Nette Sache, heut weiß man oft, wo man etwas verabsäumt haben könnte..Zum Glück gehöre ich mehr zu der Kategorie Frohnatur, welche anderen ihre "Lottogewinne" nicht mißgönnt. An diesem Gelände war für mich (die bislang nicht bewiesene) Behauptung einer verborgenen Kontrollstelle als Interessepunkt gestanden. Nette "Beigaben" waren einmal beim geplanten lediglich durchzufahren ein kleiner Abstecher in ein Krankenhaus o.ä.. Im Parterre war ein Funkgerät, welches nach einiger Zeit losplärrte, nachdem wir nur kurz in den Raum huneingeschaut hatten und es als belanglos einstuften. Die Lautentwicklung kam gerade, als wir im ersten Stock einen hydraulisch betriebenen gynäkologischen Stuhl entdeckt hatten und uns mit Kommentaren zurückhalten mußten, da zwei Mädels dabei waren. Es ist schwierig, aus seinem Herzen eine Mördergrube zu machen -haha. Daher verwunderte uns die schlecht verständliche Funkstimme auch mehr, als sie uns erschreckte.
Dann erinnere ich mich noch bestens an einen behäbigen Herrn, welcher einen Kombi dabei hatte und uns Generalsuniformen zeigte. Irgendwie war er über die mangelnden Kaufinteressen verunsichert, da aber ganz nett, entwickelte sich ein Gespräch und dabei zog er an einem roten Tuche in seinem Kofferraum und bemerkte nebenbei: "scheiß Wandtafel". Da ich ja selbst in der Zone aufgewachsen bin und die obligatorischen Prüpagandatafeln seit der Schule zur Genüge kannte, schaute ich auf das mit Zeitungsausschnitten uns Sprüchen dekorierte Stück Stoff und siehe da, es war eine Schimpfkanonade auf SS-Männer. Nebenbei war eine schwarze Uniformjacke mit Sicherheitsnadeln drauf befestigt. Eingeweihte werden wissen, daß bei heutigen Filmmachwerken amerikanischer Produzenten oftmals NVA-Röcke als Bekleidung der Wehrmacht ausgegeben werden, aber anhand der Taschenpatten immer sofort das Plagiat erkenntlich ist (dieses Merkmal ändert sich erst ab M44).
Ich sah also eine Jacke, die in Schriftzug (nicht Runen) einen SS-Kragenspiegel imitierte und Taschenpatten wie bei den Arbeitsjacken meines Großvaters im Garten (Uniformen, sog. Heimkehrermützen und "entnazifizierte" Koppel wurden bis in die späten 60er genutzt) angezogen wurden und fragte ihn, ob er die rote Wandtafelbespannung verkaufen wolle. Gib mir nen Zehner meinte er. Ich gab ihm 30.-Mark und stellte zuhause fest, daß die Jacke tatsächlich ein umgefärbter Uniformrock war. Hätte er an den Armen und auf dem Rücken einen gelben Streifen gehabt, so wäre er dem Stasifundus zuzurechnen gewesen, denn nach meinem Fluchtversuch damals hatte ich dies als Bekleidung von der Stasi ebenfalls verpaßt bekommen. (Den konnte ich allerdings nicht mitnehmen). Man hatte einen Rock "umfunktioniert". Agitprop halt!
Leider war die Größe einem Halbwüchsigen angemessen, aber lustig war dies Erlebnis allemal.
Danach war ich selbst nur noch einmal glaube ich in Fangschleuse, denn zu dieser Zeit wurden gerade die ganzen Panzer, LKW und Brückenleger in Löpten interessant...
Beste Grüße euch
Arno