Tübbinge

Was ich 1989 in Leningrad beim Metrobau gesehen habe, war die Errichtung von Stollen für die Strecken der Bahn sowie von Kavernen für die Metrostationen, also Bauwerken mit "horizentaler Ausrichtung". Da ist die Verpressung/Hinterfüllung mit Beton auf alle Fälle erforderlich, ein Einfüllen von oben funktioniert da nicht, zumindest nicht für den oberen Teil der Röhre. Das Prinzip der Errichtung der horizentalen Tunnelröhren mittels Tübbings ist übrigens auf dem Schema im #6 Bild 1 dargestellt. Die Kavernen für die unterirdischen Metrostationen werden gleichfalls mit Tübbings verbaut. Diese Kavernen haben einen linsenförmigen Querschnitt und nehmen i.d.R. 2 Gleise mit Bahnsteig und die Zugänge zu selbigen auf.
Details zur Technologie des Verpressens/Hinterfüllens bei den verwendeten Betontübbings sind mir nicht mehr erinnerlich. Auf alle Fälle sind die Löcher in den Tübbingsegmenten im #15 Bild 1 für eine Verpressung mit Beton zu klein (ist in deisem Fall ja auch nicht erforderlich, s.u.).
Für die Errichtung von Schächten (Raketensilos, FüSt) ist bei der Anwendung des Senkschachtverfahrens auch keine Verpressung/Hinterfüllung der Tübbings (nach Aussen) erforderlich, da ja beim Absenken der "Tübbingröhre" das umgebende Erdreich bündig an selbige anliegt, es also nichts zu verfüllen gibt.
Die Verfüllung des Zwischenraumes zwischen der innenliegenden "verlorenen Schalung" aus Stahl (gleichzeitig EMI-Schutz) und dem Tübbingaussenring kann, wie bereits in vorherigen Beiträgen dargestellt, durch Einfüllen von Beton "von oben" erfolgen. Nicht zu vergessen ist die Einbringung von Bewehrung in diesen Zwischenraum, denn es wird ja die Außenwand eines SBW's ("Bunkers").
Die Tübbings sind übrigens immer für einen konkreten Durchmesser/Querschnitt der "Röhre" gefertigt, d.h. anderer Durchmesse/Querschnitt gleich andere Sorte von Tübbings.

@martin2 Was ist denn ein Schachtschlitzverfahren?
 
Wo ist denn auf der Zeichnung die Innenseite der Silo/Baugrube, links oder rechts?
Das ist im Grunde völlig schnurz. Wichtig ist was ganz anderes: Obwohl das bei Kolja so räudig aussieht, müssen oben zig Messinstrumente gewesen sein: Der Kubus darf bei dem Verfahren nicht aus der Lotrechten geraten.

Bleibt der Schuh eigentlich dann unten drin?
Davon muss man ausgehen.

Die Verfüllung des Zwischenraumes zwischen der innenliegenden "verlorenen Schalung" aus Stahl (gleichzeitig EMI-Schutz) und dem Tübbingaussenring kann, wie bereits in vorherigen Beiträgen dargestellt, durch Einfüllen von Beton "von oben" erfolgen.
Das ist noch ein anderes Thema, das hatten wir ansatzweise, als ich an Hand eines Fotos darauf verwies, dass da ja wohl noch was zu sehen sei - aber das Thema ist wohl verschoben: Wir kamen davon ab.

@martin2 Was ist denn ein Schachtschlitzverfahren?
Exakt dieses, was @Skynet dankenswerterweise in FETT "Senkschachtverfahren" nannte.

Damit wir uns (das ist ja alles Lebenszeit) Streit um die richtige Vokabel sparen: Ich lernte vor vielleicht 17 Jahren einen OSL der NVA kennen, der da irgendwo als Projektant einer NVA-Dienststelle zu Gange war. Nach seiner Aussage habe sein auch geheimer Banknachbar damals mit am sog. SSBW-90 (die neue Bude in Kolkwitz) rumprojektiert. Diese wurde (bzw. sollte) nach gleichem Verfahren versenkt werden.

Ich bin mir sicher, dass die Vokabel "Schachtschlitzverfahren" fiel, daher erinnere ich mich ja. Gleichfalls bin ich mir sicher, dass mir meine Erinnerung einen Streich spielen könnte.

Möglicherweise wurden je nach Feldpostnummer unterschiedliche Vokabeln verwendet. Ich weiß es nicht. Ich kann auch schlecht fragen, ich habe diesen Kontakt nicht mehr. Möglicherweise (ich hörte so) ist Herr Zuvielist auch schon verstorben.

Das war jetzt ein kleiner Ausflug in das Thema "wo kommen Vokabeln her". Ich hoffe, dass ich das gut erklären konnte, damit wir diesen Teil nun beenden können - bringt ja nicht wirklich weiter.

@Büttner
Die Durchmesser?
 
Abschließende Bemerkung zu den "Vokabeln".
Neue Wege beim Bau von Spezialbauwerken, die sogenannte "gedeckte Baudurchführung". Dabei werden die SBW wegen des Sichtschutzes in/unterhalb von anderen Bauwerken errichtet. Dazu dazu gehören nach meinem Erkenntnissstand der Hochbunker der Verwaltung Aufklärung der NVA in Köpenick innerhalb eines Bürogebäudes (Bauwerk fertiggestellt), das im Schlitzgreiferverfahren zu errichtende SBW in Kolkwitz (Vorhaben 16/8608; Bauwerk begonnen, nicht fertiggestellt) und das "SSBW-90". Letzteres wohl auch unter dem Schutz einer Halle als "Rundling"- einer oder mehrere (1. Version des Erweiterungs-/Neubaus für Tessin). Die erforderliche Technologie war wohl noch nicht fertiggestellt, vermutlich währe hier wohl auch das Senkschachtverfahren zur Ausführung gekommen.
Beim Schlitzgreiferverfahren wird übrigens eine Emulsion und keine Suspension verwendet.
Zu dieser Thematik gibt es auch Darlegungen vom W. Schubert im Buch "Die militärische Sicherheit der DDR im kalten Krieg".
 
Zuletzt bearbeitet:
Dazu dazu gehören nach meinem Erkenntnissstand der Hochbunker der Verwaltung Aufklärung in Karlshorst innerhalb eines Bürogebäudes (Bauwerk fertiggestellt),
Wenn hier das Objekt 8041 in Karlshorst gemeint ist, dann ist das aber nur eine Halle. Der in einem Bürogebäude errichtete Bunker befindet sich in der Oberspreestraße in Köpenick.

Gruß Klaus
 
Hab mal meine Bilder nochmals durchgesehen, hatte Hinweise auf eine außen umlaufende Metall verschalung / abschirmung finden wollen, gibts aber nicht, hab ich mich geirrt.

Aber, mir sind Markierungen Beschriftungen im Beton aufgefallen, außen und innen Radius kann ich mir ja noch erklären, finde aber A B W C V ... komisch... ( C ist scheinbar für Außenring für größeren Radius)

Grüße

Nachtrag, und Hinweis auf die Bohrungen, da wurde wohl doch was verschraubt, rot markiert
 

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Aber, mir sind Markierungen Beschriftungen im Beton aufgefallen, außen und innen Radius kann ich mir ja noch erklären, finde aber A B W C V ... komisch... ( C ist scheinbar für Außenring für größeren Radius)
Je mehr man sich die Fotos und Videos anschaut umso mehr kann man dazu finden. Es kann sein das die Buchstaben die verschiedenen Größen dieser Tübbinge angeben. Bis jetzt hab ich zwei Größen erkannt. Jetzt kommt aber noch ein dritter Tübbing dazu, siehe Bild ganz rechts. Kann ja sein das es noch mehr gibt. Da an der Rückseite der Tübbinge Metallhaken zu sehen sind weiß man jetzt auch wie diese transportiert wurden.

Dimension*FachanzahlVerschraubungenBuchstabe
groß26
mittel24
klein13
Es kann sein das der "1-Fach-Tübbing"* (GoPro-Videoscreenshot) genau halb so groß ist wie der "2-Fach-Tübbing"* mit sechs Verschraubungen.

* Arbeitsbezeichnung

PS: Den Durchmesser vom moldawischen Schachtbauwerk sollten wir in der entsprechenden Diskussion vermerkt haben.
 

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@klausm: Danke für den Hinweis-natürlich Verwaltung Aufklärung der NVA in der Schnellerstraße. Objekt 8041 sagt mir auch nichts.
 
martin2,
Eben nicht nur eine Vokabel, das sind zwei völlig unterschiedliche Verfahren: Senkschachtverfahren: Tübbings auf Senkschuh "runterbaggern". Schlitzgreiferverfahren: Mittels Schlitzgreifer den namensgebenden Schlitz ausheben und diesen zur Stabilisierung mit Emulsion füllen.

Ist auch schön hier erklärt: https://www.fuko-kolkwitz.de/Der-Ne...litzgreifverfahren/schlitzgreifverfahren.html
Danke für den wichtigen Hinweis: Unterschied habe ich nun verstanden.

(Hintergrund meines Missverständnisses ist folgender: Der von mir angedeutete Herr hat mir für Kolkwitz das Senkschachtverfahren erklärt und auf Papier aufgezeichnet. Dabei benutzte er ab die andere Vokabel. Mir ist nun klar, dass sein Wissensstand bzgl Kolkwitz nur auf Hörensagen beruhte.)
 
Ich lasse das alles mal in diesem Thread, obwohl es offtopic wird:

Abschließende Bemerkung zu den "Vokabeln".
... und das "SSBW-90". Letzteres wohl auch unter dem Schutz einer Halle als "Rundling"- einer oder mehrere (1. Version des Erweiterungs-/Neubaus für Tessin). Die erforderliche Technologie war wohl noch nicht fertiggestellt, vermutlich währe hier wohl auch das Senkschachtverfahren zur Ausführung gekommen.
Ich habe Deinen Satz schlicht nicht verstanden.

Wo genau wären SSBW-90 gebaut worden? Bitte sagen.

@klausm: Danke für den Hinweis-natürlich Verwaltung Aufklärung der NVA in der Schnellerstraße. Objekt 8041 sagt mir auch nichts.
Könnte Dir aber. Du hast vor 15 Jahren in dem zuständigen Thread schon mitgeschrieben, lustigerweise ausgerechnet mit dem User DenkMal, also ZuVielIst, den ich bzgl. Kolkwitz erwähnte. Schau hier: http://www.hidden-places.de/showthread.php/455-Berlin-Objekt-8041

Du?
Alle sind irgendwie sensibel, ich war das vorhin in einem anderen Thread ja auch: Wir laufen hier alle mit unterschiedlichen Wissensständen auf, in der Natur der Sache liegt zudem, dass einiges auf Gerüchte fußt, die wir schrittchenweise aufklären. Also fühle Dich um Gottes Willen nicht angegriffen.

Also die 8041 war ein von der DDR gebauter Bunker in Karlshorst, der wahlweise dem MfS zugeschrieben wird. Ich kenne die Lage nicht, ich habe diesen Bunker zudem nie gesehen. Ich kenne auch niemanden, der diesen Bunker sah. (Falls es jemanden gibt, möge er sich jetzt melden!)

@moses
In diesem Areal gibt es (mit meinem Vorwissen sowie gesunder Spekulation) einen zweiten Bunker, den die DDR baute - allerdings für die sowjetische Seite. Dort gab es ein sog. Außengelände der sowjetischen Botschaft, bis weit nach 1990, ich würde denken bis mindestens 2000. Dieser Bunker sei die Nachrichtenschaltstelle der sowjetischen, später russischen Botschaft gewesen - und in diesem Forum und in Vorgängerforen hielten wir die Füße still.

Nun sind wir unter uns, nicht die komplette Welt liest hier mit.

Ich persönlich verorte diesen Bunker (für die sowjetische Seite) unter der riesigen Halle da an den Gleisen. In ersten Luftbildern waren da noch einige schöne SAT-Antennen zu sehen.

Ich kann völlig fehl gehen: Vielleicht gibt es gar keinen von der DDR gebauten sowj. Bunker. Und unter dieser Halle gleich gar nicht. Ich weiß auch nicht, ob jemand im Bilde ist: Neuerdings wird in diesem Forum auch "ich weiß was, aber Dir sage ich das nicht" gespielt. Was mich schon ärgert, Herr @Bütter: Die Durchmesser?

Aber ich finde schon, dass mal die Karten auf den Tisch gelegt werden müssen. Und sei es nur um zu sehen, dass jemand (ich in diesem Fall) nur Luschen auf der Hand habe. Das wäre auch ok, dann wäre eine weitere Frage geklärt.
 
@Büttner
Die Durchmesser?

Ich antworte diesbezüglich mal, obwohl ich auch hier den speziellen Grund deiner Nachfrage nicht verstehe ...
Es hat wohl niemand auf der letzten Reise (oder zuvor) den exakten Innendurchmesser des Tübbing-Ringes im Objekt bei Oliscany ermittelt/vermessen. Geh einfach mal von ca. 32 -34 Metern aus.
Viel wichtiger war wohl allen anderen der Innendurchmesser des "Gefechtsstandes", ich habe gemessen, innen: gut 31 Meter.
Hier natürlich weniger, Tortenschnitt:
 

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Ich Deinen Satz schlicht nicht verstanden.

Wo genau wären SSBW-90 gebaut worden? Bitte sagen.

Beim SSBW-90 hat das SBW die Form eines Zylinders, der wie auch kubische SBW, mit einer auskragenden ZS versehen ist. Je nach erforderlichem Raumbedarf für den aufzunehmenden GS können es auch mehrere Rundlinge sein. Die Bauarbeiten erfolgen, wie auch beim Schlitzgreiferverfahren, in/unter einer Halle. Die Abteufung der Schächte für die vertikale Umfassungskonstruktion währe wohl im Senkschachtverfahren erfolgt.
Für den Erweiterung des GS der VM in Tessin (www.bunker-tessin.de) war in der ersten Version ein "Rundling", also ein SSBW vorgesehen.
In einer zweiten Version wurde dann eine analoge Lösung wie in Kolkwitz (Schlitzgreiferverfahren) geplant. Ursache war nach meiner Auffassung eine noch nicht ausgereifte Technologie für das SSBW-90.

Von einem durch DDR für die GSSD in Karlshorst errichteten SBW ist mir nichts bekannt.

Betreffs der 8041 hatte mich mein Gedächtnis in Stich gelassen.

Ich habe mit berechtigter Kritik keine Probleme und kann durchaus auch mal einen Seitenhieb verkraften. Was ich nicht abkann, ist, wenn mir jemand sagen will, wie in meinem Zuständigkeitsbereich/Fachgebiet was funktioniert hat.
 
Es hat wohl niemand auf der letzten Reise (oder zuvor) den exakten Innendurchmesser des Tübbing-Ringes im Objekt bei Oliscany ermittelt/vermessen.
Christian, doch, hat. Hab ich. Die Antwort auf die Frage nach diesen Wert im verlinkten Beitrag von 2015: "Da habe ich knapp 33 Meter gemessen."
Den Beitrag mit der Antwort habe ich gestern gepostet.
Bei der aktuellen Reise habe ich daher diesen konkreten Wert nicht gemessen, deine Annahme ist an dieser Stelle richtig.
 
Da ihr gerade über die Durchmesser der sowjetischen Schachtschutzbauwerke sinniert, fällt mir was auf. Das SSBB-90 ist ja wohl das Analog zu den sowj. SSBW. BEI dem in Tessin geplanten SSBW betrug der Aussendurchmesser des Schachtes 30,00 m, der Innendurchmesser 27,0 m. Somit hätte das SBW eine Aussenwand von 1,5 m gehabt.
Oberer Abschluss: Bunkerdecke 1,0 m ; Zwischenetage 1,0 m; Zerschellschicht 2,3 m.
 
In der Nähe von Saratov, "dumm gelaufen" könnte man dazu sagen .....

https://twitter.com/sar_life/status/1348253314446733314
Недостроенная шахта для запуска ракеты (шпу) глубиной около 30 метров под Саратовом. Фото: Inst: 4utra
Die Bilder scheinen vom Instagramm-Nutzer 4utra zu stammen und wurden auf dem Twitter-Account Саратов Life hochgeladen.
 

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Vom Aussehen des Schachtes und seiner Umgebung denke ich eher ein einen unvollendeten Rückbau und nicht an einen nicht zu Ende gebauten...
 
Was da geschrieben steht ist mir auch aufgefallen. Denn von nicht fertiggebauten Raketensilos habe ich nämlich noch nie was gehört.

PS: Passt auf wo ihr mit dem Auto unterwegs seid ... :courage:
 
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