Harz: Erste sowjetische Einheit für "Fernraketen"

Martin Kaule

Administrator
Laut "Raketen aus Bleicherode" welches nun schon mehrfach hier im Forum erwähnt wurde, wurde im Mai 1946 bei dem Dorf Berka, in der Nähe Sondershausen, eine erste A4-Raketeneinheit der Sowjets formiert (Seite 42, unten).

Also ist das Dorf Berka oder was auch immer dort in der Nähe ist, die "Geburtsstätte" der ersten sowjetischen Einheit für Fernraketen?

Beste Grüße
Martin
 
AW: Erste sowjetische Einheit für "Fernraketen" im Harz?

MK, es kommt darauf an, was Du militärisch als Fernrakete bezeichnest. Das NIIR xxyy und GIRD (Forschungsinstitut für reaktive Geschosse, wir Deutschen sagen Geschosswerfer = Katjuscha) als Forschungsinstitute hatten ab 1935 begonnen eigene Entwicklungen zu tätigen. Berka als Ausrüstungsstandort zu Nordhausen im Range einer MUNA war aber die Geburtsstätte des Verbandes, welcher mit deutschen Beutegerät den Grundstock der RWSN bildete. Aus Geheimhaltungsgründen nannte man weitere Einheiten die mit den ersten Geräten R-1 ff. ausgestattet wurden Ingenieurbrigaden. Ab 1959 dann teilte sich die Entwicklung in Verbände der RWSN die alo bei der neuen Waffengattung verblieben und Verände OTR, die den Fronten zugeteilt wurden.
Grüsse Hermann
 
AW: Erste sowjetische Einheit für "Fernraketen" im Harz?

Laut "Raketen aus Bleicherode" welches nun schon mehrfach hier im Forum erwähnt wurde, wurde im Mai 1946 bei dem Dorf Berka, in der Nähe Sondershausen, eine erste A4-Raketeneinheit der Sowjets formiert (Seite 42, unten).

Also ist das Dorf Berka oder was auch immer dort in der Nähe ist, die "Geburtsstätte" der ersten sowjetischen Einheit für Fernraketen?

Beste Grüße
Martin

Genau genommen war dieses 92. Gardewerferregiment die Einheit, die später nach Kapustin Jar (zum 4. Staatspolygon versetzt) die Tests mit R-1 aufnahm, zur 72. Ingenieurbrigade umfirmiert wurde um später als 72. IBr wieder in der DDR aufzutauchen. Sie waren also wieder da...
Grüsse Hermann
 
AW: Erste sowjetische Einheit für "Fernraketen" im Harz?

@Hermann: danke für die Info. Damit ich das richtig verstehe:

Das 92. Gardewerferregiment wird im Mai 1946 in Berka zur 72. Ingenieurbrigade und mit den ersten zusammenmontierten A4/R-1 ausgestattet? Aus dem Buch erfährt man noch das ursprünglich Abschussversuche in der SBZ (Ostsee) geplant waren, man sich aber dann für Kapustin Jar entschied. Sprich man verlegte für das Versuchsschießen nach Kapustin Jahr und kam dann wieder als 72. Ingenieurbrigade zurück? Hast Du zufällig einen Zeitraum ab wann sie wieder hier waren?

Grüße
Martin
 
AW: Erste sowjetische Einheit für "Fernraketen" im Harz?

Nein,
das 92. Gardewerferregiment ist in Berka zur Sicherstellung und Übernahme der Dokumentationen zur A-4, verlegt mit diesen Beutestücken neben anderen Einrichtungen
und Fachkräften in die UdSSR, das 92. GaWR wird später bei Kapustin Jar stationiert und absolviert die ersten Startversuche/ Abschüsse von R-1 erst dann wird es zur 72. IBr und verlegt mit den R-5 später wieder zurück in die DDR.
In dem Buch:
Menschen und raketen von Boris Tschertok ist das alles mit allen Namen, Orten und Personen beschrieben. Noch vioel später wure die 72 zur 22 Brigede in der Reserve des Oberkommendierenden um dann als RWSN Truppenteil zur 24 Raketendivsion zu werden, die wurde 1990 im Zuge des INF aufgelöst.
Grüsse Hermann
Die genauen daten und Befehle wer wann zu wem wurde habe ich, ist das wichtig?
 
AW: Erste sowjetische Einheit für "Fernraketen" im Harz?

das ursprünglich Abschussversuche in der SBZ (Ostsee) geplant waren, man sich aber dann für Kapustin Jar entschied

Martin, das ist richtig.

Uhl schreibt, daß die Tests im Oktober '46 in Peenemünde zur Erprobung des "richtigen Nachbaus der Raketenmuster und besonders für die Lenkgeräte" (insgesamt 6 V-2) durchgeführt werden sollten. Selbst eine Kommission war schon gebildet. Stalin persönlich befahl die Einstellung der Tests, da er offenbar diplomatische Verwicklungen befürchtete.

Die Brigade verblieb dann noch bis 15. Juni '47 in der SBZ.

und kam dann wieder als 72. Ingenieurbrigade zurück? Hast Du zufällig einen Zeitraum ab wann sie wieder hier waren?

Ebenfalls laut Uhl, war die Brigade dann in KJ, wurde Anfang '50 zur 22. Sonderbrigade der Reserve des Oberkommandos. Aus Teilen (4. Batt. 2. Abt.) entstand bis Feb. 1951 die 23. SBr. Danach wurden pro Jahr etwa zwei neue RBr aufgestellt. Nach dem Frühjahr 1953 wurde aus der 22. die 72. Ingenieurbrigade. Deren 2. Abt. war im Winter '54 am Baikal zu Tests. In dieser Zeit reiften die Überlegungen zur Stationierung in der DDR. Danach Umstrukturierungen, Übungen, Vorbereitungsarbeiten usw. - aber alles noch in der SU! Ab Ende 1958 ernsthafte Vorbereitungen und Anfang 1959 Verlegung in die DDR - der "Rest" sollte bekannt sein...

Diese Einheit bitte NICHT verwechseln mit u.a. der 233. IBr (1955 aufgestellt, mit der operativ-taktischen R-11M), die schon eher (vor 1959!) nach Kochstädt verlegt hatte.

Grüsse demo01
 
AW: Erste sowjetische Einheit für "Fernraketen" im Harz?

Demo,
wenn Du Dich auf der Seite der 24. RD anmeldest und in den historischen Teil gehst wirst Du die genauen Daten mit Befehlsnummer dazu finden. Da die Einheit seit 1990 nicht mehr aktiv ist, wird der Fluss neuer Infos (schon aus Zeitgründen und dem Alter der Zeitzeugen zunehmend dünner) Ein Autorenkollektiv hat die gesamte zweigleisige Entwicklung von 1944 bis in die heutigen Tage (also auch mit Aufspaltung in RWSN und OTR Zeige komplett aufgearbeitet, allerdings ist das Buch erheblich teuer und so einfach nicht verfügbar da es nur 1000 Exemplage gab.
Die Vorgänge nach Rückverlegung des Regimentes nach Kapustin Jar (KapJar) und die aktivitäten am 4. Zentralen Versuchspoligon stehen auf der Seite dieser Einheit, also auch die Vorgänge um die Versuche um GENERATOR etc, bzw. wer das Poligon wann wie errichtet hat. Aber das ist schon wieder ein Lesekomplkex der seinerseits sehr umfangreich den Rahmen hier sprengt , weil er nur mittelbar mit dem 92. Werferregiment zusammenhängt. Seit gestern wies ich, dass auch die 72. eine Arbeitsgruppe haben, ich habe sie gestern angeschrieben.
GRüsse Hermann
 
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