Lettland: SS-4 Silokomplex Lambarte (Misa)

Ist die Einordnung richtig, das damit 'nur' die eigentlichen Treibstoffpumpen in ordnungsgemäßen Betrieb versetzt wurden ?

Nein. Der Startbrennstoff setzte nicht die Treibstoffpumpen in Gang. Er wurde quasi "stellvertretend" für den Brennstoff in die Brennkammer des Triebwerks eingespritzt und reagierte dort mit dem Oxydator. Dazu wurde unmittelbar vor dem Start (!; sonst hätte sich der Startbrennstoff mit dem "normalen" Brennstoff vermischt) eine genau bemessene Menge Startbrennstoff in die Zufuhrleitungen des Brennstoffs zum Turbinenpumpenaggregat getankt. Die Treibstoffpumpe der SS-4 wurde mit dem "Arbeitsstoff" Wasserstoffperoxid angetrieben. Sie förderte erst Startbrennstoff und Oxydator und dann Brennstoff und Oxydator. Bei der SCUD-B wurde das Turbinenpumpenaggregat letztendlich durch die Haupttreibstoffkomponenten angetrieben.
 
Zuletzt bearbeitet:
Nelson,
wir danken dir für deine klar belegten Antworten zum Thema, zumal noch im öffentlichen Bereich. Wenn du dazu ein Problem siehst, bitte eine PN an AdMin/Mod. Es gibt ja Lösungen dafür.

Es tauchen für mich zwei weitere Fragen aus deinen letzten Antworten auf:
(1)
Die Lagerfähigkeit des Lagergutes und die Beständigkeit des Behälters waren endlich. Wie ist mit dem Behälter am Ende der Nutzungsfähigkeit verfahren worden ?
(2)
Wenn der Startbrennstoff 'nur' zum Ingangsetzen des eigentlichen Prozessen benutzt (gebraucht) wurde, habe ich dessen Notwendigkeit bisher nicht verstanden.

Grüße Frank
 
Es tauchen für mich zwei weitere Fragen aus deinen letzten Antworten auf:
(1)
Die Lagerfähigkeit des Lagergutes und die Beständigkeit des Behälters waren endlich. Wie ist mit dem Behälter am Ende der Nutzungsfähigkeit verfahren worden ?
(2)
Wenn der Startbrennstoff 'nur' zum Ingangsetzen des eigentlichen Prozessen benutzt (gebraucht) wurde, habe ich dessen Notwendigkeit bisher nicht verstanden.

zu 1.
Diese Frage kann ich nur aus dem Blickwinkel der NVA beantworten. Insoweit siehe PN.

zu 2.
Es gibt klimatische Bedingungen, unter denen die Haupttreibstoffkomponenten an Bord einer R-12 (SS-4) nicht hypergolisch ( http://de.wikipedia.org/wiki/Hypergol ) miteinander reagieren. Wenn unter diesen Bedingungen Oxydator und Brennstoff in der Brennkammer zusammen treffen, passiert gar nichts. Der Treibstoff fließt einfach durch die Brennkammerdüse nach Draußen. Bei der Aggregat 4 (V2) benutzte man zur Zündung noch eine Technik, die allen Verfechtern von Weihnachtsbäumen mit echten Wachskerzen zur Ehre gereichen würde (siehe beigefügte Abbildung des Zündsystems aus dem A4-Modell im Deutschen Museum in München). Bei der R-12 stellt der Startbrennstoff sicher, dass in der Brennkammer ein Gemisch vorhanden ist, dass sich unabhängig von den äußeren Bedingungen von selbst entzündet.

PS: Für all jene, die noch mit Gas kochen - Was muss man tun, damit es auf dem Herd etwas zu kochen gibt? - Richtig! Man muss einen Zündfunken erzeugen. Dann brennt das Gemisch aus Gas und Luftsauerstoff. Bei der A4 war noch der Anzünder erforderlich. Bei den Raketenkomplexen danach entzündete die Reaktion aus Oxydator und Startbrennstoff das (Triebwerks-)Feuer.
 

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... und damit sind die 30 kg Nervengift (SAMIN / TG-02) unter großer Hitze erstmal im Normalfall komplett verbrannt ?

Grüße Frank
 
PS: Für all jene, die noch mit Gas kochen - Was muss man tun, damit es auf dem Herd etwas zu kochen gibt? - Richtig! Man muss einen Zündfunken erzeugen....

Etwas weniger schulmeisterisches Gehabe würde Deinen Duktus noch etwas emporheben, NElson.
Fachlich aufgrund Deiner hochwertigen Informationen top, wäre damit noch ein stilistischer Glattschilff drin. Falls Du Wert darauf legst.

Sagt einer von dem einen Prozent, der diesen thread aufmerkam mitliest. Leider ist der Textauszug im attachment #57 schwer zu lesen - dennoch interessant. Danke

FA
 
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Hier noch 5 weitere Bilder aus dem Objekt (wir haben die Kollegen damals wohl nur um einige Tage verpasst). Nichts großartig neues, nur um die Sache abzurunden:

Verladung 610.jpgVerbindung Silos 610.jpglast dome 610.jpgInschrift 610.jpgMisa 610.jpg

Reingegangen (Kontrollbunker) sind wir nicht, mein Sohn war damals 8 Jahre alt und wir hatten schon in der Grube kein Mobiltelefonnnetz mehr.
 
Stickstoff wird zur Beauflagung von Tankbehältern (z.B. in Flugzeugen) benutzt um beim Entleeren derselben die Bildung von zündfähigen/explosiven Gemischen zu verhindern. Ich denke mal, bei den Silokomplexen war das auch so. Weiterhin könnte Stickstoff auch für automatische Feuerlöschanlagen verwendet worden sein.
Die Erklärung der "TS 750" als Trafostation (Transformator Nr. 3) ist logisch.
 
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