Rätselhafte SS-12M in der DDR

Ich hole den Thread mal wieder aus der Versenkung, vielleicht mag jemand als Vorbereitung auf den Stammtisch am 29.10.10 kur(t)z reingucken. Es werden u.a. gezeigt: Bilder aus Warenshof & Königsbrück *Werbung mach.
K.
 
Joseph, du bist gewissermaßen unübertroffen. Ich freue mich, dich morgen -so alles klappt- persönlich kennenzulernen. Bedenke aber tatsächlich bitte, dass dies keine komplette Fachtagung ist, sondern mehr ein intelligent verstecktes gemeinsames Biertrinken (Lutz möge es mir verzeihen).

Grüße Frank
 
Hallo Kollegen,
hier mal eine Zusammenfassung der relativ ergiebigen Stammtisch-Diskussion von gestern zum Thema "Rätselhafte SS-12M":

(1) Arbeitsthese: In Warenshof wurden Unterkunft, Technischer Bereich & Bereitschaftsstellung an einem einzigen Standort zusammengeführt (das würde u.a. die Abschussstellungen auf der INF-Skizze erklären). In Königsbrück hingegen waren diese Funktionen auf (mindestens) vier Teilstandorte verteilt.
(2) An beiden Standorten existierten jeweils zwei Sprengkopfbunker. In Warenshof sowieso, in Königsbrück einer im SWL, einer in der "Puschinka" (nämlich die gehärtete Garage Nr. 3).
(3) In Warenshof fehlt bisher ein SW-Wartungspunkt (in Verdacht steht TO 37), in Königsbrück der Nachweis für eine Aufrichthalle.
(4) Im SWL Königsbrück diente Garage Nr. 1 als Sprengkopfdepot, nicht als Raketenlager. Bunker Nr. 3 beherbergte die NEA, Nr. 2 den SW-Wartungspunkt mit 3-Tonnen-Kran.
(5) Leider befinden sich in dem Nebenraum rechts hinten keine "Einschübe in der Wand", die an ein "Leichenschauhaus" erinnern. Wir sind enttäuscht. Aber vielleicht lässt sich das noch klären.
Soweit mal dazu.

Grüße
K.
 
Hallo Kollegen,
hier mal eine Zusammenfassung der relativ ergiebigen Stammtisch-Diskussion von gestern zum Thema "Rätselhafte SS-12M":
Ich danke Dir für Deine Ausführungen, derart komprimiert und verständlich habe nun zum erstem Mal "Puschinka" verstehen können.

(3) In Warenshof fehlt bisher ein SW-Wartungspunkt (in Verdacht steht TG 36), in Königsbrück der Nachweis für eine Aufrichthalle.
Hatte ich bisher noch nicht auf dem Schirm - guter Hinweis! Sofern vorhanden sollte allein duch die Höhe ein auffälliger Schatten auf den entsprechenden Luftbildern erkennbar sein.
(4) Im SWL Königsbrück diente Garage Nr. 1 als Sprengkopfdepot, nicht als Raketenlager. Bunker Nr. 3 beherbergte die NEA, Nr. 2 den SW-Wartungspunkt mit 3-Tonnen-Kran.
Zur Erläuterung, Bunker 2/3 bildet ein Gesamt-Bauwerk und ist lediglich eine auf 2 Boxen reduzierte Abwandlung des bekannten Typbauwerkes der Erdüberdeckten Garagen mit wahlweise 4, 6 oder 10 Boxen. Was zu erkennen ist sobald man das vermeintliche Leichenschauhaus betritt.
 
Korrektur zu #83: Streiche "TG 36", setzt "TO 37". Tut mir leid, Flüchtigkeitsfehler.

K.

Hallo Kurtz,
habe es eben mal schnell geändert.

JT
Moderator
 
Heute vor 25 Jahren verließen die SS-12 die DDR, die Märkische Allgemeine Zeitung würdigt das natürlich erwartungsgemäß:
http://www.maerkischeallgemeine.de/...Jahren-begann-der-Abzug-der-sowjetischen.html
Friedenstauben für die Waffenbrüder

Heute vor 25 Jahren begann der Abzug der sowjetischen Mittelstreckenraketen aus der DDR


POTSDAM - Pünktlich um 10 Uhr gab die Angestellte der Deutschen Reichsbahn in Bischofswerda die Strecke frei und der Raketenzug setzte sich langsam in Bewegung. Das „Neue Deutschland“ überschlug sich am folgenden Tag geradezu vor Begeisterung. Mit Friedenstauben und selbst gebastelten Geschenken seien Jung- und Thälmannpioniere zum Bahnhof geeilt, um „den sowjetischen Freunden Dank zu sagen für erfüllte Soldatenpflicht“, ist da zu lesen. Es erklangen „Hochrufe auf den Bruderbund zwischen der DDR und der Sowjetunion“. Und die „Märkische Volksstimme“ in Potsdam jubelte: „Freie Fahrt für Abrüstung und für die Entspannung“.

Das war vor genau 25 Jahren, am 25. Februar 1988. Damals begann der Abzug sowjetischer Mittelstreckenraketen aus Ostdeutschland. Hochoffiziell, mit Militärmusik, Ansprachen und Hymnen wurden in Waren (Mecklenburg-Vorpommern) und Bischofswerda (Sachsen) die ersten Züge mit Abschussrampen und Soldaten verabschiedet. Ein historischer Tag: Erstmals hatten die Supermächte USA und UdSSR beschlossen, eine ganze Waffengattung zu verschrotten.

Mathias Hüsni war damals mit dabei. Er stand in Bischofswerda, einer Ortschaft unweit von Dresden, im Schneeregen auf dem Bahnsteig. „Es herrschte ja größte Geheimhaltung“, sagt der heute 58-jährige Lehrer aus Burkau (Sachsen). „Bei der Verladung wollte ich sehen, welche Raketen hier stationiert waren. Ich wollte unbedingt ein Foto machen.“ Aber die mächtigen Fahrzeuge waren mit undurchdringlichen Planen bedeckt. „Westliche Journalisten baten: Zeigt uns doch so ein Ding! Da haben sie die Plane zurückgeschlagen. Ich hatte ja keine Akkreditierung. Deshalb hab ich meinen Sohn Marcel hingestellt und gesagt: Ich mach doch nur ein Foto von ihm!“ Bilder mit dem kleinen Jungen vor der mächtigen Rakete gingen damals um die Welt.

So bekamen die Einwohner von Bischofswerda wenigstens beim Abzug zu sehen, was sie jahrelang in ihren Wäldern beherbergt hatten. Die Atomraketen vom Typ Temp-S (Nato-Bezeichnung: SS-12M „Scaleboard“) waren als Antwort auf die Nato-Nachrüstung 1983/84 in die DDR gekommen. Eine Brigade wurde im Norden stationiert, eine zweite im Süden, mit einer Alarmstellung im Taucherwald – nicht weit von Bischofswerda entfernt. Hüsnis Schule lag in direkter Nähe. „Rings um dieses Waldstück, da kamen die Kinder her. Bei einer Vorbereitungswoche mussten wir Strumpfmasken bauen. Aus einem Stück Strumpf und einem Papiertaschentuch. Das stülpt man sich über den Kopf, als Schutz vor radioaktivem Fallout.“ Hüsni berichtet: „Die Leute hatten Angst.“

Wovon die Einheimischen keine Ahnung hatten, war beim Gegner kein Geheimnis. Die Aufklärer der US-Militärverbindungsmission machten sich einen Sport daraus, Raketentransporten der Sowjetarmee aufzulauern. Und die Spione des Ministeriums für Staatssicherheit brauchten nur kurze Zeit, um die Zahl der atomaren Pershing-Gefechtsköpfe in den diversen Depots herauszufinden.

Vier Jahre lang standen sich auf beiden Seiten der deutsch-deutschen Grenze gewaltige Vernichtungskräfte gegenüber. Vier Jahre lang waren der idyllische Taucherwald, waren Hüsnis Schule und Bischofswerda Zielgebiete ersten Ranges. Dann einigten sich die Supermächte überraschend und die Raketen zogen ab. Die DDR-Führung versuchte, das mit aller Macht propagandistisch auszuschlachten. Immerhin hatte Staatschef Erich Honecker schon vorher gefordert: „Das Teufelszeug muss weg!“

Tatsächlich versetzte der Abzug den Sicherheitsapparat in gewaltige Aufregung. Einsatzgruppen wurden gebildet und „Maßnahmepläne“ erarbeitet, damit bei der Verabschiedung nichts schiefging. Auf Stasi-Deutsch lautete der Auftrag: „Einflussnahme auf die Auswahl der Teilnehmer an den Freundschaftsmeetings und Sicherung des Einsatzes eines hohen Anteils und der richtigen Dislozierung politisch zuverlässiger, inoffizieller und gesellschaftlicher Kräfte im Handlungsraum.“ Gemeint waren die Bahnhöfe von Waren und Bischofswerda.

Vielleicht lag es an dieser Allgegenwart der Stasi, dass Reporter des westdeutschen „Spiegel“ die Stimmung am 25. Februar 1988 eher als „steif“ empfanden. „Die Übergabe von Geschenken in Plastiktüten (Inhalt: kleine Teppiche und Schachspiele) wirkte verkrampft“, hieß es spöttisch. „Erst als zwei übergewichtige Fleischer einen Riesenfresskorb überreichten, lockerte sich die Szene.“

Mathias Hüsni selbst hat das anders in Erinnerung. „Es herrschte eine ungeheuer freudige Atmosphäre“, berichtet er. „Alle hatten den Eindruck: Das ist heute ein ganz großer Tag.“ Pünktlich um 10 Uhr gab Reichsbahnobersekretärin Christine Bernt die Strecke frei und der Raketenzug setzte sich langsam in Bewegung. Die russischen Soldaten rollten einer ungewissen Zukunft entgegen: Im fernen Georgien warteten Unterkünfte ohne Fenster und ohne Fußböden auf sie.

Der gefährlichste Teil der Fracht war schon ein paar Tage vorher auf die Reise gegangen. „Die Kernsprengköpfe“, hatte die Staatssicherheit vom sowjetischen Geheimdienst KGB erfahren, „werden unter strengster Geheimhaltung mittels Sondertransport (Zug) bereits am 18. Februar 1988 aus der DDR abgezogen.“
(Quelle: BStU, MfS, HA II, Nr. 23326)
Von Klaus Stark

Nato-Nachrüstung und INF-Vertrag:

* Im Rahmen der sogenannten Nato-Nachrüstung hatten die USA im Herbst 1983 begonnen, in der Bundesrepublik Pershing-2-Raketen und Marschflugkörper („Flügelraketen“) aufzustellen. Noch heute ist die politische Bewertung umstritten. Während die Nato stets von „Nachrüstung“ sprach, also einer Antwort auf die Aufrüstung der UdSSR, fühlte sich diese wegen der kurzen Flugzeit der Pershing 2 extrem bedroht und schaffte als Antwort neue Raketen in die DDR.

* Manfred Görtemaker, Professor für Neuere Geschichte an der Universität Potsdam, hält das für eine Art „Steinzeit“- Mentalität: „Wenn auf der einen Seite eine Rakete steht, wollen sie auf der anderen auch eine haben.“ Tatsächlich war das atomare Gleichgewicht damit praktisch nicht mehr beherrschbar geworden: „Es ist höchst gefährlich, wenn Sie innerhalb von drei bis fünf Minuten entscheiden müssen, ob Sie einen atomaren Gegenschlag starten oder nicht.“

* Vielleicht auch deswegen unterschrieben der sowjetische Staatschef Michail Gorbatschow und US-Präsident Ronald Reagan am 8. Dezember 1987 den INF-Vertrag. Dieser sah die Vernichtung aller landgestützten Flugkörper mit einer Reichweite von 500 bis 5500 Kilometern vor – inklusive Pershing-2- und Temp-S-Raketen.

* Hans-Joachim Schmidt von der Hessischen Stiftung Friedens- und Konfliktforschung sagt: „Damit wurde erstmals eine ganze Waffenkategorie abgeschafft. Das war ein wesentlicher Sicherheitsgewinn für Europa.“ In seinen Augen kündigten sich in dem Vertrag schon die späteren Umbrüche in der Sowjetunion an: „Gorbatschow hatte erkannt, dass er ökonomisch im Rüstungswettlauf mit den USA nicht mehr mithalten kann.“
 
Zugabe ( http://www.maerkischeallgemeine.de/cms/beitrag/12475894/492531/ ):

Zwei Veteranen des Kalten Krieges packen aus


BURKAU -Sie stehen nebeneinander und sie geben sich die Hand. Das ist ein sehr ungewöhnliches Bild, denn noch vor 25 Jahren waren die beiden erbitterte Feinde. Auf der einen Seite Generalmajor Raymond E. Haddock, damals Chef der amerikanischen Pershing-Einheiten in der Bundesrepublik. Auf der anderen Major Nikolai A. Skiba, Offizier einer raketentechnischen Basis, die sowjetische Atomsprengköpfe in der DDR unter Kontrolle hielt.

Beide hätten sie nicht gezögert, ihren Auftrag zu erfüllen. „Wir hätten auf den Knopf gedrückt“, gesteht Skiba freimütig. „Wir waren Soldaten. Wir vertrauten unserem Kommandeur und wir vertrauten der Kommunistischen Partei.“ Den US-General plagten genauso wenig Zweifel. „Unsere Pershings waren sehr feine Waffen“, berichtet er. „Und das ging so: Code öffnen, aufrichten und weg. Und weg. Und weg!“

Ganze 15 Minuten hätten die Pershing-2-Raketen gebraucht, bis sie sich auf ihrem Feuerschweif in die Lüfte erhoben hätten. Die Sowjets brauchten mit 90 Minuten ein bisschen länger. Dafür hatte jeder ihrer 60 Gefechtsköpfe eine Sprengkraft von 500 Kilotonnen – das ist pro Rakete das Dreißigfache der Hiroshimabombe.

Zu Zeiten des Kalten Krieges war die Alarmstellung im Taucherwald unweit von Bischofswerda (Sachsen) absolutes Sperrgebiet. Heute kann man dort die gehärteten Garagen der Abschussfahrzeuge besichtigen. Im Bunker für die Nuklearwaffen lagen hinter einem dicken Stahltor vier Gefechtsköpfe bereit. Die Temperatur musste sich stets zwischen fünf und 15 Grad Celsius bewegen, die Luftfeuchtigkeit zwischen 55 und 90 Prozent. Auf dem Boden ist noch ein weißer Strich zu sehen, den Skiba damals persönlich zog: „Damit die Generäle wussten, wo sie sich hinstellen mussten“, witzelt er.

Nicht einmal die Ziele sind mehr geheim. Vor allem die Pershing-Einheiten in Heilbronn, Schwäbisch-Gmünd (beide Baden-Württemberg) und Neu-Ulm (Bayern) sollten ausgelöscht werden. Glücklicherweise haben sich inzwischen die Zeiten geändert. Haddock und Skiba sind so etwas wie Freunde geworden. „Gott sei Dank, dass wir nicht geschossen haben“, räumt der Ex-General heute ein. Und der sowjetische Ex-Major fügt hinzu: „Sieger in einem solchen atomaren Konflikt wären Spinnen und Küchenschaben gewesen.“ kra

"Die Sowjets brauchten mit 90 Minuten ein bisschen länger." Na hoffentlich ist dem Leser dieses merkwürdigen Vergleichs klar, wie dieser "klitzekleine" Unterschied zu erklären ist, denn 75 Minuten Zeitverzug wären in einem Raketen-Kernwaffen-Duell schon 1984 absolut tödlich gewesen.

Zur Erinnerung: Für das Verlassen der Kasernen hatte die Hauptkampftechnik der NVA im Sommer 29 Minuten Zeit. Der Chef Operativ des Hauptstabes der NVA erklärte diese Zeitspanne mit der Flugzeit der U-Boot-gestützten strategischen Raketen der NATO. Was hätten denn die SS-12 75 Minuten nach dem ersten Start von Pershing 2-Raketen eigentlich noch treffen können?

"Dafür hatte jeder ihrer 60 Gefechtsköpfe eine Sprengkraft von 500 Kilotonnen". Der (Teil-)Artikel beginnt ja mit einem Blick auf Sachsen und die dort zwischen 1984 und 1988 stationierte 119. Raketenbrigade. Ist mit "ihrer" die 119. Raketenbrigade oder die zu deren Unterstützung eingeteilte 2454. BRTB gemeint? Nach dem MEMORANDUM OF UNDERSTANDING zum INF-Vertrag (MOU; -> http://www.fas.org/nuke/control/inf/text/inf3.htm) besaß die 119. Raketenbrigade 27 Gefechtsraketen. Egal, wieviele Gefechtsköpfe sie oder die BRTB gehabt hätte - es hätten effektiv nur 27 Kern-GK in Richtung Westen gestartet werden können. Um auf 60 Gefechtsköpfe zu kommen, muss man den Blick wohl oder übel nach Norden, in Richtung der 152. Raketenbrigade in Waren (Müritz) und Wokuhl richten. Diese Raketenbrigade hatte laut MOU - welch wundersame Übereinstimmung - ebenfalls 27 Gefechtsraketen im Bestand. Die 152. RBr hätte also ebenfalls nur 27 Kern-GK in Richtung Westen starten können (übrigens keineswegs gleichzeitig; beim ersten Start vermutlich nur jeweils 8 "diensthabende Raketen" der 119. und der 152. Raketenbrigade). Das Schicksal Mitteleuropas wäre zwar auch nach dem Start von 16 bzw. 54 TEMP-S-Raketen besiegelt gewesen. Allerdings sollte man meiner Meinung nach auch in diesem Bereich die aus heutiger Sicht mögliche und notwendige Sorgfalt walten lassen.
 
Diesen Artikel hatte ich gestern wohl übersehen. An die Druckausgabe der MAZ bin ich zum Ende des Tages auch nicht mehr rangekommen. Mit den 90 Minuten ist wohl jene Zeit gemeint mit Beginn der "Alarmauslösung" im Taucherwald, in Wokul oder Waren. Inklusive der Arbeit der 2454. von Hr. Skiba. Da wird das Personal erstmal zu den FB-75 und GRANITs geflitzt sein um dann mit den darin abgestellten Fahrzeuge zu den Startplätzen zu fahren. Bis dann alles montiert und eingemessen war sind dann wohl tatsächlich die langen 90 Minuten vergangen.
Die 15 Minuten der Pershing-2 hingegen beziehen sich wohl eher auf das Geschehen in den QRA-Stellungen, dort dürfte die ganze Technik schon auf den Startplätzen fix und fertig positioniert gewesen sein. Irgendwo hier im Forum war mal davon zu lesen das mit TEMP-S überhaupt gar nicht auf lange Sicht eine derart hohe Bereitschaftstufe eingehalten werden konnte?
Die Grundvoraussetzungen bis zum Start beider Raketensysteme scheinen demnach im Vergleich unterschiedlich zu sein.

Zur Zahl 60, also wenn Du 54 GK ausrechnest dann wurde da wohl vereinfacht, also aufgerundet. Der Zeitungsartikel richtet sich ja nicht gezielt an Fachleute sondern an das allgemeine Publikum. Der findige Militärarchäologe beispielsweise hingegen ist natürlich eifrig versucht die Standflächen in den entsprechenden Lagerbunkern der von Dir genannten 54 GK zu dokumentieren und nachzuweisen.
 
Zur Zahl 60, also wenn Du 54 GK ausrechnest dann wurde da wohl vereinfacht, also aufgerundet. Der Zeitungsartikel richtet sich ja nicht gezielt an Fachleute sondern an das allgemeine Publikum. Der findige Militärarchäologe beispielsweise hingegen ist natürlich eifrig versucht die Standflächen in den entsprechenden Lagerbunkern der von Dir genannten 54 GK zu dokumentieren und nachzuweisen.

Die Zahl 60 ist nicht vereinfacht oder aufgerundet und hat auch nichts mit mangelnder Sorgfalt zu tun. Sie wurde von Herrn Skiba am 04.11.12 in Finowfurt (und zuvor auch anderswo) so genannt. Wörtliches Zitat: "Die 119. RBr besaß 24 Raketen und 24 Gefechtsköpfe, die RBr im Norden 36 Raketen und 36 Köpfe."

K.
 
Die Zahl 60 (...) wurde von Herrn Skiba am 04.11.12 in Finowfurt (und zuvor auch anderswo) so genannt.
Achso, gut das er das auch detailliert unterscheidet und zwischen den beiden Brigaden aufteilt. Vielleicht liegen die abweichenden Angaben aus dem MEMORANDUM OF UNDERSTANDING darin begründet das die Zählung zu einem anderen Zeitpunkt stattfand als jene auf deren Zahl sich Hr. Skiba bezieht. Das wäre eine Möglichkeit für den Unterschied.
 
Ich bin heute durch Zufall über ein von @Büttner verlinktes Dokument gestolpert ( http://i066.radikal.ru/1011/8d/ada926296d84.jpg ), das ich lange Zeit gesucht, aber leider nicht gefunden habe. Es wurde im April 1988 vom Befehlshaber des Zentralasiatischen Militärbezirks, Generaloberst Kowtunow, als Brief an den Vorsitzenden des Ministerrats der Kasachischen SSR geschickt und berichtet über die gemäß des INF-Vertrages in Kasachstan eintreffenden Raketen kürzerer Reichweite. So kamen im Zeitraum zwischen dem 11. und dem 17. März 1988 insgesamt 6 Transport aus der DDR und der CSSR an, mit denen 93 Gefechtsraketenträger, 30 Lehrgefechtsraketenträger und 10 Gewichtsmodelle und 3 Schnittmodelle OTR-22 (SS-12) verbracht wurden. Zusammen mit den Raketenträgern wurden 43 Lehrgefechtsköpfe verbracht. Klar, dass die 43 Lehrgefechtsköpfe zu den insgesamt 43 Lehrgefechtsträgern, Gewichtsmodellen und Schnittmodellen gehörten. Die Kerngefechtsköpfe für die 93 Gefechtsträger wurden logischerweise anderweitig delaboriert und deren leere Hüllen erst später zum Ort der Vernichtung verbracht. Das war im INF-Vertrag auch ausdrücklich so vorgesehen. 93 Gefechtsträger aus der DDR und der CSSR! Rechnen wir mal anhand des MOU zum INF-Vertrag nach:

19 Gefechtsträger aus Königsbrück,
8 Gefechtsträger aus Bischofswerda,
22 Gefechtsträger aus Warenshof,
5 Gefechtsträger aus Wokuhl,
39 Gefechtsträger aus Hranice na Morave

= 93 Gefechtsträger!

Was für eine merkwürdige Übereinstimmung!

Es gibt noch ein paar andere Fakten, die mich arg daran zweifeln lassen, dass die Angabe "36 Raketen im Norden, 24 im Süden" stimmt. Und zwar unabhängig davon, welchen Zeitpunkt man wählt.
 
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