AndreM1965
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Die Artillerie der GSSD in den 1970-gern
Seit Ende der 1950-ger und Anfang der 1960-ger Jahre wurde die Anzahlahl der Artilleriewaffen in den sowjetischen Einheiten im Vergleich zu der Gesamtstärke der Bodentruppen relativ kleingehalten. Chruschtschow und seine Berater setzten auf die nukleare Strategie und waren der Auffassung das eine große Anzahl der Panzertruppen ausreichen würde, die feindlichen Linien nach einem atomaren Schlag zu überlaufen. Nach ihrer Auffassung wurden Artilleriewaffen für solch Operationen nicht mehr benötigt und somit in Lagern einkonserviert.
Mitte der 1960-ger, nach Chruschtschows Sturz, wurde die Militärische Doktrin überarbeitet und der konventionellen Kriegsführung wieder eine gewisse Rolle zugesprochen.
Diese Änderung in der Strategie bewirkte die Erhöhung der Anzahl der Artilleriewaffen in den Panzer- und Mot.-Schützendivisionen. Zwischen 1965 und 1975 verdoppelte sich die Zahl der Artillerie Waffen in den Panzer- und Mot.-Schützendivisionen, wobei auch neuere Modelle der Artillerie zugeführt wurden.
Bei der 19. Mot.-Schützendivision der 20. Garde Armee der GSSD im 283. Garde Artillerieregiment in Elstal erhöhte sich die Anzahl der Feuerbatterien ab Mitte 1968 von 8 auf 9 (Zuführung einer Batterie mit sechs 152mm Haubitzen). Das Regiment hatte nun 36 x 122mm Haubitzen und 18 x 152mm Haubitzen in ihrem Bestand. In der Geschosswerferabteilung wurde die Anzahl der Geschosswerfer um sechs auf 18 erhöht und gleichzeitig wurde mit der Zuführung des BM-21 begonnen um die alten 140mm BM-14 zu ersetzen.
Des weiteren wurde 1968 eine Panzerjägerabteilung formiert.
Bei der 10. Panzerdivision der 3. Armee der GSSD im 744. Garde Artillerieregiment in Potsdam waren 36 Haubitzen im Bestand, 12 weniger als in einem Artillerieregiment einer Mot.-Schützendivision. 1967 begann die Zuführung mit zusätzlichen 18 x 122mm Haubitzen. 18 Geschosswerfer BM-21 ersetzen die 12 alten 240mm BM-24.
Ende 1970 hatte das 283. Garde Artillerieregiment 36 x 122mm Haubitzen und 18 x 152mm Haubitzen im Bestand, das 744. Garde Artillerieregiment 60 x 122mm Haubitzen.
Mitte der 1960-ger bestand ein Artillerieregiment einer Mot.-Schützendivisionen aus insgesamt 48 Haubitzen 122/152mm, das Artillerieregiment in einer Panzerdivision aus 36 Haubitzen 122mm.
Etwa 1974 begann die Zuführung der SFL 2S3 „Akatsiya“ und 2S1 „Gwosdika“,
dies geschah relaiv langsam. Die Mot.-Schützenregimenter der Panzer- und Mot.-Schützendivisionen erhielten je eine Batterie mit der SFL 2S1 „Gwosdika“, die Artillerieregimenter der beiden Divisionen jeweils eine Abteilung mit 18 SFL 2S3 „Akatsiya“, welche die 122mm D-30 in den Panzerdivisionen und die 152mm in den Mot.-Schützendivisionen ersetzte.
Nach mehreren Etappen waren bis 1983 alle Artillerieregimenter der beiden Divisionen mit der SFL 2S3 „Akatsiya“ und 24 BM-21 Geschosswerfer ausgestattet.
Bis 1970 wurde die Anzahl der Artilleriewaffen über der Divisionsebene nicht verändert, dann hat sich ihre Anzahl in den Einheiten fast verdreifacht.
Diese Zunahme an Geschützen erreichte man durch den Ausbau der bestehenden Artilleriedivisionen und Artilleriebrigaden sowie durch die Bildung neuer Einheiten. Einige bereits existierende Brigaden wurden zu Divisionen umformiert, es wurden neue Brigaden gebildet und drei neue Arten von Einheiten erstellt.
Zunächst erhielten die Artillerie Einheiten der Armeen ältere Modelle aus den Reservelagern, da nur die Artillerie Einheiten der Mot.-Schützen- und Panzerdivisionen mit neuen Modellen ausgestattet wurden. Etwa ab Mitte der 1970-ger Jahre erhielten dann auch die Einheiten der Armeen neue Modelle.
Ab 1976 begann die Einführung neu entwickelter Artilleriewaffen, neue großkalibrige Geschütze und Mörser auf SFL und Geschosswerfer, ausschließlich für den Einsatz bei den Artillerie Einheiten über der Divisionsebene. Mit Zuführung der 2S3 „Akatsiya“ und 2S1 „Gwosdika“ in den Artillerieregimentern der Panzer- und Mot.-Schützendivisionen wurden die D-20 und D-30 Haubitzen den Artillerie Einheiten über der Divisionsebene übertragen, außerdem etwa 600 Geschosswerfer BM-21, 1.850 Panzerabwehrgeschütze und 260 gepanzerte Fahrzeuge mit Panzerabwehrraketen.
In den vier östlichen Militärbezirken an der Grenze zu China hat sich Zunahme an Geschützen der Artillerie Einheiten über der Divisionsebene sogar vervierfacht.
Im Osten hingegen gab es keine so große Zunahme. Hier gab es mehr qualitative Verbesserungen, wie die Zuführung mit 2S5 „Giazint“ oder mit den neusten Geschosswerfern.
Artilleriedivision:
1970 hatten die meisten Artilleriedivisionen drei Regimenter mit je 54 Geschützen in ihren Bestand.
Mitte der 1970-ger hatten die meisten Artilleriedivisionen vier Regimenter (zwei Kanonen- und zwei Haubitzenregimenter, möglich auch davon ein schweres Haubitzen Regiment) plus ein Geschosswerferregiment in ihren Bestand.
In der 34. Artilleriedivision der GSSD wurden bis 1974 die Regimenter in Brigaden umformiert (zwei Kanonen-, eine schwere Haubitzen- und eine Geschosswerferbrigade).
Mindestens in zwei Divisionen wurde bis 1978 die 152-mm ML-20 Haubitze durch die 152-mm D-20 ersetzt (plus das 288. schwere Haubitz Artilleriebrigade in Karl-Marx-Stadt), ein Regiment der 286. Garde Kanonen Artilleriebrigade der 34. Artilleriedivision war mit der 2S3 „Akatsiya“ ausgestattet (1980 komplett).
Etwa 1978 kam ein Panzerjägerregiment mit 72 x 100mm T-12 plus 36 x BRDM mit Panzerabwehrraketen in den Bestand einer Division hinzu.
Die meisten Artilleriedivisionen hatten 1978 je zwei Regimenter mit 152mm ML-20 und mit 130mm M-46 sowie je ein Regiment mit BM-21 und 100mm T-12 in ihren Bestand.
Eine Division mit einem Regiment 152mm ML-20, einem Regiment mit 152mm D-20, zwei Regimenter mit 130mm M-46, ein Regiment mit BM-21 und 9P140 Uragan und ein Regiment mit 100mm T-12.
Die 34. Artilleriedivision in Potsdam im Bestand mit einer Brigade 130mm M-46 und 152mm 2S3 „Akatsiya“ (ab 1978/79 komplett mit 2S3), einer Brigade mit 152mm D-20, einer Brigade mit 130mm M-46 plus einer Brigade mit 9P140 Uragan.
Artilleriebrigade:
Seit etwa 1970 verdoppelte sich deren Anzahl. Einige wenige Brigaden erhielten neue Modelle, der größte Teil bekam M-46 und ML-20 aus Lagerbeständen.
1970 wurde die Anzahl der Rohre von 54 auf bis zu 90 erhöht (zwei Regimenter). Die meisten Brigaden waren auch zusätzlich mit 36 oder 54 bis 100 mm T-12 Panzerabwehrwaffen und zum Teil (in den Regimentern mit 36 x 100 mm T-12) mit 27 BRDM mit Panzerabwehrraketen ausgestattet (ein Regiment).
Die Brigade setzte sich aus zwei Artillerieregimentern und größtenteils mit einer Panzerjägerabteilung oder einem Panzerjägerregiment zusammen, wobei es Unterschiede gab. Ein Artillerieregiment setzte sich aus zwei Abteilungen zusammen, das andere Artillerieregiment aus drei Abteilungen. Auch die Bewaffnung variierte in der Zusammensetzung. Im wesentlichen hatte ein Artillerieregiment die M-46 130mm, das andere die ML-20 152mm und das Panzerjägerregiment 85/100mm Panzerabwehrkanonen.
Ende der 1970-ger wurden 10 Artilleriedivisionen (zum Beispiel im Baltischen MB in Kaliningrad, im MB Weißrussland in Osopowitschi, im MB Leningrad in Puschkin oder in Ussurijsk im MB Ferner Osten) und 28 Artilleriebrigaden in der Sowjetunion ausgemacht. In der GSSD, NGT, ZGT und SGT wurden keine Artilleriebrigaden zu dieser Zeit ausgemacht.
Neue Arten von Einheiten. Seit 1970 wurden drei neue Arten von Artillerie Einheiten über der Divisionsebene aufgestellt:
- schwere Artilleriebrigaden
- selbst. Geschosswerferregimenter und
- selbst. Panzerjägerregimenter
Die schwere Artilleriebrigade war mit 24 x 203-mm Haubitzen und 24 x schweren Mörsern ausgestattet (je ein Regiment). Die CIA identifizierte 1973 die ersten dieser Brigaden (aufgestellt wurden bis Ende des Jahres mindestens vier), seitdem sind mindestens weitere acht formiert worden (u.a. im MB Weißrussland in Lapitschi, im MB Leningrad in Luga, im Karpaten MB in Emiltschino,im MB Odessa in Berezino und Rauchowka sowie in den östlichen MB’s u.a. in Nowosysojewka und Drowjanaja). Alle diese Brigaden sind gemeinsam auf den Gelände zusammen mit der Boden-Boden Raketen R-17 (SS-1c „Scud“) oder der taktische Boden-Boden-Rakete 9K76 Temp-S (SS-12 „Scaleboard“) stationiert oder in der Nähe dieser Raketeneinheiten.
Das selbst. Geschosswerferregiment war mit 54 x BM-21 ausgestattet (drei Abteilungen). Mindestens sechs Regimenter wurden seit 1970 von der CIA identifiziert, fünf in den Militärbezirken entlang der chinesisch-sowjetischen Grenze (unter anderem in Nauschki und Berezowka) und eins an der rumänischen Grenze im Militärbezirk Odessa.
Weiterhin wurden mindestes fünf selbst. Panzerjägerregimenter seit 1970 identifiziert (zum Beispiel im Baltischen MB in Kaliningrad, im MB Moskau in Molino oder in Tsugol und Semipalatinsk in den östlichen MB’s).
Jedes dieser Regimenter war mit 72 x 100 mm T-12 Panzerabwehrkanonen ausgestattet (drei Abteilungen), einige zusätzlich mit bis zu 36 Panzerabwehrraken.
Die Artillerieregimenter der Panzer- und Mot.-Schützendivisionen der GSSD 1978:
6. Garde Panzerdivision mit dem 350. Artillerieregiment in Spaatz
7. Garde Panzerdivision mit dem 670. Garde Artillerieregiment in Kochstedt
9. Panzerdivision mit dem 96. Artillerieregiment in Borna
10. Garde Panzerdivision mit dem 744. Garde Artillerieregiment in Potsdam
11. Garde Panzerdivision mit dem 841. Garde Artillerieregiment in Karl-Marx-Stadt
12. Garde Panzerdivision mit dem 117. Artillerieregiment in Mahlwinkel
16. Garde Panzerdivision mit dem 724. Garde Artillerieregiment in Neustrelitz
25. Panzerdivision mit dem 843. Garde Artillerieregiment in Schönwalde
47. Garde Panzerdivision mit dem 99. Garde Artillerieregiment in Magdeburg
79. Garde Panzerdivision mit dem 172. Garde Artillerieregiment in Rudolstadt
6. Garde Mot.-Schützendivisionen mit dem 400. Artillerieregiment in Bernau
14. Garde Mot.-Schützendivisionen mit dem 469. Garde Artillerieregiment in Jüterbog
20. Garde Mot.-Schützendivisionen mit dem 944. Garde Artillerieregiment in Leisnig
21. Mot.-Schützendivisionen mit dem 1054. Artillerieregiment in Rathenow
27. Garde Mot.-Schützendivisionen mit dem 54. Garde Artillerieregiment in Halle
35. Mot.-Schützendivisionen mit dem 283. Garde Artillerieregiment in Elstal
39. Garde Mot.-Schützendivisionen mit dem 87. Garde Artillerieregiment in Gotha
57. Garde Mot.-Schützendivisionen mit dem 128. Garde Artillerieregiment in Zeitz
94. Garde Mot.-Schützendivisionen mit dem 199. Garde Artillerieregiment in Wismar
207. Mot.-Schützendivisionen mit dem 693. Garde Artillerieregiment in Stendal
34. Artilleriedivision im Jahr 1978:
§ 286. Garde Kanonen Artilleriebrigade in Potsdam
§ 288. schwere Haubitz Artilleriebrigade in Karl-Marx-Stadt
§ 303. Garde Kanonen Artilleriebrigade in Potsdam
§ 307. Geschosswerferbrigade in Karl-Marx-Stadt
Artillerieregimenter der Armeen im Jahr 1978:
3. Armee mit dem 98. Garde Kanonen Artillerieregiment in Planken
8. Garde Armee mit dem 112. Garde Kanonen Artillerieregiment in Ohrdruf
20. Garde Armee mit dem 113. Garde Kanonen Artillerieregiment in Jüterbog-Altes Lager
Für die 1. und 2. Garde Panzerarmee konnte für diese Zeit keine Artillerie Einheit lokalisiert werden. Nach CIA-Dokumenten befanden sich in Bernau, Merseburg und Werder Einheiten der Artillerie, welche keinem Verband zugeordnet werden konnten.
1968 wurden noch, wahrscheinlich zwei Artilleriebrigaden, der 3. und 20. Armee ausgemacht, sowie eine weitere bei Karl-Marx-Stadt und der 1. Garde Panzerarmee
zugeordnet. Im Oktober 1965 wurde auf einem Truppenübungsplatz der 8. Armee eine Artillerie Einheit mit 30 Geschützen beobachtet und dieser Armee zugesprochen. So konnte nur für die 2. Garde Panzerarmee keine Artillerie Einheit für 1968/69 lokalisiert werden.