Halbinsel Wustrow: Die verbotene Halbinsel bei Rerik in der Ostsee

Erkunder

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Flakschule - Militärbasis - Spionagevorposten: Ich habe neulich einen interessanten Beitrag über diese Örtlichkeit im TV gesehen. Mehr Info findet sich im Netz zb. bei http://www.insel-wustrow.de/wustrow_02.htm#hist

War jemand vielleicht schon mal dort oder hat sogar ein paar Bilder? :)

Nachtrag:

Die aktuelle Lage ist wohl die folgende:

"Halbinsel Wustrow nun ganz geschlossen!

Ohne Angabe von Gründen hat der Investor der Stadt (Kurverwaltung) und dem Heimatverein Rerik untersagt, die mit großem Interesse von vielen Gästen des Ortes aus dem In- und Ausland besuchten Führungen auf die Halbinsel ab dem 02.09.2004 weiterhin durchzuführen. "


MfG!
 
Buchempfehlung

Ich kann bestätigen, dass es seit geraumer Zeit keine Führungen mehr über die Halbinsel gibt. Für alle, die die Zeit des Wartens auf neue Führungen überbrücken wollen, kann ich wärmstens das Buch aus dem Ch. Links Verlag empfehlen: Klick Dort sieht man mehr als man bei einer Führung sehen kann, denn man darf die Wege nicht verlassen.
Gruß Thomas.
 
Buddelflink meinte:
Das stimmt TATSÄCHLICH, auch ich darf zustimmen- es gibt keine Führungen mehr. Ist das jetzt etwa ein anderes Buch wie oben im Link? BF
Ist es nicht. Unter dem og. Link geht es nicht primär um das Buch, deshalb schien mir ein separater Hinweis angebracht. Ausserdem führt er direkt zum Verlag, der auch viele andere schöne Bücher anbietet, die zum Oberthema passen.
Thomas

PS. Meines Wissens nach hat der Investor (Kempinski; der auch schon das Seebad Heiligendamm zu einem unangenehmen Ort umgestaltet hat) was dagegen. Habe ich mal gelesen, sorry weiß nicht mehr wo.
 
vimudeap meinte:
Meines Wissens nach hat der Investor (Kempinski; der auch schon das Seebad Heiligendamm zu einem unangenehmen Ort umgestaltet hat) was dagegen.
Wobei Kempinski nur der Pächter von Heiligendamm ist: Der Verpächter im Hintergrund ist ein Immobilienfonds ... eben der, der eine Halbinsel sein eigen nennt.

Martin
 
Kurze Ergänzung

martin2 meinte:
vimudeap meinte:
Meines Wissens nach hat der Investor (Kempinski; der auch schon das Seebad Heiligendamm zu einem unangenehmen Ort umgestaltet hat) was dagegen.
Wobei Kempinski nur der Pächter von Heiligendamm ist: Der Verpächter im Hintergrund ist ein Immobilienfonds ... eben der, der eine Halbinsel sein eigen nennt. Martin

Genau, das ist richtig. Der Investor ist die Kölner Fundus Gruppe.
Der im ersten Beitrag verlinkte Artikel gibt schon das Wichtigste wieder. Verschweigt auch nicht, wie die Nazis Alt-Gaarz in Rerik umbenannten und das alle militärischen Anlagen (Kasernengebäude, Fahrzeug- und Flugzeughallen, Slipanlage etc.) nach dem Krieg gesprengt wurden. Was wir heute als 'Kaserne' sehen, ist nichts Geringeres als das als Gartenstadt ausgeführte städtebauliche Ensemble, das der Kaserne angeschlossen war, die Offiziersunterkünfte und eine Infrastruktur wie Krankenhaus, Post, Kaufhaus, Schule usw. enthielt. Wichtig in dem Zusammenhang ist zu erwähnen, daß diese Gartenstadt vom berühmten Heinrich Tessenow gebaut wurde. Bekannte Bauten von Tessenow sind u.a. Gartenstadt und Festspielhaus Dresden-Hellerau, Neue Wache Berlin, Stadtbad Berlin-Mitte oder die Gartenstadt Magdeburg-Hopfengarten.

Anbei ein paar Bilder, die während einer Führung anno 2004 entstanden sind.

Grüße Thomas

PS. Sicher nicht ganz uninteressant ist auch in diesem Zusammenhang die Site der Stadt Rerik www.rerik.de. Interessant auch, dass das dortige Forum zu Wustrow aufgrund unsachlicher Beiträge geschlossen wurde.
 
Re: Kurze Ergänzung

vimudeap meinte:
... Bekannte Bauten von Tessenow sind u.a. Gartenstadt und Festspielhaus Dresden-Hellerau, Neue Wache Berlin, Stadtbad Berlin-Mitte oder die Gartenstadt Magdeburg-Hopfengarten. ...

Ich dachte immer, die Neue Wache in Berlin wäre ein Schinkel-Bau. Man lernt halt nie aus.
 
Re: Kurze Ergänzung

patchman meinte:
vimudeap meinte:
... Bekannte Bauten von Tessenow sind u.a. Gartenstadt und Festspielhaus Dresden-Hellerau, Neue Wache Berlin, Stadtbad Berlin-Mitte oder die Gartenstadt Magdeburg-Hopfengarten. ...
Ich dachte immer, die Neue Wache in Berlin wäre ein Schinkel-Bau. Man lernt halt nie aus.

Hi Patchman,
ja das ist auch Richtig. Ich hätte es korrekt "Umbau der Neuen Wache" nennen sollen. Hier nochmal das bewegte Leben der Neuen Wache in Stichpunkten:

Erbaut:
1816-18 von Karl Friedrich Schinkel

Umbauten:
1931 zum Reichsehrenmal von Heinrich Tessenow
1960 zum Mahnmal für die Opfer des Faschismus
1993 zur Zentralen Gedenkstätte der Bundesrepublik Deutschland

Quelle: Senatsverwaltung für Stadtentwicklung -> Denkmale - > Denkmale in Berlin -> Unter den Linden - > Neue Wache

Gruß Thomas

PS. Da das Schönste beim Stöbern meiner Meinung nach die Quellen(angaben) sind, sei angefüht, dass ich meine Infos zu Wustrow aus dem oben genannten Buch und die Infos zu Tessenow von www.tessenow-gesellschaft.hamburg.de habe.
 
Ich war im Spätherbst 2004 gemeinsam mit einem Kollegen für drei Tage auf der Halbinsel Wustrow, mit Genehmigung durch die FUDUS-Gruppe.

Das Gelände ist sehr groß. Zahlreiche Gebäude sind durch Wassereinbruch inzwischen stark einsturzgefährdet und die Wege sind fast alle zugewachsen.

Möglicherweise ist der FUNDUS-Gruppe angesichts des baulichen Zustandes das rechtliche Risiko von Führungen über die Insel zu groß geworden. Das ist aber auch nur eine Spekulation meinerseits.

Der Bauleiter der FUNDUS-Gruppe bestätigte mir, dass es künftig keine Führungen mehr geben wird.

Die Insel wird rund um die Uhr durch einen Wachdienst gesichert, mit scharfen Hunden übrigens. Seeseitig dreht die Wasserschutzpolizei ihre Runden.

Einige Gebäude haben wir sehr intensiv auf den Kopf gestellt, quasi vom Keller bis zum Dachboden. Zu unserem eigenen Erstaunen sind dabei zahlreiche Briefe, Dokumente, Dienstvorschriften, Inventarlisten, Personalunterlagen u.ä. zum Vorschein gekommen, die von der WGT in der Abzugsphase 1993/94 zurückgelassen wurden.

Dort wo die letzten 20 Soldaten untergebracht waren, hingen noch Uniformen im Schrank, die Betten waren zerwühlt und auf den Tischen standen geöffnete Fischdosen herum. Und das 15 Jahre nach dem Abzug!

In einem früheren Traditionskabinett der funktechnischen Truppen waren auf Holz aufkaschierte Fotografien an den Wänden geblieben, die wir mit Werkzeug und im Schweiße unseres Angesichts abmontiert haben.

Die meisten Gebäude (über 95 %) sind allerdings besenrein. Es gibt nichts Spektakuläres zu sehen.

Das Autorenehepaar Feiler (das Wustrow-Buch wurde hier genannt) kenne ich. Ich habe mit beiden gesprochen. Sie haben aber selber einräumen müssen, dass über die Nachkriegsgeschichte der Halbinsel, also der GSSD/WGT-Zeit, kaum gesicherte Erkenntnisse vorliegen und manches mehr in den Bereich der Spekulation gehört. Der Lektor des C. Links Verlages hätte auch noch das eine oder andere progressiv umgeschrieben, womit die Autoren nicht so ganz einverstanden waren.

Aber optisch ist das Buch sehr gut gemacht. Da ist der Links Verlag ja sowieso spitze bei seinen Produkten.
 
kano20 meinte:
Einige Gebäude haben wir sehr intensiv auf den Kopf gestellt, quasi vom Keller bis zum Dachboden. Zu unserem eigenen Erstaunen sind dabei zahlreiche Briefe, Dokumente, Dienstvorschriften, Inventarlisten, Personalunterlagen u.ä. zum Vorschein gekommen, die von der WGT in der Abzugsphase 1993/94 zurückgelassen wurden. ...

... In einem früheren Traditionskabinett der funktechnischen Truppen waren auf Holz aufkaschierte Fotografien an den Wänden geblieben, die wir mit Werkzeug und im Schweiße unseres Angesichts abmontiert haben ...
Was ist damit geschehen?
 
Die Fischdosen haben wir natürlich an Ort und Stelle gelassen ...

Für die Uniformen (nach zwei Durchgängen durch eine Industriewaschmaschine) haben sich dankbare und glückliche Abnehmerinnen gefunden. Stichwort: Karneval.

Die Fotos sind direkt von einem Bekannten "konfisziert" worden.

Was an Schriftstücken ohne Gummihandschuhe anfassbar war lagert in einem Karton in der Gararge.
 
AW: Die verbotene Halbinsel Wustrow

Die Unterlagen sind vor allem Gerätekarten und Inventarlisten (Funktechnik), die den Zeitraum Anfang der 70er Jahre bis etwa 1986 abdecken.
Man sollte das nicht überbewerten.

Da die Wartungsintervalle der Technik mit Stempeln der jeweiligen Einheiten (FP-Nummern) versehen sind, lassen sich in begrenztem Umfang daraus Aussagen ableiten. Beispielsweise wer das Bebäude in welchem Zeitraum "bewohnt" hat.

Eine vorgefundene Feldpostnumer könnte ggf. einer Fernfunkaufklärungskompanie zuzuordnen sein.
Leider gelten Ehemalige dieser elitären Truppe als nicht sehr auskunftsfreudig.

Der letzte Wustrow-Kommandant (er war zum 10-jährigen Abzugsjubiläum noch einmal da) ist Fragen zu den Spezialkräften auf der Halbinsel ausgewichen. Er wüßte es nicht genau, nicht seine Unterstellung, militärische Geheimhaltung. Das Übliche eben.

Der Kommandant hatte im Oktober 1993 Wustrow mit seinen Leuten verlassen.

Zurück blieben 20 "Spezialisten" noch bis ins Jahr 1994, mit mobiler Technik.
Da kann man sich jetzt einen Reim draus machen oder auch nicht.

kano20
 
AW: Die verbotene Halbinsel Wustrow

hab mich heut das erste mal mit der halbinsel im detail auseinandergesetzt, da sie die reichswehrzeit und bis 1945 militärisch genutzt wurde

natürlich auch darüber hinaus

aber was gibt es für neue erkenntnisse hinsichtlich des betretens oder wer hat erfahrungen in der zwischenzeit damit gemacht

und zweitens wer kennt dieses taschenbuch der familie K. und E. Feiler
und wie is es einzuschätzen
 
AW: Die verbotene Halbinsel Wustrow

hab mich heut das erste mal mit der halbinsel im detail auseinandergesetzt, da sie die reichswehrzeit und bis 1945 militärisch genutzt wurde

natürlich auch darüber hinaus

aber was gibt es für neue erkenntnisse hinsichtlich des betretens oder wer hat erfahrungen in der zwischenzeit damit gemacht

und zweitens wer kennt dieses taschenbuch der familie K. und E. Feiler
und wie is es einzuschätzen

Buch: ein schönes Buch der Bild-Text-Reihe des Ch. Links Verlages. Wenn ich nächste Woche wieder im Verlag bin suche ich mal eine Leseprobe raus.


Die verbotene Halbinsel Wustrow

Auf der Halbinsel Wustrow, zwischen Rostock und Lübeck gelegen, errichteten die Nazis in den dreißiger Jahren die größte Flakartillerieschule des deutschen Reiches. Hitler, Göring und Mussolini ließen sich hier die neueste Technik für den geplanten Luftkrieg vorführen.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges dienten die einstigen Kasernen und Offizierswohnungen Tausenden Flüchtlingen als Bleibe, bis die Rote Armee einzog und über vier Jahrzehnte eine Militärbasis betrieb, zu der auch ein Marinestützpunkt und ein Spionageposten der Funkaufklärung gehörten.
Das inzwischen an eine Investorengruppe verkaufte Areal, auf dem komfortable Ferienanlagen entstehen sollen, ist seit 1993 ungenutzt. Die verlassene Militärstadt und das angrenzende Naturschutzgebiet können bisher nur bei besonderen Führungen besichtigt werden.
Edelgard und Klaus Feiler haben die Historie des Geländes über Jahre in Archiven und Gesprächen mit Zeitzeugen erforscht. Sie stellen die bewegte Geschichte der verbotenen Halbinsel erstmalig vor und präsentieren dabei seltene Dokumente und einzigartige historische Fotos.

Bestellbar: http://shop.strato.de/epages/61261606.sf/de_DE/?ObjectPath=/Shops/61261606/Products/075


Vor Ort:
Nichts neues. Eigentümer lässt niemanden aufs Areal. Hatte mich kurz mit jemanden am Tor unterhalten der auf den Wachmann wartete um "Baumarbeiten" durchzuführen. Bilder aus 10/2008.

Beste Grüße
Martin
 
AW: Die verbotene Halbinsel Wustrow

danke martin für die schnelle antwort

auf die leseprobe bin ich sehr gespannt, denn einige rezensionen zeigten eher eine "abwartende" haltung, naja is alles ein wenig subjektiv

also muss, is eine genehmigung von fundus

oder das 3. bild mit rad;)
 
AW: Die verbotene Halbinsel Wustrow

ja, dabei soll aber kaum was zu sehen sein, denn die müssen glaub ich auch einen gewissen abstand halten
ehe die Gemeinde von Rerik nicht zustimmt, spielt sich da auf langer sicht wohl nichts ab
vorteil für uns wäre, wenn der jetzige eigentümer aufgeben würde

hier noch ein possenspiel besonderer art : http://www.super-illu.de/leute/Guenther_Uecker_595994.html
 
AW: Die verbotene Halbinsel Wustrow

Martin,
mich (und andere wohl auch) würde insbesondere interessieren, wieviele der 144 Seite sich mit dem Thema
"... bis die Rote Armee einzog und über vier Jahrzehnte eine Militärbasis betrieb, zu der auch ein Marinestützpunkt und ein Spionageposten der Funkaufklärung gehörten. " befassen.

wenn es nur ein paar Seiten sind, lohnt es sich wohl kaum, dann eher für den WK II-Interessierten
 
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