Machern (Leipzig): AFüSt BVfS

Martin Kaule

Administrator
Anbei eine aktuelle Pressemitteilung des Bürgerkomitee Leipzig e.V.

10 Jahre Museum im Stasi-Bunker - Festwochenende am 9. und 10 September 2006

Am Ortsrand von Machern, versteckt zwischen den Lübschützer Teichen und einer Waldgartensiedlung, hatte der Leiter der Leipziger Bezirksverwaltung für Staatssicherheit seine Ausweichführungsstelle (AfüSt). Im Ernstfall - etwa während eines Krieges - hätte er die „Runde Ecke“ in Leipzig verlassen und zusammen mit etwa 100 Offizieren in Machern Quartier bezogen.

Auf 5,2 Hektar Fläche stand hier alles zur Verfügung, was im so genannten Spannungs- und Mobilmachungsfall nötig gewesen wäre, um die geheimpolizeiliche Arbeit nahtlos fortzusetzen: Ein ABC-sicherer Bunker mit Verbindung nach Berlin, Chiffriertechnik, und komplettem Versorgungssystem. Eine abgesetzte Sendestelle, um zu verhindern, dass die AfüSt bei Funkverkehr angepeilt werden konnte. Oberirdische Gebäude und Anlagen, darunter eine Tischlerei, Garagen, eine Hundelaufanlage und Bungalows, die zur Tarnung des Geländes als Feriendomizil dienten.

Zwischen 1969 und 1972 gebaut, hat die Ausweichführungsstelle nie einen Ernstfall erlebt. Im Dezember 1989, unmittelbar nach dem Ende des SED-Regimes in der DDR, wurde sie vom Pfarrer des Ortes Machern entdeckt. Bald darauf nahm sich das Bürgerkomitee Leipzig des Geländes an, erwirkte einen Denkmalstatus für die gesamte Anlage und konnte schließlich den historischen Ort vom damaligen Kreis Wurzen pachten.

Seit dem Tag des offenen Denkmals im September 1996 steht die frühere Ausweichführungsstelle Gästen einmal im Monat offen. Besucher erfahren, wie die Versorgungssysteme funktionierten, wie DDR-weit Nachrichtenkontakte zustande gekommen wären und welche Überlebensstrategien sich die Staatssicherheit für einen Atomschlag entwickelt hatte. Eine Ausstellung gibt Einblick in die Mobilmachungsplanung im Bezirk Leipzig und die Einbindung der Ausweichführungsstelle in diese Vorbereitungen auf den „Tag X“. Sie dokumentiert die spezielle Aufgabe des MfS im Ernstfall - bis hin zur geplanten Einrichtung von Isolierungslagern für Oppositionelle.

Der Beginn dieser regelmäßigen Besucherzeiten jährt sich 2006 zum zehnten Mal. Aus diesem Anlass lädt das Bürgerkomitee zu einem Festwochenende ein, an dem gleichzeitig der Jahrestag und der Tag des offenen Denkmals gefeiert werden. Über das Jubiläumsprogramm am Sonnabend, dem 9. September, informiert sie dieses Faltblatt. Informationen zu den Angeboten am 10. September, dem Tag des offenen Denkmals, entnehmen Sie bitte dem beiliegenden Flyer. Wir freuen uns auf Ihren Besuch!

Programm
13.00 - 18.00 Uhr
ständig kostenlose Führungen durch das Museum im Stasi-Bunker, Quiz mit Preisverlosung, Film
14.00 Uhr
Eröffnung der Sonderausstellung „Alles im Griff“
mit Grußworten, Sektempfang und Führung
17.00 Uhr
Auslosung der Quiz-Gewinner
19.30 Uhr
Literatur am Lagerfeuer
Lyrik und Prosa mit jungen Leipziger Autoren (u.a. Ulrike Almut Sandig, Carl Christian Elze, Leonie Bongartz), in Kooperation mit der Literaturagentur ClaraPark

Für das leibliche Wohl sorgt während des gesamten Tages die Gastronomie des Lokals „Lübschützer Teiche“.

Bus von Leipzig nach Machern
Wenn Sie von Leipzig aus zur Jubiläumsfeier kommen, bieten wir Ihnen einen Busshuttle an. Start ist 13.00 Uhr an der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“, Rückfahrt gegen 17.30 Uhr ab Machern. Karten für 10 Euro / ermäßigt 5 Euro (nur Fahrt, Eintritt ins Museum frei) erhalten Sie am Büchertisch der Gedenkstätte. Sie können auch unter 0341/9612443 oder über mail@runde-ecke-leipzig.de reservieren.

Grüße
Martin
 
AW: Machern: 10 Jahre Museum im Stasi-Bunker

Anbei einige Impressionen vom Bauwerk.

Foto mit freundlicher Genehmigung:
Bürgerkomitee Leipzig e.V. für die Auflösung der ehemaligen Staatssicherheit (MfS), Träger der Gedenkstätte Museum in der "Runden Ecke" mit dem Museum im Stasi Bunker.

Ein Besuch lohnt sich. Im kommenden Jahr wird auch das Objekt fest im hidden-places.net Terminplan eingebaut.

Viele Grüße
Martin
 
AW: Machern: 10 Jahre Museum im Stasi-Bunker

Ein Besuch lohnt sich. Im kommenden Jahr wird auch das Objekt fest im hidden-places.net Terminplan eingebaut.

Kann ich nur bestätigen. Da meine Fotos aus dem Bunkerinneren ansonsten wie Martins aussehen, ein paar Details.
Kommt man nicht als Grupper Bunkerinteressierter, empfehle ich, nicht am Beginn der Öffnungszeiten da zu sein, sondern etwa 1,5 Stunden später.
Grund: die erste Führung beginnt, sobald ein ausreichende Anzahl Leute da sind. Das ist natürlich um 13.00 Uhr recht schnell der Fall, so daß eine Führung inmitten ~15 Leuten schnell unschön wird. Lieber in einer kleineren Gruppe gehen.
Aber vielleicht war das auch nur heute so, weil es der letzte Öffnungstag im Jahr war.

Grüße Steffen
 
AW: Machern: 10 Jahre Museum im Stasi-Bunker

Kann ich nur bestätigen. Da meine Fotos aus dem Bunkerinneren ansonsten wie Martins aussehen, ein paar Details.
Kommt man nicht als Grupper Bunkerinteressierter, empfehle ich, nicht am Beginn der Öffnungszeiten da zu sein, sondern etwa 1,5 Stunden später.
Grund: die erste Führung beginnt, sobald ein ausreichende Anzahl Leute da sind. Das ist natürlich um 13.00 Uhr recht schnell der Fall, so daß eine Führung inmitten ~15 Leuten schnell unschön wird. Lieber in einer kleineren Gruppe gehen.
Aber vielleicht war das auch nur heute so, weil es der letzte Öffnungstag im Jahr war.

Grüße Steffen

Sehr Prima Bildern!

Jon.
 
AW: Machern: 10 Jahre Museum im Stasi-Bunker

moin moin bunkerverein
sehr schöne fotosession, und vor allem so originalgetreu in s/w klasse, gern mehr davon;-)

gruß andy
 
AW: Machern: 10 Jahre Museum im Stasi-Bunker

@Bunkerverein
Das achte Bild ist natürlich der Hammer :)!
Natürlich geben die s/w-Bilder den Aufnahmen einen Touch von Authentizität, zu Dokumentationszwecken finde ich persönlich aber Farbaufnahmen informationsreicher.
Ich denke aber, die Mitarbeiter des Bürgerkommitees in Leipzig fänden es nicht so lustig, wenn sich jemand in FDU wieder an die Geräte setzt. Immer noch (oder wieder) funktionierende Technik ist zweifellos eine große Aufgabe, vor der man nur den Hut ziehen kann.

Grüße Steffen
 
AW: Machern: 10 Jahre Museum im Stasi-Bunker

Hallo elexx

@die Mitarbeiter des Bürgerkommitees in Leipzig fänden es nicht so lustig, wenn sich jemand in FDU wieder an die Geräte setzt.
:mrgreen: Wir haben eine andere Auffassung zur Geschichte das Konzept in Macher ist von uns Welten entfernt und das ist auch gut so.Es kann ja nicht sein das immer nur gesagt wird "Die bösen Stasischweine,DDR,NVA usw":evil: Wir leben Geschichte und finden in einen " Museum" sollte nicht nur einer was Erzählen sonder auch Anschaulich rüberbringen und gerade bei den Jüngeren ist es doch so das sich viele nichts vom reinen Erzählen vorstellen können da sie ja die DDR Zeit selber nicht wirklich erlebt haben.
MFG Mike
 
AW: Machern: 10 Jahre Museum im Stasi-Bunker

@ Bunkerverein
Hi ! - hab mir mal eure netten Fotos angesehen und dabei sind mir einige Fragen gekommen:

Bild 9: (das mit den 4 Monitoren) steht da ein Comodore C 64 ? Vielleicht bin ich auch nicht richtig informiert aber ich glaube kaum das man solch einen Computer in einer AFüSt BVfS gefunden hätte, oder ? Viedeorecorder gehörten sicherlich auch nicht gerade zu Standartausrüstung, oder nutzt ihr die zur Kameraüberwachung ?
Bild 21 (Mitarbeiter mit Waffe) - Waffe im Bunker ??? ich weiß nicht ! - helft mir ? Aber das halt ich für ein arges Gerücht - meines Wissens nach trug niemand in einem Bunker eine Waffe, oder ???
Bild 25 (Bunkergrundriss) Seid ihr sicher mit den Lebensmittellagern ??? Das ergibt für mich überhaupt keinen Sinn, da sie im Unsauberen Bereich des Bunkers liegen. Man könnte im Ernstfall nicht an sie rann !!!
 
AW: Machern: 10 Jahre Museum im Stasi-Bunker

Hi Soloklampfer

@Bild 9: (das mit den 4 Monitoren) steht da ein Comodore C 64 ? Vielleicht bin ich auch nicht richtig informiert aber ich glaube kaum das man solch einen Computer in einer AFüSt BVfS gefunden hätte, oder ? Viedeorecorder gehörten sicherlich auch nicht gerade zu Standartausrüstung, oder nutzt ihr die zur Kameraüberwachung ?
Richtig!!Dies ist eine Notlösung von uns,da die Originale Technik noch Überholt wird.
@Bild 21 (Mitarbeiter mit Waffe) - Waffe im Bunker ??? ich weiß nicht ! - helft mir ? Aber das halt ich für ein arges Gerücht - meines Wissens nach trug niemand in einem Bunker eine Waffe, oder ???
So nicht ganz richtig,Im inneren Teil der Anlage sogar für 140 MP AK-47 K und 45 Makarov oder VZ-61.+schwere Bewaffnung.Ob jetzt jeder Mitarbeiter eine Waffe "Getragen" hat kann ich auf die schnelle nicht sagen,aber auf dem Bild ist ein Vereinsmitglied zu sehen der seine Uniform trägt so wie es bei uns als Mitglied Pflicht ist.
@Bild 25 (Bunkergrundriss) Seid ihr sicher mit den Lebensmittellagern ??? Das ergibt für mich überhaupt keinen Sinn, da sie im Unsauberen Bereich des Bunkers liegen. Man könnte im Ernstfall nicht an sie rann !!!
Ja,Das Bild zeigt nicht den vollständigen Plan.Zusätzlich verfügen beide über eigene Überdruck und Filteranlagen.

MFG Mike
 
AW: Machern: 10 Jahre Museum im Stasi-Bunker

mmmh, macht für mich irgendwie trotzdem noch keinen wirklichen Sinn, da ich den sauberen Bunkerbereich verlassen müsste um an die Lebensmittel zu kommen - bei einem angriff mit biologischen Waffen welcher ja nie ausgeschlossen werden konnte dürfte eine Person welche einmal den sauberen Bereich verlassen hat nie wieder zurück. Folglich gibts auch kein Zurück ? Wozu hätte man überhaupt so große Lebensmittellager gebraucht - andere V2x (z.B. nehmen wir einfach mal Machern, da dort sehr vieles bekannt ist) hatten diese auch nicht.
 
AW: Machern: 10 Jahre Museum im Stasi-Bunker

Die Anlage in Machern ist mit unserer nicht zu Vergleichen da sie Volkommen anders im Aufbau ist.Im Übrigen auch die Größte die eine BV des MfS gebaut hat.Diese Anlage stellt eine Ausnahme dar und wurde auch nur 1x in dieser Form gebaut.Eine Aus oder Einschleusung wäre ohne Verseuchung möglich gewesen da über einen seperaten Eingang mit 2 Vorschleusen und 2 Hauptschleusen die Anlage Betreten wurde.Man muste allso nich die Treppeneingänge Nutzen.

MFG Mike
 
AW: Machern: 10 Jahre Museum im Stasi-Bunker

mmmhh. Da muss ich wohl doch mal gucken kommen.
Also wurde statt des üblichen unsauberen Zugangstunnels ein sauberer Bunker drangebaut der wiederum durch 2 2-Kammerschleusen zu betreten war und saubergehalten wurde, richtig ? Dann würde also die Schleuserei im eigentlichen Bunkerzugangsbereich flachfallen. Denn wenn ich das jetzt richtig verstanden hab, wäre schon der "Verbindungsgang Lager" im sauberen Bereich. Andererseits würde man in Notfall eigentlich niemanden zu einer der Beiden NEA's ausschleusen können. Also jedenfalls nur bis zur NEA, dann befände sich die Person im unsauberen Bereich und musste neben dem Aggregat sitzend auf irgendein Ende warten, denn schleust man ihn zurück, wäre es mit dem jeweiligen Lebansmittellager passé, weil die Vorschleuse dann unsauber wäre.
Ausserdem ist die Anlage grundlegend ja doch mit jedem anderen V2x vergleichbar, denn die hermetisierbare Fläche ist faktisch doch immer die gleiche, wobei ich dann schon wieder vor dem Rätsel stehe warum gerade dieser Bunker so große Lagerkapazitäten für Lebensmittel benötigte.
 
AW: AFüSt BVfS Leipzig - Machern

Gestriger Bericht in der Leipziger Volkszeitung:

Stasi-Bunker vor 20 Jahren enttarnt

Machern. An die dramatischen Ereignisse, die sich vor 20 Jahren bei der Entdeckung des Stasi-Bunkers in Machern abspielten, erinnert Tobias Hollitzer vom Leipziger Bürgerkomitee dieser Tage. „Trotz aller Geheimhaltung wurde der ehemalige Stasi-Bunker bei Machern im Dezember 1989 auf Initiative der Bürgerkomitees Leipzig und Wurzen enttarnt.“ ...

Quelle / Gesamter Bericht: http://nachrichten.lvz-online.de/re...r-vor-20-jahren-enttarnt/r-grimma-a-7128.html

Beste Grüße
Martin
 
Den Bunker der Ausweichführungstelle der BVfS Leipzig wollte ich schon lange mal besuchen. Nun hatte es sich mal ergeben.
Hier mein Bericht:

Ich war recht spät dran, war gegen 15 Uhr vor Ort, die Öffnungszeiten sind nur jeden letzten Samstag und Sonntag im Monat 13:00 – 16:00 Uhr.
Der Weg zum Bunker ist ab Ortsmitte gut ausgeschildert. In der Kleingartenkolonie wies eine Tafel auf den geöffneten Bunker hin. Der Weg zum Bunker war für Kfz gesperrt, es war ein Fußweg von 500 m ausgewiesen, was sich als zu optimistisch erwies: Bis zur Tarnhalle waren es ca. 750 m, wenn man das Auto nicht an der Straße abstellen kann, sondern den großen Parkplatz benutzt, ist es ca. 1 km. Für „Normalbürger“ ein schöner Sonntagsspaziergang, aber für Gehbehinderte doch etwas beschwerlich. Aber vielleicht gibt es da Sonderlösungen?

Beim Betreten des Geländes war rechts das in schlechtem Zustand befindliche Kommandanten-Wohnhaus zu sehen (wie ich später erfuhr, möchte der Verein das Haus gern etwas sanieren, ist jedoch derzeit nicht Eigentümer, sondern die Gemeinde).
Auf der linken Seite des Weges standen acht dreieckige Tafeln, welche auf verschiedene Ereignisse der „friedlichen Revolution“ von 1989 hinwiesen.
Auf dem Vorplatz des Objekts wies mir ein junger Mann den Weg zur Kasse in der Tarnhalle.
In der Tarnhalle war der vordere (rechte) Schiebedeckel geöffnet, aber mit einer Kette abgesperrt. In der Mitte der Halle saß an einem Tisch ein Mann mit der Kasse. Der Eintritt betrug 3 € (für Kinder, Auszubildende und Studenten 2 €). Mir wurde angeboten, entweder der bereits begonnenen Führung „hinterherzulaufen“, oder aber an der letzten Führung des Tages gegen 16:00 teilzunehmen. Ich entschied mich, zu warten.
In der Tarnhalle gab es diverse Ausstellungsstücke. Auf Informationstafeln gab es Informationen zum MfS allgemein, aber auch zu anderen Ausweichführungsstellen (unter anderem einen Lage- und einen Raumplan der AFüSt BVfS Karl-Marx-Stadt). Und es gab auch diverse Relikte von anderen Objekten (z.B. ein Schild „Rohstofflager Schwosdorf Nr. 45“, eine Kommandanten-Schalttafel eines 1/15V2b, Bilder vom Bau eines Bunkers sowie Bilder von Schwosdorf nach der Auflösung.
Im hinteren Teil der Halle befanden sich mehrere Regale, die aber abgesperrt waren. Dort gab es einen Kurzwellensender KN1-E (der als Notsender beschriftet war), diverse Nachrichtentechnik (unter anderem ein Gestell V2/V-12/24), aber auch transportable Ölheizgeräte, Planen, Tarnnetze u.s.w.).
Die Außenanlagen waren sehr gepflegt. An fast allen Objekten gab es erklärende Schilder.

Kurz vor 16 Uhr wurden die Besucher dann zur Führung in die zum Vortragsraum umgebaute Werkstatt der Tarnhalle gerufen. Eine Frau (die Außenstellenleiterin des Vereins) hielt einen Vortrag über Geschichte und Funktion der AFüSt (welcher sachlich und informativ gehalten war), aber auch allgemein über die Ernstfall-Planung des MfS (z.B. über die geplante Internierung von zweifelhaften Personen). Der Vortrag war von Bildern, Grafiken, Tabellen und einer kurzen Videosequenz untermalt.
Nach diesem Vortrag ging es über die rechte Treppe in den Bunker. Ein Mann übernahm jetzt die Führung. Er wirkte sehr kompetent, konnte auch alle Fragen beantworten. Jedoch beschränkte sich sein Wissen weitgehend auf dieses Bauwerk, von anderen Bauwerken ähnlichen Typs hatte er kaum Wissen. Er sprach recht schnell, sodass man genau hinhören musste. Aber dadurch gelang es ihm, in der Kürze der Zeit sehr viele Informationen zu geben.
Hinter der Gruppe ging ein weiterer freundlicher Mitarbeiter her, und schloss die Türen hinter sich wieder. Er erzählte selbst nichts, aber konnte auch Fragen kompetent beantworten.
Vor der ersten Drucktür der rechten Vorschleuse gab es eine erste Einweisung sowie eine kurze Belehrung. Das Fotografieren war erlaubt, so lange es die Führung nicht aufhält, weder Mitarbeiter noch andere Besucher fotografiert werden, und die Bilder nur für den privaten Gebrauch sind. Jegliche Veröffentlichung, auch auf privaten Internetseiten muss vom Verein genehmigt werden.
Dann ging es in die rechte Vorschleuse, dann weiter in die Hauptschleuse. Hier wurde der Schleusungsvorgang recht gut uns ausführlich erläutert. Lediglich bei der Erläuterung des Druckausgleichs gab es eine kleine Unklarheit.
Dann ging es weiter in den rechten Verbindungsgang. Nach der Erklärung des Kommandantenplatzes hatten die Besucher etwas Zeit, sich die einzelnen Arbeitsstollen anzusehen. Jedoch war nur der Stollen des Leiters der BV begehbar, alle anderen waren zwar geöffnet und beleuchtet, aber mit einer Schnur abgesperrt.
Danach ging es in den rechten Sanitärtrakt, dann über die Werkstatt in den rechten Belüftungsstollen. Der Bunker-Führer machte darauf aufmerksam, bei Besichtigung des Zuluftschachtes / Notausstiegs nicht den Kiesdruckwellendämpfer auszulösen, weil es viel Arbeit macht, diesen wieder aufzufüllen. Auf meine Frage, ob das schon jemand gemacht hat, wurde mir geantwortet, dass ja der Bunker nach wie vor noch durch diesen Schacht belüftet wird, und daher der Kies in gewissen Abständen gewartet werden muss.
Weiter ging es durch die hintere Verbindungstür in den linken Bunkerteil, zu erst ins Wasserwerk, dann in Sanitärtrakt / Batterieanlage / Notausstieg. Hier fiel mir auf, dass bei diesem Bunker der Schaltschacht für die Fernmeldekabel am linken hinteren Notausstieg ist.
Dann gab es wieder etwas Zeit zur Besichtigung der einzelnen Stollen. Hier war keiner der Räume begehbar, alle offen, beleuchtet und abgesperrt. Meine Bitte, den Raum mit der Funktechnik betreten zu dürfen, um mir die Funktechnik näher anzusehen, wurde mit der Begründung abgelehnt „Wenn ich es einem Einzelnen erlaube, wollen dann alle.“ Vielleicht könne die Chefin es mal außerhalb der Führungen erlauben, aber an diesem Tag wohl nicht mehr.
Zum Schluss wurde die Netzersatzanlage besichtigt und erläutert, dann ging es über die linke Treppe wieder hinaus.

Der Bunker ist sehr sauber und ordentlich, und (dank mehrerer Entfeuchtungsgeräte) auch recht trocken. Die Technik ist entweder noch im Originalzustand erhalten, oder aber wurde wieder in diesen Zustand gebracht. Jedoch funktioniert nur die Technik noch, die für die Besichtigung unbedingt benötigt wird, nämlich die Beleuchtung einschließlich Notbeleuchtung, Belüftung und das Anzeigepult. Die weitere vorhandene Technik ist nicht funktionsfähig, weder Nachrichtentechnik noch NEA.

Nach der Führung konnte ich mich noch mit einem weiteren Mitarbeiter sowie mit der Chefin (Leiterin der Außenstelle „Museum im Stasi-Bunker“ des Vereins „Bürgerkomitee Leipzig e.V. für die Auflösung der ehemaligen Staatssicherheit (MfS)
Träger der Gedenkstätte Museum in der "Runden Ecke" mit dem Museum im Stasi-Bunker“) etwas unterhalten. Hier wurde mir deutlich das Ziel dieses Bunker-Museums mitgeteilt: Es ist ein Mahnmal gegen DDR-Diktatur und Stasi-Willkür. Es wurde auch deutlich die Abgrenzung zu anderen Bunker-Museen betont: Während man anderswo versucht, politisch neutral die Militärgeschichte zu zeigen und die Bunker als technisches und Baudenkmal dazustellen, (und damit Gefahr läuft, in die Richtung DDR- und Militär-Verherrlichung abzukippen), geht es hier darum, das DDR-Regime und die Stasi zu entlarven, und die Menschen zu mahnen, dass so etwas nie wieder passiert.
Da es somit kein technisches Denkmal ist, ist auch nicht angedacht, die Technik wieder instand zu setzen und in Funktion zu zeigen. Man will nur zeigen, auch welcher technischer Aufwand getrieben wurde, um die Bürger zu unterdrücken.

Da es schon spät war, die Aufräumungsarbeiten schon in vollem Gange waren (und ich noch zur Sendestelle wollte), wurde das Gespräch abgebrochen. Für weitere Fragen wurde ich an den Vereinsvorstand in Leipzig verwiesen.

Im Bunkermuseum gibt es zwei feste Mitarbeiter: die Chefin und einen Hausmeister. Alle anderen Mitarbeiter arbeiten ehrenamtlich im Verein mit.
Das Museum hat nur ein Wochenende im Monat ein paar Stunden, zu besonderen Anlässen sowie für Sonderführungen auf Anfrage. Die festen Mitarbeiter sind regelmäßig anwesend, ansonsten wird das Objekt regelmäßig von einem Wachunternehmen bestreift.

Der Eintrittspreis ist mit 3 € (ermäßigt 2 €) recht niedrig. Auch wenn es zusätzlich noch eine Spendenbox gibt (die auch genutzt wird), ist auf Grund der seltenen Öffnung und der dadurch wohl geringen Besucherzahl einerseits, des hohen Aufwands anderseits der Eintrittspreis wohl kaum kostendeckend. Es ist wohl eher zu vermuten, dass dieses Museum wohl vor allem aus Fördergeldern finanziert wird.

Fazit: Das Bunker-Museum reiht sich ein in die anderen „Anti-Stasi-Museen“ wie Hohenschönhausen oder Bautzen. Jedoch ist auf Grund der umfangreichen Darstellung des Bunkers weniger Raum für die Darstellung des MfS im Allgemeinen.
Das Angebot richtet sich an die interessierte Allgemeinheit, ist jedoch auch als „Einstieg“ für „Bunker-Neulinge“ gut geeignet, da hier die Grundlagen von Schutzbauwerken recht gut verständlich dargestellt werden. Die hier gemachten politisch-historischen Aussagen sind jedoch differenziert zu betrachten.
Ein bitterer Beigeschmach für mich ist noch, dass hier wertvolle historische Funk- und Nachrichtentechnik sowie andere Technik, wohl zu mindest äußerlich in gutem Zustand, als tote Ausstellungsstücke herumstehen (obwohl es bestimmt auch genug Besucher gibt, die an der technischen Funktion interessiert sind).

Gruß Karsten
 
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