. Es gibt übrigens auch einen Beitrag über eine BRTB mit deren Aufgaben, Struktur und einigen Bildern. Zu den in der ehemaligen DDR stationierten Temp-S habe ich auch etwas gefunden, daß z. B. Raketen und Gefechtsköpfe erstmalig in der Geschichte der sowjetischen Raketentruppen und Artillerie der LaSK hinter einen "gemeinsamen Zaun" lagen.

Panzerzwerg
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich denke das Du mit diesem Thema hier an der richtigen Stelle bist. Frank hatte dazu schon was angedeutet. Aber nur Mut!
 
Wir könn(t)en es später bei Bedarf ja auch gern Aufsplitten. Bei dem strukturierten Herangehen hier im Thread überhaupt kein Problem.

Grüße Frank
 
Wirklich eine Super Arbeit!!!!!

Hallo Büttner,

Aber ich habe ein 77-seitiges Dokument über die 223. Raketenbrigade der sowjetischen Streitkräfte im Internet gefunden, die als erste sowjetische Raketenbrigade überhaubt in der DDR stationiert war, und damit auch die erste BRTB. Wenn dieser Fakt noch nicht bekannt ist, dann würde ich einige interessante Stellen übersetzen. Diese Raketenbrigade hatte bereits in der zweiten Septemberhälfte 1958 ihre Verlegung in drei Standorte der DDR abgeschlossen..................
Gruß

Panzerzwerg

Das würde bedeuten, das genannte Raketenbrigade noch vor den beiden RA der 72. Ingenieurbrigade ihren Dienst in der DDR aufnahmen.

Bertifft das auch die Bewegliche Raketentechnische Basen?
 
Hallo AndreM1965,

ja, ich habe bereits im Herbst 2011 in meinem Heimatforum ("Joanstal-Verein") dazu einen entsprechenden Beitrag veröffentlicht. Wie mit Büttner und Frank K. abgesprochen , werde ich in den nächsten Tagen dazu hier im Forum einen längeren Beitrag zu diesem Thema veröffentlichen. Vorerst soviel:

Wie ich bereits geschrieben habe, beendete die 233. RBr in der ersten Septemberhälfte 1958 ihre Verlegung in die DDR und endete 1958 folgte ihr aus der UdSSR die dazugehörige BRTB vorerst nach Kochstedt. Die BRTB verlegte nach Fertigstellungder Kaserne nach Dessau-Kapen.

1959 wurden die Raketenabteilungen der Brigade auf den beweglichen Raketenkomplex R-11M mit der selbstfahrenden Kettenstartrampe 8U218 und der Rakete mit Kernsprengkopf umgerüstet.

Wie bereits gesagt, werde ich in den nächsten Tagen aus der vorliegenden Quelle einige interessante Teile übersetzen. Dies trägt sicher dazu bei, noch vorhandene Informationsdefizite zu beseitigen und einige Gerüchte aus der Welt zu schaffen.

Panzerzwerg
 
Wie bereits gesagt, werde ich in den nächsten Tagen aus der vorliegenden Quelle einige interessante Teile übersetzen. Dies trägt sicher dazu bei, noch vorhandene Informationsdefizite zu beseitigen und einige Gerüchte aus der Welt zu schaffen.
Ja, wir harren in freudiger Erwartung dem angekündigten Beitrag. Post ist jetzt grad unterwegs zu Dir übrigens.
 
Hallo Büttner,

ich war heute arbeiten. Auch als Rentner greif meiner Firma ab und zu noch einmal unter die Arme. Aber die nächsten Tage sind der 233. RBR gewidmet. Hoffentlich schimpft ihr nicht, der Beitrag wird etwas länger, weil in diesem Dokument wirklich gute Infos enthalten sind. Soll ich den Beitrag, es werden mehrere Teile, hier einfach als Antwort eingeben?

Ich bin schon auf das Buch gepspannt.

Panzerzwerg
 
" 15P653 "Pionier UTTX" mit der Rakete 15Ж53-УТТХ"

Der GRAU-Index der Rakete des Komplexes 15P653 war nicht "15Ж53-УТТХ" sondern nur "15Ж53". "Pionier UTTX" nur dann, wenn Rakete 15Ж53 im Bestand!

"Startrampe: > 15U106, auf der Basis des sechsachsigen МАZ-573В

"MAZ-573B" ist falsch. Das Basisfahrzeug der Startrampe 15U106 war ein MAZ-547W. Die Startrampe des "PIONER-UTTCh"-Komlexes (15U136) hatte übrigens als Basisfahrzeug die weiterentwickelte Version MAZ-7916.

Nato-Code: > SS-20 "SABER mod1" für 15P645"

Der "NATO-Code" für die SS-20 ist "SABER". SS-20 ist der Code des Weapons & Space Systems Intelligence Committee, der der DIA, dem Nachrichtendienst der US-Streitkräfte, zuarbeitet.

"Bis zum Zeitpunkt der Erreichung des annähernden strategischen atomaren Gleichgewichtes zwischen der USA und der UdSSR in der Mitte der 1970er Jahre war die Führung der sowjetischen Raketentruppen mehr als zehn Jahre mit der Modernisierung und der Erhöhung der Anzahl ihrer Interkontinentalraketen beschäftigt und richtet wenig Aufmerksamkeit auf die Weiterentwicklung ihres Mittelstreckenraketenpotentials. Dieser Zustand änderte sich in der zweiten Hälfte der 1970er Jahre als die politische und militärische Führung der UdSSR erkannte, daß Europa der Hauptkampfplatz in der möglichen Auseinandersetzung mit dem "Weltimperialismus" sein wird. Nach dem es der UdSSR in der vergangenen Jahren mit positiven Ergebnissen gelungen war, den mobilen Raketenkomplex operativer Bestimmung 9K76 vom Typ "Temp-S". NATO-Code: SS12 / S-22 "SCALEBOARD" zu entwickeln und in die Bewaffnung der sowjetischen Streitkräfte einzuführen, entschloß man sich die neue Generation der ballistischen Mittelstreckenraketen ebenfalls auf "auf Räder zu stellen". Damit sollte deren Unverwundbarkeit vor den Vernichtungsmitteln des wahrscheinlichen Gegners gesichert werden. Die mobile Basierung der neuen Generation der ballistischen Mittelstreckenraketen erforderte aber zwingend die Verwendung von festen Treibstoffen. Außerdem entschloß sich die politische und militärische Führung der UdSSR zur Erhöhung der Vernichtungswahrscheinlichkeit gegnerischer Ziele und der Einsatzmöglichkeiten den neuen Raketenkomplex mit einem abtrennbaren Wiedereintrittskörper (PBV – Post Boost Vehicle) sprich abtrennbaren Gefechtskopf auszustatten, der über drei unabhängig voneinander zielbaren Wiedereintrittskörpern (MIRV – Multiple Independently targetable Re-entry Vehicle) verfügte. Die Entwicklung des neuen ballistischen Mittelstreckenraketensystems, das den Namen "Pionier" erhielt, begann 1971. Am 21. Sept. 1974 wurde auf dem Polygon Kapustin Jar erfolgreich die erste Rakete gestartet."

Abgesehen von der Tatsache, dass dieses "(S)S-22" heute sogar aus DIA-Sicht falsch ist, fehlt den durchaus lobenswerten Ausführungen ein wichtiger Ausgangspunkt - der Raketenkomplex TEMP-2S (WSSIC-Code: SS-16, NATO-Code: SINNER). Nur wenn man die Geschichte dieses Raketenkomplexes richtig mit der Geschichte des PIONER-Komplexes verbindet, werden so manche Details erst richtig nachvollziehbar. So, wie sie jetzt aneinandergereiht wurden, sind sie fragwürdig bis falsch.

"1976 erhielten die Strategischen Raketentruppen 18 Startrampen, nach einem Jahr stieg die Zahl auf 51. 1981 befanden sich dann 297 Raketenkomplexe SS-20 im "Diensthabenden System", darunter 81 modifizierte Raketen vom Typ "Pionier" UTTX. Die Anzahl der produzierten Raketenkomplexe vom Typ "Pionier" wuchs mit unheimlichen Tempo: 1982 wurden 352 und 1983 378 Raketenkomplexe produziert. 1985 befanden sich im Bestand der Strategischen Raketentruppen 405 Raketenkomplexe "Pionier" verschiedener Modifikationen."

An dieser Stelle sollte nicht verschwiegen werden, dass die Masse der Komplexe 9P645 in den 1980er Jahren schon auf den Stand 9P645K mit einem veränderten Bestand der Bodenausrüstung umgerüstet war.

"Es gibt nur sehr wenige Quellen, wo die minimale Reichweite der Rakete 15Ж45 angegeben ist, eine davon ist die Internetseite http://ruzhany.narod.ru/rvsn/SS_20.html (abgerufen am 20. Febr. 2012 16:45), wo als minimale Reichweite 600 km steht, eine zweite Quelle ist das unten aufgeführte Dokument des MfS, wo eine minimale Reichweite von 200 km genannt, die aber nur unter bestimmten Bedingungen erreicht werden konnte."

Vielleicht haben es ja die MfS-"Spezialisten" damals nicht so recht mitbekommen. Aber bedauerlicherweise konnte man die erste Stufe der ICBM SS-16 (die die erste Stufe der SS-20 bildete) nun mal nicht reichweitengesteuert abschalten. Unter 600 km lief da gar nichts.

"Einige taktisch-technische Daten der Startrampe 15U106:
•Basisfahrzeug: MAZ-537B (6 Achsen)"


Noch einmal: Das Basisfahrzeug der Startrampe 15U106 war ein MAZ-547W. Die Startrampe des "PIONER-UTTCh"-Komlexes (15U136) hatte als Basisfahrzeug die weiterentwickelte Version MAZ-7916.

"Warum sollten die sowjetischen Streitkräfte den Raketenkomplex SS-20 in der DDR stationieren?
•Von den Startpositionen in der Belorussischen SSR aus, lag nicht nur ganz Europa in der Reichweite des Komplexes, sondern auch Grönland, Afrika bis Nigeria und Somalia sowie der ganze Mittlere Osten. Aus diesem Grund bestand überhaupt keine militärische Notwendigkeit, die SS-20 auf dem Territorium der DDR zu stationieren. Die sowjetischen Streitkräfte haben zu keinem Zeitpunkt Raketen außerhalb ihres Territoriums stationiert, wenn sie die zu bekämpfenden Ziele durch Raketen von ihrem Territorium aus erfolgreich bekämpfen konnte... Siehe auch Ausführung auf folgender Internetseite http://www.bunkernetzwerk.de/invboar...ST&f=1&t=1866& (abgerufen am 09. Nov. 2011 12:30)."


Es ist doch immer wieder schön zu sehen, dass die eigenen Argumente noch den einen oder anderen Anhänger finden.

"Übrigens ist mir bis zum heutigen Zeitpunkt auf dem Territorium der DDR auch keine Bewegliche Reparatur-Technische Basis unter die Finger gekommen, die die Raketenkomplexe vom Typ SS-20 hätte sicherstellen können."

Das ist ein ganz fragwürdiges Argument. Welcher DDR-Bürger/ NVA-Angehörige hat schon gewusst, welche BRTB der GSSD/WGT welche Spezialwaffen für welche Raketenabteilung/-brigade zur Verfügung stellen sollte. Diese "Ahnungslosigkeit" galt übrigens vom einfachen Soldaten bis zum General.

Mit Sicherheit gab es erst ab 1988 die Arnstadt-Rudisleben stationierte 449. RBr mit 12 Startrampen TRS 9K79 "Totschka" (SS-21 "SCARAB"). Diese RBr ist aus der 329. RA der 57. GMSD, der 345. RA der 79. GPD und der 1563. RA. der 39. GMSD gebildet worden.

Woraus ergibt sich die Sicherheit für den Zeitpunkt 1988?


Stelle mich gern für raketentechnische Fragen zur Verfügung.


Nelson
 
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