Rätselhafte SS-12M in der DDR

AW: Rätselhafte SS-12M

Im Interesse einer besseren Vernetzung hier der Hinweis, dass sich unter Charles Tuten # 299ff. weitere interessante Beiträge zum Thema Königsbrück / SS-12M befinden.

K.
 
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Hallo martin2,

da sich die Debatte doch ein bisschen auf Kb. konzentriert hat, dachte ich, dass man an die entsprechenden Beiträge sinnvollerweise auch von hier aus rankommen sollte. Die Idee mit den SS-12, nichts für ungut, halte ich nach wie vor für ein Märchen.

Wenn man eine Weile gräbt, finden sich EINIGE Belege für die 23. RB. Dies immer mit Btl in Meißen, Bischofswerda und Kb. und IMMER in Zusammenhang mit Scud. Sie ist auch nicht spurlos verschwunden, sondern wurde im Juli 1981 nach Биробиджан (Fernost) verlegt. Die vermeintliche Abrüstung der dritten Frontbrigade durch Breshnew war aber nur ein PR-Trick: Tatsächlich wurden die 18 Scud-Werfer laut Zeitzeugen auf die 164. und 175. RB verteilt - weshalb diese dann 27 Werfer besaßen.

@ Alfred: Osprey ist auch nicht der Weisheit letzter Schluss. (1) stammen die Daten dort von 1990, so dass die 23 RB evtl. vorher aufgelöst wurde. (2) verbirgt sie sich vielleicht aber auch unter den drei unidentifizierten RB im Fernen Osten.

@ martin2: Eine weitere rätselhafte RB würde mich SEHR interessieren.

Grüße

Kl.
 
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Um die Dinge bzw. Gebäudetypen noch etwas zu sortieren: Laut Zeitzeugenberichten diente der geheimnisumwitterte Bunker 6 tatsächlich - wie von Jens vermutet - zur Lagerung der Sprengköpfe in der Bereitschafsstellung Uhyst/Tauerwald. Im Technischen Bereich in Bischofswerda soll es eine zweite derartige Installation gegeben haben; in Frage käme dafür evtl. ein abgerissener Panzir (?). In Waren waren die Köpfe in zwei parallel angeordneten FB-75 untergebracht (mit reichlich Heizung, Klima, Licht); davor zwei überdachte Verladerampen. Wokuhl ist unklar; am ehesten käme ein ebenfalls nicht mehr existenter Panzir in Frage, der aber auch Gefechtsleitstand gewesen sein könnte.

Dies auch als Beitrag zur Frage, wie mittel- bis langfristige Lagerbedingungen für solche "speziellen Artikel" aussahen.

K.
 
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Hier noch ein Beitrag zur Garnisonsgeschichte von Königsbrück: Von Frühling 1982 bis März 1989 war im Neuen Lager das Selbstständige Luftlandebataillon (ОДШБ) 1044 stationiert, in direkter Nachbarschaft zu den Raketschiks. Sie verstärkten wohl auch die Sicherung des 119. RB und machten ihre Absprungübungen aus dem Hubschrauber in direkter Nachbarschaft zur Standby-Alert-Zone auf dem TrÜbPl namens "Пушинка". Gebäudetechnisch müsste es noch irgendwo einen Sprungturm gegeben haben. Eine spannende Schilderung, wo auch der eine oder andere Seitenblick auf die 119. RB fällt, findet sich hier (der lange Text vom 30.06.07, 14:37).

K.
 
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Kurtz, ich verstand es so das es sich bei "Пушинка" entweder um das Objekt der prtb der Raketenbrigade oder deren Objekt südlich des Naturlandestreifens am Westrand des TÜP Königsbrück handelte. Möglich das Alfred was zu dem von Dir vermuteten Sprungturmes (?) weiß? Er lieferte auch eine Absturzstelle eines jener Desantniks inklusive Foto. Ich würde meinen auch Fotos gesehen zu haben wo die Desantniks des 1044 odschb auf den Bunkern der Brigade herumturnten und posierten.
 
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Sie verstärkten wohl auch die Sicherung des 119. RB ...
Danke für diesen Hinweis.
Mein russisch ... naja. Einige Passagen halte ich für diskussionswürdig:

* Die Verstärkung der Sicherung der 119.RB bezieht der Autor auf die "schwere Zeit"
und meint wohl die Zeit der Verteidigungsdoktrin Gorbatschows - er schreibt selbst "1986/87".

* Die ursprüngliche Rolle der Einheit (und das schreibt er ja auch) war eine
deutlich offensive: Vernichtung wesentlicher Na-Knoten, Raketenbasen etc beim
Gegner. Daher kann vor 1986 eine Bewachungsrolle bei 119 aus meiner Sicht
nicht angenommen werden (Kriegsfall).

* Der 3. Stoßarmee weist er keine Einheit zu. Das ist verwunderlich.

* Die 1044 hat (ich spekuliere) möglicherweise ein Geheimnis: Aufgestellt
offensichtlich in Forst Zinna. Dort befand sich nun aber der Stab der 18. Armee -
allerdings nicht lange: Der wurde etwa zu dieser Zeit aufgelöst. Dieses könnte
den Wechsel der 1044 nach Königsbrück erklären.

Das ist das, was ich dem Artikel entnehmen kann - erbitte Korrektur.

Martin
P.S: Forst Zinna liegt bei Jüterbog ;)
 
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Hallo Kurtz, hallo Martin,

Danke, und Stefan ich melde mich noch mal bis Sonntag ausführlich zu den Beiträgen 24 bis 26. Muss heute noch mein Geld verdienen.

mfg und oki doki

Alfred
 
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Hallo Büttner, Jens, Alfred, martin2, demo01,

(a) ich hätte keinerlei Skrupel, "Пушинка" mit dem zu identifizieren, was Jens als Raketenlager Lüttichau beschreibt. Das war ohne Zweifel die Königsbrück zugewiesene Standby-Alert-Zone und die Entfernung von 7 km in Richtung NW stimmt auch ungefähr (obwohl sich im Link von demo01 offenbar Widerspruch regt).

(b) Das mit der Wachaufgabe für die 119. RB würde ich nicht so eng sehen. Natürlich hatten die ihre eigene "Рота охраны", aber es gab eine Menge zu bewachen und da werden sie für Unterstützung dankbar gewesen sein. Den Text würde ich so übersetzen, dass in einer "außerordentlichen Situation" der Stab der 1. PzArmee geschützt werden sollte, dass in Friedenszeiten das Btl aber die Sicherung der 119. RB verstärkte (86-87). An anderer Stelle heißt es klipp und klar: "Предполагаемая задача: в боевых условиях тактические задачи уничтожение узлов связи, ракетных баз, штабов противника, в мироное время охрана ракетной базы (с 1983 года)". Also: "Aufgabe war ... in Friedenszeiten der Schutz der Raketenbasis (ab 1983)".

(c) Hier gibt es eine ganz gute Übersichtskarte, wo unter der Nummer 12 auch der Sprungturm zu finden ist.

(d) Noch eine Frage an Ortskundige: Hier findet sich am 11.11.06 7:23 der rätselhafte Satz: "Там еще на территории находился бункер хранения боеголовок, его днем тяжело найти, если не знаешь, где он должен быть." Das klingt so, als würde der Autor ein Objekt INNERHALB der Standby-Alert-Zone meinen. Welches bitte schön?

Grüße

K.
 
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Kurtz,

kannst Du bitte konkretisieren, was Du mit "standby-Alarmzone" meinst? Erster
Verlegeraum?

@all: Sieht sich jemand in der Lage, mir einen typischen russischen Sprungturm
im Bild zu zeigen? (Oder gab es keine "typischen" Sprungtürme?) - Mir ist da
nämlich was eingefallen - müßte ich prüfen.

Martin
 
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Kurtz, die Übersetzung ist aber etwas kurz gekommen, tatsächlich zählt er als taktische Sicherungs (halte) Objekte noch ein paar mehr auf. Unistositsch Posizii heisst mehr als nur den Raum der 199 zu verteidigen, Und in dem Raum war ja auch wesentlich mehr als manche glauben...
Grüsse Hermann
 
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Hallo Büttner, Jens, Alfred, martin2, demo01,

(a) ich hätte keinerlei Skrupel, "Пушинка" mit dem zu identifizieren, was Jens als Raketenlager Lüttichau beschreibt. Das war ohne Zweifel die Königsbrück zugewiesene Standby-Alert-Zone und die Entfernung von 7 km in Richtung NW stimmt auch ungefähr (obwohl sich im Link von demo01 offenbar Widerspruch regt).

Grüße

K.

http://ekovtormet.ru/kiv/raketa/kartapusch.JPG

Startplätze vor den Raketen-Hangers???
 
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Hallo alle miteinander,

eigentlich könnten wir ja das Thema nun abhacken, da diese aussagekräftige .ru Seite für alle einsehbar ist. Trotzdem von mir noch ein paar Gedanken, auch wenn nichts neu ist.
23. RB: Martin, du hast mir empfohlen nicht zu wetten, dass sie nicht in Königsbrück gewessen wären. Hätte die Wette verloren. Ich habe mich in den letzten Tagen mit verschiedenen Leuten unterhalten, eben zu diesem Thema. Ein Kollege von mir (der einen T64 von einem T72 oder T80 mühelos unterscheiden kann) will als Spund auf dem Bahnhof in Schwepnitz in den 60er Jahren Raketenrampen auf Basis IS gesehen haben, also 2P19. An Startrampen 9P117 kann sich niemand erinnern, aber sie waren wohl halt da. Eine andere Person aus Königsbrück meinte auch das es eine 23. RB in KB gegeben hätte aber es keinen Zusammenhang zur 119. RB gegeben hätte, zeitlich nicht und auch nicht von der Quantität.

119. RB

Kurtz,

dieses Objekt ist mir erst durch mündliche Überlieferungen eines ehemaligen Kollegen, der selber in Stenz wohnte, bekannt geworden. Er erzählte mir, das er in dieser Gegend (für unsere Gegend typisch) dort immer Pilze suchte und "seitdem in Königsbrück Raketen stationiert sind" er dort nicht mehr hin durfte. Im Jahre 1990 habe ich mal meinen ganzen Mut zusammengenommen und habe mich an das Objekt herangepirscht. Aus heutiger Sicht war ich sehr naiv und hatte nur Glück, das das Objekt verlassen war, obwohl Kolja 800 Meter weiter noch präsent war. Diese Bunkeranlage soll laut meinem Kollegen Anfang der 80er Jahre gebaut worden sein. Das Ding war so gut getarnt, das ich glatt vorbeigelatscht wäre, hätte ich nicht den KDP gesehen. Ein Meisterwerk. Ich denke also, das diese Anlage nur was mit der 119. zutun hatte. Ähnlich ist es auch mit den Anlagen im Taucherwald bei Uhyst. Mir ist ein Jäger bekannt der früher seine Jagdleidenschafft bei Uhyst ausübte. Er erzählte mir haarklein wie die Koljas den Taucherwald für sich in Besitz nahmen. Erst kammen Vermessungstrupps, dann Pioniere die einen grossen Zaun bauten, und dann war Schluss mit Lustig. Einer der es genau wissen wollte, hat dann mal 3 Tage in einer russischen Zelle verbracht und auch ein paar blaue Augen gehabt. Das alles passierte Anfang der 80er Jahre.

Um die Dinge bzw. Gebäudetypen noch etwas zu sortieren: Laut Zeitzeugenberichten diente der geheimnisumwitterte Bunker 6 tatsächlich - wie von Jens vermutet - zur Lagerung der Sprengköpfe in der Bereitschafsstellung Uhyst/Tauerwald. Im Technischen Bereich in Bischofswerda soll es eine zweite derartige Installation gegeben haben; in Frage käme dafür evtl. ein abgerissener Panzir (?).

Gab es!

Sie verstärkten wohl auch die Sicherung des 119. RB und machten ihre Absprungübungen aus dem Hubschrauber in direkter Nachbarschaft zur Standby-Alert-Zone auf dem TrÜbPl namens "Пушинка". Gebäudetechnisch müsste es noch irgendwo einen Sprungturm gegeben haben. Eine spannende Schilderung, wo auch der eine oder andere Seitenblick auf die 119. RB fällt, findet sich hier (der lange Text vom 30.06.07, 14:37).

K.

Kurtz, ich verstand es so das es sich bei "Пушинка" entweder um das Objekt der prtb der Raketenbrigade oder deren Objekt südlich des Naturlandestreifens am Westrand des TÜP Königsbrück handelte. Möglich das Alfred was zu dem von Dir vermuteten Sprungturmes (?) weiß? Er lieferte auch eine Absturzstelle eines jener Desantniks inklusive Foto. Ich würde meinen auch Fotos gesehen zu haben wo die Desantniks des 1044 odschb auf den Bunkern der Brigade herumturnten und posierten.

Also Пушинка war nicht der TÜP sondern die Gefechtstellung der 2. und 3. Abteilung der 119. . Nach Jens gab es dort 7 Bunker, aber es waren in Wirklichkeit 8, die in 2 Gruppen angeordnet waren.
Bunker 1, 2, 3, 4, 5 (Gruppe 1) und 6, 7, 8 (Gruppe 2). Bunker 1 war der kreisrunde (von Jens als Granit bezeichnet), Bunker 3 ein beheitzbarer und Bunker 5 war offensichtlich ein Panshir. Dieser wurde noch 1992 von den Koljas selber abgerissen, habe irgendwo hier im Forum mal ein Bild gepostet.

Die Absturzstelle des Desjantniks befand sich nordöstlich von Пушинка und am östlichen Ende des Naturlandestreifens.
Was den Sprungturm angeht, den gab es wirklich. Er wurde ca. 2000 oder 2001 abgerissen. Er befand sich genau Hier (auf den Kurtz hinweist). Der Turm an sich war nichts besonderes, einfacher Stahlturm, vielleicht 15 oder 18 Meter hoch.

mfg und oki doki

Alfred
 
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23. RB: Martin, du hast mir empfohlen nicht zu wetten, dass sie nicht in Königsbrück gewessen wären. Hätte die Wette verloren... Eine andere Person aus Königsbrück meinte auch das es eine 23. RB in KB gegeben hätte...

Vielleicht hättet ihr auf der genannten Website die kurzen Hinweise unter den Forenteilnehmern dort etwas genauer lesen sollen, da findet sich bei einem gewissen Alex folgendes:

"Отец был КД-3 в 23 рбр, Кенигсбрюк, 67-71г.г." - alles klar?! ;)

Grüsse demo01
 
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Hallo Waldwichtel & Alfred,

euch beiden herzlichen Dank. Jetzt sind eine Menge (für mich bisher) offene Fragen auf einen Schlag geklärt und das Puzzle fügt sich immer besser zusammen. Schön auch zu wissen, wo die Wildschweine waren, die Rehe, und wo die Frösche so unerträglich gequakt haben... :lol:

@ martin2: Ich denke, dass Waldwichtel deine Frage nach der Standby-Alert-Zone mit seinem Link geklärt hat. Im Unterschied zu den Scud befand sich ein Teil der OTR-22 eben in ständiger Bereitschaft, Startzeit angeblich maximal 40 Minuten bzw. deutlich weniger. Dazu standen die Kräne bereits auf den Startplattformen bereit etc. etc. Solche Bereitschaftsstellungen gab es auf dem TrÜbPl Königsbrück, im Taucherwald, in Warenshof, in Wokuhl und sie waren wohl der eigentliche Grund, die OTR-22 so weit vorne zu stationieren (die drei Stellungen bei Hranice nicht zu vergessen).

Weil ich aber immer noch mehr wissen will: Ich wüsste gerne, wo genau der Panzir in Königsbrück war (ein Bild wäre fein), und ich wüsste auch gerne mehr über den Technikbereich in Bischofswerda (welche Gebäude etc.) vor seinem Abriss. Außerdem suche ich Leute mit Erinnerungen an Wokuhl, bevor dort alles platt gemacht wurde.

K.
 
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Solche Bereitschaftsstellungen gab es auf dem TrÜbPl Königsbrück, im Taucherwald, in Warenshof, in Wokuhl und sie waren wohl der eigentliche Grund, die OTR-22 so weit vorne zu stationieren (die drei Stellungen bei Hranice nicht zu vergessen).
Ich weiß zwar nicht ob jemand diese möglicherweise naive Frage konkret beantworten kann aber: Zeichneten sich derartige "Bereitschaftsstellungen" u.a. dadurch aus das ein Zaun drumherum war?
 
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