Typ VII in Tschechien

Büttner

Well-known member
Nahe Lysa Hora in Tschechien befindet sich einer von drei Typenbauten – gerne auch Typ VII genannt - eines Sonderwaffenlagers wie man diese auch aus L & S aus Deutschland kennt.
Die drei Lagerstandorte in Tschechien betreffend stolpert man desöfteren über die Bezeichnungen Javor-50, Javor-51 und Javor-52. Die Fotos zeigen die beiden zugeschütteten Bunker Lysa Hora, die anderen beiden Standorten liegen zum einen in Randlage eines aktiven tschechischen TÜP nahe Borovno und zum anderen bei Bilina. Borovno befindet sich in militärischer Nutzung bzw. als zeitweilige Lagerstätte für Leichen vergangener Zeitepochen und bei Bilina handelt es sich um ein Objekt der tschechischen Polizei. Das Objekt Lysa Hora erscheint als Gefängnis oder ähnliches, das Areal der beiden bis vor einigen Jahren noch zugänglichen Bunker ist begehbar.

Interessant wäre eine Antwort auf die Frage ob die Tschechoslowakische Armee Anfang der 60er Jahre rein zufälligerweise drei Raketenbrigaden aufstellte, deren Basierungsräume in der Nähe der drei Standorte sich befinden und für die darüber hinaus hypothetisch in den drei Sonderwaffenlagern die entsprechenden nuklearen Gefechtsköpfe lagerten.

Auch wäre der Zeitpunkt zu klären wann genau diese Bauten in der CSSR errichtet wurden. Langläufig scheint ja die Meinung vorzuherrschen das die Sowjetischen Streitkräfte erst mit dem Prager Aufstand von 1968 in das Land einmarschierten. Dagegen spricht beispielsweise das bei Ostrava in den 50er Jahren ein Flugplatz für die sowjetischen Fernfliegerkräfte quasi als Zwischenlandeplatz für Tu-16 Fernbomber errichtet wurde. Zu einem Militärflugplatz der Zentralgruppe wurde die Basis nach 1968 dennoch nicht, tschechoslowakische Transportflieger waren dorten zeitweilig basiert.

Anmerkung zur Objektsicherung durch die Stacheldrahtzäune, welchen Zweck sollten die Isolatoren gehabt haben, nach einer HSA sieht es ja eher nicht aus?

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Stefan,

das ist das Problem. Ich weiß es nicht. Meine Vermutung war bisher, daß es viel älter ist (aus deiner Sicht hab ich das noch nicht betrachtet)...? Aber ich werde bei Gelegenheit mal meine Kontaktpersonen von SBP und ausführender PGH Elektro fragen. Demnächst auf diesem Sender!

Grüsse D.
 
welchen Zweck sollten die Isolatoren gehabt haben, nach einer HSA sieht es ja eher nicht aus?
Sagt wer?

Wir kennen (wenn man jetzt mal von Hermann absieht, der ja wirklich viele
Akten und Vorschriften hat) doch gar nicht die konstruktiven Merkmale sowj.
Spannungsanlagen. - So wie die beiden Isolatoren aussehen, hätten die vmtl.
ja wohl 220 V gut abgepackt.

Bild 2, obere Reihe:
Wo ist da eigentlich freundwärts, wo feindwärts?
Ich halte für vorstellbar, dass die lustigen Isolierungen Schwachstrom für Signal-
auslösung waren - die beiden Isolatoren auf der anderen Seite ggf. 220 V als
Übersteigschutz: 220 V soll ja auch hinreichend weh tun.

Bild 5, obere Reihe:
Also für einen der normalen ;) USB wirkt der fast zu groß - schwer abschätzbar.
Was hat sich Kolja da eigentlich schönes gebaut - sehe ich das richtig, dass
der Bunker Fensteröffnungen hat?
Welche Idee steht dahinter? Vergrößerte Rundumverteidigung oder wie? Gibt
es ein vernünftiges Foto von innen? Sicherlich. Zeigst Du uns das auch?

Martin
 
Bild 2, kurioserweise ist die Holzlatte feindwärts.

Bild 5, nein kein USB, es ist ein Haus. Kein Bunker. Im Areal gibt es zwei davon, eines davon recht nahe an einem der Bunker. Ja, es sind Fenster drin. Keine Innenaufnahme. Möglich das im Web was dazu versteckt ist.

D. bleib dran!
 
Interessant wäre eine Antwort auf die Frage ob die Tschechoslowakische Armee Anfang der 60er Jahre rein zufälligerweise drei Raketenbrigaden aufstellte, deren Basierungsräume in der Nähe der drei Standorte sich befinden und für die darüber hinaus hypothetisch in den drei Sonderwaffenlagern die entsprechenden nuklearen Gefechtsköpfe lagerten.

Auch wäre der Zeitpunkt zu klären wann genau diese Bauten in der CSSR errichtet wurden.

Nach meinen Unterlagen gab es zwei vorbereitende Abkommen vom August 1961 bzw. Februar 1962 über einen Einsatz von sowjetischen Kernwaffen von tschechoslowakischem Territorium aus. Am 15. Dezember 1965 wurde dann ein Vertrag über die dauerhafte Stationierung von KWEM an den drei bekannten Standorten abgeschlossen. Fertigstellung der Bunkeranlagen angeblich für 1967 geplant, tatsächlich jedoch erst in 1969.

Ich würde weniger einzelnen RB zuordnen, sondern eher größeren Truppenteilen (da die TR ja auch zu berücksichtigen wären). Also mal etwas aus dem Handgelenk:

Polen: 3 Armeen = 3 Depots; Ungarn: 1 Armee = 1 Depot; Bulgarien: 3 Armeen = 3 Depots; CSSR: 2 Armeen = 3 Depots (das hinkt ein bisschen, allerdings gab es tatsächlich drei Scud-RB); NVA: 2 Armeen = 2 Depots.

K.
 
Hallo Kurtz,
Danke nicht nur für die Informationen mit den Armeen sonder auch für die Eingangsinformation sowie logistische Unterstützung über die Lage der angesprochenen Objekte.

CSSR hat ja nun drei Lager aber wohl erst nach 1970 drei Raketenbrigaden wenn ich Dich richtig verstand? Keine Ahung ob die zwei-drei Armeen in etwa dort basiert waren wo sich die Lager befanden. Möglich das es bei Ungarn, Polen und der DDR genau so zutrifft ...

Die Boden-Boden-Raketenabteilung hab ich tatsächlich außer acht gelassen, möglich das es bei meinem Denkmodell falsch ist.

Weiter, man könnte sagen das es in der DDR nie hätte ein drittes Lager gegeben - weil ja auch nur zwei Brigaden vorhanden waren.

Zur Errichtung der drei Lager in der CSSR, Zeitangabe gefällt mir mit Blick auf Flugplatz Mosnov, auch wenn dieser Flugplatz in die Mitte der 50er Jahre anzusiedeln ist.

Bild 2, kurioserweise ist die Holzlatte feindwärts.
Die Objektsicherung an mind. einem der drei Standorte von gleichartigen Sonderwaffenlagern in Polen fällt identisch aus. Aber da scheinen die Zaunlatten an beiden Seiten dran zu sein. Isolatoren sah ich nicht.
 
Hallo Büttner & all,

mal etwas genauer (aber immer noch so ziemlich aus dem Handgelenk):

Bulgarien: 1. Armee (Sofia) mit 48. RB in Samokov; 2. Armee (Plovdiv) mit 129. RB in Karlovo; 3. Armee (Sliven) mit 66. RB in Yambol: Passt sehr gut zur vermuteten Lage der drei KWEM-Depots.
Ungarn: 5. Armee (Budapest) mit 5. RB in Varpalota: Passt hervorragend zu dem einen bekannten KWEM-Depot.
Polen: 1. Armee (Warschau) mit 32. RB in Orzysz; 2. Armee (Bydgoszcz) bzw. MD Pommern mit 2. RB in Choszczno; 3. Armee (Wroclaw) bzw. MD Schlesien mit 18. RB in Boleslawiec; sowie Oberkommando mit 3. RB in Biedruszko: Passt ganz gut zu den vorhandenen drei Depots.
DDR: 3. Armee mit 3. RB in Tautenhain; 5. Armee mit 5. RB in Demen: Passt hervorragend.
CSSR: 1. Armee mit 321. RB in Rokycany; 4. Armee mit 331. RB in Jicin; sowie Oberkommando (bzw. "Ost-Armee") mit 311. RB in Jince: Passt NICHT SO GUT. Orientiert man sich am polnischen Modell, gibt es ein Depot zu viel und eigentlich auch am falschen Platz, nämlich Bilina.

Zu den tschechischen RB habe ich bisher keine Informationen, aber ich vermuite mal, dass die schon aus den 60ern stammen. Das Ganze ist natürlich ein kleines Argumentchen gegen die Frontversorgungsbasen, d.h. dafür, dass diese Depots ausschließlich oder doch zumindest primär für die Versorgung der Bruderarmeen gedacht waren.

K.
 
Bütti,
die Isolatorenanlage ist eine kleine Eigenbau HSA, dazu gab es auch ein Projekt, dass mal mehr oder wendiger genau umgesetzt wurde.
Der Zaun vor der Trasse sollte verhindern, dass da jemand auch wenn es nur 220 oder 400 Volt waren, je nach Trafo, reinrennt. Eigentlich war der Sektor als Abstand grösser zu bemessen, aber es war praktisch. Lichttrasse, HSA und Fallschutzzaun in einem. Habe ich an einem anderen Objekt auch noch gesehen. Ungewöhnlich aber machbar.
GRüsse Hermann
 
Langläufig scheint ja die Meinung vorzuherrschen das die Sowjetischen Streitkräfte erst mit dem Prager Aufstand von 1968 in das Land einmarschierten. Dagegen spricht beispielsweise das bei Ostrava in den 50er Jahren ein Flugplatz für die sowjetischen Fernfliegerkräfte quasi als Zwischenlandeplatz für Tu-16 Fernbomber errichtet wurde. Zu einem Militärflugplatz der Zentralgruppe wurde die Basis nach 1968 dennoch nicht, tschechoslowakische Transportflieger waren dorten zeitweilig basiert.

Noch ein paar Details: (1) Die Zuordnung oben war offenbar falsch. Statt dessen: 1. Armee = 311. RB, 4. Armee = 321. RB; Oberkommando: 331. RB. (2) In den frühen 60er Jahren gab es nach vorliegenden Unterlagen im Kriegsfall zwei geheime Übergabepunkte für KWEM: einer zwei Kilometer östlich von Jablonec (aus Richtung Polen); ein zweiter drei Kilometer östlich von Michalovce (aus der SU selbst). Heißt: noch keine Depots in der CSSR selbst. (3) Im Kriegsfall war eine Verstärkung durch die 57. Luftarmee (MD Karpathen) vorgesehen mit 131. Jagdflieger-Div, 289. Jagdbomber-Rgt, 230. und 733. Bomber-Rgt und 48. Luftaufklärungs-Rgt. Außerdem sollte offenbar das 184. Schwere Bomber-Rgt der Fernflieger Nuklearangriffe auf dem Gebiet der Front fliegen. (4) Weitere mögliche Verstärkungen: Wenn Österreich neutral blieb, sollte sich eine MotSchDiv der SGT nach Norden durchschlagen. Unter "günstigen Bedingungen" sollten außerdem die 35. und 36. RB mit der 3486. PRTB vom MD Karpathen eintreffen - letztere passenderweise "in den Wäldern fünf Kilometer östlich von Svetla". (5) Und ja: Es schaut so aus, als hätten auch die LSK der CVA eine nukleare Rolle besessen. Dazu waren für die 10. Luftarmee damals 19 Atombomben reserviert.

K.
 
... (3) Im Kriegsfall war eine Verstärkung durch die 57. Luftarmee (MD Karpathen) vorgesehen... Unter "günstigen Bedingungen" sollten außerdem die 35. und 36. RB mit der 3486. PRTB vom MD Karpathen eintreffen - letztere passenderweise "in den Wäldern fünf Kilometer östlich von Svetla"...

Das heißt also kur(t)z: Reservelager für mögliche Verstärkung?! Das hatte ich mir schon gedacht - denn jeder gute BH hat irgendwo eine Reserve bzw. Verstärkung in seinem Entschluss eingearbeitet (soviel habe ich wenigstens von meiner Taktikausbildung behalten... :))

Grüsse demo01
 
die Isolatorenanlage ist eine kleine Eigenbau HSA
OK, jemand kennt die Antwort auf meine Frage, das ist schön. Danke. Vermutungen gingen ja auch in diese Richtung. Wo gab es sowas noch?
Kurtz, Deine Ausführungen gelten jetzt auschließlich für die erste Hälfte der 60er Jahre?
 
Deine Ausführungen gelten jetzt auschließlich für die erste Hälfte der 60er Jahre?

Ja, das ist aus 1964 und hat sich danach mit Sicherheit geändert - schon wegen der Anwesenheit der ZGT. Und nein, eher keine Reservelager. Das ganze ist ein (wenn auch sehr konkreter) "Kriegsplan", d.h. eine von mehreren Varianten. Ich kann mir schwer vorstellen, dass man heikle Dinge wie etwa Raketen bereits an einem möglichen Einsatzort vorwärtsstationiert, wenn man sie dann ggf. wo völlig anders braucht. KWEM waren damals sowieso noch nicht im Land und wären wohl auch später eher von möglichen Verstärkungen mitgebracht worden. Anmerkung: Die 36. RB war wahrscheinlich tatsächlich die 38. RB (Schreibfehler im Original).

K.
 
Bütti, in dem Lager bei Suliwo und auch bei Stolzenhain gab es solche Eigenbauvarianten. Aussage Bau war:
... wir trauten den technischen Dingen nicht besonders und stellten lieber 50 Mann mehr auf Wache...
Grüsse Hermann
 
Kleine notize: Lysa Hora ist etwas ganz anderes, suchen sie Jezová Hora. Kann verwirrend sein

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