Am 25. Juli 2006 führte ein Kurzschluss zur Trennung der Anlage in Forsmark vom externen Hochspannungsnetz. Es wurde sofort Notstrom benötigt. Dieser wird durch zwei Sicherheitssysteme erzeugt. Das eine System besteht aus vier Dieselgeneratoren für große Energieverbraucher. Das andere Sicherheitssystem soll das Atomkraftwerk mit Schwachstrom versorgen, eine so genannte unterbrechungsfreie batteriebetriebene Stromversorgung (UPS).
Die Sicherheitssysteme für Notstrom in Forsmark bestehen also aus zwei unabhängig voneinander arbeitenden Stromversorgungssystemen mit unterschiedlichen Aufgaben. Beide Systeme bestehen wiederum aus vier redundanten Teilen A bis D; jedes Teilsystem produziert 50 Prozent des benötigten Stroms. Das heißt, dass mindestens je zwei Teile der beiden Systeme Strom liefern müssen, um ein sicheres Herunterfahren des Reaktors zu gewährleisten.
In den frühen Neunzigern entschieden die Mitarbeiter in Forsmark - Mitarbeiter, die ausschließlich für den laufenden Betrieb des Atomkraftwerks zuständig sind - die unterbrechungsfreie Stromversorgung UPS zu modernisieren. Sie taten dies, ohne den Rat von Experten eines der Atomkraftwerkanbieter oder Beraterspezialisten ihrer eigenen Geschäftsstelle in Stockholm einzuholen. SKI, die schwedische Atomaufsichtsbehörde für alle Atomkraftwerke in Schweden, wurde weder über dieses Projekt informiert noch erhielt sie die Gelegenheit, zu überprüfen, ob das modernisierte UPS Sicherheitskriterien erfüllte. Tatsache ist leider, dass SKI keinerlei Information erhielt!
Im Rahmen dieses kleinen aber essentiellen Modernisierungsprojektes des UPS in Forsmark 1 und 2 installierte Forsmark eine unterbrechungsfreie Stromversorgung, die aber, jedes der insgesamt vier Batteriesysteme für sich betrachtet, in bestimmten Situationen die gleiche Störanfälligkeit besaß. Eine klassische Situation für einen systematischen Mehrfachausfall (Common Cause Failure).
Zudem machte Forsmark den Fehler, das UPS System so zu verbinden, dass bei Ausfall eines der vier Batteriesysteme auch einer der vier für die Notstromversorgung zuständigen Dieselgeneratoren ausfallen würde. Das bedeutet im Klartext: In Forsmark hätten alle Sicherheitssysteme für die Notstromversorgung zur selben Zeit versagen können. In dieser Situation kann nichts den Ausfall des Kühlsystems verhindern, wenn das Atomkraftwerk gleichzeitig von dem externen Hochspannungsnetz abgetrennt wird. Meiner Meinung nach hätte dies zur Freisetzung radioaktiver Substanzen führen können, mit noch schwerwiegenderen Folgen als nach der Tschernobyl-Katastrophe.
Dieses Mal hatten wir Glück - nichts ist passiert. Wo also liegt das Problem? Zwei der vier Teile eines jeden Sicherheitssystems versagten nicht.
Es gibt keine Probleme, versichert die Atomindustrie jedem, der zuhört. Wir werden einfach eine bessere technische Lösung finden, und dann werden wir wieder, wie immer, das sicherste Atomkraftwerk der Welt haben! Aber vergessen Sie nicht, dass auch Deutschland, Frankreich, Großbritannien, die USA etc. Weltmeister in Sachen Atomsicherheit sind. Ich persönlich weiß nicht, mit welcher Begründung die Schweden immer wieder erklären, sie seien immer die Besten der Welt und das, obwohl vier schwedische Atomkraftwerke derzeit nicht in Betrieb sind, auf Grund schwerwiegender Sicherheitsdefizite.