White Gold - Verlassene Porzellanfabrik, in der alles zurückgelassen wurde

Hall for Kilns by Broken Window Theory, auf Flickr​

Dieses Mal ging es für uns ins Herz Deutschlands. Wir hörten von einem Traditionsbetrieb, der nach über 200 Jahren Produktion verlassen wurde. Hier wurde in besseren Zeiten Porzellan hergestellt. Den Gerüchten nach sollen die alten Fabrikhallen gefüllt sein mit dem weißen Gold. Und tatsächlich: Wir konnten nicht glauben, was wir im Inneren gefunden haben! Von Formen bis über das fertige Geschirr war noch alles da. Und zu unserem großen Erstaunen war der Vandalismus hier nur minimal. Doch auch, wenn die Fabrik aussieht, als wäre sie frisch verlassen worden, so steht sie bereits seit mehreren Jahren leer. ​

White Gold #03 by Broken Window Theory, auf Flickr​

Als Lost-Place-Fotografen habt ihr bestimmt schon sehr viele Gebäude gesehen, in denen keine oder nur sehr wenige Gegenstände zurückgelassen wurden. Aber hier in dieser Porzellanfabrik gehen die Objekte in die Tausende, wenn nicht sogar eher in die Hundertausende!​

Forms by Broken Window Theory, auf Flickr​

Bereits vor 200 Jahren wurde an diesem Standort eine Porzellanmacherei errichtet. Anfangs wurde hier vor allem Gebrauchsgeschirr hergestellt. Etwa 200 Personen wurden dafür beschäftigt. Was beachtlich ist, denn schließlich hatte das Dorf in dem die Anlage steht zu dem Zeitpunkt keine 1.000 Einwohner. Nach einiger Zeit wurde die Produktion um die Herstellung von Spielwaren und Schmuckporzellan ergänzt.

White Gold #29 by Broken Window Theory, auf Flickr​

Bei mehreren Ausstellungen wurde das Porzellan aufgrund der hohen Qualität ausgezeichnet. Erstklassige Künstler und Spitzenkräfte wurden in diesem Unternehmen ausgebildet. Mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs begann jedoch der Untergang des Traditionsbetriebes.

White Gold #34 by Broken Window Theory, auf Flickr​​

Unter sowjetischer Besatzungwurde die Manufaktur enteignet und zu einem volkseigenen Betrieb umgewandelt. Fortan wurde nur noch für den osteuropäischen Markt produziert. Aber glücklicherweise wurde das feine Porzellan weiter als Luxusgut angesehen. Mit der Wiedervereinigung Deutschlands und der Privatisierung des Unternehmens begannen aber die eigentlichen Schwierigkeiten.

Shepherd Dog by Broken Window Theory, auf Flickr​

Die Neuausrichtung scheiterte und der Trend der Zeit wurde verpasst. Was folgte war die Insolvenz. Und zwar die erste, denn kurz darauf gab es einen letzten Versuch die Fabrik wieder ins Laufen zu bringen. Es wurde versucht, bei einem Werksverkauf die verbleibenden Porzellanmengen zu verkaufen. Jedoch gab es zu wenig Interesse. 2014 folgte die zweite Insolvenz und seitdem ist das Gelände verlassen.​

White Gold #37 by Broken Window Theory, auf Flickr​

Nach mehreren Stunden in den prall gefüllten Hallen kamen wir zum Ergebnis, dass offensichtlich noch alles da ist, was es für eine Wiederaufnahme der Produktion braucht. Alles, was es dafür braucht, ist ein neuer Besitzer mit einer Vision. Und offensichtlich jeder Menge Geld. Es ist eine Schande ein historisches Unternehmen in so einem schlechten Zustand zu sehen. Doch die Porzellantradition in diesem Teil von Deutschland ist vom Aussterben bedroht. Der westliche Markt ist nicht mehr bereit hohe Preise für diese Handwerkskunst zu bezahlen. Stattdessen wird Porzellan vermehrt im Ausland gekauft. Diese verlassene Manufaktur wird also kein Einzelfall bleiben...

White Gold #36 by Broken Window Theory, auf Flickr​


White Gold #32 by Broken Window Theory, auf Flickr​

Wenn ihr noch mehr über Porzellan wissen wollt oder einfach mehr von dem Lost Place sehen wollt, schaut gerne auf YouTube vorbei:​


 
Sieht zum Glück immernoch genauso dort aus. War vor zwei Wochen da.
Vielen Dank für die schönen Bilder, haben Erinnerungen hochgebracht.
 
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