Kanalchiffriergerät T-310/50

guten Abend,
Bezüglich eines Simulators im Cryptool2.0 der die T-310/51 darstellt, scheint es nichts neues zu geben?

Jörg
 
Gesucht wird immer noch EPROM Inhalte des Kodeumsetzer (KU)

Keine Unterlagen auffindbar. Wenn ich es richtig verstand, verblieben diese Unterlagen und Dokumentationen in der Entwicklungsabteilung des ZCO und wurden dann in die von R&S verfrachtet.

Grüße Frank
 
Zuletzt bearbeitet:
Weiterhin soll während des großflächigen Einsatzes (also der Dauernutzungsphase nach Ende der Systementwicklung) der T 310 so ab 1985/86 bis ultimo der LZS nicht mehr gewechselt worden sein. Einzige Ausnahme bildeten die Geräte welche 1990 für die Verbindung MfIA/BMI eingesetzt waren.


hmm... so nicht ganz richtig: ich hatte damals bei Zeiss Jena das Chiffrierwesen zu führen. Wir erhielten nach 1989 einen eigenen LZS - die etwa 30 Geräte verblieben im Zeiss-Konzern bis nach 1991 als "kommerzielles Schlüsselsystem".
Gruss Niels
 
Sei Willkommen in unserer Runde hier und danke für die Info dazu. Gerade auf diesem Gebiet verbieten sich absolute Formulierungen, hatte bewußt das Wort 'soll' benutzt.

Es ist ja schon etwas länger her. Ich habe inzwischen auch ähnliche Dinge erfahren. Also daß der LZS für gewisse Spezialweiternutzungen -so wie von dir eine zuvor beschrieben- je speziell noch einmal dafür gewechselt wurde und dann dort weitergenutzt wurde.

Grüße Frank
 
Hallo Niels,

Ab 1990 wurde die kommerzielle Version auch ADRIA genannt.
LZS waren vorbereitet im ZCO vorhanden.

Zur Trennung der Chiffriernetze ist der LZS auch sehr hilfreich.

Frage: was ist nach 1991 mit den Maschinen passiert?

Jörg

hmm... so nicht ganz richtig: ich hatte damals bei Zeiss Jena das Chiffrierwesen zu führen. Wir erhielten nach 1989 einen eigenen LZS - die etwa 30 Geräte verblieben im Zeiss-Konzern bis nach 1991 als "kommerzielles Schlüsselsystem".
Gruss Niels
 
Ausgehend vom Plan der Chiffrierverbindungen, vor allem im VZ, gehe ich davon aus, dass die in der DDR in verschiedenen militärischen Bereichen sowie Partei- und Staatsorganen eingesetzten Geräte den gleichen LZS hatten, dabei sind Ausnahmen auf speziellen Verbindungen nicht auszuschließen. Im Zivilbereich, damit meine ich z.B. den IND, bin ich mir nicht 100% sicher. Aber CZ hat ja auch für den militärischen Bereich gearbeitet.
Bei der weiteren Bewertung sollte man die massiven Veränderungen in der Endphase der DDR im Jahre 1990 beachten. Ich vermute das ZCO suchte damals auch den Einstieg in die Marktwirtschaft und hatte ja mit der T-310 auch etwas anzubieten. So das ich mir vorstellen könnte, das bei CZ, welches ja im Jahre 1990 auch von einem VEB in eine GmbH umgewandelt wurde, ein Interesse an der Weiternutzung der dort vorhandenen Geräte bestand und man sich mit dem ZCO, oder war es schon R&S, bezüglich einer kommerziellen Nutzung, einig wurde. Also wurde den Geräten zur Sicherheit ein neuer LZS „verpasst“. Die einzigen Geräte, von denen ich mit Sicherheit sagen kann, dass dort ein anderer LZS verwendet wurde, sind die Geräte der Verbindung MdI-BMI. Diese Aussage trifft sicher auch auf die Geräte der Verbindung MfNV-BMVG zu.
 
Ich habe mich dabei auf die Homepage von JK bezogen, siehe hier: http://www.hptnzmfnv.homepage.t-online.de/ende4.htm . Die Technik der BW kam sicherlich erst mit dem 3.Oktober 1990.
Das ist so möglich. Damals wurde zum Zeitpunkt keine Aussage gemacht, nur gab es ja nach 03.10.1990 kein MfAV mehr. Ähnliches gilt auch für die Verbindung zum BMI. Die wurde zwar danach weiter vorgehalten, aber real lief nix (oder ganz wenig) mehr. Siehe weiter oben. Ich werde zur MfAV-Verbindung Herrn Kampe - JK befragen, vllt meldet er sich dazu auch selbst zu Wort.
Ob die BW vom Einsatz der T-310 im BMI wusste?
Die Antwort ist da sicher klar ja. Die Leute, die damals die Systeme in Marienthal installierten, waren bei der BuWe untergebracht und versorgt worden.

Grüße Frank
 
Die Antwort ist da sicher klar ja. Die Leute, die damals die Systeme in Marienthal installierten, waren bei der BuWe untergebracht und versorgt worden.

Nein die Leute damals wurden in Swissthal-Heimerzheim in der damaligen Schule des GS Einzeldienstes des BGS untergebracht. Weil die Verbindung betraf ja die Innenministerien.
 
Wird schon stimmen. Ich müsste dazu nachschauen. Ich erinnere mis an BGS. Aber denkst du, das dies bzgl Information an BW einen Unterschied macht ? Zum Zeitpunkt der Arbeit vor Ort sollen auch BW-Offz. mit (in der Bunker-Anlage) gesichtet worden sein. Aber auch da kann ich nachfragen.

Grüße Frank
 
Partner der Zusammenarbeit waren ausschließlich Angehörige der damaligen Hauptfunkstelle des BMI welche sich in Marienthal befand. Deswegen meine Skepsis ob Mitarbeiter anderer Ministerien von diesem Fakt wussten, es handelte sich hier ja im weitesten Sinne um eine Regierungsverbindung.
 
So ist es mir auch bekannt. Dann ziehe ich mein 'sicher klares ja' zurück :) Dann bleibt es wegen auch deiner Bemerkungen offen und vllt kann man es später / anders klären.

Jedenfalls hatten sich einige Personen aus dem MfAV im Nachhinein sehr überrascht gezeigt über diese Verbindung, den Installationszeitpunkt und die verwendete Systemtechnik. Man dachte offenbar, man macht alles allein.

Grüße Frank
 
Partner der Zusammenarbeit waren ausschließlich Angehörige der damaligen Hauptfunkstelle des BMI welche sich in Marienthal befand.

Habe inzwischen in den Unterlagen nachgeschaut, die Aktion fand ja in zivil statt. War mir gar nicht mehr erinnerlich, dann ist die Skepsis bzgl weiterführendes Wissen Dritter dazu angebracht.

Grüße Frank
 
Du stellst ja hier Fragen :confused: Es gab für solche Geräte nicht nur einen Schlüssel, das würde den Aufwand ja nicht lohnen. Dies ist seit der 'Mutter' aller Chiffriergeräte, der ENIGMA, so. Es gab i.d.R. zwei kombinierte Schlüsseltypen, auch hier im konkreten Fall, da waren es sogar drei »

Langzeitschlüssel LZS
- ist in Form von Steckkarten im Gerät realisiert
- sein Wechsel wird nur bei Notwendigkeit (z.B. Kompromittierung) grundsätzlich durch Kräfte der zuständigen Abteilung XI des MfS vorgenommen

Zeitschlüssel ZS
- wird mit Hilfe von Lochkarten
Typ 758 Zusammenwirken Zentraler Führungsebene
Typ 796 in BEL/KEL und innerhalb der Organe
eingestellt
- hat eine Gültigkeit von bis zu einer Woche ( !, extrem kurzer Zeitraum, man hatte gelernt )
- für Vorseriengeräte - Einsatzjahr 1982 - wird für ein Jahr täglich ( ! ) Schlüsselwechsel durchgeführt

Spruchschlüssel SpS
- wird intern im Gerät gebildet und war nicht beinflussbar

1990 erfolgte im Zusammenhang mit der erwähnten Regierungsverbindung zwischen den beiden deutschen Staaten der letzte Wechsel des Langzeitschlüssels, im Einsatz war LZS-33. Dieser ist dokumentiert (und (nur) etwas für Freaks).

Grüße Frank
Hallo Frank
Kannst Du Näheres ( Quelle) zum Einsatz und Wechsel von LZS-33 sagen?
Argosa
 
Das ist ja gut 10 Jahre her, schön das es immer noch von Interesse ist. Mittlerweile ist dazu ein informatives Buch [1] erschienen, es wird demnächst in einer erweiterten Auflage erscheinen.

Im Buch steht das 1990 als letzter LZS der LZS-33 eingeführt wurde. Dem Kontext nach liegt der Schluss nahe, dies in Vorbereitung der Regierungsverbindungen zwischen den beiden deutschen Staaten.

Es steht auch im Buch, das mehrere LZS gleichzeitig in der DDR im Einsatz waren - dies um unterschiedliche Nutzergruppen voneinander zu trennen. Das war auch innerhalb der Kommunikation des MfS so.

Verschiedene LZS wurden im ZCO vorgehalten und auf mathematische Eignung bzgl. der Systemsicherheit getestet, es fand eine kontinuierliche Kontrollanalyse auf möglicher Schwachstellen statt. Dies auch im laufenden Einsatz eines LZS. Die LZS-Leiterplatten wurden unabhängig von den Produktionsstätten der T-310-Geräte gefertigt und später in speziell gesicherten Umgebungen in die Geräte eingesetzt. Diese Leiterplatinen wurden unter direkter Kontrolle des ZCO hergestellt.

Ich fand es bemerkenswert keine Diskrepanzen zu den hier recht früh im Thread enthaltenen Mitteilungen zu denen im Buch zu finden. Das Buch ist selbst für Mathematiker harte Kost, (aber) zwischen den Formeln bzw. am Anfang und dem Ende stehen recht interessante Fakten.

mfg Frank

[1] Das DDR-Chiffriergerät T-310 - Kryptographie und Geschichte - Killmann, Stephan - Springer Berlin 2021
 
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