AW: FP Neuhardenberg (ehem. Marxwalde)
Dänen drängen ins Oderland
Neuhardenberg (MOZ) Wieder einmal geht in Neuhardenberg, dem geschichtsträchtigen Oderbruchort in Märkisch-Oderland, die Hoffnung um. Eine dänische Investorengruppe will den Flugplatz in Neuhardenberg kaufen. Wer genau dahinter steht, weiß noch niemand.
Jahrelang klammerte sich die Region an die Vision, der Billigflieger Ryanair würde den 70 Hektar großen einstigen Armeeflugplatz zu neuem Leben erwecken. Im November 2003 gründete sich eine Bürgerinitiative, die das unterstützte. Dann ging die Grundwert Berlin-Brandenburg als Betreiber dieses und des Flugplatzes in Fürstenwalde in Insolvenz. Damit schienen alle Hoffnungen auf die lang ersehnten neuen Arbeitsplätze zerstört. Seit einigen Wochen bestimmt ein Thema die Gespräche im Ort: Die Dänen kommen - und dann geht es richtig los.
Wie seriös diese Information ist, kann Bürgermeister Mario Eska nicht sagen. "Wir wurden darüber informiert, dass dänische Investoren den Flugplatz, das Bürgerhaus und 240 Wohnungen im sogenannten Pentagon gekauft haben. Und wir sind natürlich vorsichtig optimistisch, weil wir hier jeden Arbeitsplatz brauchen."
Wer sich hinter den Investoren verbirgt, wissen weder der Bürgermeister noch die Bürgerinitiative oder Landrat Gernot Schmidt (SPD). "Wir haben das auch nur inoffiziell gehört", erklärt Schmidt. "Wir wissen zudem, dass die Gläubigerversammlung dem Verkauf zugestimmt hat, mehr aber nicht."
Letzteres war entscheidend, um überhaupt etwas zu bewegen. Denn da die Grundwert Rechnungen nicht begleichen konnte, war im März dieses Jahres Insolvenz angemeldet worden. Grundwert-Geschäftsführer Dieter Vornhagen saß zu diesem Zeitpunkt in Mecklenburg-Vorpommern wegen Fördermauscheleien an Wohnungen einer weiteren Grundwertgesellschaft in Güstrow in Haft. Er wurde rechtskräftig verurteilt, ist aber seit Sommer wieder auf freiem Fuß. Und hat offensichtlich einiges in Bewegung gesetzt, um die Insolvenz aufzuheben. Mehrere Nachfragen bei Gläubigern bestätigten, dass ihre Forderungen bedient wurden. Letztlich stimmte die Gläubigerversammlung einem Verkauf zu. Dafür gab es mehrere Interessenten. Die Dänen sollen das beste Konzept geboten haben. "Und sie haben das Kapital, dass uns immer gefehlt hat", so Dieter Vornhagen am Dienstag auf Nachfrage. Nach wie vor ist er Eigentümer des Flugplatzes, verhandelt mit den Investoren, von denen er sich "ganz Großes" für die Region verspricht. Namen will er noch nicht nennen. "Erst, wenn die Tinte unter den Verträgen trocken ist", sagt er. Bestätigen will er lediglich, dass sowohl die beiden Flugplätze als auch das Bürgerhaus in Neuhardenberg zum Verkaufspaket gehören. Über die Wohnungen werde erst später entschieden.
Noch weiß niemand, was die Dänen in Neuhardenberg und Fürstenwalde planen. "Wir hoffen, dass den Interessenten bewusst ist, über welche Genehmigungen der Platz verfügt", sagt Bürgermeister Eska. Man möchte schon, dass auch weiterhin geflogen wird. Im Land habe man signalisiert, dass man zum Beispiel über eine Werksflughafen reden könnte. Zudem halte Zeppelin mit seinem Luftschiffbau am Standort fest, will hier eine Halle errichten.
"Derzeit können wir nur spekulieren", sieht es Uwe Hädicke, Sprecher der Bürgerinitiative. Mehr als 20 000 Unterschriften haben sie gesammelt, um einen Dauer-Flugbetrieb genehmigt zu bekommen. Man würde damit leben können, wenn es mit dem Passagierflug nichts wird, sagt Hädicke. "So lange keine Solarplatten auf die Landebahnen montiert werden, unterstützen wir alles. Noch sind wir weit weg von jeglicher Euphorie. Wir wollen erst Taten sehen." Die erste wäre die Unterzeichnung der Kaufverträge Anfang November.
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