Giftgasforschung in der DDR

sq7

Member
Ich will hier mit einem neuen Thema beginnen und Hoffe auf rege Beteiligung.

Zeitlich beginnt das ganze schon vorher beim MdI Endet aber bei der NVA u. den GT.

zum Einstieg gibt es vieles auf der Seite des chemischen Dienst der NVA.

Das Buch ist sicher für den ein oder anderen Lesenswert.
 
Interessantes Thema! Im vergangenen Jahr hatten wir ja schonmal kurz über Giftgaslager der GSSD/WGT auf dem Gebiet der DDR diskutiert:

http://forum.hidden-places.de/showthread.php/8337-Chemiewaffen-der-GSSD-WGT-in-der-DDR

Auch die DDR beteiligt sich an der Entwicklung chemischer Kampfstoffe und am Bau der libyschen Giftgasfabrik. In der C-Waffen-Forschung genießt sie weltweit einen hervorragenden Ruf.

In der offiziell immer bestrittenen C-Waffen-Forschung gehört die DDR gar zur Weltspitze. Selbst bei der Wehrwissenschaftlichen Dienststelle der Bundeswehr im niedersächsischen Munster, zuständig für ABC-Schutz, wird nach einem 1100seitigen "Lehrbuch der Militärchemie" aus Ost-Berlin gearbeitet. Seit der ehemalige DDR-Wissenschaftler Adolf-Henning Frucht, 75, die geheime Kampfstofforschung des Ostens enthüllte (SPIEGEL 24 bis 28/1978), verfolgen westliche Nachrichtendienste verstärkt die C-Aufrüstung im Ostblock. Was die Sowjets seinerzeit als "Phantasien eines Verrückten" abtaten, bestätigt jetzt auch ein ehemaliger Leutnant der Nationalen Volksarmee (NVA), der selber den Umgang mit chemischen Kampfstoffen in der DDR erlernte: Ulrich Bergemann, 44, ein Ingenieur und Rechtsanwalt, der seit seiner Ausweisung 1984 bei Darmstadt lebt, hatte nach eigenen Angaben als Laborant jahrelang Zugang zu streng abgeschirmten Forschungsabteilungen.

Quelle und mehr: http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13495305.html

BG
Martin
 
Martin die Bundeswehr ging sogar noch weiter, Sie sicherte sich noch für Jahre die Patentrechte an Erfindungen der NVA.
Die Patente sind Zahlreich von Mess-Prüfgeräten; Kleidung und Stoffen zur Entgiftung .
 
Die Leseprobe ist schonmal interessant. Die beantwortet bebildert ein paar Fragen zum Handling der Kobalt-60-Quelle am Mast auf dem Übungsplatz CD im Raum Beeskow. Das hatten wir hier schon intensiv diskutiert. GF
 
Kobalt 60, wobei das ja nichts mit dem Thema Gift"gas"forschung zu tun hat.
Danke für den Link zum Buch.
Interessant sind auch die Bücher Militärchemie 1 und Militärchemie 2, sowie Synthetische Gifte. Mittlerweile auch als PDF
Aber da der chemische Dienst schon angerissen wurdeh hier noch ein interessantes Video.
Außerdem forschte nicht nur das Militär der DDR, auch Vertreter des Ministeriums für Staatssicherheit holten sich ab und zu
Kleinstmengen von Kampfstoffen bei den Genossen der NVA ab.



BG
Andreas
 
Das liest sich schon haarsträubend.
Entscheidend ist die Frage nach dem Wahrheitsgehalt der Meldungen bzw deren Wichtung.

Uns wurde auf dem ÜPlChD-40 Mitte ´89 tatsächlich erzählt, dass ein KCB- Offizier (nicht KGB!) einen Demo- Tierversuch mit KS erlebt hatte.
Dass die DDR einen baugleichen ÜPlChD beim Waffenbruder im Irak installiert habne soll, können wir als gegeben betrachten; das kam seinerzeit auch in den Medien. Abwehrtraining, vllt. auch für Anwender geeignet. Dual use sagt man heute.
Dass im Süden Berlins auch an der ChemieAbwehr geforscht wurde, auch
.
Ob ein Kesselwagen Natriumfluorid gleich Chemiewaffenproduktion bedeutet, sei mal dahingestellt.
In Dohna (bei DD) wurde in großen Mengen Dohnalit hergestellt, das als Holzzschutzmittel NaF (und K2CrO7) enthielt.
Als die geeignetere Schlüsselsubstanz zur Synthese von OrganoPhosphaten wie Sarin oder auch Bi-58 (im Westen E605) gilt eigentlich PhosphorTriChlorid PCl3 und weniger wassergelöstes NaF (Kesselwagen?).
NaF ist ein kristalliner Feststoff, und bei der OP- Synthese ist peinlichen Wasserausschluß zwingend (Verersterung).

Die Flammenwerfertrupps der NVA unterstanden mE allein dem Chem. Dienst.

Grundausstattung Gegengift: Hieß in der NVA MSP- K12. Ich glaub nicht ,dass es eine moderne Armee ohne GegengiftSpritzen gibt.

Spezielle Belüftungen in den NVA- Kampffahrzeugen: Innenraum- Überdruckhaltung (wie im SBW); Nix Besonderes.

Wie gesagt, ich will nichts absdtreiten, aber es scheint auf den ersten Blick ein Sammelsurium von ChKS- relevanten Mosaiksteinchen zu sein, medienwirksam inszeniert.

vG, FA
 
@FA das ganze Thema ist Pervers, bisher wurde nur der Einsatz von Giftgas hier angerissen. Zu den Aufgaben der ChD
Gehörten noch die A und B-Waffen. Wenn man sich die Zeit nimmt und mit dem Thema Tiefer gehend Befasst ist es aber auch sehr Interessant. Die DDR war auf dem Gebiet vielen Länder um Längen voraus, Dumm für uns das der Westen das ab 1990 nicht Nutzte.
@Andreas der Film ist Klasse aber leider etwas kurz.
 
Hallo,
"der Westen" oder besser die ABC-Abwehrtruppe hatte ursprünglich auch übungsmöglichkeiten, jedoch gab es gegen solche Enrichtungen massiven Widerstand aus der Bevölkerung. Deshalb musste dann bei NATO Partnern geübt werden ( nachzulesen in der Chronik der ABC-Abwehrtruppe ). Ich persönlich finde den Titel "Giftgasforschung in der DDR" irreführend, da es hier nicht um die Erforschung von Giftgasen sondern eher um die Beseitigung oder Abwehr von KCB Kampfstoffen ging.

... meint BURK
 
@BURK
Giftgasforschung fast alle Teilbereiche zusammen, "Beseitigung und Abwehr" Aufklärung.
Hier ein Beispiel das auch an Stoffen Geforscht wurde.
https://depatisnet.dpma.de/DepatisNet/depatisnet?action=pdf&docid=DD000000300386A7

Militärtechnisches Institut der NVA 'Anton Ackermann', 15711 Königs Wusterhausen, DE
Verfahren zur Herstellung verdickter brandgemische
Verfahren zur Eichung und Prüfung von Kampfstoff-Warngeräten mitSimulationsstoff-Luft-Gemischen
Verfahren zur Simulation phosphororganischer chemischer Kampfstoffe in Kampfstoffnachweisgeräten und -mitteln

Hier noch ein Artikel des Spiegel aus dem Jahr 1990

ich hoffe das Beantwortet auch noch Fragen zu deinem Beitrag
 
@BURK
Giftgasforschung fast alle Teilbereiche zusammen
SQ,
das stimmt nicht, schon von der Logik her. Da KCB (Kern-, Chemische und Biologische) Kampfstoffe nicht alle gasförmig sind, kann ein Wort in dem nur "Gas" vorkommt nicht alle Bereiche zusammenfassen.

Hier ein Beispiel das auch an Stoffen Geforscht wurde.
https://depatisnet.dpma.de/DepatisNet/depatisnet?action=pdf&docid=DD000000300386A7

Militärtechnisches Institut der NVA 'Anton Ackermann', 15711 Königs Wusterhausen, DE
Verfahren zur Herstellung verdickter Brandgemische
Hast Du die Patentschrift überhaupt gelesen? Da geht es 1. um den Inhalt von Flammenwerfern also kein Gas und schon gar kein "Giftgas", und 2. wird das Zeug zur Brandschutzausbildung verwendet.

Verfahren zur Eichung und Prüfung von Kampfstoff-Warngeräten mit Simulationsstoff-Luft-Gemischen
Verfahren zur Simulation phosphororganischer chemischer Kampfstoffe in Kampfstoffnachweisgeräten und -mitteln
Und hier geht es wie der jew. Name schon sagt um Simulation, und nicht um wirkliche Kampfstoffe.

Abgesehen davon ist Deine Formulierung im Beitrag #9 "bisher wurde nur der Einsatz von Giftgas hier angerissen" nicht nur irreführend, sondern komplett falsch - es sei denn, Du kannst nachweisen wann, wo und gegen wen die NVA Giftgas eingesetzt hat.

Gruß M.
 
Hallo,
"der Westen" oder besser die ABC-Abwehrtruppe hatte ursprünglich auch übungsmöglichkeiten, jedoch gab es gegen solche Enrichtungen massiven Widerstand aus der Bevölkerung. Deshalb musste dann bei NATO Partnern geübt werden ( nachzulesen in der Chronik der ABC-Abwehrtruppe ). Ich persönlich finde den Titel "Giftgasforschung in der DDR" irreführend, da es hier nicht um die Erforschung von Giftgasen sondern eher um die Beseitigung oder Abwehr von KCB Kampfstoffen ging.


... meint BURK

@burk
Diese Aussage kann ich, auch nach Aussage einiger früher damit Beschäftigter, nur unterstützen. "Giftgasforschung in der DDR ist irreführend".
gerd
 
Zuletzt bearbeitet:
SpOn steht nicht selten unter kritischem Beschuß, was die Gründlichkeit seiner Recherchen hinsichtlich der gewollten Aussagekraft betrifft.
Kann ich irgendwie nachvollziehen.

Die kompromittierenden KampfgasZettel des Hamburger Hobbyseglers und GiftgasAufdeckers (> 14. Absatz des SpOn- Artikels) lagen auch 2011 noch im DDR- Wald herum. Also noch ein so schlagender Beweis für die chemische Kriegführung der DDR > Bilder

Als Imitations-Kampfstoff wurde in der NVA das relativ ungiftige HydrazinHydrat eingesetzt N2H4xH2O. Duftet leicht nach Fisch und löst im IndikatorRöhrchen / GSA- Gerät die GiftGas- identische NacheisReaktion aus. Funktioniert, habe ich bei der KCB- Truppe des NR- 14 im Frühjahr ´89 selber praktiziert.
Damit wurden die Geräte geeicht, logisch.

"Napalm" wurde in der NVA ebenfalls hergestellt, wie SQ7 verwies. Napalm, allein der unheimliche Name assoziiert an die Vietnam- Hölle.
Das amerikanische Profi- Napalm enthält in der Tat teuflische Zusätze (Phosphor und Natriummetall), welche Wasserlöschung erschwert und Rückzündungen ermöglicht.

Das DDR- Derivat war ein besseres Hausfrauen- Napalm, selbst zusammengemixt aus Waschbenzin und Alu- Mitrophor (ein schmutzigweißes krümeliges Pulver, das in einer großen PappTüte herangeschleppt wurde. Dieses staubende Zeugs läßt Alkane zu Gelee werden).
Mit dieser selfmade- Pampe konnten die taktischen Eigenschaften eindrucksvoll demonstriert werden, wie lange verdicktes Benzin brennt, dass es sich nicht abwischen sondern nur breitschmieren läßt usw.


Giftgasfreies Wochenende!
wünscht einer der ehemaligen chemischen Kriegführer der NVA :)
 

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