Richtfunknetz: Partei und NVA

Hallo,
Wobei der Anschaltpunkt in Röhrsdorf nichts mit dem RFN der Partei oder der kw Verbindungen der WKKs zu tun hatte. Das war wieder ein anderes Funknetz. Besorge dir die Bücher von Kampe. Arbeite diese durch da verstehst du die Zusammenhänge.

Vy 73 es 55 de falk
 
Auch wenn das widerum nichts mit RiFu der Partei zu tun hat. Es gab auch zwischen den Räten der Kreise und den Kommunalverwaltungen "Empfangsfunk" nach unten. Kenne ich persönlich zwar aus den 80er Jahren nicht mehr, wurde mir aber von früheren Mitarbeitern schon zu DDR-Zeiten gesagt. Dazu hatten die Räte der Gemeinden normale Radios zu haben, die aber Kurz- und Mittelwelle haben mussten. Dazu gab es wohl ab und an "Testsendungen" von den Räten der Kreise an die Räte der Städte/ Gemeinden. Letztere konnten nur empfangen. War nach meiner Kenntnis hauptsächlich für die ZV gedacht. Bei den damaligen Telefonverbindungen in der untersten Ebene auch kein Wunder, wie sollte man sonst kurzfristig und sofort den Informations- und Befehlsfluss an ALLE sicherstellen? Leider weiß ich nicht welches Bänder/ Frequenzen benutzt wurden.
gerd
 
@gerd
es handelt sich um das so genannten Rundspruchsystem, errichtet Anfang der 1960er Jahre. Bezeichnet auch als "Kreisrundspruch" oder "Bürgermeisterfunk". Es diente den leitenden Organen der Partei, des Staatsapparates und der Deutschen Volkspolizei zur schnellen, drahtlosen, einseitigen Übermittlung von Nachrichten, Argumenten, Weisungen, Einladungen, usw. mit vertraulichen Inhalt. Bei den zutreffenden Personen waren kleine Rundspruchempfänger eingesetzt. Sendezeiten waren festgelegt. Die Sender befanden sich auf den Richtfunkobjekten der Partei. Sendefrequenz 41,3 MHz, Leistung 100 Watt, im Standby 15 Watt.
 
Das vorher gezeigte Bild stellt die Reste eine zivilen Funkanlage (Betriebsfunk) dar, die aber (nach meiner Kenntnis) auch anders eingesetzt werden konnte....
 
Das Bild der Antennen ist vergleichbar mit den von mir fotografierten Antennen. Also könnte man sagen, zu dem normalen Richtfunknetz der Partei bestand zusätzlich ein KW- Funknetz sowie ein örtlicher Betriebsfunk.
Ich habe vor einiger Zeit eine Richtfunkturm aus Stahl näher besichtigt. Ich habe mich nur darüber gewundert, wieso dieser in der Karte der Richtfunkstrecken nicht mit eingezeichnet ist. Immerhin konnte das das in der Nähe befindliche Objekt durch die offensichtliche Zuordnung zu dem Richtfunknetz als wichtiges Objekt identifiziert werden. Frank hat dies bereits erwähnt.
Auf Wunsch kann ich Bilder des Stahl- Funkmates bei Interesse einstellen.
 
Bei Funkanlagen gab und gibt es immer ein Problem. Man kann die Quelle fer Funkwellen orten. Daher sind Sender im E-Fall gefährdet. Also gibt es Sender fürs "Tagesgeschäft" und "Ausweichsender" die im Normalfall schweigen und sich nicht zu verraten/ enttarnen. Das wechseln von Aussendungsstandorten ist ebenfalls eine nützliche Methode um zu verschleiern das Aussendungen eigentlich von ein und der selben Stelle kommen. Nur, es wäre mühsam laufend duch die Gegend zu fahren. Also werden Sendestellen über das Kabelnetz fernbedient/ ferngetastet. So kann man ständig von anderen Standorten senden ohne sich zu bewergen. Dabei kommt man nicht zwingend darauf, dass es ein und die selbe "Sendestelle" ist. Wenn die Aussendeungen automatisiert werden fällt auch das Erkennen von bestimmten Senderhythmen/ Angewohnheiten von Funkern weg..... Gehört hier nicht wirklich hin, da nicht Parteifunknetz, passt aber zum Funk...
 
Naja, Trennen kann man es auch nicht mehr. Was soll es. Die Diskussion läuft halt so.

@Joes sollte seinen Mast zeigen. Es wird schon eher in Richtung RiFu gehen. Das macht technisch einen Sinn. Für KW braucht es da keinen Mast. Und das Objekt war eher keine FüST, halt etwas Anderes. Und da passt wieder RiFu ganz gut.

Und keinesfalls sind alle realen RiFu-Anlagen bzw. (auch temporären) Seitenverbindungen zum Hauptnetz in den Übersichtsskizzen dargestellt. GF
 
Die Errichtung des Funknetzes der Partei hatte ja einen reellen Hintergrund. 1953 wurden Fernmeldeämter besetzt und eine Kommunikation der SED Leitungen untereinander war teilweise nicht mehr möglich.
Die Sende und Empfangstürme sind nicht veränderbar. Vor dem Hintergrund heutiger Konflikte frage ich mich, wie anfällig waren diese Netze. Im Falle einer Besetzung eines Funkturmes waren ganze Teile gestört (Terroranschlag). Gab es für diesen Fall eigentlich eine Lösung? Immerhin sind Richtfunkantennen nicht so ohne weiteres veränderbar.
 
Besorge dir die Bücher von Kampe. Arbeite diese durch da verstehst du die Zusammenhänge.

Das kann ich nur unterstützen im Zusammenhang. Ich empfehle dazu insbesondere »

J.Kampe, Wostok - Die Nachrichtenzentrale der NVA, ©2004 &
H.-G. Kampe, Handbuch zur Geschichte des militärischen Fernmeldewesens - Teil VI, ©2008

beides bei meissler.de in CD-ROM Version erhältlich. Dies hilft zur Einordnung und zur Beantwortung von Fragen im gesamten Umfeld des Themas auf jeden Fall weiter.

Grüße Frank
 
Ich habe gerade die Bilder des Funkturmes gefunden. Dieser wurde 1997 saniert und umgebaut. Durch die Bauweise sollte dieser Turm zu den Anfangsjahren des Richtfunknetzes zuzuordnen sein. Teilweise ist dieser genietet. Die derzeitige Richtfunkantenne ist Richtung Gompitz (Dresden) gerichtet. Dieser unauffällige auffällige Funkturm bestätigte meine Vermutung, dass das in der Nähe befindliche Objekt eine größere Bedeutung haben muss. Laut Datenbank wurde es als Konspirative Wohnung geführt.

P1030865.jpgP1030864.jpgP1030862.jpgP1030863.jpgP1030861.jpgP1030860.jpgP1030859.jpg
 
Hatten die damals vor Ort einen TV-Umsetzer. Hast du da mal nachgefragt ?

Das würde gut mit zur Tarnung / Legende passen. GF
 
In dieser Gegend war der Fernsehempfang eher schlecht. In den Nachbardörfern wurde in den späten Siebziger Jahren eine Empfangsstation für das Fernsehen gebaut. Die einzelnen Häuser wurden mit Kabel verbunden. Jedenfalls war dieser Turm nicht so hoch.
Eigentlich wußte Jeder, dass dieses Objekt nicht für normale Urlauber war. Ist eben Dorf gewesen, da kannte Jeder Jeden.

Mal so eine Frage am Rande, warum haben die Bilder eigentlich alle ein Querformat. Das war so nicht geplant. Auch kann ich diese Bilder nicht drehen. Über einen Tipp würde ich mich freuen.
Gruß aus Dresden
 
Durch die Bauweise sollte dieser Turm zu den Anfangsjahren des Richtfunknetzes zuzuordnen sein.

Ist es möglich daß sich dieser laut @Joes im Raum Altenberg lokalisierte Turm u.a. auch zur Weiterverbindung des damaligen RFN nach Prag genutzt wurde ? Freie Sicht vorhanden und bis Prag ~90 km. GF
 
Eine freie Sicht bis Prag ist meiner Ansicht nach nicht gegeben. Immerhin ist direkt hinter dem Turm ein Berg. In der Nähe ist ein Aussichtspunkt, welcher lediglich freie Sicht Richtung Dresden bietet. Leider kenne ich keine Webseite, wo geeignete Karten zu finden sind. Ich würde die Sichtrichtung des Funkturmes sehr gerne überprüfen.
 
Die Frage war auch mehr an die damaligen Macher des RFN gerichtet. Du hast den Turm ja dokumentiert, bis Prag brauchte man sicher noch eine Zwischenstation. Die Frage ist, ob sowas damals vorgesehen war » eine Regierungs-RiFu Verbindung hier zwischen Bln & Prag. GF

PS: Man brauchte übrigens auf jeden Fall am Turm eine Einrichtung / Gebäude für ein RiFu-Sende/Empfangsgerät. Maximale Kabel-Länge zur Antenne m.E. ~100m.
 
Direkt am Turm war ein kleines Haus, vergleichbar mit dem Anschaltpunk in Röhrsdorf. Ich würde dazu sagen, das war ein Standardbau. Dieser wurde im Zuge der Umbauarbeiten 1997 durch einen Container ersetzt.
 
Im Link als PDF-Datei eine Ausarbeitung zum 'ZK-Netz der SED' der Arbeitsgruppe Betriebsgeschichte ROBOTRON Radeberg in einer im September 2014 überarbeiteten Version.

Zusammenhänge auch zur aktuellen Diskussion hier im Thread sind m.E. an mehreren Stellen darin erkennbar, als Beispiel:

Im Laufe der geführten Gespräche mit den ehemals beteiligten Technikern kam der Sachverhalt zur Sprache, dass vom ehemaligen A1-Objekt Totenstein bei Karl-Marx-Stadt (Chemnitz) eine Richtfunkstrecke zum Berg Klinovec (Keilberg) in die CSSR führte. Auf dem Berge befand sich eine Dienststelle der CSSR-Armee.

Grüße Frank

» ZK_Netz.pdf
 
Danke Frank für den Link.
Ich lese dort, dass das erwähnte Objekt zur Netzebene 1 gehört haben muss. Objekte der Netzebene 1 hatten offenbar eine wichtige Bedeutung beim Aufbau des Netzes. Somit kann möglicherweise die Bedeutung der Objekte hergeleitet werden.
Leider kann ich den Hinweis zum Totenstein nicht erkennen. Der fotografierte Funkturm hatte offensichtlich die Blickrichtung zum A1 Funkturm in Frauenstein. Dieser war schon etwas größer. Bilder sind im Netz zu finden.
 
Interessanter Link. Am Ende des Beitrages taucht der Begriff "Kreisrundspruch" bzw. "Bürgermeisterfunk" auf. Ich erinnere mich, dass es bei uns auf der EOS auch so einen Empfänger gab, wohl beim Direx im Zimmer.
Mit einem Reflektor ("Kuchenblech") war unsere Kreisstadt aufgrund der geografischen Lage auch gesegnet.
 
Oben