Lieberose: Nachrichtenbunker / Sendezentrum / PDRZ bei Lamsfeld

Wenn es "Dein" Bunker ist, hast du vielleicht Hinweise auf die damals eingesetzten Antennen? Bin gespannt auf deine Antwort.
Das ist gar nicht so einfach zu beantworten, Fotos oder gar Unterlagen aus der Betriebszeit der Anlage bei Wittenberg sind spärlich. Die Anlage wurde zudem recht früh verlassen, übergeben. Als feststehend können wir Erdantennen annehmen, wie erwähnt immer ein großes und ein kleines nebeneinander. Die Ausrichtung ist unterschiedlich, immer grob Westrichtung. Die Ausgänge der Antennenzuleitungen waren allerdings sichtbar oberirdisch, aus einer Tarnbaracke über dem Bunker.
Alles Folgende ist derzeit nicht vollständig belegbar bzw. wäre hier nicht der Ort für eine Veröffentlichung. Vermutlich kann man von Sendern mit einer maximalen Sendeleistung 20kW ausgehen. Die Bedeutung der Asbest- bzw. Betonasbestrohre ist nicht völlig geklärt: Einerseits gibt bzw. gab es ein sowjetisches System mit solchen Masten geringeren Durchmessers, dann hätten wir einen oberirdischen Antennenwald. Andererseits waren einige Rohre direkt in einem Erdantennenfeld, also dort senkrecht stehend. Zudem gab es einen sehr hohen Mast, falls weitere Punkte zu Antennen gehören, haben wir dort dann Langdraht. Die Orientierung (falls Langdraht) wäre dann grob Nord-Süd. Eine ausfahrbare Antenne hat es am Standort nicht gegeben.
 
Hallo Martin, danke für deinen Beitrag.

Ich verlinke euch mal zwei Bilder von wikimapia auf den Antennen zusehen sind. Diese Masten aus Asbestzementrohren sind sehr markant bei Russischen Anlagen. Die Antenne sind vom Typ UGD (oder Vergleichbare) und werden für Kurzwelle benutzt.



Quelle: http://wikimapia.org/30074451/ru/Передающий-радиоцентр


Quelle: http://wikimapia.org/2157468/ru/Антенное-поле


Diese Masten gibt es in verschiedenen Durchmessern, je nach gewünschter Höhe. Solche Rohre liegen auch in Lamsfeld im Wald herum. Wenn du Masten mit geringerem Durchmesser in Wittenberg gesehen hast, deutet das auf kleinere Antennen hin. Für so eine Rhombusantenne benötigt man vergleichsweise hohe (im Bezug zu den Bildern) und damit dicke Masten. Das würde zu den historischen Luftbildern passen. Dort sieht man auch keine Muster von Rhombusantennen. Ich erkenne dort übrigens überhaupt keine Hinweise auf Antennen, was aber nichts zu bedeuten haben muss. Wir brauchen mehr Material um eine Aussage zu treffen.
 
Noch ein bisschen was für die, die sich für Technik interessieren. In den Bauwerken findet man zwei verschiedene Arten die Antennen mit den Sendern zu verbinden.

Möglichkeit 1: symmetrische Speiseleitung aus zwei Leitern, überirdisch, verwendet für Rhombusantennen und Dipole

Möglichkeit 2: Koaxialkabel, unterirdisch, bei Erdantennen ein Muss


Auf Bildern und in Videos vom Schutzbauwerk (in W und L) sieht man die Durchführungen von den symmetrischen Speiseleitung aus zwei Leitern im Sendesaal und im Raum daneben. Dort standen also definitiv Geräte für Kurzwelle.

Bild aus W: symmetrische Speiseleitung
bun_20404.jpg


Bild aus W: Ganz hinten oben an der Wand des Sendesaals sieht man die Durchführungen
bun_20403.jpg


Das ist auch in L zu erkennen:
bun_35002.jpg


Aus der Nähe:
bun_35031.jpg



Von außen (L):
bun_35019.jpg



Quelle:

Außerhalb des Bunkers verlaufen die symmetrischen Leitungen mit Abstand vom Erdboden (kleine Asbestzementmasten) durch Schneisen im Wald bis zu den Antennen. Auf den Luftbildern von L erkennt man die Schneisen. Sie enden alle beim Bunker. In W leider keine Spur.



Ein wichtiger Unterschied: Die Erdantenne wird mit Koaxialkabel gespeist. Diese oben angesprochene symmetrische Speiseleitung aus zwei Leitern ist dafür ungeeignet. Die Durchführung der Koaxialkabel erfolgt normalerweise auch nicht auf der Oberseite des Bunkers, sondern unter der Erde. Macht ja auch Sinn, alles, sowohl Bunker, Antenne und Leitung, befindet sich unter der Erde.

Auf dem folgendem Bild von L erkennt man Koaxiale Speiseleitungen, die auch die Sendeleitung ausgehalten haben sollten:
bun_35004.jpg


Gut zu erkennen ist hier der Aufbau des Kabels. In der Mitte der Innenleiter, das Dielektrikum und außen der Schirm/Außenleiter. Bei einer Besichtigung achte ich immer aus solche Details um es von Fernmeldeleitungen und Stromkabeln zu unterscheiden.

Hier kann es sein, dass sie für Erdantennen eingesetzt wurden. Natürlich kann so ein Kabel auch für überirdische Antennen verwendet worden sein.

Wenn es in W Erdantennen gab, dann müssten auch Reste der Koaxialkabel zu finden sein. Kann das jemand bestätigen?

Zweck: Erdantennen sind wegen ihrer steilen Abstrahlung eher nicht so gut geeignet für eine Direktverbindung nach Moskau. Ich will nicht sagen, dass es unmöglich wäre, aber wir sehen in Lamsfeld deutlich, welche Antennen man für diesen eigentlich Zweck wählt. Die Erdantenne eignet sich besser für kürzere Distanzen. Eine Kommunikation mit den eigenen Truppen ist naheliegend.
 
Eine Kommunikation mit den eigenen Truppen ist naheliegend.
Davon ist schon aus dem Gesamtzusammenhang heraus auszugehen. Ein Sendezentrum existiert ja nicht für sich allein, da ist ja auch noch jemand, der etwas zu senden hat.

Frage zum Bild mit dem gelben Sendesaal:
Bei Yt lungert ein Video rum, da behauptet der Ersteller, dass die langen rechteckigen Dinger an der Decke Hohlleiter seien. Wie ist Deine Einschätzung dazu?

Bzgl. des Fotos mit den beiden Isolatoren:
Mindestens dort waren die beiden runden Leiter hohl. Das ist nachweisbar.

Bzgl. Kabelzuführungen:
Es gab mehrere Kabelschächte, ziemlich groß. Ich müsste nachsehen, meine aber, dass da Koax dabei war.

Ach so, Nachtrag:
Die große Fläche S des Bunkers bei Wittenberg war sandig. Sie wurde zuvor als Standortübungsplatz genutzt, für den Bunker dann eingezäunt. Große Baum/Strauchstrukturen, die uns da helfen könnten, gab es dort nicht.
 
Zuletzt bearbeitet:
Guten Morgen

Frage zum Bild mit dem gelben Sendesaal:
Bei Yt lungert ein Video rum, da behauptet der Ersteller, dass die langen rechteckigen Dinger an der Decke Hohlleiter seien. Wie ist Deine Einschätzung dazu?

Das Video kenne ich. Schwer zu sagen, muss ich ehrlich zugeben. Man könnte es eindeutig bestimmen, wenn jemand die Innenmaße mit dem Messschieber messen würde und paar Fotos macht. Ich schreibe mal ein paar Stichpunkte auf, die dagegen sprechen:

- Man sieht es nicht eindeutig, aber vom Aussehen her würde ich nicht auf Hohlleiter kommen
- Hohlleiter sind meistens aus Alu oder Kupfer. Die im Bild rosten und wurden nicht von unseren Buntmetallfreunden mitgenommen
- Hohlleiter verwendet man für GHz Frequenzen, für Kurzwelle ungeeignet (Wellenlänge und Größe des Leiters)
- Die Verwendung von Kurzwelle hatten wir bereits bestätigt
- Hohlleiter verwendet man bei Tropo-, Sat- oder Radaranlagen. Für Tropo hätten die Russen das direkt auf den Gipfel gebaut

Was spricht dafür?
- Rechteckiges Gebilde an der Decke

Gestattet mir, zu bemerken, dass viele YouTube Künstler schöne Videos machen, von der Technik aber keine Ahnung haben. Da werden Objekte falsch bezeichnet, WK2 und kalter Krieg nicht unterschieden, Radar und Tropo vermischt, Technische Anlagen falsch bezeichnet und so weiter ... Ihr kennt das sicher. Manchmal so schlimm, dass ich die Videos nicht bis zum Ende ansehen kann.

Bzgl. des Fotos mit den beiden Isolatoren:
Mindestens dort waren die beiden runden Leiter hohl. Das ist nachweisbar.
Für einen Hohlleiter ist dieses Loch viel zu klein. Außerdem braucht ein Hohlleiter keinen Isolator. Wie die Isolatoren im Detail aufgebaut sind, weiß ich nicht. Die waren aber sicherlich druckdicht. Die Speiseleitungen sind aus Kupfer um die Dämpfung gering zu halten. Wenn dort Kupfer drin war und die Schrotties es heraus bekommen haben, dann wäre das eine mögliche Erklärung für den Hohlraum.

Ach so, Nachtrag:
Die große Fläche S des Bunkers bei Wittenberg war sandig. Sie wurde zuvor als Standortübungsplatz genutzt, für den Bunker dann eingezäunt. Große Baum/Strauchstrukturen, die uns da helfen könnten, gab es dort nicht.
Das ist ein Guter Hinweis. Da können wir die Spurensuche mit Luftbildern bleiben lassen.

Bzgl. Kabelzuführungen:
Es gab mehrere Kabelschächte, ziemlich groß. Ich müsste nachsehen, meine aber, dass da Koax dabei war.
Gestern ist ein Video veröffentlicht worden, in dem man einen guten Eindruck vom Außenbereich bekommt. Dort sind zahlreiche "Schächte" zu sehen. Weiß jemand welche Funktion diese hatten? Wenn man dort Koaxialkabel finden würde, dann wären das Kabelschächte, vielleicht auch speziell für die Erdantennen. Leider ist Koax aus Kupfer und deswegen heiß begehrt. Meinst du diese?

In Lamsfeld habe ich davon keine Spur gesehen. Ihr?

Video Außenbereich:

Video Schutzbauwerk:
Zeit: 34:35
 
Man könnte es eindeutig bestimmen, wenn jemand die Innenmaße mit dem Messschieber messen würde und paar Fotos macht.
Kannst du detailliert beschreiben bzw. beispielhaft bebildern was gemessen werden muss? Und was allgemeinverständlich für eine Aussage mit diesen Daten getroffen werden kann?
 
Hallo. Der Hohlleiter ist innen rechteckig. Die schmale Seite sollte genau halb so breit sein, wie die breite Seite.

Bei einem rechteckigen Hohlleiter ist die schmalere Seite „b“ halb so groß wie die breitere Seite „a”.

Vielleicht hatten die Russen damals schon die Maße, die wir heute als Norm haben. Ansonsten müssen wir nach sowjetischen Normen suchen.

Da kriegen wir dann auch die Frequenzbänder raus und könnten auf Sender schließen, die diese Frequenzen "können".


Dann ist noch drauf zu achten, dass an den Hohlleitern Flansche sind. Wenn diese nirgends zu sehen sind, ist es irgendein anderes Rohr.

1024px-Waveguide17-with-UBR120-flanges-svg.svg.png









Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Hohlleiter

Hohlleiter_Drosselverbindung.png
 
Ok, soweit verstanden. Aber auf den zuvor gezeigten Beispielfotos sind es ja runde und keine eckigen Öffnungen.
 
Die "Runden" sind Kabeldurchführungen für die Speiseleitungen der Kurzwellenantennen.

Die mutmaßlichen "Hohlleiter" sind die Rechteckigen Dinger an der Decke des Sendesaals (W) mit gelber Wandfarbe.
 
Die länglichen eckigen Dinger unter der Decke? Wo kommen die eigentlich her und wo führen die hin? Enden die an den Kabeldurchführungen?
 
Achja, und kann man was aus der Anzahl und Anordnung der Kabeldurchführungen der Speiseleitungen der Kurzwellenantennen ableiten?
 
Ich schreibe mal ein paar Stichpunkte auf, die dagegen sprechen:
- Man sieht es nicht eindeutig, aber vom Aussehen her würde ich nicht auf Hohlleiter kommen
- Hohlleiter sind meistens aus Alu oder Kupfer. Die im Bild rosten und wurden nicht von unseren Buntmetallfreunden mitgenommen
- Hohlleiter verwendet man für GHz Frequenzen, für Kurzwelle ungeeignet (Wellenlänge und Größe des Leiters)
- Die Verwendung von Kurzwelle hatten wir bereits bestätigt
- Hohlleiter verwendet man bei Tropo-, Sat- oder Radaranlagen. Für Tropo hätten die Russen das direkt auf den Gipfel gebaut

Was spricht dafür?
- Rechteckiges Gebilde an der Decke

Gestattet mir, zu bemerken, dass viele YouTube Künstler schöne Videos machen, von der Technik aber keine Ahnung haben.
Es ging um mögliche Hohlleiter.
Ich habe da nie einen Gedanken verschwendet, zudem kann ich Deiner Argumentation gut folgen. Das Sat-Sendezentrum war so 45km entfernt. Ein vmtl. Richtfunkzentrum wäre grob geschätzt 10km entfernt, wurde aber nie gebaut. Für mich sind das Traversen, ggf mit Kabeldurchführung: Man sieht ja sehr gut, dass an manchen "Hohlleitern" unten weitere Befestigungen für uns unbekannte Dinge sind.
@Büttner
Aber in dem ansich unbedeutenden Youtube-Video hat der Typ das als Hohlleiter angesprochen. Insoweit kann man das durchaus genauer erfragen - zumal wir mit @Radist ja einen weiteren Funk-Experten hier haben.

Für einen Hohlleiter ist dieses Loch viel zu klein. Außerdem braucht ein Hohlleiter keinen Isolator. Wie die Isolatoren im Detai aufgebaut sind, weiß ich nicht. Die waren aber sicherlich druckdicht. Die Speiseleitungen sind aus Kupfer um die Dämpfung gering zu halten. Wenn dort Kupfer drin war und die Schrotties es heraus bekommen haben, dann wäre das eine mögliche Erklärung für den Hohlraum.
Das Kupferröhrchen direkt vor dem Isolator war definitiv hohl. Da wurde auch nichts nachträglich herausgezogen. Ob das für die komplette Leitung galt, vermag ich seriös nicht zu sagen, das war nie vordergründiges Thema. Es ging (mir) immer darum, den Bunker in seinen Funktionen als Gesamtkomplex zu verstehen. Und da ist noch lange nicht alles völlig geklärt, Stichwort Plattformraum.
In einem anderen Forum kam diesbezüglich vor wenigen Monaten die These auf, dass das Wasserkühlung der Sendeleitungen gewesen sein könnte. Tatsächlich haben wir im Bunker Kühlwasser ohne Ende, auch Kesselspeisewasser, also daran würde es nicht scheitern. Davon habe ich bzgl. Sendetechnik zu wenig Ahnung, würde das aus dem Studienfach Strömungsmechanik heraus aber fast ausschließen wollen: Das kriegt man nicht oder nur mit riesigem Aufwand hin.

Gestern ist ein Video veröffentlicht worden, in dem man einen guten Eindruck vom Außenbereich bekommt. Dort sind zahlreiche "Schächte" zu sehen. Weiß jemand welche Funktion diese hatten?
Ich.
Aber so viele sind das gar nicht. Drei Brunnenköpfe (unterirdisch zweietagig) und auf einem Hügel noch einer, neben dem Hügel ein verschweißter. Der auf dem Hügel gehörte zum nicht mehr existenten Montageschacht und ist zweietagig ordentlich ausgebaut.
Von den trapezförmigen Beton-Dingsern gab es ursprünglich drei. Es spricht einiges dafür, dass das jeweils eine Endseite von drei Langdraht-Antennen war. Das ist eine begründete Vermutung, aber kein Beweis. Also spekulativ um genau zu sein.

P.S: Ich habe beide Videos nicht vollständig (sowie ohne Ton) gesehen, eher nur durchgeklickt. Bei dem zweiten Video geht es allerdings um mehrere Standorte, ich weiß nicht, ob das im Video klar wird.
 
Achja, und kann man was aus der Anzahl und Anordnung der Kabeldurchführungen der Speiseleitungen der Kurzwellenantennen ableiten?
Moin. Ja kann man. 20 Durchführungen wären für 10 2-Draht-Speiseleitungen. Man könnte auf 10 gleichzeitig aktive Sender/Empfänger tippen. Zuzüglich Reservesender.

In dem Raum hinter dem Sendesaal, wo die Durchführungen vertikal nach oben gehen, könnten zudem Antennenschalter gewesen sein, Überspannungsableiter und Erdungsschalter.

In Lamsfeld gab es deutlich mehr Antennen, als 10. Hier muss es draußen im Wald noch Antennenumschalter gegeben haben. Oder Speisung über das zu sehende Koax.


Bei Sendezentren, wo gleichzeitig auf mehreren Frequenzen mit großer Leistung gesendet wird, betreibt man Sender und Empfänger räumlich getrennt. Daher kommt auch der Begriff abgesetzte Sendestelle. Mann will vermeiden, dass die Sendeenergie zu einem Teil wieder in den benachbarten Empfänger trifft. Die Objekte L und W könnten (!) also auch getrennt Empfänger und Sender gewesen sein. Es kann auch sein, dass beide Objekte sowohl mit Empfängern, als auch mit Sendern ausgestattet waren um einen abwechselnden Betrieb zu ermöglichen. Da bei beiden Objekten sehr viel Aufwand betrieben wurde, um die Abwärme der Technik aus dem Bauwerk zu bekommen, können wir vermuten, dass es Sender in beiden Objekten gegeben haben muss.


Zu den Dämpfern im anderen Raum habe ich auch eine Theorie: Dort könnte Technik vorgehalten worden sein, die als Ersatz dient, wenn die Haupttechnik beschädigt wurde. Im Bunker Harnekop hat man mir erzählt, dass bei "Kampfmitteleinwirkung" so ein Bunker ruckartig eine Bewegung um einige Zentimeter aushält. Das Personal und die Technik jedoch nicht. Deswegen ist der Fußboden gefedert und zB sind die Röhrenmonitore an Spannfedern aufgehängt. Befindet man sich zu diesem Zeitpunkt an einem ungefederten Teil des Bauwerks, kann das zu schweren Verletzungen führen. Wenn ich diese Vorgehensweise aufs Kriegssendezentrum anwende, dann würden die Röhren in den Sendern auch zerbrechen. Bis man die Sender repariert hat, arbeitet die Technik auf der gedämpften Plattform. Nur so als Gedanke... Was haltet Ihr von der Idee?
 
dass das Wasserkühlung der Sendeleitungen gewesen sein könnte.
Hallo. Eine Speiseleitung ist kalt. Wenn sie das nicht ist, läuft etwas richtig schief. So eine Leitung ist so konzipiert, dass sie möglichst wenig Dämpfung hat, um die Verluste gering zu halten. Verlust bedeutet Wärme. Würde die Leitung heiß werden, wäre das Verlust an Sendeenergie. Das kann nicht sein.

Bei meinen Sendern werden die Röhren oder Transistoren in der Endstufe heiß, nicht aber die Leitungen oder Antennen.

An irgendeiner Stelle muss es aber druckdichte Isolatoren gegeben haben. Wenn dort die Luft durch pfeift, macht das gesamte Bauwerk keinen Sinn.

Die Speiseleitungen sind innen nicht hohl. Ebenso bestanden die Antennen aus Drähten, die nicht hohl sind. Reste einer Antenne habe ich im Wald gefunden. Das war ein massiver nicht isolierter Kupferdraht. Die innen hohl zu machen würde den Draht mechanisch schwächen und wäre extrem teuer in der Herstellung.

Warum da ein Röhrchen im Isolator ist? Keine Ahnung. Finde ich aber auch nicht so wichtig. Wir können es eh nicht exakt reproduzieren.
 
Die verwendeten Kurzwellensender waren soweit ich es überblicken kann alle luftgekühlt. Die Kühlung des Sendesaals muss also mit Wärmetauschern erfolgt sein. Das passt zu den Isolierten Rohren. Eine leistungsfähige Kühlanlage innerhalb der Lufttechnischen Anlage wäre zu erwarten.

Wassergekühlte Senderöhren kenne ich nur von Mittelwellensendern. Man unterschiedet zwischen Wasserkühlung und Siedewasserkühlung. Diese Technik ist meiner Meinung nach schwieriger zu betreiben und sensibler. Wenn durch Fehlbedienung kaltes Wasser auf die heiße Röhre trifft, könnt ihr euch vorstellen, was dann passiert. Ob solche Technik für fernbediente Kurzwellensender eingesetzt wurde, müssen wir herausfinden. In dieser Thematik stecke ich aber nicht tief genug drin.

Ein Sender, der für solche Sendezentren eingesetzt wurde, ist zB der Молния von 1964. Dieser ist Luftgekühlt. Die Stromaufnahme beträgt maximal 55kW bei mindestens 15kW Sendeleistung. Ihr könnt grob überschlagen, wie viel davon als Wärme abgegeben wird. Details erspare ich euch, um dieses Thema nicht so auf zu blähen. Infos findet ihr im Netz.

In L war die Notkühlung über Luft, oder? (blaue Rohre siehe Link) Weiß jemand mehr zum angewandten System? Das ging dann sicher nicht mehr über die ABC Filter? Hat man da eine Verunreinigung der Sender in Kauf genommen? Die Anordnung der Rohre erinnert mich an einen Druckwellen- bzw Schalldämpfer. Weiß jemand, wie das von innen aussieht? Gibt es so was in W?



Wissen wir eigentlich wie groß die Netzersatzanlage war? Bei 55kW für einen der Sender - und wenn wir von 10 Sendern ausgehen - und da kommt noch der Rest vom Bauwerk dazu - das muss unglaublich groß gewesen sein ...
 
Moin. Ja kann man. 20 Durchführungen wären für 10 2-Draht-Speiseleitungen. Man könnte auf 10 gleichzeitig aktive Sender/Empfänger tippen. Zuzüglich Reservesender.

Wenn man jetzt mal annimmt das es um um KW-Sender handeln würde, bedeutet es dann das draußen sich folglich 10 der zuvor beschriebenen Antennenfelder befinden müssten?
 
Hallo. Eine Speiseleitung ist kalt. Wenn sie das nicht ist, läuft etwas richtig schief.[...]
Bei meinen Sendern werden die Röhren oder Transistoren in der Endstufe heiß, nicht aber die Leitungen oder Antennen.
Danke für die präzise Aussage.
Ich hielt das aus verfahrenstechnischer Sicht für kaum machbar. Aber es ist gut, wenn aus ganz anderer fachlicher Sicht etwas bestätigt oder auch verworfen wird.

An irgendeiner Stelle muss es aber druckdichte Isolatoren gegeben haben. Wenn dort die Luft durch pfeift, macht das gesamte Bauwerk keinen Sinn.
Ja, natürlich.
Es ist zu vermuten, dass das die Deckendurchführung zum Bauwerk war. Das existiert aber nicht mehr - und das ist auch der Grund, warum der Bunker fallweise recht naß, dann mal wieder trocken ist.

Die Speiseleitungen sind innen nicht hohl. Ebenso bestanden die Antennen aus Drähten, die nicht hohl sind. Reste einer Antenne habe ich im Wald gefunden.
Im Wald bei Wittenberg gefunden?
Direkt vor der Isolatordurchführung aus dem Sendesaal war die Antennenzuführung definitiv hohl. Das sagt natürlich nichts über andere Stellen aus. Man wird das auch nicht prüfen können, das war zum Zeitpunkt meiner ersten Begehung und sogar zur Zeit der verschiedenen staatlichen Dokumentationen schon weg.
 
Die verwendeten Kurzwellensender waren soweit ich es überblicken kann alle luftgekühlt. Die Kühlung des Sendesaals muss also mit Wärmetauschern erfolgt sein. Das passt zu den Isolierten Rohren. Eine leistungsfähige Kühlanlage innerhalb der Lufttechnischen Anlage wäre zu erwarten.

Wassergekühlte Senderöhren kenne ich nur von Mittelwellensendern. Man unterschiedet zwischen Wasserkühlung und Siedewasserkühlung. Diese Technik ist meiner Meinung nach schwieriger zu betreiben und sensibler. Wenn durch Fehlbedienung kaltes Wasser auf die heiße Röhre trifft, könnt ihr euch vorstellen, was dann passiert. Ob solche Technik für fernbediente Kurzwellensender eingesetzt wurde, müssen wir herausfinden. In dieser Thematik stecke ich aber nicht tief genug drin.
Dann möchte ich Dich darum bitten, gelegentlich zu schauen, ob es so etwas nicht doch gibt:
Ich ging bis eben von primär wassergekühlten KW-Sendern mit einer (möglich/denkbaren) maximalen Sendeleistung von 20kW aus. Dabei würde ich jetzt nicht von Siedewasserkühlung ausgehen, ich bin vom Studium her Verfahrenstechniker, ich halte das dort für kaum beherrschbar. (Aber unmöglich ist nichts.) Zu denkbarer Wasserkühlung ist noch zu sagen, dass das notwendige dreifach-destillierte Wasser (sog. Kesselspeisewasser) im Bunker durchaus zur Verfügung stand.
Ich meine vorhin noch was von Luft-Wärmetauscher gelesen zu haben? Auch das ist nicht völlig ausgeschlossen, würde aber nicht so wirklich Sinn ergeben. Damit bleiben zwei wahrscheinliche Optionen: Luftkühlung oder Wasserkühlung. Letztere kommt nur dann überhaupt in Frage, wenn es in der UdSSR in den 1980er Jahren wassergekühlte KW-Sender gab.

Ein Sender, der für solche Sendezentren eingesetzt wurde, ist zB der Молния von 1964. Dieser ist Luftgekühlt. Die Stromaufnahme beträgt maximal 55kW bei mindestens 15kW Sendeleistung. Ihr könnt grob überschlagen, wie viel davon als Wärme abgegeben wird. Details erspare ich euch, um dieses Thema nicht so auf zu blähen. Infos findet ihr im Netz.
Also ein Wirkungsgrad von knapp 30%, das nehmen wir also mal als Hausnummer. Umkehrschluss: 70% der elektrischen Eingangsleistung werden in Wärme umgewandelt - ständig. Und diese Wärme muss genau so ständig aus dem Bauwerk befördert werden - ggf. noch über Medienwechsel (Wärmetauscher).
Wir haben einerseits einen riesigen Luft-Klimablock im Bauwerk. Wir haben andererseits jede Menge Brauchwasser und nicht ganz so viel Kesselspeisewasser im Bauwerk, außerhalb des Bauwerks gleich drei Bunnen sowie Lagermöglichkeit für Wasser.

In L war die Notkühlung über Luft, oder? (blaue Rohre siehe Link) Weiß jemand mehr zum angewandten System? Das ging dann sicher nicht mehr über die ABC Filter? Hat man da eine Verunreinigung der Sender in Kauf genommen? Die Anordnung der Rohre erinnert mich an einen Druckwellen- bzw Schalldämpfer. Weiß jemand, wie das von innen aussieht? Gibt es so was in W?
Ja, das Konstrukt ist bekannt. Das nennt sich Massekühler. Im Grunde ein Wärmetauscher, bei dem aber auf der zweiten Seite das Fluid fehlt, es ist ersetzt durch "Masse". Folgende Annahmen gehen der Konstruktion voraus: Bei einem Kernwaffenschlag wird die Außenluft für kurze Zeit extrem erhitzt, ggf. mehr als 1.000°C. Die Wärmekapazität von Luft ist aber klein, das bedeutet, dass die gespeicherte Energiemenge nicht sehr groß ist. Nun wird diese heiße Luft über eine große Metallfläche (die Rohre) geleitet. An Stelle eines gegenläufigen Fluids wie Wasser in einem Wärmetauscher ist da aber Beton. Das nimmt die Wärme auf.
Das Foto in L. zeigt einen kleinen Massekühler, der eher wie Truppeneigenleistung wirkt. Bei Wittenberg muss es auch einen Massekühler gegeben haben, es existiert aber nichts mehr, mir sind auch keine Fotos davon bekannt.

Wissen wir eigentlich wie groß die Netzersatzanlage war? Bei 55kW für einen der Sender - und wenn wir von 10 Sendern ausgehen - und da kommt noch der Rest vom Bauwerk dazu - das muss unglaublich groß gewesen sein ...
Das wissen wir nicht sicher. Wir wissen, dass es mit hoher Wahrscheinlichkeit zwei raumtechnisch sehr große NEA waren. Ich meine, dass keine Fotos existieren, bin da aber jetzt nicht völlig sicher. Fotos des Montageschachts kenne ich definitiv nicht, da existiert aber ein Aufmaß, technische Zeichnung. Es war der Raum, der heute halb mit großen Betonbrocken verschüttet ist, das sind die Reste des Montageschachts. (Da bitte Vorsicht, das rutscht immer noch nach.)

Zwei Anmerkungen außerhalb des Fachthemas:
Vorsicht bei Begehungen, insbesondere mehrere Tage nach Regen: Die Luft im Bauwerk ist schlecht, in einer Ecke der oberen Etage sehr schlecht.

Ich möchte für den sachlichen, zurückhaltenden Diskussionsstil danken.
 
Wenn man jetzt mal annimmt das es um um KW-Sender handeln würde, bedeutet es dann das draußen sich folglich 10 der zuvor beschriebenen Antennenfelder befinden müssten?
Mit der Annahme wissen wir lediglich, dass 10 verschiedene Sendesignale zeitgleich aus dem Bunker heraus konnten. Sendesignale. Maximal 10 in unserem Beispiel, es hat erstmal keinen Bezug auf den Bunker bei Wittenberg.

Wir wissen nicht, ob es innerhalb des Bunkers Weichen gab. Wenn, dann hätte man (also ganz theoretische Beispiele!) 20 Sender haben können, von denen 10 gleichzeitig senden. Also maximal gleichzeitig, weniger geht immer.
Wir wissen nicht, ob es außerhalb des Bunkers in der Tarnbaracke Weichen gab. Dann hätte man mit beispielhaft (!) 10 Durchleitungen auch 20 oder 30 Antennen bedienen können - aber immer nur 10 gleichzeitig, maximal. Für die Annahme von Weichen in der Tarnbaracke spricht übrigens einiges: Sonst hätte man sich den ganzen Zinnober der mehrfachen Antennendurchführung mit Isolatoren (Bunkerdecke, Aus der Tarnbaracke raus) sparen können. Dagegen spricht allerdings die große Anzahl an Durchführungen.
Die letzte Version wäre, dass es weder im Bauwerk noch außerhalb Weichen gegeben hat. Das wäre für uns heute am Einfachsten, da könnte man ganz einfach rechnen.

Aber unabhängig davon kann man immer rechnen. Die Frage ist lediglich, wie weit wir kommen. Denn ich habe nicht alle Zahlen der Antennendurchführungen.
Im Kopf sollten wir aber immer behalten, dass es (theoretisch) zwei, mindestens zwei Orte für Antennenweichen, für Schaltmöglichkeiten gibt: Einmal im Bunker, zwischen Sendern und Antennendurchführung Decke. Und außen in der Tarnbaracke. Das muss man im Hinterkopf haben, gedanklich trennen.

@Radist wird Dir das sicher genauer erklären können.
 
Moin. Ja kann man. 20 Durchführungen wären für 10 2-Draht-Speiseleitungen. Man könnte auf 10 gleichzeitig aktive Sender/Empfänger tippen. Zuzüglich Reservesender.

In dem Raum hinter dem Sendesaal, wo die Durchführungen vertikal nach oben gehen, könnten zudem Antennenschalter gewesen sein, Überspannungsableiter und Erdungsschalter.

In Lamsfeld gab es deutlich mehr Antennen, als 10. Hier muss es draußen im Wald noch Antennenumschalter gegeben haben. Oder Speisung über das zu sehende Koax.
Moin.

Auf die Anzahl bin ich gestern schon eingegangen. Ich muss noch hinzufügen, dass ich die Bunker von innen nur von Bildern kenne. In L bin ich dagegen persönlich im Wald gewesen und habe Spuren gesucht und auch gefunden.

In L waren ca. über 30 Antennen. Im Sendesaal führen 10 Leitungen "weiter". Es muss also dazwischen Umschalter gegeben haben.

In L kommen auch mehr als 10 Leitungen aus dem Bunker oben raus. Auf dem von mir eingebetteten Foto meine ich 3 mal 10 Durchführungen zu erkennen. Das wären dann 30 Leitungen. Würde passen. Wie das in W war. keine Ahnung.

Da sind die Antennenschalter dann eher nicht im Wald, sondern im Bauwerk.
 
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