Die verwendeten Kurzwellensender waren soweit ich es überblicken kann alle luftgekühlt. Die Kühlung des Sendesaals muss also mit Wärmetauschern erfolgt sein. Das passt zu den Isolierten Rohren. Eine leistungsfähige Kühlanlage innerhalb der Lufttechnischen Anlage wäre zu erwarten.
Wassergekühlte Senderöhren kenne ich nur von Mittelwellensendern. Man unterschiedet zwischen Wasserkühlung und Siedewasserkühlung. Diese Technik ist meiner Meinung nach schwieriger zu betreiben und sensibler. Wenn durch Fehlbedienung kaltes Wasser auf die heiße Röhre trifft, könnt ihr euch vorstellen, was dann passiert. Ob solche Technik für fernbediente Kurzwellensender eingesetzt wurde, müssen wir herausfinden. In dieser Thematik stecke ich aber nicht tief genug drin.
Dann möchte ich Dich darum bitten, gelegentlich zu schauen, ob es so etwas nicht doch gibt:
Ich ging bis eben von primär wassergekühlten KW-Sendern mit einer (möglich/denkbaren) maximalen Sendeleistung von 20kW aus. Dabei würde ich jetzt nicht von Siedewasserkühlung ausgehen, ich bin vom Studium her Verfahrenstechniker, ich halte das dort für kaum beherrschbar. (Aber unmöglich ist nichts.) Zu denkbarer Wasserkühlung ist noch zu sagen, dass das notwendige dreifach-destillierte Wasser (sog. Kesselspeisewasser) im Bunker durchaus zur Verfügung stand.
Ich meine vorhin noch was von Luft-Wärmetauscher gelesen zu haben? Auch das ist nicht völlig ausgeschlossen, würde aber nicht so wirklich Sinn ergeben. Damit bleiben zwei wahrscheinliche Optionen: Luftkühlung oder Wasserkühlung. Letztere kommt nur dann überhaupt in Frage, wenn es in der UdSSR in den 1980er Jahren wassergekühlte KW-Sender gab.
Ein Sender, der für solche Sendezentren eingesetzt wurde, ist zB der Молния von 1964. Dieser ist Luftgekühlt. Die Stromaufnahme beträgt maximal 55kW bei mindestens 15kW Sendeleistung. Ihr könnt grob überschlagen, wie viel davon als Wärme abgegeben wird. Details erspare ich euch, um dieses Thema nicht so auf zu blähen. Infos findet ihr im Netz.
Also ein Wirkungsgrad von knapp 30%, das nehmen wir also mal als Hausnummer. Umkehrschluss: 70% der elektrischen Eingangsleistung werden in Wärme umgewandelt - ständig. Und diese Wärme muss genau so ständig aus dem Bauwerk befördert werden - ggf. noch über Medienwechsel (Wärmetauscher).
Wir haben einerseits einen riesigen Luft-Klimablock im Bauwerk. Wir haben andererseits jede Menge Brauchwasser und nicht ganz so viel Kesselspeisewasser im Bauwerk, außerhalb des Bauwerks gleich drei Bunnen sowie Lagermöglichkeit für Wasser.
In L war die Notkühlung über Luft, oder? (blaue Rohre siehe Link) Weiß jemand mehr zum angewandten System? Das ging dann sicher nicht mehr über die ABC Filter? Hat man da eine Verunreinigung der Sender in Kauf genommen? Die Anordnung der Rohre erinnert mich an einen Druckwellen- bzw Schalldämpfer. Weiß jemand, wie das von innen aussieht? Gibt es so was in W?
Ja, das Konstrukt ist bekannt. Das nennt sich Massekühler. Im Grunde ein Wärmetauscher, bei dem aber auf der zweiten Seite das Fluid fehlt, es ist ersetzt durch "Masse". Folgende Annahmen gehen der Konstruktion voraus: Bei einem Kernwaffenschlag wird die Außenluft für kurze Zeit extrem erhitzt, ggf. mehr als 1.000°C. Die Wärmekapazität von Luft ist aber klein, das bedeutet, dass die gespeicherte Energiemenge nicht sehr groß ist. Nun wird diese heiße Luft über eine große Metallfläche (die Rohre) geleitet. An Stelle eines gegenläufigen Fluids wie Wasser in einem Wärmetauscher ist da aber Beton. Das nimmt die Wärme auf.
Das Foto in L. zeigt einen kleinen Massekühler, der eher wie Truppeneigenleistung wirkt. Bei Wittenberg muss es auch einen Massekühler gegeben haben, es existiert aber nichts mehr, mir sind auch keine Fotos davon bekannt.
Wissen wir eigentlich wie groß die Netzersatzanlage war? Bei 55kW für einen der Sender - und wenn wir von 10 Sendern ausgehen - und da kommt noch der Rest vom Bauwerk dazu - das muss unglaublich groß gewesen sein ...
Das wissen wir nicht sicher. Wir wissen, dass es mit hoher Wahrscheinlichkeit zwei raumtechnisch sehr große NEA waren. Ich meine, dass keine Fotos existieren, bin da aber jetzt nicht völlig sicher. Fotos des Montageschachts kenne ich definitiv nicht, da existiert aber ein Aufmaß, technische Zeichnung. Es war der Raum, der heute halb mit großen Betonbrocken verschüttet ist, das sind die Reste des Montageschachts. (Da bitte Vorsicht, das rutscht immer noch nach.)
Zwei Anmerkungen außerhalb des Fachthemas:
Vorsicht bei Begehungen, insbesondere mehrere Tage nach Regen: Die Luft im Bauwerk ist schlecht, in einer Ecke der oberen Etage sehr schlecht.
Ich möchte für den sachlichen, zurückhaltenden Diskussionsstil danken.