Swinemünde: ehemalige Batterie Vineta und Reservegefechtsstand der polnischen Armee

Martin Kaule

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Den verregneten Sonntag nutzten einige tapfere Freunde der Zeitgeschichte um ein spannendes Zeugnis der Geschichte bei Swinemünde zu besichtigen.

Als Ziel galt die erst seit diesen Jahr zugängliche ehemalige deutsche Batterie Vineta. Zwischen 1936-1939 errichtet, entstand am westlichen Ende der Insel Wollin ein Komplex mit vier betonierten Geschützbettungen für die Bewaffnung von 4x 15cm S.K. C/28. Neben den Bunkern für eben diese Geschütze wurde ein Leitbunker, eine verbunkerte Energiezentrale und ein verbunkertes Munitionsdepot errichtet.

Im Frühjahr 1945 von der Roten Armee besetzt, wurde das Gelände 1946 an die Polnischen Streitkräfte übergeben. Doch erst knapp 10 Jahre später wurden erste Teile der Anlage wieder instand gesetzt, die Geschütze wurde inzwischen demontiert. Mitte der 1960iger Jahre erfolgte ein massiver Umbau der gesamten Anlage. Der Komplex der ehemaligen Geschützbettungen und der ehemalige Feuerleitbunker wurde durch ein unterirdisches Gangsystem miteinander verbunden. Die Gänge kommen auf eine Länge von mehr als einen Kilometer. Das ursprünglich streng geheime Objekt diente als Ersatz- / Reservergefechtsstand der polnischen Armee. Von hier aus sollte der Dritte Weltkrieg bei einen Angriff auf Dänemark und die Benelux- Länder kommandiert werden. Den militärischen Status verlor das Objekt erst Ende 2013.

In den ersten Monaten des Jahres 2014 wurde die ?"unterirdische Stadt" in das Museum der Küstenverteidigung in Swinoujscie umgewandelt und kann seit Mai 2014 an festen Zeiten besichtigt werden. Dabei führt ein Referent – verkleidet in der Uniform und mit Befehlston eines polnischen Armeeangehörigen – durch den weitläufigen unterirdischen Komplex. Aktuell wird die ehemalige polnische Kommandozentrale (der ehemalige dt. Feuerleitbunker) und ein ehemaliger Geschützbunker sowie die Energiezentrale gezeigt.

Ein Besuch ist zu empfehlen. Die Fahrzeit aus Berlin beträgt knapp 2.5h. Die Führung findet auf polnischer Sprache statt. Unser Guide konnte aber die Ausführungen auch in englischer Sprache zum besten geben.

Wo genau:
https://goo.gl/maps/M0iRr

Website des Museums Podziemne Miasto na wyspie Wolin:
http://www.podziemne-miasto.pl/

Eintritt: 15 zł

Beste Grüße
Martin
 
Und nun einige Bilder. Zugang zum Museum, zum inneren Sperrkreis und zum Bunker. Das Tunnelsystem war durch mehrere Eingänge zu betreten.
 

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Bilder des Tunnelsystems.
 

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Ehemaliger Geschützbunker. Hier wird die Geschichte der deutschen Nutzungsepoche erläutert.
 

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Und der Kommandobunker (ehemaliger Leitstand).
 

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Und die verbunkerte Energiezentrale.
 

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Ergänzend hier noch ein Artikel zur Anlage:
http://www.balticportal.pl/de/category/swinemuende/aktuelles/streng-geheimes-tunnelnetz-atmet-noch-kriegsgeschichte.htm

Im Gebäude am Eingang in dem sich das Kasse befindet, kann man sich in einem Raum auch gefundene/ gesammelte Hinterlassenschaften der deutschen Kriegsmarine ansehen. Hier gibt es auch einen Plan der Batterie. Auf Panoramio gibt es Bilder die zeigen, dass der Sockel des Würzburg-Riesen noch existiert, der Munitionsbunker, unweit des Energiebunker aber gesprengt wurde. Wann und warum konnte bisher nicht geklärt werden. Stefan hat gestern auch nach den Geschützbettungen geschaut, diese wurden übererdet, aber es sieht wohl so aus, als ob man begonnen hat sie freizulegen. Ggf. will man später auch noch mehr im Außenbereich zeigen, das Wetter gestern lud aber wirklich eher zum Verweilen unter der Erde ein. Die später errichteten Verbindungstunnel besitzen übrigens eine sehr geringe Erdüberdeckung (kann man an offenen Lüftungsöffnungen sehen), tippe auf maximal 1/2 m.
Neben den verbunkerten, von Martin gezeigten, Bauwerken sieht man im Gelände auch einige Gebäude, die aber augenscheinlich nach 1945 errichtet wurden. Weitere polnische Hinterlassenschaften sind Kampfstände zur Sicherung des Geländes und Postenpilze.

Gruß Klaus
 

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Eines der spannenden Hinterlassenschaften im Bunkerobjekt ist diese polnische Plankarte einer vermeintlichen militärischen Eskalation mit den militärischen Truppen der Nato. Hier mal ein Ausschnitt der Karte.

BG
Martin
 

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Dieser Geschütztyp war übrigends in der Batterie Vineta installiert (Aufnahme auf dem Freigelände des Museumscenters Hanstholm).

BG
Martin
 

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Ohh. Gut gefunden, nettes Bild. Da Stefan an der rechten äußeren war, bleiben nur noch 3 übrig :).

BG
Martin
Ich denke das es jene war die wir innen besichtigten, also die westlichste. Darin waren Aufbrucharbeiten erkennbar. Am linken Bildrand ist eine freigelegte Öffnung zu sehen. Das kann das Gegenstück der beschriebenen Stelle sein.
 
Mal so nebenbei gefragt. Wie gelangten die Geschosse denn in den gezeigten Munitionsraum? Hinten durch den Personenzugang wohl doch nich? Oder "rückwärts" von oben durch die Stellung?

BG
Martin
 
Exakt, @Klaus. Habe überlegt ob es eine Grundrissdarstellung gibt aus der hervor ginge wie es hinter dieser provisorischen Abdeckung weiter geht oder weiter gehen sollte/müsste. Auf jeden Fall eine lobenswerte Aktion das ganze Erdreich zu entfernen. Es würde mich nicht wundern wenn eines Tages der Besucher dort einen Geschützturm vorfindet. Gutes Gelingen!
 
Gut, verstanden. Zum Geschützturm hin gab es vermutlich konstruktiv gar keinen Durchgang. Nur für die Munition. Bei den Flak-Batterien hingegen meine ich mich an kleine Durchgangsmöglichkeiten zu erinnern. Da ist so eine kleine Treppe durch die es gebückt hoch ging.
 
Müsste übrigens auch so bei der Batterie Pritter aufgebaut sein.

Gruß Klaus

Ja. Wobei die Batterie Vineta ja in älteren Publikationen wie in dem Buch "Fortyfikacje Swinoujscia" auch als Pritter geführt wird? In der aktuellen Karte der Swinemünder Festungen taucht Pritter nun gar nicht mehr auf.

Im erst genannten Buch wird die Vermutung angestellt, dass die Pläne der Batterie Vineta aus dem Ersten Weltkrieg stammen oder zumindest dort entwickelt wurden.

BG
Martin
 
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