Sperren und Sperrmittellager

B.Man

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Moin

Ein weiteres Kuriosum aus dem Kalten Krieg in der BRD.

In kleinen Munitionshäusern wurden meist mitten im Wald Sprengstoff und Zünder für vorbereitete Brücken und Strassensprengungen aufbewahrt.

Diese Häuser waren nicht bewacht und mit sehr aufwendigen Türverschlüssen versehen.
Der Bevölkerung waren diese Lagerstätten nicht bekannt und ein Wanderer könnte die kleinen Unscheinbaren Häuser auch für ein Wasserhäuschen halten. Gefüllt und Gewartet wurden die Häuschen und die vorbereiteten Sperren von den Wallmeistern die meist mit zivilen Fahrzeugen unterwegs waren.
In späteren Jahren hat man wegen der zunehmenden Aktivitäten des Terrorismus die Sprengmittel auch in vorhandenen Standortmunitionslagern eingelagert.
Im Verteidigungsfall hätten Pionier Soldaten die Sprengmittel dort abgeholt und zum Einsatz gebracht.

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Die Türen
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Dieser Deckel hat eigentlich nur ein weiteres Schloss was dahinter war verdeckt.

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Bügelschloss, innen in der ersten Gittertür was mit einem Bügel das eigentliche Schloss verdeckt.

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Blitzschutz
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Sogenannter Käselaib ( Sprengladung ) und Sprengschachtdeckel im Grenzmuseum Point Alpha.

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Sprengschacht am Westufer einer Weserfähre.
In der Gegend gab es einige vorbereitete Sperren und auch 2 Sperrmittelhäuser mitten im Reinhardswald.

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Schneidladung unter einer Autobahnbrücke bei Kassel.
Im Grenznahen Bereich waren eigentlich fast alle grösseren Brücken entweder so oder mit in den Pfeilern eingebauten Sprengschächten ausgestattet.
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Diese Sperren sollten den Feind nicht unbedingt aufhalten, aber zumindest den Vormarsch behindern, verlangsamen oder auch in bestimmte Richtungen lenken

So nach und nach verschwinden die Spuren der vorbereiteten Sperren von den Strassen weil diese bei Strasseninstandsetzungen entfernt werden.
 
Waren diese Munitions- bzw. Sperrmittelhäuser typisiert oder gab es nur diese eine Bauart? Sind Schätzungen oder gar belegte Zahlen vorhanden wieviele Einrichtungen dieser Art vorhanden waren?

Beste Grüße
Martin
 
Hallo

Mehr dazu gibt es hier:

http://www.sperranlagen.de/index.htm

Das eigentliche Lager ist ein kleines Standard Munitionshaus wie es auch in den Munitionsdepots der Bundeswehr verwendet wurde.
Davor hat man dieses Türsystem gesetzt. Die gezeigten sind aus verschiedenen Epochen. Ältere hatten nur 2 Türen, die neueren 3.

Die Sperren sind mit den KMZ Daten in einer Datenbank oben auf der verlinkten Seite.
Mit den Lagern ist das schon schwieriger und eine genaue Stückzahl ist mir nicht bekannt.
Aber allein hier im Umkreis von ca. 50 km sind es schon etwa 12 Standorte mit verschieden grossen Lagerkapazitäten.
Gleich in der Nähe der A7 befindet sich ein vierer Grüppchen.
 
Aktueller Buchtipp zum Thema:

Dokumentation: Sperr- und Sprengvorbereitungen zur Zeit der deutschen Teilung – Denkmalforschung auf dem Gebiet der Bundesrepublik Deutschland
ISBN 978-3-9815712-3-3, Elke Erhard, Andreas Erhard, Manuel Erhard, ca. 480 Seiten, mit vielen Bildern (S/W), Einband Karton-farbig, inklusive Bildergalerie-CD, Erschienen in der “Edition Deutsche Einheit”, Preis: 29,95 €

http://grenzdenkmale.de/?page_id=22

Da das Buch so frisch ist, konnte ich es bisher nur überfliegen. Habe aber schon andere Bücher der Autorenfamilie.

Gruß Klaus
 
Waren diese Munitions- bzw. Sperrmittelhäuser typisiert oder gab es nur diese eine Bauart? Sind Schätzungen oder gar belegte Zahlen vorhanden wieviele Einrichtungen dieser Art vorhanden waren?

Laut meinem Buchtipp soll es bis 1990 ca. 6000 Spreng- und Sperrvorrichtungen gegeben haben. Zahlen zu den Sprengmittelhäusern sind nicht bekannt. Das BMVg hat ab Mitte 1990 alle Sperr- und Sprengmittel aus den Sprengmittelhäusern abtransportieren lassen, die Gebäude selbst wurden den Grundstückseigentümern überlassen, um Rückbaukosten einzusparen.

Laut dem Buch gab es folgende Baulichkeiten zur Sperr- und Sprengmittellagerung:

- Munitionslagerhäuser (Kapazität 5 Tonnen)
- Sperrmittelhäuser (Kapazität 5 Tonnen)
- Sperrmittelkästen
- Räume (verschließbar)

Auf der von B.Man verlinkten Website findet sich auch eine Datenbank die man nach dem Begriff "Sperrmittelhaus" durchsuchen kann. Gefunden werden 34 Datensätze. Der Begriff "Sperrmittellager" findet 180 Datensätze. Hier sieht man dann auch gut die möglichen Varianten.

Im Forum cold-war.de findet man einige kmz zum Thema.

Gruß Klaus
 
Moin

Passt irgendwie auch noch dazu was als Planungsgrundlage für die Auswahl der Örtlichkeiten der Sperren gedient hat.

In den Gründertagen der Bundeswehr wollte man wissen in weit die vielen Wälder in Deutschland ein natürliches Hindernis für den Feind darstellen.
Mit typisch deutscher Gründlichkeit ist man dann zur Sache gegangen und hat getestet was man mit einem Kampfpanzer so alles anstellen kann.

Ich muss immer an diesen Film denken wenn ich abseits der grossen Strassen so unterwegs bin.
Oben im Norden kann man von Stendal nach Celle ohne anzuhalten durchfahren und unten in Thüringen wär die Fahrt wohl schon beim verlassen der Strasse zu Ende gewesen.
Wenn man im Gebiet der Rhön unterwegs ist, fragt man sich unweigerlich nach dem Mythos Fulda Gap.
Ne tolle Gegend, aber nicht zum Panzerfahren wenn man schnell vorwärts kommen will.

Der Sprecher und die Art der Doku sind aus heutiger Sicht auch amüsant.
https://www.youtube.com/watch?v=avsuS8m6bis
 
Oben im Norden kann man von Stendal nach Celle ohne anzuhalten durchfahren ...

... aber auch nur, solang man dies Gestattet. Dagegen gab (gibt) es den Elbe-Seitenkanal »

Der Bau wurde dazu genutzt, ein Hindernis für Panzertruppen in Ost-West-Richtung zu erstellen. Die Kanalböschungen wurden als Sperre für Panzer aus Richtung Osten angelegt, aus Westen können die Böschungen in Richtung Osten in bestimmten Bereichen befahren werden. Die Brücken waren oder sind teilweise noch heute mit Sprengschächten ausgestattet, in den Unterführungen gab oder gibt es Panzersperren.

wikipedia/Elbe-Seitenkanal

Die Anlage und Art der Konstruktion der heutigen ICE-Durchführung der Strecke Hamburg - Hannover bei Uelzen unter dem Kanal ist dafür beispielhaft.

Ich bin jahrelang regelmäßig über die Brücke zwischen Hankensbüttel & Wittingen an der B244 gefahren. Der sieht man mit mil. Blick schon an, daß sie zum Sprengen hingebaut ist.

Grüße Frank
 
Moin

Eine weitere Art der Sperranlagen.
Das ist eine sogenannte Stecksperre wo in vorbereitete Schächte stabile 2,2o mtr lange Doppel T Träger gesteckt wurden.
Am Ende des Trägers befindet sich eine Stahlkralle die sich beim Versuch den Träger heraus zu ziehen mit dem Schacht verkeilt.

Das Lager
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Die Schächte auf der Zufahrt zu einer Fulda Staustufe.
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Wie man sieht sind die Schächte verfüllt. Vorher waren die mit Deckeln verschlossen.
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So sahen die Träger aus. Bild ist aus dem Museum Point Alpha.
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was denkst Du über die Funktion? Ich hätte eine massive Sperr- Stahlsäule erwartet, die in OT- Stellung sicher verriegelt werden kann.
Dein Schacht erinnert eher an einen Kernminen- Schacht, oder?

FA
 
Definitiv ein Sprengschacht.
Es war sogar die Kabeleinführung nachgebildet.

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Da wurde wohl geübt den Schacht mit vor Ort / in der Nähe selbst gegossenen Betonröhren zu Blockieren / unbrauchbar zu machen.
Wenn man da etwas rein steckt was genau da rein passt, bekommt man das auf die schnelle nicht da raus.

In einer GSSD Beobachtungsstellung an der Grenze in der Rhön habe ich die selben Stahldrahtrollen gefunden die dort auch lagen.

Das war drin
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Der Schacht war auch richtig tief.
Kernminenatrape ?
 
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