Hallo
Zur Abrundung der Informationen über „Nickel“ zitiere ich aus dem Buch „Die militärische Sicherheit der DDR im Kalten Krieg“ erschienen bei Projekt & Verlag Dr. Erwin Meißler (
www.meissler.de):
„Nickel“
Geschützter Gefechtsstand der sowjetischen Luftstreitkräfte/Luftverteidigung auf dem Territorium der DDR und der 16. Luftarmee der Gruppe der Sowjetischen Streitkräfte in Deutschland.
Die Bunkeranlage des Gefechtstandes - Deckname „Nickel“ - vom Typ UK-20 (eine Analogie zum deutschen Typ GDF 2A 13) war 1983/85 von einer sowjetischen Spezialbaueinheit unweit der geschützten Führungsstelle des Oberkommandos der GSSD auf dem Gelände des ehemaligen Truppenlagers der Wehrmacht in Zossen errichtet worden. Sie besteht aus drei in Schalenbauweise errichteten Sheltern (60 m lang und 13 m breit), die in offener Bauweise montiert wurden. Die Raumaufteilung wurde nach dem Einbau einer Zwischendecke durch Ziegelwände realisiert.
Nach Kriegsende hatte sich der Stab und einige Bedienungseinheiten der 16. sowjetischen Luftarmee im ehemaligen Truppenlager Zossen der Wehrmacht einquartiert, das nun als „Fliegerstädtchen“ bezeichnet wurde. Für den Gefechtsstand waren im Südteil des Lagers einige der dortigen Kasernengebäude durch entsprechende Umbauten hergerichtet worden. So hatte man z. B. drei Gebäude in der Ebene ihrer 1.Etagen durch Übergänge miteinander verbunden und die Raumaufteilung der Gebäude den zu erfüllenden Aufgaben angepasst. Mit der fortschreitenden organisatorischen, inhaltlichen und vor allem technischen Entwicklung und Vervollkommnung in der Folgezeit konzentrierte sich in Zossen die Führung des Gesamtsystems der Luftraumüberwachung und -verteidigung der GSSD, die den Einsatz modernster Informations- und Führungstechnik erforderte. Das führte letztlich zum Bau des neuen, geschützten Gefechtsstandes.
Bei dem neuen Schutzbauwerk des Gefechtsstandes verbindet ein zentraler Baukörper (Block C) die beiden nebeneinander liegenden Shelter an einer der Längsseiten. Ihre anderen Enden wurden mit Betonwänden verschlossen. Über der Erddeckung der Shelter lag eine 0,6 m starke auskragende Zerschellschicht, die ihrerseits wiederum durch eine bepflanzte Erddecke getarnt war. Diese Anordnung bot eine ausreichende Tarnung gegen Luftaufklärung. Die Eingänge zum Bunker lagen an einer, rund um die gesamte Anlage führende Betonstraße. In einem dritten Shelter (58 m lang), an das zentrale Bauwerk anschließend, waren alle für den autonomen Betrieb der Gesamtanlage notwendigen Einrichtungen zur Luft-, Wasser- und Energieversorgung untergebracht.
Die Stärke der im 24-Stunden-Dienst eingesetzten Dienstschicht lag bei etwa 60 Armeeangehörigen - u.a. auch Offiziere der NVA - die in den einzelnen Führungssektionen arbeiteten. In einem Shelter (Block B) lag der etwa 18 m lange und über beide Etagen reichende Saal des Aufklärungs- und Informationszentrums. Hier wurde an einer 4 x 4 m großen Projektionswand die aktuelle Luftlage über Zentraleuropa dargestellt und geführt. Mit Hilfe des modernen rechnergestützten Systems „ALMAS“ konnten die von den nachgeordneten Führungsebenen eingehenden Aufklärungsinformationen schnellstmöglich analysiert und entsprechende Befehle direkt an die Flieger- bzw. Fla-Raketentruppen gegeben werden.
Im benachbarten Shelter befand sich der 23 m lange, ebenfalls über beide Etagen reichende Saal des Gefechtsführungszentrums, wo an Hand der im Aufklärungs- und Informationszentrum erkannten Luftlage der Einsatz der zugeordneten Luftverteidigungskräfte mit dem Automatisierten Führungs- und Leitsystem „WOSDUCH“ geplant und geführt wurde. Auch hier gab es an der Nordseite des Saales eine große Projektionsfläche auf der die jeweilige Lage dargestellt wurde. Davor saßen an ihren Führungspulten die diensthabenden Offiziere. In einem anderen Saal war das Gefechtsführungszentrum der 16. Luftarmee installiert. Weitere Räume enthielten Anlagen und Einrichtungen des Wetterdienstes und der Rechentechnik und dienten als Arbeitsräume für technisches und sicherstellendes Personal. Im dritten Shelter befanden sich die Räume für die Stromversorgung aller Anlagen, einschließlich der Netzersatzanlage sowie die Systeme zur Versorgung mit Luft und Wasser.
Zur Bunkeranlage „Nickel“ gehörte außerdem ein 20 x 30 m großer geschützter Garagenkomplex mit 5 LKW-Stellplätzen für den mobilen Teil - WP-04M - des Systems „WOSDUCH“, der mit der stationären Anlage verbunden war. Das waren vier Ural-Sattelschlepper mit großen Aufliegern für die Rechentechnik und mehrere Fahrzeuge zur Sicherstellung wie z.B. Aggregate und Wartungseinheiten. Bei Notwendigkeit konnte die mobile Technik ohne Verlust der gespeicherten Luftlagedaten von der stationären Anlage abgekoppelt und an andere Standorte verlegt werden.“
Soweit die Angaben zu „Nickel“ aus dem o.g. Buch, das in ähnlicher Kurzform - anschaulich illustriert - weitere wichtige geschützte Führungsstellen der NVA beschreibt.
Grüße Hans-Georg