Kagel: Funksendezentrale des MfNV

oh, oh, so viel Input ... da musste ich erst mal eine Nacht drüber schlafen ...
... ich hoffe nur, dass das hier von Kellergeist und mir für die anderen Forum-Teilnehmer nicht zu
... langweilig ... speziell ... ermüdend ... wird.
Also, Frank, bremse uns rechtzeitig, bevor wir das Forum hier sprengen ...

Obwohl ich glaube, mir eine ganze Menge aus Kagel deswegen so genau eingeprägt und mich mit
der dortigen Technik intensiver befasst zu haben, als andere, um das bereits erwähnte milit. Hickhack und
die Widersprüchlichkeiten dort auszublenden oder zu verdrängen (war bestimmt auch nicht unbeteiligt
an der Aufrechterhaltung der 'Schlampen-Truppe'-Bezeichnung), komme ich langsam trotz der
Auffrischungsbesuche 1995/96 an die Grenzen dessen, was mir noch einfällt.
Aber so ein paar Stichworte von Kellergeist scheinen alte Speicherzellen wieder zu aktivieren ...

... wie z.B. die Sonnabendvormittag-Aktionen des Hauptfeld ... und schon der Beginn des
Tages: ... 'Deckenklopfen', also bitte ... super, wenn man da unten im BAS Schicht haben durfte ...

Zu den verschiedenen angesprochenen Punkten von Kellergeist:
Erstmal vorweg: meine Skizzen und Bilder zu verwenden, um das hier alles
für alle verständlicher zu machen, ist voll in Ordnung.
Die Unterschiede zwischen den Darstellungen vor/nach dem Umbau Anfang der 70'er sind ja
recht gravierend, auch bei den Dieseln wurde scheinbar reichlich umgebaut.
Da wäre jetzt sicher Sprosse mit einem Beitrag hilfreich.

Der KN1e:
Bis auf Vor-(Treiber-)stufe (1x SRL460) und Endstufe (4xSRL460, parallelgeschaltet) alles
Transistoren, ohne Ende ... auch für Logikverknüpfungen (mit IC's war damals noch nicht so viel los).

Zur DEZI:
Bei uns gab's da wieder einen verantwortlichen BU (Feldwebel (Fw) W. zu meiner Zeit).
Der kannte nicht nur seine Technik, sondern war auch recht rührig. Wenn es da größere Probleme
gab, konnte man ihn auch schnell mal nach Stabsdienstschluss reinrufen. Hat aus heutiger Sicht
natürlich den Nachteil, dass man sich mit der Technik dort nicht übermäßig intensiv beschäftigt hat ...
Richtfunkverbindung:
Da stand hinten rechts in der DEZI eine Kiste (Sender/Empfänger), dessen Typ ich nicht mehr
weiß und die mir noch heute irgendwie Unwohlsein beschert. Weiß nicht mal mehr, ob russischer
Bauart. Bei irgendeiner Funkübung musste mal so getan werden, als ob die Kabelverbindungen defekt
wären und alles lief über die Richtfunkschüssel ... kann mich noch genau an die schnarrende Stimme
des WLE aus der Wechselsprechanlage während dieser Ersatzverbindung erinnern - grausig.
VZ12:
Trägerfrequenztechnik für Fernsprechkanäle (je Grundleitung 12 Fernsprechkanäle)
VWT72:
Wechselstrom-Telegrafiesystem (ebenfalls mehrere Kanäle je Grundleitung)
Grundleitung - glaube in Kagel 2-Draht-Leitung. Weiß aber aus o.g. Grund nicht mehr,
wie viele Grundleitungen auf dem BZK10 (zum MfNV und ??) oder dem BZK24 (LSK/LV und ??)
geschaltet waren und wieviele aktive Kanäle (1 Kanal = 1 Tastleitung) im Endeffekt zur Verfügung
standen.
MSN70:
Telefonzentrale für 70 interne Teilnehmer (alle Telefone im Objekt und im Wohnhaus).
Hatte dies schon einmal kurz angedeutet. Bedienstation stand im BAS (Arbeitsplatz 'Mitstreiter')
Für die MSN70 standen zwei Amtsleitungen des MfNV zur Verfügung (Nr. 3710 und 3378 - ziemlich
sicher), der KC verfügte noch über eine separate Amtsleitung (Nr. vergessen), die - wenn ich richtig liege -
nicht über die MSN70 ging. Dafür hatte der WLS eine Sekretariatsstation, falls der KC nicht in seinem Büro.
Die einzelnen Teilnehmer auf der MSN70 konnten sich nicht direkt auf die Amtsleitungen wählen,
sondern mussten im BAS anrufen und um eine bitten. Die wurde dann - wenn verfügbar - auf den
Apparat des Anfragenden vermittelt. Melden mussten wir uns bei Anrufen auf den Amtsleitungen
mit '37-10-Kagel' oder '33-78-Kagel', bis klar war, wer am anderen Ende hing und man sich bei einem
Militär mit Dienstgrad/Name vorstellte.

Zu den Brunnen:
Also es gab zu meiner Zeit - ganz sicher - vier Brunnen. Wo die sich genau befanden, weiß ich nicht mehr.
Zwei habe ich in meinen Lageskizzen angedeutet, kann mich aber auch für deren Standort nicht verbürgen.
Umschalten konnte man den aktiven Brunnen an der Gußverteilung in der Hauswasser (Wasserwerk)
- Brunnen 1 oder 2 oder 3/4 - Brunnen 3 und 4 waren nur gemeinsam aufschaltbar, welcher von den beiden
der aktive Brunnen sein sollte, wurde in der Brunnenstube des Brunnen 3 vor Ort bestimmt.

Beton-Quader im 'Garten:
Der war zu meiner Zeit - wie geschrieben - mit feinem weißen Sand gefüllt und ich kann mich auch nicht erinnern,
in der Klima (müsste ja dann in der Steuerzentrale gewesen sein) Auffälligkeiten an der Wand bemerkt zu haben.
Vielleicht wurde diese Verbindung nach draußen beim Umbau Anfang der 70'er dicht gemacht.

Senderreparatur / WLS / Funkrichtung:
Röhrenwechsel übernahm generell der Betriebsdienst. Wenn es dann noch irgendwie woanders im Sender
haperte, wurde der zur Reparatur der Funkwerkstatt 'übergeben'. Das mit dem WLS und dass der das BAS
eigentlich nicht verlassen durfte, war bei uns auch noch so. Wurde aber ähnlich gehandhabt, wie von dir
beschrieben. Ob Rauchen im SBW gestattet war oder nicht, fällt mir nicht mehr ein (gehörte nicht zu den
'Räucherstäbchen-Verzehrern').
Kann sein, dass das von mir betitelte 'Arbeitsbuch' auch bei uns 'Wachbuch' hieß, das weiß ich nicht mehr so
genau. Wir hatten zwei - sagen wir mal - 'Dienstbücher': in das eine wurde der allgemeine Kram der Schicht
notiert (Dienst von/bis, Wachleiter, Mitstreiter, besondere oder nicht besondere Vorkommnisse, evtl. bei
Schichtbeginn bei der diesbezüglichen Meldung an den WLE von dem schon angekündigte Funkrichtungen
(gabs' bei uns auch noch) und am Schichtende (und damit Seitenende) die Aufzählung der übergebenen/von
der nachfolgenden Schicht übernommenen VVS- und GVS-Dokumente mit der Unterschrift der beiden WLS
(für die Richtigkeit-f.d.R. / Übergeben - Übernommen).
In das zweite 'Dienstbuch' wurden die bereitgestellten Funkverbindungen - wie in dem Bild zu dem
Wortwechsel WLE-WLS letztens beschrieben - notiert. Funkrichtungen - ob nun bereits zu Beginn der Schicht
angemeldet oder nicht - gab es auch bei uns zu den von dir benannten Orten, auch nach Warschau oder Prag
(mehr fallen mir gerade nicht ein). Ich weiß auch nicht mehr genau, was eigentlich der Unterschied zwischen
einer Funkrichtung und einer 'normalen' bereitgestellten Funkverbindung war. Jedenfalls wurden Sender auch für
Verbindungen quer durch die DDR (von Rostock bis Karl-Marx-Stadt, zu allen Bezirkshauptstädten, oder auch
nach Marxwalde, Jüterbog, Niederlehme - die fallen mir auf Schlag ein) bereitgestellt.
Im Allgemeinen schrieb uns der WLE - wenn ich nicht irre - nicht vor, welcher Sender mit welcher
Leistung und welcher Antenne zu nutzen war. Deine Einwände zu der bei euch praktizierten Vorgehensweise
sind sicher richtig und selbst bei einigen 'Kageler-Recken' meiner Zeit war das Verständnis dafür, wie sich
die Funkwellen ausbreiten, nicht sonderlich ausgeprägt.
Dann habe ich auch mal eine Kagel-Anekdote im Angebot:
Einzig der damalige Ltr. FuEZ (Major E.) hatte da so seine Tage, in denen er dem WLE gerne mal ins Handwerk
fuschte, wenn mich meine Erinnerung nicht täuscht. Abgesehen von dem Bestehen auf bestimmte Sender/Antennen,
hatte er einen Satz drauf, den ich 'immer noch höre': 'Bei mir verzerrt's. Überprüfen Sie die '46'!'
(Leitung 46 nur Beispiel) ... Hieß auf deutsch, dass die Funksignale unsauber rüber kamen.
Kann mich noch gut an eine Aktion erinnern, (war zu der Zeit noch 'Mitstreiter' und nicht WLS), als der
Major E. wegen dem 'Verzerren' bereits einen neuen Sender bekommen hatte und bei uns auf dem EKV alles
absolut rein klang, er aber immer noch nicht zufrieden war. Der WLS wollte mich schon zu einem weiteren
Sender schicken, um den abzustimmen, als unser stellv. Ltr. FuBd, ein ausgesprochen fähiger Mann, der
irgendwie auch bei den Funkamateuren involviert war und sich am Tage gerne mal länger im BAS aufhielt,
kurzerhand den Stecker für die Leitung vom KSV zog, uns eine Weile zum Warten verdonnerte und dann den
Stecker wieder steckte. Der WLS meldete an den WLE / an den Ltr. FuEZ: '46 läuft mit neuem Sender'
die FuEZ tastete darauf etwas herum und dann kam Major E. mit dem Spruch: 'Geht doch, warum nicht gleich so!'.

So, damit das hier nicht zum Roman ausartet, höre ich erst einmal auf.
Vielleicht bekomme ich ja wieder einen Anstoß für Erinnerungs-Blitze ...
bis denne
Bensing.
 
... ich hoffe nur, dass das hier von Kellergeist und mir für die anderen Forum-Teilnehmer nicht zu
... langweilig ... speziell ... ermüdend ... wird.
Ich kann nur für mich sprechen: Ich lese die technischen Aspekte eurer Unterhaltung mit hohem Interesse mit. Ich war Anfang der 1980er Jahre Reservefunker, auch in einem Bunker. Unser Netz war das 004 (Kommandostabsnetz GT). Beim 001 waren wir hörend dabei und hätten auf Befehl aktiver Teilnehmer werden können. Als UaZ GKS-berechtigt ... war auch nicht so der Regelfall.

Zu eurer Verwendung von Tarnnamen, Tarnzahlen, Klarorten, Klarnamen: Zu meiner Zeit (und an meinen Dienstort) wäre die Nutzung von Klarnamen und Nennung von Klarorten über das gassenbasierte NVA-Netz oder über S1 ein schwerer Verstoß gegen die DV 10/9 gewesen, da hätte es übel gescheppert.

Wechselrahmen 949 - k
 
Auch ich lese ganz gerne mit.
Als Übermittler der Schweizer Armee war ich einige Jahre bei der EKF, Elektronische Kriegsführung, mit dabei. Es war immer interessant, euch zuzuhören, und zu versuchen den Code zu knacken.

Gruss
Varga
 
- Munitionslager der HptNZ (auf einem separat eingezäunten Gebiet im Antennenfeld - also innerhalb des durch
die HSA gesicherten Bereiches!).
Hier sollten unterirdisch die gesamten Munitionsreserven für Strausberg gelagert worden sein.
Ebenerdig waren nur 4 kleine Betonhütten zu sehen, die wahrscheinlich über den Eingängen/Abstiegen
standen - 1995 war auf dem Boden dieser Hütten nur eine Schicht neueren Betons zu sehen, mit dem
scheinbar die mutmaßlichen Eingänge versiegelt wurden.
Das Tor zu dem Gebiet war immer verschlossen und petschiert. Das Munitionslager war für uns nicht
zugänglich, einer von der Wache hatte dort immer um den Zaun zu patrouillieren.


http://www.hidden-places.de/attachment.php?attachmentid=108699&d=1502994501


Moin. So interessant sich die Seiten mit persönlichen Lebensereignissen und technischen Daten zum Bauwerk auch Lesen,
so bestreite ich die Lage eines unterirdischen Munitiosdepots auf dem Gebiet der Sendeanlage. :abnormal:
.... geschweige denn eines Munitionslagers in diesen 4 Hütten :abnormal:


Grüße,
Andreas
 
Auch ich lese ganz gerne mit.
Als Übermittler der Schweizer Armee war ich einige Jahre bei der EKF, Elektronische Kriegsführung, mit dabei. Es war immer interessant, euch zuzuhören, und zu versuchen den Code zu knacken.
@Varga
Wir beide haben gerade ein Vokabelproblem. So wie die Sache mit den Bussen: In Deutschland fahren Busse, in der Schweiz bekomme ich eine Busse. Oder so irgendwie.

Daher:
Was ist bitte ein "Übermittler der Schweizer Armee"? Kannst Du das so beschreiben, dass ich das verstehe?

Eine weitere Frage:
Wir reden sicher über Funk - was hast Du da rein technisch zugehört? A1, A3, F? Tastfunk, Sprechfunk? Kurzwelle?

Letzte Frage für heute:
Eher Russen oder eher Verbündete der Russen? Oder alles gleichzeitig?

@Andi39GE
Also stinknormales Muni-Lager einer kleinen Einheit.
 
Hallo Andi39GE,

Bensing schrieb HpNZ , die Hauptnachrichtenzentrale entstand aus der früheren NBA (Nachrichtenbetriebsabteilung des MfNV) und hatte die Stärke eines Battallions mit den Rechten eines Regiments. Das waren ca. 400 Mann mit Handfeuerwaffen und Handgranaten. Die paar Kisten konnte man spielend in Kagel lagern. Siehe auch Ueckers Beitrag.
Gruß Kellergeist
 
Zuletzt bearbeitet:
Grad' vom Schindern zurück und vorstehende Beiträge gelesen.

Dank an 'uecker', 'martin2' und 'Kellergeist' für die Unterstützung (Munilager)

Hallo Andi39GE,
sicher ist nicht alles unbedingt richtig, was man so gesagt bekommt.
Auch ist naheliegend, dass gerade in Objekten, die in bestimmten Maße geheim gehalten wurden, nicht alles erzählt
wurde oder der Wissensstand derjenigen, die dort Informationen - berechtigt - weitergaben, auch vielleicht unbewusst,
nicht korrekt war (das Beispiel Badbaracke Kagel könnte als Beleg dafür dienen).
Da ich das Munitionslager, weil nicht zutrittsberechtigt, nie von innen gesehen habe und somit diese Verwendung
hätte bestätigen können, habe ich versucht, dort und bei anderen nicht durch eigene Anschauung belegbaren Themen
den Konjunktiv zu verwenden.
Da die Info zur Verwendung des Areals als Munitionslager aber nicht nur von einer Quelle kam/ kommt
(siehe Link von 'uecker') und der Umgang damit (separat eingezäunt, ganztätig Wachposten etc), dies unterstützt,
spricht vielleicht nicht allzu viel gegen die Richtigkeit. Ob nun in oder unter den vier Hütten - der 1995 eindeutig neuere
Beton auf den Böden der Hütten und die doch recht fragilen Stahltürchen der Hütten sprechen eigentlich eher für
die damals verbreitete Aussage unter - für eine Nachrichteneinheit ist sicher kein 'schweres Geschütz' einzulagern
gewesen, wie 'Kellergeist' bereits andeutete.

Hallo martin2,
meinst du die Wechselsprechverbindung WLE - WLS und die darüber ausgetauschten Info's im Klartext/mit Klarnamen und-Orten?
Wenn ich richtig liege, lief diese Wechselsprechverbindung über Fernsprechkanäle der Trägerfrequenztechnik /Bezirkskabel
und damit separat von irgendwelchen Kommunikationsnetzen. Da ich das dort während der drei Jahre nie anders erlebt habe,
werden die bei dir geltenden Vorgaben hier wohl nicht zugetroffen haben, sonst hätte sich da irgendwer sicher aufgeregt.

Bensing
 
Zuletzt bearbeitet:
Da die Info zur Verwendung des Areals als Munitionslager aber nicht nur von einer Quelle kam/ kommt
(siehe Link von 'uecker') und der Umgang damit (separat eingezäunt, ganztätig Wachposten etc), dies unterstützt,
spricht vielleicht nicht allzu viel gegen die Richtigkeit. Ob nun in oder unter den vier Hütten - der 1995 eindeutig neuere
Beton auf den Böden der Hütten und die doch recht fragilen Stahltürchen der Hütten sprechen eigentlich eher für
die damals verbreitete Aussage unter - für eine Nachrichteneinheit ist sicher kein 'schweres Geschütz' einzulagern
gewesen, wie 'Kellergeist' bereits andeutete.
Also "mein Munitionslager" sah schon ähnlich aus. Und das ist alles auch sehr sinnvoll: Man möchte da mehrere kleine "Bunker": Im Falle des Falles knallt es nur in einem - und es ist nicht gleich das komplette Muni-Lager weg. Und die leicht geschützte Tür braucht es auch - das ist die Systembruchstelle: Bei einer Explosion entsteht schlagartig ein hoher Druck, ein hohes Energiepotential. Man möchte im Falle des Falles nicht, dass die Bude unkontrolliert in Stücken wegfliegt. Man möchte, dass sich die Explosionsenergie in einer genau definierte Richtung abbaut.

meinst du die Wechselsprechverbindung WLE - WLS und die darüber ausgetauschten Info's im Klartext/mit Klarnamen und-Orten?
Nein.

In meinem Funkraum lagen zwei Drahtnetze an, zwei Apparate für diesen Zweck. Das eine war S1, das setze ich als bekannt voraus. Da war die Begründung, dass Teile der Transportschicht des S1 über Richtfunk gingen, also theoretisch abgehört werden konnten.

Dazu ist mir eine Episode erinnerlich, ich war Wachhabender eines kleinen Außenpostens. Auf einmal stand mitten in der Nacht ein Kollege der anderen Feldpostnummer vor dem Zaun, er müsse dringend kontrollieren. Nachdem ich die Freigabe des 50km entfernten OvD dafür hatte, (und nur aus diesem Grund erinnere ich mich) habe ich zuerst gewählt und dann den Hörer vorschrifstmäßigst mit "Achtung, Sie sprechen über S1" dem Mann der VIII übergeben.

Das andere, das armeeinterne Netz ist wohl an Ehesten mit dem BASA oder dem WASA oder dem Netz der chemischen Industrie oder der Eergiewirtschaft zu vergleichen: Gassenbasiert, das heißt, Du wählst Dich von Knoten zu Knoten bis zum Ziel. Das wiederum heißt, dass Du die Nummern der Kanten (Einzelstrecken) wissen musstest. Bei diesem Netz war interessant, dass es Netzübergänge in andere Netze gab. Das war eigentlich geheim, aber das eine oder andere Gateway sprach sich unter den Bunkerleuten doch rum ... Da war die offizielle Begründung der Geheimhaltung, dass an jedem Knoten mitgehört werden konnte.

Bezüglich der Durchsetzung Tarnnamen/Tarnzahlen kann es noch einen ganz anderen Grund geben: Ich seid doch irgendwie in den 70ern? Ich war erst Anfang der 80er, da kann das auch verschärft durchgesetzt worden sein. Zu meiner Zeit (die Funker der Gegenstellen des 004 kamen alle aus dem gleichen Ausbildungs-Stall) hatten wir daher ein illegales Zusatz-Codesystem "installiert". Der dienstälteste Funker war Anton, der nächste Beta und so weiter. Über Draht war ich Wechselrahmen 949 Cäsar. Und nach Frequenzwechsel (im 004 leisteten wir uns das mehrmals am Tag) war im Abstimmtasten dann Rufzeichen (vierstellig) und danach die persönliche Kennung, direkt gefolgt von "Irrung".

Wir haben ja das 001 standby mitgehört, also doch wohl das Funknetz, über das ihr hier primär redet. Da lief das genau so.

Ok jetzt habe ich euch den Thread zerquatscht, Entschuldigung, bitte. Zurück zum Thema.
 
Hallöchen 'martin2',
keine Bange, den Faden verlieren wir schon nicht ...

Dank für deine Erklärung (echt - kein Sarkasmus!).
Die Sache mit der FuSZ in Kagel, wie die Funkempfangszentrale (FuEZ)
zur Funkzentrale (FuZ) der Hauptnachrichtenzentrale (HptNZ) gehörend, ist die,
dass zumindest bis zur Funkbetriebsdienstebene (FuBd) der FuSZ - und damit
meinem Kenntnisbereich - die Kommunikationskanäle 'nach draußen' stark
eingeschränkt waren. Ich habe zwar von der Existenz
weiterer spezieller Kommunikationsnetze gehört, aber selbst nichts
damit zu tun gehabt. Dass der KC oder der Übertragungstechniker in der DEZI
damit zu tun hatten, bzw. über ein solches Netz kommunizierten, ist zwar wahrscheinlich,
aber wenn, dann war ich (bzw. auch der FuBd zu meiner Zeit) nicht einbezogen.
Unsere externen Kommunikationskanäle beschränkten sich auf die bereits beschriebene
Wechselsprechverbindung WLE-WLS, die über die MSN70 laufenden zwei
Telefon-Amtsleitungen und die separate Telefon-Amtsleitung des KC (alle drei
zwar über das MfNV und von dem kontrolliert, aber dennoch öffentliche POST-
Telefonanschlüsse).
Bei der FuEZ in Strausberg mag das schon wieder anders ausgesehen haben, aber Genaueres
ist da im Detail nicht bis zu uns durchgedrungen oder nur so beiläufig, dass ich mich nicht
wirklich daran erinnere.
Kagel (bzw. genauer: den FuBd von Kagel) könnte man demzufolge auch als
das 'Tal der Ahnungslosen' - zumindest auf diesem Gebiet - bezeichnen.

Hallöchen Kellergeist,
auf meiner sehr unvollständigen Skizze vom EG des SBW (#137)
(warum wurde eigentlich gerade diese unvollständige Skizze so viel öfter aufgerufen,
als die vollständigen vom 1. u. 2.UG in den Beiträgen #114 und #116 ?? -Frage ist mehr rhetorisch-)
gab's zwei Einträge von mir mit blauer Schrift, der Jahreszahl 1969 +Text und Fragezeichen.
Einmal habe ich dies in den kleinen Raum innerhalb des Büros vom KC (eurem Klub)
eingezeichnet, dessen Verwendung zu deiner Zeit evtl. der Kino-Vorführraum gewesen
sein könnte, da sich im Unterrichtsraum (eurem Speisesaal) an der Wand dorthin zwei
bei uns nie benutzte Projektionsöffnungen befanden - ist das richtig?
Bei uns fand das mit dem Kino ja wie beschrieben im U-Gebäude statt.
In den Raum selbst habe ich während meiner Dienstzeit nie reinsehen können
(Tür war hinter dem Stuhl vom KC) und 1995 gab's da nur noch Überreste von Regalen.
Der zweite Eintrag betraf das Fenster im Eingangsflur des SBW (vom Hof kommend rechts).
Da du dahinter die Wache platziert hast vermute ich, dass hinter dem Fenster
jemand saß, der Leute kontrollierte, die ins SBW wollten, oder?

Bis zum nächsten Mal und Dank
an alle, die 'gerne mitlesen'
Bensing


SBW_EG1.jpg SBW_EG2.jpg
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Kollegen,
@ Martin2: WLS und WLE sprachen drahtgebunden über das BZK10. Die von Dir genannten Netze gab es Zeit noch nicht. Habe also keine Ahnung.

Von Anfang an gab es nur drei Amtsleitungen. Eine war auf ein Telefon im SR2 geschaltet und frei zu gängig. Privatgespräche ohne Anmeldung waren natürlich verboten. Interessierte aber niemand. Eines Tages begann man in Strausberg wahllos Leitungen zu kontrollieren, weil dem MfNV die Telefonkosten zu groß wurden. In der Mittagspause hingen alle Sekretärinnen an der Strippe und blockierten die Leitungen. Nun war Schluss mit lustig. Aber im Raum neben der DEZI (Alarmunterkunft 014) war noch ein Fernkabel (FK150 o.ä.) durchgeschleift. Der Schrank war verschlossen, aber der WLS hatte den Schlüssel. Also ein Telefon mit zwei Krokodielklemmen (stand immer in der DEZI herum) genommen und eine Amtsleitung gesucht. Das war natürlich nur in der Nachtschicht möglich. Eine weitere Möglichkeit war die Nutzung des BASA Netzes (Bahn). War aber kompliziert, deshalb habe ich es vergessen.
Als Funkrichtung wurden alle Funkverbindungen mit den Warschauer Pakt-Staaten bezeichnet. Funker waren grundsätzlich Offiziere aus der FuEZ oder dem Spezialnachrichtendienst. Einen technischen Unterschied zu anderen Funkverbindungen gab es nicht. Der WLE gab zusätzlich z.B. „Moskau, 2200Km, Ost-Süd-Ost an“. Da wussten wir, Winkel-Reuse oder Winkel-Dipol verwenden.

Bensing, danke für die Beantwortung meiner Fragen im Beitrag #141.
Ich habe den Eindruck, dass im laufe der Zeit immer mehr Leute immer weniger über die Zusammenhänge wissen sollten.
Du hast Recht, in dem kleinen Raum standen zwei Projektoren für normale Kinofilme. In der Filmstelle in Strausberg gab es vor Feiertagen immer Zoff um die besten Filme.
Die Wache saß tatsächlich hinter dem Fenster und Neulinge machten auch den Versuch uns zu kontrollieren, was immer zu einem Lacher führte. Bevor der Posten von seinem Schreibtisch hoch kam, waren wir längst hinter der Zahlenschlosstür verschwunden.
Die Episode mit dem Stecker ziehen, finde ich gut. Manche „Schlauberger“ brauchten das.
Da könnt man viel erzählen ...
Grüße an alle
Kellergeist
 
Das andere, das armeeinterne Netz ist wohl an Ehesten mit dem BASA oder dem WASA oder dem Netz der chemischen Industrie oder der Eergiewirtschaft zu vergleichen: Gassenbasiert, das heißt, Du wählst Dich von Knoten zu Knoten bis zum Ziel. Das wiederum heißt, dass Du die Nummern der Kanten (Einzelstrecken) wissen musstest. Bei diesem Netz war interessant, dass es Netzübergänge in andere Netze gab. Das war eigentlich geheim, aber das eine oder andere Gateway sprach sich unter den Bunkerleuten doch rum ... Da war die offizielle Begründung der Geheimhaltung, dass an jedem Knoten mitgehört werden konnte.

Kleiner Beschrieb dazu hier: http://nachrichtenbetriebsamt.de/stan.htm

Aber Kagel hatte direkte Rufnummern von HptNZ Strausberg und KNZ LSK/LV im Bzk-10 bzw. Bzk-24. Da war dann nix mit Geheimhaltung und Tarnzahlen..... Alles offen abgehandelt oder im Mix. Zumindest in den 70gern.
Ja, und Sender für LSK/lV liefen dort auch. In der Regel Moskau, Minsk, Warschau, Prag. 5 Sender - glaube ich - waren für LSK/LV fest reserviert.
 
... und als letztes zur Klima,
ohne Klimaanlage war der Bunker auf Dauer nicht betriebsfähig. Es gab 3 Stufen.
Normalbetrieb: die Luft wurde über Kiesfilter angesaugt, gekühlt und befeuchtet
ABC -Betrieb : die Luft wurde über Kiesfilter angesaugt, durch ABC Filter geführt, gekühlt und befeuchtet.
Umluftbetrieb : Der Bunker wurde total hermetisiert und der verbrauchte Sauerstoff aus einer Reihe Sauerstoffflaschen ergänzt. Dieser Zustand konnte 24 Stunden gehalten werden.
Der Motor für den Kühlmittelkompressor hatte eine Leistung von 30 KW und wurde in drei Stufen angelassen. Der Kompressor machte so einen höllischen Lärm, dass ein Gespräch unmöglich wurde.
Einige Erinnerungen sind vielleicht fehlerhaft, aber das Wesentliche stimmt.

Herzliche Grüße an alle
und noch zwei Bilder...
 

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Ücker hat Recht, LSK/LV hatten ab 1964 zwei reservierte KN4 (s.Skizze Bensing) Sender in Kagel. Diese wurden nur sehr selten angefordert (z.B. Kiew o. Minsk). 1968 begannen die LSK/LV ihr eigenes Funknetz auszubauen. Dafür schickte man extra einen Uffz. zur Ausbildung am KN4 nach Kagel. Der war ein ausgemachter Prahlhans. In einer Woche wurde er technisch klein gehackt.
Gruß Kellergeist
 
@Varga
Wir beide haben gerade ein Vokabelproblem. So wie die Sache mit den Bussen: In Deutschland fahren Busse, in der Schweiz bekomme ich eine Busse. Oder so irgendwie.

Daher:
Was ist bitte ein "Übermittler der Schweizer Armee"? Kannst Du das so beschreiben, dass ich das verstehe?

Eine weitere Frage:
Wir reden sicher über Funk - was hast Du da rein technisch zugehört? A1, A3, F? Tastfunk, Sprechfunk? Kurzwelle?

Letzte Frage für heute:
Eher Russen oder eher Verbündete der Russen? Oder alles gleichzeitig?

@Andi39GE
Also stinknormales Muni-Lager einer kleinen Einheit.

Ich versuche deine Fragen so kurz wie möglich zu beantworten, wie sich in der Armee 61 darstellten. Also von 1961 bis 1995. Die Armee umfasste maximal ca. 850 000 Mann. Viel für ein so kleines Land wie die Schweiz.

Die Übermittlungstruppen der Schweizer Armee sind die Leute, die, die Verbindungen von der Stufe Armee bis hinunter auf die Stufe Regiment herstellten.
Das Aufgabengebiet war etwa das gleiche wie heute:
http://www.miljobs.ch/job-categories/category-detail/cat/13/show/

Ich selbst gehörte zur Elektronische Kriegsführung (EKF), im Spezialgebiet Funkpolizei. Der Name ist etwas irreführend. Mit was für Gräten ich zu tun hatte, kannst hier sehen:
https://www.hamfu.ch/_upload/Krieg-im-Aether-in-der-Feldarmee-red.pdf
A1, A3, Tastfunk, Sprechfunk, Kurzwelle etc, ist mir geläufig. Um der Funkpolizei beitreten zu können, musste man beim Morsen Tempo 50 beherrschen. Das ging nur mit einem vordienstlichen Morsekurs, vor der Rekrutenschule.

Bitte fragen, wenn etwas nicht klar ist.


Gruss
Varga
 
Hallöchen ihr alle,

zu Beginn ein kleiner Tipp, auch wenn ihr den vielleicht nicht braucht:
denkt beim Lesen daran, dass zwischen der Zeit von Kellergeist und mir
gut zehn Jahre vergangen waren und das SBW / das Objekt zwischenzeitlich doch
recht massiv umgebaut wurde ... Lasst euch also nicht verwirren.


zu der Kino-Angelegenheit:
Bei uns gab es keinen Streit um gute Filme, denn wir mussten nehmen, was kam.
Die Wache wurde ja täglich abgelöst. Der LKW vom Wachregiment brachte 1x in
der Woche mit den neuen Wachsoldaten auch einen neuen Film und holte den
von der Vorwoche zusammen mit der abgelösten Wachmannschaft wieder ab
(wenn ich richtig liege, war das am Donnerstag) ...
Die bei uns eingesetzten und bereits erwähnten TK35 - Projektoren + Steuergerät
und Verstärker kann man mit etwas Glück noch heutzutage bei eBay ersteigern.


ebenfalls nochmal zur Klima:
hier ist auch so ein Umbauunterschied sichtbar, wenn ihr die aktuelle Skizze von Kellergeist
mit meiner vom 2. UG vergleicht. Dort wo bei ihm Sauerstoffbatterie und chem. Filter
standen, fand man zu meiner Zeit das Steuerpult und weitere Schaltschränke.
Der Sauerstoff und diese Filter existierten bei uns nicht mehr (s. auch Text in #110)
Zu der ganzen Belüftungsangelegenheit habe ich bei meinen Besuchen in den 90'ern
alte Blätter der FuBd-'Uhu'-Ausbildung - die Klima betreffend - gefunden und 'sichergestellt'.
Habe davon zwei Bilder gebastelt und die gefundene Grafik neben dem alten Text platziert,
um das Geschriebene dort nachvollziehbarer zu machen.
Außerdem angehängt noch Bilder vom Gang zum Notausstieg (Position hinter der Notküche)
sowie den Blick hinauf zum Betonpilz/Ausstieg im Garten, wenn man hinten im Gang noch ein
Stück nach rechts ging und am Gangende dann hinauf sah. Das war scheinbar bei Kellergeist
an gleicher Stelle (nur bei uns halt hinter der Notküche im 1.UG runter Richtung Klima zubetoniert).


Soweit denn
Bensing




Luft1.jpg Luft2.jpgNot1.jpgNot2.jpg
 
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Hi,
Bensing, Dein Beitrag war für mich sehr interessant. Diesen Blick noch „oben“ kannte ich noch nicht. Jetzt habe ich auch die Leitungsführung zum Bad verstanden. Wenn ich es richtig verstehe konnte man dadurch den Bunker nicht mehr hermetisieren. Damit waren Sauerstoffflaschen überflüssig. Oder sehe ich das falsch?

@Varga, 850 000 Mann als stehendes Heer oder sind da alle Reservisten inbegriffen ?

Gruß
 
Hallöchen Kellergeist

doch, doch, Hermetisieren ging noch - mehr oder weniger - (Umluftbetrieb), wie du
auch auf dem Schreibmaschinen-Text der Ausbildungsunterlage (Bild 'Luft2') unter
der Betriebsweise BWIII entnehmen kannst. Die Schächte führten ja neben der
Notküche, außerhalb ihrer Bunkertür nach oben und waren dort Richtung Klima versiegelt (siehe neue Bilder).
Damit war -auch für die Luft - ebenfalls keine Verbindung ins 2.UG vorhanden.
Die Frischluft für das SBW wurde über einen der 'Pilze' im 'Garten' angesaugt ('Frischluft' in Abb.1
der Grafik in den Bildern Luft1/2) und in der BWII mittels Filter im Filterraum neben der
mechanischen Werkstatt gefiltert oder in der BWI (Normalbetrieb) direkt der Umluft zugesetzt (ca. 10%).
Für die BWIII konnten zusätzlich in diesem Filterraum manuell Klappen geschlossen werden.
Der gesamte Schleusenbereich im 1.UG mit den Dekontaminierungsduschen und der Leichenkammer
hatte eine separate Luftversorgung (Ansaugung links neben Alarmeingang über Betonkegel
am SBW ('Zuluft' unten rechts auf der Grafik Bilder Luft1/2) mit Filterraum im Schleusengang
(Hauptfilter nicht mehr bestückt) und zwei Lüftern in einer Kammer in der Alarmunterkunft des KC.
Für beide Luftkreise führten die Abluftrohre hoch in einen 'Pilz' im 'Garten' (siehe auch Skizze 1c).


Was die BWIII im Falle eines Falles für wie lange gebracht hätte, wenn da unten ca. 30 Mann
rumgegeistert wären, bleibt fraglich (siehe 'Gerücht' über Lebensdauer des Objektes im E-Fall
in meinem Beitrag #110).


Soweit erstmal ...
Bensing
 

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