R-12 Feldstellung Valga (Torva)

Büttner

Well-known member
Moin,
neben den betonierten Startplätzen/Launch Pads in den jeweiligen Raketenstellungen für R-12/R-14-Aggregate haben die sowjetischen Raketentruppen wohl von Anfang an (also Anfang der 1960er Jahre) bei den jeweiligen Objekten immer (?) auch Ausweichplätze für den "Ernstfall" in Feld, Wald und Wiese geschaffen. Die US&A haben das sehr früh aufgeklärt:
https://www.cia.gov/library/readingroom/docs/CIA-RDP78T05439A000300010063-2.pdf

Die allermeisten "fixes field" Raketen-Stellungen sind heute kaum noch zu erkennen, um so größer meine Freude über diese hier (nach vier fruchtlosen Besuchen an anderen Standorten endlich was vorzeigbares). Hier die aktuellen Bilder zu der "Ausweichstellung" vor Ort:

Anhang anzeigen 111464 Anhang anzeigen 111465

Auch wenn ein (einziger) heutiger Kurvenradius (die anderen passen) etwas anderes vermuten läßt, es war wohl eine Ausweichstellung der 58. RD für Ukmerge-Süd ...
Mein Dank an einen Kollegen für Inspiration/Information!

Christian, ein super Entdeckung! Wir haben mindestens zehn Ausweichpläze besucht und nie etwas betoniert sahen.
Ich denke dafür gibt es eine Lösung. Wie schon im Beitrag http://www.hidden-places.de/showthr...xe-im-Baltikum?p=125366&viewfull=1#post125366 angedeutet nutzen wir den Kurztrip aufgrund räumlicher Nähe und suchten eine der beiden Feldstellungen des besagten 846. Raketenregiment auf.
https://rvsn.info/regiments/reg_846.html
Zu diesen Feldstellungen noch zwei weiterführende Links:
https://komariv.livejournal.com/42037.html
https://komariv.livejournal.com/12659.html

Die Frage stand natürlich schon im Raum warum in diesen Feldstellungen - mit Ausnahme von Ukmerge - nie irgendwelche betonierten Startplätze zu finden sind. Immer mehr drängte sich der Verdacht auf das dort womöglich auch verlegefähige Platten zur Verankerung der Starttische zur Anwendung kamen. Diese Platten bestehen aus Metall und sind mit Beton gefüllt. Wie bei einem Puzzle werden vier Platten zusammen gesetzt und auf den Waldboden ausgelegt. Die Grundform ergibt dann ein Achteck mit einem ebenfalls achteckigen "Loch" in der Mitte.

Diese Platten oder Fotos davon sind sehr selten. Aber es gibt sie. Diese Platten oder das gesamte Emsemble heisst SP-6. Fotos (Nr. 15 und 16) gibt es unter https://komariv.livejournal.com/51165.html

Sind die vier Platten ausgelegt und montiert sollte das wie auf dem 1. Bild unter http://polyarny.net/letopis/polyarnyjj-baza-po-ukazu-ot-sorok-sedmogo-7/ aussehen.

Was wir nun bei unserem Kurztripp im Wald in der Nähe von Valga fanden war der "Abdruck" im Waldboden der nach der Entfernung von den SP-6 übrig blieb. In der Mitte ein ganz kleiner Haufen, hier solle sich das Loch befunden haben.
Die Position stimmte fast exakt mit der vorherigen Geolokalisierung des betreffenden Startplatzes ein. Zu beiden Seiten setzte sich die Vertiefung im Waldboden gleichmäßig fort. Hier sollte sich jeweils eine weitere Platte befunden haben die als Auf- und Abfahrt für die SP-6 dienten.

Der "Abdruck", der im Waldboden eigentlich nur als unauffällige Senke wahrnehmbar ist, befindet sich in exakt geradliniger Verlängerung einer etwa 30 Meter langen Erdstellung. Die Distanz zwischen Einfahrt und Startplatz liegt ebenfalls bei etwa 30 Metern. Die Erdstellung ist mit einer sehr flachen Rampe versehen, an den Seiten sind noch Reste der Abböschung zu erkennen, Holzbalken sowie Stahldrähte. Die Rampe selbst ist mit Holzschwellen o. ä. befestigt. Im nahen Umfeld befinden sich weitere Kfz-Stellungen.

Zunächst fiel nur diese sehr lange Erdstellung mit der Abböschung und der flachen Rampe auf. Das darin der Auflieger mit der Rakete und der Zugmaschiene stand drängt sich auf. Ich verließ also die Stellung - quasi dem Weg der Rakete folgend - auf geraden Kurs und stieß nach wenigen Metern auf die beschriebene Senke die ich für den Abbdruck dieser SP-6 halte.

Die anderen Startplätze ließen sich mit der gleichen Methodik nicht ausmachen aber das muß kein endgültiger Stand sein. Fotografisch ist die vorgefundene Situation schwer abzubilden.

Wenn sich also in den Feldstellungen keine betonierten Startplätze finden lassen dann könnte es sein das verlegefähige SP-6 benutzt wurden und diese möglicherweise entweder noch vorhanden oder wenn entfernt eine Senke mit achteckigen Grundriss mit einem kleinen Hügel in der Mitte hinterlassen haben. Sofern das Bodenprofil original erhalten blieb. Ziemlich viele hätte, wäre und könnte. Aber was will man da nach einem halben Jahrhundert noch großartig finden.
 

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Würde ich zum Teil anders interpretieren, die Durchfahrts-Erdstellungen (also eben nicht die mit den toten Erdwall-Enden) wären für mich der Schlüssel. Alles andere hätte zu lange gedauert ...
 
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