Hintergrund

demo01

Member
@forum:


Hallo, hat jemand zu u.s. Abbildung irgendeinen weiterführenden Hinweis für mich? Ich übersetze es als "Delegierter zur 10. Parteikonferenz der GSSD 1970".

Aber was war der Anlaß bzw. um was ging es konkret usw.?

demo01
 
@Forum:

Wie's aussieht, kann mir hierüber niemand weiteres sagen... Versuch ich's mal so: Der Delegierte soll vom Dienstgrad her Oberst (Gardeoberst in der wörtlichen Übersetzung) gewesen sein. Auf Grund des o.g. Anlaßes nahm ich an, daß er in dem konkreten Militärobjekt, wo er stationierte, Politoffizier o.ä. war?
Die zweite Frage hierbei - kann es sein, daß ein solcher "Polit" einen höheren Dienstgrad haben konnte, als der Kommandant des Objekts?

Grüße demo01
 
Demo,
ich habe einige Dokumente von solchen Delegiertentagungen in Wünsdorf, ist aber meist das allbekannte Bla Bla und Detaildiskussionen zu Stationierungsfragen, Kontakte zu DDR Bürgern, Weiterbildung, täglicher allgemeiner Dienst, schlechte Versorgung etc. Als Parteimitglied konnte man dem Kommandeur (bei einem gewissen Ton) Dinge sagen, die sonst ein Dienstgradniederer nichjt so ohne weiteres seinem Kommanduer hätte sagen können. Die Dokumente sind interessant aber im allgmeinenen Bla Bla. Daher keine direkte Antwort zur konkreten Konferenz.
Zur zweiten Frage gilt:
ja das konnte sein, es gab dafür drei Möglichkeiten:
a. der Stellvertreter oder wer auch immer konnte einen DG höher erreiuchen wenn er WK-II Teilnehmer war, einen DG höher als sein STAN für die Planstelle ausgab.
b. er war altgedient und es war die letzte Planstelle vor der Pensionierung,
c) der Kommandeur war Spezialist und kam von einer Akademie, so hatte er meist einen niederen DG als oft viele andere im TT. Er erlangte erst nach einer gewissen Zeit die Ebene wo er auch (zeitlich) nach STAN befürdert wurde. So kenne ich TT wo der STV ein Oberst und der Kdr ein OSL war.
Intern gab es damitt wenige Probleme, extern musste man folglich wissen wer der befehlshabende war, ansonsten meldete man sich beim DG höchsten der dann mit den Augen kullerte, um darauf aufmerksam zu machen, wer der Chef ist. Gute altgediente gingen immer einen halben Schritt hinter dem Chef wenn dies zutraf, ich hatte manchmal ein Gespür dafür.
Ähnlich war es mit den Generalstäblern, die oft als Oberst eine DIV übernahmen und erst nach einem halben Jahr zum GM befördert wurden.
GRüsse Hermann
 
Hermann,

vielen Dank für deine wieder sehr interessanten Antworten! Das heißt für mich weitere Nachfragen an meine Quelle (es hört eben nie auf...)

Gruß demo01
 
Demo, das kann nie schaden, man sollte es tun, solange die Zeitzeugen geistig gut drauf sind. Entscheider von Mitte 80 sind heute auch schon 75 und die Uhr läuft unerbitterlich. Daher muss man diese wenigen Chancen nutzen.
Grüsse Hermann
 
Demo, das kann nie schaden, man sollte es tun, solange die Zeitzeugen geistig gut drauf sind. Entscheider von Mitte 80 sind heute auch schon 75 und die Uhr läuft unerbitterlich. Daher muss man diese wenigen Chancen nutzen.
Grüsse Hermann

Hallo Herrmann,
das gilt übergreifend für alle unsere wichtigen Themen: die wichtigsten Informationen stecken im Gedächtnis der Menschen - kleine Notizzettel sind wichtiger als die Zeitung - in Archiven und Memoiren findet man höchstens Anhaltspunkte für die weitere Suche - man muß die Autoren befragen.
Ja, du hast Recht ...
 
die wichtigsten Informationen stecken im Gedächtnis der Menschen - kleine Notizzettel sind wichtiger als die Zeitung - in Archiven und Memoiren findet man höchstens Anhaltspunkte für die weitere Suche - man muß die Autoren befragen.

Sicher habt ihr Recht! Und ich versuche auch jede Chance zu nutzen, wenn ich Zeitzeugen ausfindig gemacht habe, sogar mit der russischen Sprache setzt man sich wieder auseinander... Aber: Noch heute gibt es Hindernisse:
- Manche Zeitzeugen sagen nichts!
- Andere erzählen Märchen - wer kann Erinnerungen auf Wahrheit prüfen???
- Unterlagen werden vernichtet oder verschwinden in privaten Sammlungen!

Deshalb ja auch meine Versuche über das Net mit anderen, Gleichgesinnten oder "Wissenden" in Kontakt zu kommen (mit allen Problemen usw.).

Und man sollte die Zeitung nicht schlechter machen, ohne diese wäre Einiges nicht aufgeklärt bzw. überhaupt erst angesprochen worden, wenn es auch abhängig ist, was der jeweilige Redakteur erreichen will bzw. darf! Und bei den Archiven ist es so, daß längst noch nicht alles aufge-arbeitet oder frei zugänglich ist - man findet schon noch so einiges, wenn auch teilweise dort, wo man es nicht vermutet - es ist halt hier auch die Frage, wie weit will man gehen, was investieren.

demo01
 
Demo,
ein "guter" Zeitzeuge versteht schon dass auch Du Ahnung hast und wird Dich nicht allzu sehr verschauckeln, warum auch. Natürlich gibt es Hirngespinnsterzähler, doch die kann man relativ schnell sieben
(Fachwissen, Termini, Alter, Beruf) Ansonsten kann man ja immer noch so verfahren, dass man es zur Kenntnis nimmt und sich seinen Reim darauf macht. Auch ein Zeitzuege kann nur das berichten was er zu seiner Zeit erlebt hat, der Rest bleibt dann auch hörensagen. Ich habe die Erfahrung gemacht dass meist sehr viel dabei rüber kommt und sind es nur Nebensächlichkeiten. Nur Du befasst Dich in Deiner Ecke allerdings auch mit einer Anlage bei der es nicht so einfach ist. Wenn man keinen MTO Mann findet der in dem Lager gedient hat, wir es schwierig, denn wie viele dieser Einheiten haben denn Zutritt gegeben im Rahmen von Patenschaften? Ich kenne keines. Das wird also eine schwierige Kiste bleiben.
GRüsse Hermann
 
Hermann,

deine Erfahrungen habe ich teilweise auch machen müssen. Vor allem in den Jahren nach 1960 gab es kaum noch Kontakte bzw. Besuche von Einheimischen oder MA von Firmen in den Objekten. Und wenn, dann wurden diese tw. in einem Bus mit zugepinselten Scheiben zum Arbeitsort gefahren. Natürlich gelang es einigen einige zufällige Beobachtungen ("Nebensächlichkeiten") zu machen, nur hatten diese meist auch von militärischen Sachen, außer in bezug zu ihrer eigenen Militärzeit, keinen Deut.

Früher gab es öftere Kontakte, auch innerhalb des Objekts, zbsp. Schüler-Chorgruppen, die zum Singen eingeladen wurden. Hier bin ich aber auch noch am recherchieren, denn es ist fast schon ein halbes Jahrhundert her! Oder die regelmäßigen (?!) Treffen von Arbeitsbrigaden. Doch wer hat damals nähere Kontakte mit Adressentausch im Sinn gehabt? Meist lief das ganze in einem Trinkgelage aus, oder?

Sogar die Kinder der ehemaligen Soldaten/Offiziere haben nicht immer die gewünschten Infos bzw. wollen oder dürfen (noch) nichts sagen - gibt's dazu Erfahrungen? Dazu kommt wohl, daß viele der "hier" Gedienten heute nicht über unsere technischen Möglichkeiten (Internet usw.) verfügen.

Ich für meinen Teil habe leider erst spät mit diesem Thema Bekanntschaft gemacht (trotz der persönlichen Bezüge, die aber auch erst dadurch bekannt wurden...), da war nicht mehr viel zu machen wegen Kontakten. Deshalb sei auch an dieser Stelle nochmals allen, die mir halfen, gedankt!

Mal angefügt ein Bild um 1950, die Abgebildeten sind heute wohl alle um die 60 Jahre älter. Die deutschen Mädchen/Frauen haben damals aber keinen Gedanken an die zukünftige Entwicklung verschwendet, zumindest ist es mir bisher nicht gelungen, Näheres zu erfahren. Aber vielleicht erkennt ja jemand in der weiten Ex-SU (mit Netverbindung und Zugriff auf's Forum) seinen Vater, Opa...

demo01
 
Sogar die Kinder der ehemaligen Soldaten/Offiziere haben nicht immer die gewünschten Infos bzw. wollen oder dürfen (noch) nichts sagen - gibt's dazu Erfahrungen?
Thema Schweigepflicht oder wie das heißt. Es gibt einige die berufen sich auf diese 15-jährige Frist ohne vielleicht auch davon zu wissen. Wieder andere erzählen dir halt alles was Sie wissen und wieder ganz andere wissen gerade mal das sie zwei Jahre "bei Leipzig" in einem schönen Wald dienten .....
 
Demo,
vor meinem dritten Leben w3ar ich zuständig für das Kontakthalten zu einer Garnisionsschule der GSSD in Frankfurt (Oder) . MIt Abstand betrachtet würde ich sagen:
a.
man merkte welche Elternteile wichtig waren, sprich Geheimnisträger,
b.
man merkte welcher Elternteil einen hohen Dienstgrad hatte,
c.
man merkte dass die KInder wenig wussten, woher auch. Zwar war fast immer zu "ermitteln" was Daddy tat, also Artillerie oder Nachrichten, doch dann war Schluß. Auch die Lehrerinnen waren nichtswissend. Manchmal waren die Treffen beklemmend, es kam kein Dialog zusammen. Erstens war es ein Sprachproblem, zweitens, worüber wollte man reden wenn er oder sie einfach nicht zu bereden hatten?
Die KInder durften zwar raus aus dem Haus aber es war nicht ihre Heimat.
Wenn wir über CCR reden wollten, konnten sie nichts beitragen, sie kannten es einfach nicht. Waren die Eltern dabei, kam kein Dialog zustande, weil Daddy sprach und Igor-Söhnchen hatte den Mund zu halten...

Heute meine ich kommen noch einige weitere Dinge zum Tragen. Z.B. ob Dein Gesprächspartner noch Verwandte, Anbekannt oder Anhang im Riesenreich hat. Wer will sich schon die Heimat zum Feind machen oder dei Rückkehr ausschließenb?
Insofern verstehe ich manche Zeitzeugen. WEnn man ein Gespräch kluf vorbereitet, kann man ja nein Ausschlußfargen stellen und der Gesprächspartner muß nur Nicken oder das Köpfchen schütteln. Ich habe meine Antworten und gesagt hat er nichts...
Funktioniert. Einfach ausprobieren, man muss aber die Fragen so aufbereiten, dass ein Ja nein Gespräch möglich ist. Oder Du hast einen Dolmetscher dabei der Nuancen versteht, am besten einen Muttersprachler...
Grüsse Hermann
 
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