Die 233. Raketenbrigade der sowjetischenStreitkräfte

panzerzwerg

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Als ich mich im Herbst 2011 in meinem Heimatforum ("Jonastal-Verein") mit dem Thema " Die Raketenbrigaden der sowjetischen Streitkräfte" beschäftigte, bin ich im Internet auf folgende Informationen gestoßen:

Stationierungsort der 233. Raketenbrigade:

"дислокация:
г. Клинцы, Брянская обл, МВО (1946-1958)
г. Кохштедт, ГСВГ (1958-1966)
н.п. Слобудка, Пружанский р-н, БВО (1966-1989)
н.п. Заслоново, Лепельский р-н, БВО/РБ (1989-1994)"

Unterstellung der 233. Raketenbrigade:

"подчинение:
9 артиллерийский корпус прорыва РВК (1946-1954)
Воронежский военный округ
зам. министра обороны по реактивным частям и спецвооружению
командуюющий артиллерией Советской Армии
командующий артиллерией ГСВГ(1958-1964)
1 танковая армия ГСВГ (1964-1966)
28 общевойсковая армия БВО (1966-1989)
7 танковая армия БВО (1989-1993)
7 армейский армия РБ (1993)
65 армейский корпус РБ (1993-1994)"

Bemerkung:
Die Angabe zur Unterstellung der 233. Raketenbrigade muß ergänzt werden. Die Brigade war von 1961 bis 1964 der damals in der DDR stationierten 18. Gardearmee unterstellt.

Quelle: http://scucin-avia.narod.ru/dalnij/prtb/233rbr/233rbr.htm

Laut den bis zu diesem Zeitpunkt vorhandenen Informationen wurde die 233. Raketenbrigade aber erst zu Beginn der 1960-er Jahre in die DDR verlegt.

Wenn das o. g. Jahr der Verlegung der 233. Raketenbrigade stimmen sollte, wäre die 233. Raketenbrigade die erste in die DDR verlegte sowjetische Raketenbrigade operativ-taktischer Zweckbestimmung gewesen. Bisher waren aber die Informationslage so, daß die zur 72. Ingenieurbrigade der Res. d. ObKdo gehörende 635. Raketenabteilung, stationiert in Fürstenberg, und die 638. Raketenabteilung, stationiert in Vogelsang, die ersten in der DDR stationierten Raketentruppenteile strategischer Zweckbestimmung waren.

Dieser Fakt machte mich neugierig und ich ging im Internet auf Suche nach weiteren Informationen zur 233. Raketenbrigade und wurde auf folgender Internetseite fündig.

Quelle: http://www.bestin.ru/forum/viewtopic.php?f=1&t=119&start=0&view=print

Auf dieser Seite ist unter der Überschrift "Ракетный комплекс 9К72" folgendes 77-seitiges Dokument "О РАКЕТАХ, РАКЕТНЫХ ФОРМИРОВАНИЯХ И 233-й РАКЕТНОЙ БРИГАДЕ" abgedruckt.


Nach meiner Meinung wird in diesem Dokument zweifelsfrei belegt, daß die 233. Raketenbrigade im Zeitraum 06. Sept. bis 6. Okt. 1958 in die DDR verlegt worden ist und im Verlaufe der Umrüstung auf den Raketenkomplex R-11M im Jahre 1959 auch Kernsprengköpfe erhielt, natürlich nicht sie selbst, sondern die sie sicherstellende 3652. BRTB., die Ende 1958 aus der UdSSR in die DDR nach Kochstedt verlegt worden war. Diese BRTB wurde nach Fertigstellung der Kaserne später in Dessau-Kapen stationiert.

Mit dem nachfolgenden Beitrag wird der Versuch unternommen, einige für die Forumuser, die die russische Sprache nicht ganz so beherrschen, Teile des 77-seitigen Dokumentes sinngemäß zu übersetzen. An ein zwei Stellen, füge ich zum besseren Verständnis einige erläuternde Bemerkungen und eigene Kommentare hinzu, die entsprechend gekennzeichnet sind. Nun zu dem Dokument.

Über Raketen, Raketenformationen und über die 233. Raketenbrigade - der Mutter der Raketenbrigaden der sowjetischen Landstreitkräfte

Die nachfolgenden Informationen stammen aus einem militärhistorischen Abriß der von einer ganzen Reihe Wissenschaftler der verschiedensten Wissenschaftszweige geschrieben und im Jahre 2005 in Petersburg veröffentlicht und in den darauffolgenden Jahren ergänzt wurde. Die Autoren haben diesen Abriß für die Offiziersschüler, Offiziershörer und Lehrer der Akademie als Beispiel für die Geschichte der Schaffung und Entwicklung der Raketentruppen operativ-taktischer Zweckbestimmung geschrieben.

Einführung

Auf der Grundlage des Beschlußes des Staatlichen Verteidigungskomitees Nr. 9887 vom 20. Aug. 1945 wurde die "Erste Hauptverwaltung beim Rat der Volkskommissare der UdSSR" für die Leitung der Arbeiten zur Nutzung der Atomenergie und der Produktion der Atombomben geschaffen. Mit diesem Dokument wurde der Beginn der Schaffung der Raketen-Kernwaffen in der UdSSR eingeleitet.

Der Beschluß des Ministerrates der UdSSR vom 13. Mai 1946 war für die Realisierung der o. g. Aufgaben das grundlegende Dokument. In diesem Dokument wurden die praktischen Maßnahmen zur Schaffung des sowjetischen Raketenbaus, der Formierung der ersten Raketenverbände und der Beherrschung der Raketenwaffe in den sowjetischen Streitkräften festgelegt.

Die Entwicklung und die beginnende Produktion der in die Bewaffnung eingeführten Raketenkomplexe führten zur Formierung der ersten sowjetischen Raketenverbände, aber danach im Dez. 1959 zur Schaffung einer neuen Streitkräfteart, den "Raketentruppen strategischer Bestimmung" (Ракетных войск Стратегического назначения) und Anfang der 1960er Jahre zu der neuen Waffengattung "Raketentruppen und Artillerie der Landstreitkräfte" (Ракетных войск и артиллерии СВ).

Aus der Erinnerung der Raketenveteranen der 233. Raketenbrigade wird in dem 77-seitigen Dokument die Geschichte und der Kampfweg einer der sieben ersten Raketenformierungen - der 233. Ingenieurbrigade der Reserve des Oberkommandos (233-й инженерной бригады РВГК), die später in Raketenbrigade umbenannt wurde, dargestellt. Der Kampfweg der 233. RBr erfaßt die Zeit auf dem Territorium des Woronesher Militärbezirks in der Stadt Klinzy, im Brjansker Gebiet, in der GSSD und im Belorussischen Militärbezirk. Die Brigade wurde fünfmal auf immer modernere Raketenkomplex mit den Raketen Р-1 (8А11), Р-11 (8А61), Р-11М (8К11), Р-17 (8К14), die Flüssigkeitstriebwerke hatten und der Rakete 9М714 "Ока", die über ein Feststofftriebwerk verfügte.

Kurze Informationen über die Erprobung der ersten Raketen vom Typ V-2 (A-4), über die Schaffung des ersten Raketenpolygons und die Formierung der ersten Raketenverbände

Eigener Kommentar:
Die nachfolgenden Informationen habe ich eingefügt, um darauf hinzuweisen, daß die Wehrmacht nur über einen einzigen einsatzbereiten Typ ballistischer Raketen verfügte.

Die Sammlung und das Studium der technischen Dokumentation der deutschen Rakete V-2

Nach der Annahme des entsprechenden Beschlußes des Staatlichen Verteidigungskomitees der UdSSR im Jahre 1945 begannen intensive Arbeiten zur Entwicklung der Kernwaffe. Diesen wurden durch die Entwicklung, Erprobung und den Abwurf der Atombomben durch die USA auf die Städte Hiroshima und Nagasaki im Jahre 1945 ausgelöst. Gleichzeitig war es notwendig, ein zweites, nicht weniger wichtiges Problem zu lösen, die Entwicklung der Trägermittel für Kernwaffen zu Zielen auf große Entfernungen.

Das faschistische Deutschland setzte am Ende des Zweiten Weltkrieges als erster Staat die einstufige ballistische Rakete mit Flüssigkeitstriebwerk V-2 (A-4) mit einer Reichweite von 320 km und den Flügelkörper V-1 mit einer Reichweite von 360 km ein.

Nach Beendigung des Zweiten Weltkrieges begannen als erste die USA und die UdSSR auf der Basis der V-2 eigene ballistische Raketen für den Transport von Atomsprengköpfen und anderer Vernichtungsmittel auf große Entfernungen zu entwickeln.

In dem am 13. Mai 1946 erlassenen Beschluß des Ministerrates der UdSSR Nr. 1017-419 über die Schaffung und Aneignung der Raketenbewaffnung wurden den entsprechenden Ministerien, den wissenschaftlichen Organisationen und Entwicklungseinrichtungen sowie den sowjetischen Unternehmen, die sich mit dem Studium und der Aneignung der deutschen Rakete V-2 beschäftigten, die Aufgaben zur Entwicklung, Produktion und Aneignung "vaterländischer" Raketen gestellt.

Die V-2 ist eine einstufige ballistische Rakete mit Flüssigkeitstriebwerk und autonomer Steuerung auf dem aktiven Teil der Flugbahn. Die Startmasse betrug ca. 13 Tonnen, die Sprengstoffmasse - 800 kg, die Länge 14 Meter, die max. Fluggeschwindigkeit bis 1.700 m/s (6.120 km/h), die Flugbahnhöhe ca. 100 km, die Flugweite bis 320 km. Der Start erfolgte aus vertikaler Lage. Der erste Gefechtsstart fand am 08. Sept. 1944 statt. Die Effektivität des Gefechtseinsatzes war sehr niedrig. Deshalb wurde die V-2 für die Zerstörung großer Objekte und die Demoralisierung der Bevölkerung Großbritanniens eingesetzt. Von 4.300 gestarteten Raketen explodierten mehr als 200 auf der Erde oder in der Luft oder fielen während des Fluges aus. Die V-2 verfügte nur über eine niedrige Treffgenauigkeit. In einem Kreis mit einem Durchmesser von 10 Kilometern trafen nur 50 % Raketen. Auf der Basis der V-2 wurde ein Projekt einer zweistufigen ballistischen Rakete mit einer Flugweite von 5.000 km entwickelt. Die Entwicklung dieser Rakete konnte aber bis zum Zeitpunkt der Niederlage Deutschlands nicht abgeschlossen werden.

Eigener Kommentar:
Dieser Hinweis auf das nicht fertiggestellte Projekt unterstreicht einmal mehr die historische Tatsache, daß es Deutschland bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges nicht gelungen ist, die Entwicklung einer stärkeren Rakete als die V-2 (A-4) es war, abzuschließen. Für die immer wieder in verschiedenen Foren und Publikationen geäußerte Vermutung, daß in Thüringen im Raum Arnstadt (Polte) eine A-3-Rakete gestartet worden ist, gibt es keinerlei tragfähige Beweise.

Zur Entwicklung eigener Raketentechnik in der UdSSR wurden führende Spezialisten von Wissenschafts-, Konstruktions- und Produktionseinrichtungen herangezogen, darunter der Chefkonstrukteur der Raketensysteme S. P. Koroljow, der Chefkonstrukteur für Flüssigkeitstriebwerke W. P. Gluschko, der Chefkonstrukteur der Funknavigation und Funklenkung M. S. Rjasanski, der Chefkonstrukteur der Boden-, Auftank-, Transport- und Starteinrichtungen W. P. Barmin, der Chefkonstrukteur der Kreiselvorrichtungen W. I. Kusnezow u.a.

Noch bevor der o. g. Beschluß der Regierung im Juli 1945 gefaßt wurde, reiste eine Gruppe führender Spezialisten für Raketenbewaffnung unter Leitung von Koroljow in die sowjetische Besatzungszone. Die Mitglieder dieser Gruppe hatten die Aufgabe, nach der über Deutschland, Österreich und der Tschechoslowakei verstreuten Dokumentation und den Baugruppen der V-2 zu suchen sowie deutsche V-2-Spezialisten aufzuspüren und zur Arbeit heranzuziehen.

Den Amerikanern schafften es beim Abzug aus der deutschen Stadt Nordhausen alle wertvollen Archive, alle vorhandenen Serien- und Testraketen, Geräte, Laboreinrichtungen und mehr als 500 Spezialisten mit dem Konstrukteur der Rakete A-4, Prof. Werner von Braun an der Spitze, in die USA zu schaffen.

Trotzdem gelang es mit Hilfe deutscher Spezialisten in einem der Stollen des unterirdischen Werkes im Gebiet Nordhausen die Montage der Rakete A-4 zu beginnen und die technische Dokumentation und die Muster der Geräte für die Steuerung des Fluges der Rakete vollständig wiederherzustellen.

Die Errichtung des Polygons und des wissenschaftlichen Forschungsinstitutes für reaktive Bewaffnung

Für die Erprobung und Durchführung von Raketenstarts wurde am 13. Mai 1946 der Beschluß über die Errichtung des "Staatlichen zentralen Raketenpolygons" gefaßt. Kapustin Jar wurde als einer der möglichen Plätze für die Unterbringung des künftigen Polygons in Betracht gezogen. Gltn. W. I. Wosnjuk wurde zum Kommandant des Polygons ernannt. Er wurde beauftragt den Standort des Polygons auszuwählen. Bis zu diesem Zeitpunkt begleitete W. I. Wosnjuk die Dienststellung des Stellv. für Gardegeschoßwerfer-Truppenteile bei Oberkommandierenden der Artillerie der Gruppe der Sowjetischen Besatzungstruppen in Deutschland.

Ehe General Wosnjuk den Standort für das Polygon auswählte, reiste er nach Deutschland und wählte dort "seine zuverlässigen Gardisten" für das zukünftige Polygon aus. Die Rekognoszierungsgruppe, die aus angereisten Spezialisten der GSBTD bestand, führte in kurzer Zeit die Arbeiten zur Auswahl des Platzes für das Polygon durch. Aus sieben perspektivischen Gebieten wurde das Gebiet bei der Siedlung Kapustin Jar im Astrachaner Gebiet ausgewählt.

Die Entscheidung über den Bau in Kapustin Jar wurde vom ZK der KPdSU und dem Ministerrat der UdSSR am 23. Juni 1947 getroffen. … Auf dem Polygon trafen die ersten Offiziere am 20. Aug. 1947 ein. Es kamen auch die Militärbauleute. Die Bedingungen waren sehr schwer. Die ersten Unterkünfte für Offiziere wurden erst 1948 errichtet.

Für die Forschung auf dem Gebiet des Raketenbaus wurde im Juli 1946 das wissenschaftliche Forschungsinstitut Nr. 4 (НИИ-4) der reaktiven Bewaffnung der Streitkräfte der UdSSR geschaffen. Der erste Chef des Forschungsinstitutes war Gltn. der Artillerie A. I. Nesterenko. Die Mitarbeiter des Forschungsinstitutes stellten die gesamten technische Dokumentation und die Methodik der Erprobung der Baugruppen der deutschen Rakete A-4 wieder her. Gleichzeitig wurde in sowjetischen Werken 1947 die dazu gehörigen Raketen 1947 und die erforderliche Bodenausrüstung hergestellt.

Die Formierung der ersten Raketenverbände, die Erprobung der ersten Raketen A-4 und die Ergebnisse

Im Sommer 1946 wurde in Übereinstimmung mit der Entscheidung der Regierung auf dem Territorium Deutschlands der erste Raketenverband - die 22. Brigade besonderer Zweckbestimmung der Reserve des Oberkommandos (22-я бригада Особого Назначения РВГК (БрОН) aus dem 92. Garde-Raketenwerfer-Regiment in Berka formiert und dem Oberkommandierenden der Artillerie der sowjetischen Armee unterstellt.

Zum Kommandeur der Brigade wurde der Gltn. der Artillerie A. F. Twerezkij ernannt. Er war 1944 an der Front Stellv. des Oberkommandierenden der Artillerie der 4. Ukrainischen Front für Gardegeschoßwerfer-Truppenteile. Zu den Hauptaufgaben der Brigade gehörten:


  • die Durchführung von Versuchsstarts von gelenkten ballistischen Raketen großer Reichweite,
  • die Entwicklung neuer Munition (Gefechtsköpfe) für Raketen und
  • die Er- bzw. Bearbeitung der technischen Dokumentation für die in die Truppen eingeführte Raketentechnik.

Die Brigade wurde mit den besten Offizieren und Soldaten der Gardegeschoßwerfer-Truppenteile aufgefüllt. Der Personalbestand machte sich in kurzer Zeit mit den funktionellen Pflichten vertraut und war zur Durchführung von A-4-Raketenstarts bereit. Im Aug. 1947 wurde die 22. Brigade Bes. Best. nach Kapustin Jar verlegt und in den Bestand des 4. Staatlichen zentralen Polygons des Verteidigungsministeriums eingegliedert. Der Brigade folgten aus Deutschland auf das Polygon zwei Spezialzüge mit Ausrüstung für die A-4. Am 14. Okt. 1947 traf auf dem Polygon die erste Lieferung von A-4-Raketen ein, die in sowjetischen Betrieben hergestellt worden waren. Das Polygon war bereit zum Start der A-4-Raketen. Am 18. Okt. 1947 um 10:47 Uhr nach Moskauer Zeit wurde erstmalig in der Sowjetunion eine einstufige ballistische Rakete A-4 gestartet. Die Rakete stieg auf eine Höhe von 86 km und erreichte die Erdoberfläche in 274 km Entfernung vom Startplatz. Die Abweichung von der vorgegebenen Flugbahn war beträchtlich.

Insgesamt wurden im Oktober - November 1947 von der 22. Brigade Bes. Best. 11 A-4-Starts durchgeführt. Diese Starts zeigten die Unvollkommenheit der Konstruktion und die unzureichenden taktisch-technische Eigenschaften der A-4-Rakete. Es waren grundlegende konstruktive und technische Arbeiten zur Vervollkommnung der
A-4-Rakete erforderlich. Diese Arbeiten wurden von 140 Offizieren, Unteroffizieren und Soldaten, 70 Spezialisten aus der Industrie, aber auch von 13 deutschen Spezialisten durchgeführt. …

Im Zeitraum von 1947 bis 1958 wurden folgende Raketenkomplexe mit operativ-taktischer Zweckbestimmung R-1, R-2, R-11, R-11M und mit strategischer Zweckbestimmung R-5 (8A61) und R-5M (8K51) entwickelt.

Am 10. Okt. 1948 erfolgte der erste Start der ersten eigenen Rakete R-1, die in den Betrieben der UdSSR hergestellt worden war.

Die nächsten Kapitel des 77-seitigen Dokumentes über die Raketenentwicklung von 1947 bis 1958 lasse ich weg, da ich davon ausgehe, daß die entsprechenden Informationen bekannt sind.

Die Formierung der ersten Raketenverbände

Wie bereits dargelegt wurde der erste Raketenverband - die 22. Brigade der Bes. Best. der Res. d. ObKdo (22 БрОН РВГК) im Aug. 1946 auf dem Territorium Deutschlands formiert und im Aug. 1947 auf das Raketenpolygon Kapustin Jar verlegt.

Die erfolgreiche Durchführung der Erprobung und die Einführung in die Bewaffnung der ersten eigenen Rakete R-1 sowie die beginnende Serienproduktion erforderten die Aufstellung neuer Raketenformationen. In Übereinstimmung mit der Direktive des Generalstabes der Streitkräfte begann im Dez. 1950 die Formierung der 23. Brigade Bes. Best. der Res. d. ObKdo (23 БрОН РВГК). … Diese 22. und 23. Brigade begannen 1952 mit der Ausbildung an der Rakete R-2.

Im Verlaufe der Jahre 1952 … 1953 wurden auf dem Polygon Kapustin Jar weitere vier Brigaden formiert und sofort mit der Rakete R-2 ausgerüstet.

Im Juni 1952 wurden formiert:


  • die 54. Brigade der Bes. Best. der Res. d. ObKdo (54 БрОН РВГК) und
  • die 56. Brigade der Bes. Best. der Res. d. ObKdo (56 БрОН РВГК).

Im März 1953 wurden formiert:


  • die 77. Ingenieursbrigade der Res. d. ObKdo und
  • die 80. Ingenieursbrigade der Res. d. ObKdo.

Nach der Formierung und Ausbildung auf dem Polygon in Kapustin Jar wurden die 77. und 80. Ingenieursbrigade der Res. d. ObKdo in ihren ständigen Stationierungsort in das Gebiet Schitomir (Station Belokorowitschi), in den Karpaten-Militärbezirk verlegt.

Im März 1953 wurden die Brigaden der Bes. Best. der Res. d. ObKdo in Ingenieursbrigaden der Res. d. ObKdo (инж. бр. РВГК) umbenannt und gleichzeitig neu durchnummeriert:


  • die 22. Brigade wurde zur 72. Ingenieursbrigade der Res. d. ObKdo,
  • die 23. Brigade wurde zur 73. Ingenieursbrigade der Res. d. ObKdo,
  • die 54. Brigade wurde zur 85. Ingenieursbrigade der Res. d. ObKdo und
  • die 56. Brigade wurde zur 90. Ingenieursbrigade der Res. d. ObKdo.

Bis 1955 waren die Brigaden bewaffnet mit den Raketen R-1 und R-2, ab 1957 mit den Raketen mittlerer Reichweite R-5 und R-5M, in der Folgezeit dann mit den Raketen R-12.

Nach der Formierung und Ausbildung auf dem Raketenpolygon wurde die 72. Ing.Brig. der Res. d. ObKdo in ihren ständigen Standort nach Medwed in den Leningrader Militärbezirk verlegt, während die 90. Ing.Brig. der Res. d. ObKdo in den Kiewer Militärbezirk verlegt wurde.

Die 72., 73., 85. und 90. Ingenieursbrigade der Res. d. ObKdo wurden ab 1957 nur mit Raketen strategischer Zweckbestimmung (R-5, R-5M, R-12 usw.) ausgerüstet. Sie waren bestimmt für die Eingliederung in den Bestand der Strategischen Raketentruppen der UdSSR.

In Übereinstimmung mit der Direktive des Generalstabes der Streitkräfte wurde 1954 die 233. Ingenieursbrigade der Res. d. ObKdo in der Stadt Klinzy im Brjansker Gebiet auf der Basis der 233. selbstständigen Brigade besonderer Feuerkraft der Res. d. ObKdo formiert.

Die 77., 80. und 233. Ingenieursbrigade der Res. d. ObKdo wurden nur mit Raketen operativ-taktischer Zweckbestimmung (R-1, R-2, R-11 usw.) ausgerüstet. Sie waren bestimmt für die Übergabe in den Bestand der sowjetischen Landstreitkräfte. …


Die Formierung, der Werdegang und der Kampfweg der 233. Raketenbrigade

Die 233. Ingenieursbrigade der Res. d. ObKdo wurde 1954 auf der Basis der 233. selbstständigen Brigade besonderer Feuerkraft der Res. d. ObKdo formiert. Diese Brigade war mit 305-mm-Haubitzen, Modell 1915, ausgerüstet. Die Brigade verfügte über fünf Abteilungen, jede mit drei Batterien zu je zwei Haubitzen. Die Haubitzen wurden nur auf der Eisenbahn transportiert. Die Verlegung in die Feuerstellung erfolgte auf Schmalspurbahngleisen, die extra für die Haubitzen verlegt wurden. Im Aug. 1954 wurden die Haubitzen aus der Bewaffnung genommen.

Die Formierung der 233. RBr erfolgte auf der Grundlage des Stellenplanes für Raketenbrigaden. Anfänglich gehörten zu ihr folgende Elemente:


  • Brigadeführung
  • 15. selbst. Raketenabteilung
  • 16. selbst. Raketenabteilung
  • 33. selbst. Raketenabteilung
  • Einheiten der Gefechtssicherstellung
  • Einheiten der rückwärtigen Sicherstellung

Zum Personalbestand gehörten mehr als 2.000 Mann, darunter 25 % Offiziere. Für die Auffüllung mit Technik wurden ca. 1.000 verschiedene Fahrzeuge benötigt.
Die Formierung erfolgte von Aug. bis Dez. 1954.

Die Brigade wurde anfänglich mit dem Raketenkomplex R-1 ausgerüstet, der über eine Reichweite von 270 km verfügte. Zuerst wurde die 15. selbst. RA vollständig mit Personal und Technik ausgerüstet. Die 16. selbst. RA wurde nur mit Personal aufgefüllt. Die 33. selbst. RA erhielt aus Tarnungsgründen zeitweilig Geschoßwerfer vom Typ BMD-20 (БМД-20), der 1951 in die Bewaffnung der sowjetischen Streitkräfte eingeführt worden war. …

Ende 1956 / Anfang 1957 wurden die Raketenabteilungen mit dem Raketenkomplex R-11 ausgerüstet. …

Die 33. selbst. RA mit dem Raketenkomplex nahm am 07. Nov. 1957 an der Parade auf dem Roten Platz teil. Von der 85. RBr nahm eine selbst. RA mit dem Raketenkomplex strategischer Zweckbestimmung R-5M teil. Das war die erste Teilnahme von Raketentruppenteilen an der Parade.


Die 233. Raketenbrigade ist die "Mutter" der Raketentruppen der Landstreitkräfte

Auf der Grundlage der Direktive des Generalstabes der Streitkräfte wurden die 233., 77. und 80. RBr mit den Raketenkomplexen R-11 operativ-taktischer Zweckbestimmung aus der Unterstellung unter des Befehlshabers der Artillerie, Marschall der Artillerie M. I. Nedelin, herausgelöst und in den Bestand der Landstreitkräfte übergeben.

Die 233. RBr wurde im Sept. 1958 mittels Eisenbahntransport zur GSSD nach Deutschland verlegt. …

Die in Aufstellung befindlichen Raketenbrigaden der Fronten und Armeen wurden mit Raketenkomplexen R-11 ausgerüstet. Ab 01. April 1958 wurde in die Bewaffnung der Raketenkomplex R-11M (8K11) mit Kernsprengkopf aufgenommen, mit denen auch die Brigaden mit ihren Eintreffen in der Truppe ausgerüstet wurden.

Im Mai 1958 flog eine Rekognoszierungsgruppe der 233. RBr unter der Führung des Brigadekommandeurs, Generalmajor der Artillerie A. K. Dudik, unter großer Geheimhaltung vor dem Personalbestand in die GSSD um die Eignung der ausgewählten "Militärstädtchen" in DDR für die Unterbringung der Truppenteile und Einheiten der Brigade zu besichtigen.


Die Verlegung der 233. Raketenbrigade in den Bestand der GSSD

Unter den Bedingungen strengster Geheimhaltung begann die Vorbereitung zur Verlegung der Brigade im Eisenbahntransport in die GSSD. Ende August war die Brigade bereit zur Verlegung. …

Zum Empfang der Transporte und der Unterbringung der ankommenden Truppenteile und Einheiten in den Standorten in der GSSD wurde eine operative Gruppe der 233. RBr unter der Führung des Stellv. des Brigadekommandeurs und des Stellv. für Technische Ausrüstung voraus geschickt.

Die Eisenbahntransporte der Brigade wurden als Transporte von Panzertruppen getarnt. Die Artillerieabzeichen des Personalbestandes wurden gegen Panzerabzeichen getauscht. Die gesamte auf der Eisenbahn verladene Raketentechnik, die großen Spezialfahrzeuge usw. wurden getarnt. …

Die Brigade wurde mit 16 Eisenbahntransporten verlegt, ein Transport pro Tag. Der erste Zug fuhr am 01. Sept. 1958 ab. Der Brigadekommandeur verblieb bis zum letzten Transport in Klinzy. Am 16. Sept. fuhr der letzte Transport ab. Die Züge wurden auf nicht für die Öffentlichkeit zugänglichen Flugplätzen und anderen Basen der GSSD entladen.

Fortsetzung folgt.

Panzerzwerg
 
Eigener Kommentar:
Dieser Hinweis auf das nicht fertiggestellte Projekt unterstreicht einmal mehr die historische Tatsache, daß es Deutschland bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges nicht gelungen ist, die Entwicklung einer stärkeren Rakete als die V-2 (A-4) es war, abzuschließen. Für die immer wieder in verschiedenen Foren und Publikationen geäußerte Vermutung, daß in Thüringen im Raum Arnstadt (Polte) eine A-3-Rakete gestartet worden ist, gibt es keinerlei tragfähige Beweise.

Zum Aggregat 3 sollte eigentlich dieses -> http://de.wikipedia.org/wiki/Aggregat_3 bekannt sein. Ich welchem Zusammenhang steht aber nun die Anmerkung zum A 3 zu dem Hinweis auf die nicht fertig gestellten Weiterentwicklungen des A 4 ( http://www.v2werk-oberraderach.de/Irrtuemer/4-I.htm )?

Im Übrigen: Sehr gute Übersetzung!
 
Hallo Forumuser hier ein zweiter kleiner Teil zur 233. Raketenbrigade

Die 233. Raketenbrigade der sowjetischen Streitkräfte - 2. Teil

In der zweiten Septemberhälfte 1958 beendet die 233. Raketenbrigade die Verlegung und bezog drei "Militärstädtchen" der GSSD:


  • die Führung der Brigade, die Einheiten der Gefechtssicherstellung und die Einheiten der rückwärtigen und technischen Sicherstellung sowie die 16. selbst. Raketenabteilung das Objekt in Kochstedt (5 km südwestl. der Stadt Dessau)


  • die 15. selbst. Raketenabteilung das Objekt in der Stadt Oschatz (zwischen der Stadt Leipzig und der Stadt Dresden) und


  • die 33. selbst. Raketenabteilung das Objekt in der Stadt Borna (20 km südl. Leipzig).

Der Brigadekommandeur traf am neuen Standort nach Abfahrt des letzten Eisenbahntransportes aus der Stadt Klinzy ein. Die Brigade wurde anfänglich dem Oberkommandierenden der Artillerie der GSSD, Generaloberst der Artillerie I. F. Frolow, unterstellt. Die Brigade erhielt zur Tarnung die Bezeichnung: 15. Panzerdivision. Dies war dadurch begründet, daß neben dem Objekt, in dem die Brigadeführung und die 16. selbst. RA untergebracht war, ein Panzerregiment stationiert war, das die Handlungen der Brigade "deckte". Bis zum Beginn des Zweiten Weltkrieges war in dieser Stadt die SS-Panzerdivision "Wiking" stationiert.

Durch die Eingliederung der 233. RBr in den Bestand der GSSD erhöhten sich die Möglichkeiten der Gruppe zur Vernichtung wichtiger Objekte des Gegners, die in der operativen Tiefe der NATO stationiert waren. Zu solchen Objekten zählten dessen Kernwaffeneinsatzmittel, seine Führungspunkte und -zentren, seine Luftstreitkräfte auf den Flugplätzen und die Mittel der Luftverteidigung, Hauptgruppierungen der Truppen und operativen Reserven, Nachrichtenzentren, Basen mit Reserven an materiellen Mitteln u. a.

Die Raketenabteilungen der Brigade waren anfänglich mit operativ-taktischen Raketen R-11 (8A61) mit konventionellem Gefechtskopf (Sprengwirkung) ausgerüstet, deren Reichweite 270 km betrug.

Die Entfernung der Raketenschläge auf Objekte der NATO, die sich auf dem Territorium der BRD befanden, konnte 200 km und mehr betragen, je nach Entfernung der Feuerstellungen der Startbatterien von der Grenze zur BRD. Die maximale Reichweite erlaubte Raketenschläge auf gegnerische Objekte unmittelbar aus den ständigen Stationierungsstandorten, die am weitesten von der westlichen Grenze der DDR entfernt waren (Stadt Oschatz 200 … 210 km, Stadt Borna ca. 180 km). …

Es wurden Pläne für die Handlungen der Brigade bei Auslösung einer der Stufen der Gefechtsbereitschaft erarbeitet, der Plan zur Überführung der Brigade in erhöhte Gefechtsbereitschaft und der Plan zur Überführung in volle Gefechtsbereitschaft. Für die Bewachung und Verteidigung der Raketenabteilungen bei Verlegung in die Stellungsräume wurde von der 20. MSD ein Mot.-Schützenbataillon abgestellt, welches bei Alarm kompanieweise in die befohlenen Räume marschieren sollte.

Die Stellungsräume für die Raketenabteilungen wurden in einer Entfernung von 50 km von der westlichen Grenze der DDR nordöstlich und südwestlich von der Stadt Aschersleben (52 km südwestl. der Stadt Dessau) festgelegt. Von diesen Stellungsräumen aus konnten mit Raketenschlägen der Brigade solche großen Städte der BRD, wie Hamburg, Bremen, Hannover, Dortmund, Offenbach und viele andere wichtige Objekte der NATO erreicht werden. …

Ende 1958 traf aus der UdSSR die BRTB unter dem Kommando von Oberst S. A. Kotko in der DDR ein, welche auch in dem Objekt untergebracht wurde, in dem bereits die Führung der Brigade und die 16. selbst. Raketenabteilung lag. Nach dem für die BRTB ein spezielles Objekt vorbereitet worden war, wurde sie an den neuen Standort Dessau-Kapen verlegt. … Die Handlungen der BRTB bei der Zuführung der Gefechtsköpfe zur Brigade wurden mit Chef der Artilleriebewaffnung der GSSD in einem gesonderten Plan festgelegt. …

Ende 1958 faßte der Ministerrat der UdSSR den Beschluß zum Übergang des Personalbestandes der Streitkräfte zur Führung von Gefechtshandlungen unter den Bedingungen der Anwendung von Kernwaffen. Im Zusammenhang mit diesem Beschluß forcierte die oberste Führung die Aufstellung neuer Raketenverbände, welche mit Raketen mit Kernsprengköpfen ausgerüstet wurden.

1959 wurden die Raketenabteilungen der 233. Brigade auf den Raketenkomplex
R-11M umgerüstet. Der bewegliche Raketenkomplex mit selbstfahrender Startrampe 8U218 auf Kettenbasis und Rakete mit Kernsprengkopf erhöhte wesentlich die Vernichtungskraft und die Beweglichkeit, aber auch insgesamt die Gefechtsbereitschaft der Abteilungen und der Brigade. Die Rakete R-11M für die Streitkräfte wurde auf Beschluß der Regierung vom 26. Aug. 1954 entwickelt. Sie unterschied sich von der R-11 durch Bestückung mit der Kernladung RDS-4, die über eine Sprengkraft von 10 kT TNT verfügte. Die Startrampe 8U218 wurde in Leningrad im Kirow-Werk auf der Basis des Fahrgestells der SFL ISU-152K entwickelt. Die Masse der Startrampe betrug 40 Tonnen, die Vmax 42 km/h. In Weiteren wurde im Kirow-Werk für die Rakete R-11M eine selbstfahrende Startrampe auf der Basis des schweren Panzers IS-2 entwickelt.

Ende 1958 / Anfang 1959 kam aus dem Karpaten-Militärbezirk die 77. RBr unter dem Kommando dem von Oberst G. E. Gumenjuk ein. Damit verfügte die GSSD bereits über zwei Raketenbrigaden operativ-taktischer Bestimmung. Die Führung und der Stab der 77. RBr wurden in Weißenfels untergebracht, die übrigen Raketenabteilungen in anderen Standorten.

Auf Grund von politisch-militärischen Überlegungen der oberen Führung oder anderen Gründen wurde im Juni 1959 aus der im Leningrader Militärbezirk gelegenen Stadt Medwed (Gebiet Nowgorod) die 72. Ingenieurbrigade der Res. d. ObKdo strategischer Zweckbestimmung mit dem Raketenkomplex R-5M (8K51) auf das Territorium der DDR verlegt. Nach Ankunft in der DDR wurde diese Brigade in das System der ständigen Gefechtsbereitschaft überführt. Die westliche Presse hat viel zu dieser Frage geschrieben. Im Aug. / Sept. 1952 kehrte die 72. Ingenieurbrigade der Res. d. ObKdo wieder auf das Territorium der UdSSR zurück.


Panzerzwerg
 
Zuletzt bearbeitet:
Die Eisenbahntransporte der Brigade wurden als Transporte von Panzertruppen getarnt. Die Artillerieabzeichen des Personalbestandes wurden gegen Panzerabzeichen getauscht. Die gesamte auf der Eisenbahn verladene Raketentechnik, die großen Spezialfahrzeuge usw. wurden getarnt. …

Die Brigade wurde mit 16 Eisenbahntransporten verlegt, ein Transport pro Tag. Der erste Zug fuhr am 01. Sept. 1958 ab. Der Brigadekommandeur verblieb bis zum letzten Transport in Klinzy. Am 16. Sept. fuhr der letzte Transport ab. Die Züge wurden auf nicht für die Öffentlichkeit zugänglichen Flugplätzen und anderen Basen der GSSD entladen.

Tolle Arbeit Panzerzwerg!

Da wo oben "..." folgen gibt es noch weitere Detailinformationen?

In der zweiten Septemberhälfte 1958 beendet die 233. Raketenbrigade die Verlegung und bezog drei "Militärstädtchen" der GSSD:
die Führung der Brigade, die Einheiten der Gefechtssicherstellung und die Einheiten der rückwärtigen und technischen Sicherstellung sowie die 16. selbst. Raketenabteilung das Objekt in Kochstedt (5 km südwestl. der Stadt Dessau)

die 15. selbst. Raketenabteilung das Objekt in der Stadt Oschatz (zwischen der Stadt Leipzig und der Stadt Dresden) und

die 33. selbst. Raketenabteilung das Objekt in der Stadt Borna (20 km südl. Leipzig).
Was bedeutet das jetzt genau Deiner Meinung nach?

Man suche Flugplätze in der Nähe von Kochstedt, Oschatz und Borna und dort kamen die Transporte an?

Ich gebe zu das mich diese Verlegung besonders interessiert.
 
Hallo Büttner,

wie immer erst einmal Dir einen recht herzlichen Dank dafür, daß Du mich ermutigt hast, den Beitrag zur 233. RBr, wie auch alle meine bisherigen Beiträge ins Forum zu stellen.

Gerade bei dem SS-20-Beitrag habe ich ein gutes Gefühl bekommen, daß hier im Forum eine gute Atmosphäre herrscht, die von sachlicher Auseinandersetzung geprägt ist, wo man auch auf seine Beiträge ein Feedback bekommt. Nur so können, wie ich schon in meiner Antwort an Nelson2110 geschrieben habe, vorhandene Informationsdefizite verringert werden. Ich hoffe diese Athmosphäre bleibt in dieser Art erhalten.

Ehe ich zu Deiner Frage komme, vielleicht noch ein Satz zur Bedeutung des bisher von mir nur in kleinen Teilen übersetzten 77-seitigen Dokumentes. Nelson2110 hat zur Bedeutung dieses Dokumentes im SS-20-Thema folgendes geschrieben:

"Ich kenne die Quelle schon aus der Zeit, als sie sich noch hinter der URL www.9K72.ru verbarg. Und natürlich stellt dieses Kompendium zum Raketenkomplex 9K72 ein "Muss" für alle ehemaligen Raketschiki, die an diesem System gedient haben, dar. Der militärhistorische Abriss über die Geschichte der 233. Raketenbrigade ist selbst für Leute, die sich schon mal im Traditionsbereich des 60. Ausbildungszentrums auf dem Polygon Kapustin Jar umsehen durften, "Goldstaub". Die Autoren sind ja auch keine "Wald- und Wiesen-Journalisten" sondern selbst gestandene Raketschiki. Und auch die herausgebende Institution bürgt für Qualität."

Ich wollte mit der Bedeutung dieses Beitrages nicht so trommeln, aber Nelson2110 hat es auf dem Punkt gebracht. Nur auf Grund der Veröffentlichung der Geschichte der 233. RBr durch diese "Veteranen" sind wir in Besitz dieser Informationen gekommen, die auch für unsere Geschichte von Bedeutung sind.

In diesem Dokument sind viele militärhistorische Fakten enthalten, so u.a. der Zeitpunkt, ab wann wußte z. B. Walter Ulbricht, dass auf dem Territorium der DDR Raketen stationiert waren. Es sind aber auch z. B. die Reihenfolge und die Zeiträume der Zuführung der Raketenbrigaden operativ-taktischer Zweckbestimmung zu den Armeen der GSSD erkennbar. Nicht nur der Zeitpunkt der Stationierung der 233. RBr in Kochstedt ist überraschend, sondern auch der Zeitpunkt der Stationierung der 77. RBr in Weißenfels Ende 1958 / Anfang 1959. Ich habe mich heute gerade mit einem gestandenen Journalisten aus Jena über dieses Thema unterhalten, der sich sehr intensiv schon zu DDR-Zeiten mit der 11. RBr beschäftigt hat und der darüber sehr verblüfft war. Als nächste RBr wurde die 175. RBr in Oschatz stationiert (nach Abzug der RA der 233. RBr).


Ich muß Dich leider enttäuschen, die konkreten Entladeplätze sind nicht genannt. Auf jeden Fall haben sie aber in unmittelbarer Nähe der zu beziehenden "Militärstädtchen" gelegen. Es gibt noch einige wenige Informationen zur Geheimhaltung und Tarnung, die ich auch noch übersetze werde.

Auf jeden Fall werde ich in den nächsten Tagen die wichtigsten Informationen noch übersetzen und hier ins Forum stellen.

Bei meiner Suche im Internet, vor allem in russischen Internetforen, habe ich festgestellt, daß man mit etwas Ausdauer und Hartnäckigkeit doch eine ganze Reihe von interessanten Informationen erhalten kann. Für mich waren die Angaben zur Lagerung der KSK für die Temp-S-Raketen genauso überraschend wie die Angaben zur Organisation der Nachrichtenverbindungen in der GSSD, daß in Gera eines der drei wichtigsten Nachrichtenbataillone der GSSD stationiert war, ist schon verblüffend. Auch für mein eigentliches Fachgebiet - Panzertruppen - habe ich sehr viele interessante Informationen gefunden, sogar Karten vom Tr.Üb.Pl. Ohrdruf auf denen fast jedes Gebäude mit der jeweiligen sowjetischen Einheit eingezeichnet ist.


Panzermann
 
Zuletzt bearbeitet:
Was bedeutet das jetzt genau Deiner Meinung nach?

Man suche Flugplätze in der Nähe von Kochstedt, Oschatz und Borna und dort kamen die Transporte an?

Ich gebe zu das mich diese Verlegung besonders interessiert.

Der betreffende Satz lautet im Original "Эшелоны разгружались на закрытых авиационных и других базах ГСВГ и в ночное время сосредоточивались в пунктах дислокации." @panzerzwerg hat das sinngemäß richtig übersetzt. Die 16 Transportzüge kamen auf Flugplätzen und anderen Basen der GSSD an. Es ist also nicht unbedingt hilfreich, mit aller Gewalt nach damals von der GSSD genutzten Flugplätzen in der näheren Umgebung der drei Dislozierungsräume zu suchen. Dass das Entladeschema der 233. RBr annähernd dem Procedere bei der Ankunft der beiden Raketenabteilungen mit der R-5M im Raum Lychen entspricht, ist mit Sicherheit kein Zufall.
 
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Es ist also nicht unbedingt hilfreich, mit aller Gewalt nach damals von der GSSD genutzten Flugplätzen in der näheren Umgebung der drei Dislozierungsräume zu suchen. Dass das Entladeschema der 233. RBr annähernd dem Procedere bei der Ankunft der beiden Raketenabteilungen mit der R-5M im Raum Lychen entspricht, ist mit Sicherheit kein Zufall.

Was haltet ihr denn von Halle-Ammendorf als Verladestation?
 
Was haltet ihr denn von Halle-Ammendorf als Verladestation?

Ca. 90 km bis Oschatz, ca. 65 km bis Borna und ca. 51 km bis Kochstedt. Das sind für die zu verlegende Technik recht beachtliche Entfernungen, zum großen Teil quer durch das relativ dicht besiedelte Gebiet des industriellen Ballungsgebiets Halle-Leipzig.

Ich denke, dass die Entladungen

a) definitiv nicht auf einem einzigen Bahnhof/einer einzigen Rampe in Flugplatznähe und

b) relativ nah zum späteren Dislozierungsobjekt

erfolgten.
 
Hallo Nelson2110 und AndreM1965,

ich kenne von einem befreundeten Journalisten aus Jena z. B. den Entladebahnhof für die Oka-Raketen der zur 8. Gardearmee gehörenden 11. Raketenbrigade. Als 1984 diese Raketen in der DDR eintrafen wurden die für Jena-Forst bestimmten Raketen in Großschwabhausen auf dem Bahnhof entladen. Dort befand sich eine Halle, in der für die Öffentlichkeit nicht einsehbar die Waggons entladen wurden. Großschwabhausen liegt etwa 9 km von Jena-Forst entfernt. Der Journalist hat auch einen Artikel dazu geschrieben, den ich leider erst suchen muß.

panzerzwerg
 
Was haltet ihr denn von Halle-Ammendorf als Verladestation?

Ich habe mich vor geraumer Zeit über eine meiner Bücher hergemacht.
Ich glaube Matthias Uhl schrieb im Zusammenhang mit der Stationierung der SS-3 darüber etwas wie: aus Halle-Ammendorf wurden 1958 Transportcontainer wie sie für die SS-3 üblich sind von V-Männern gemeldet.
 
Hallo Nelson2110 und AndreM1965,

ich kenne von einem befreundeten Journalisten aus Jena z. B. den Entladebahnhof für die Oka-Raketen der zur 8. Gardearmee gehörenden 11. Raketenbrigade. Als 1984 diese Raketen in der DDR eintrafen wurden die für Jena-Forst bestimmten Raketen in Großschwabhausen auf dem Bahnhof entladen. Dort befand sich eine Halle, in der für die Öffentlichkeit nicht einsehbar die Waggons entladen wurden. Großschwabhausen liegt etwa 9 km von Jena-Forst entfernt. panzerzwerg

Das ist korrekt. Über Großschwabhausen wurden die OKA-Komplexe 1988 auch wieder abgezogen.

Als Entladebahnhof für die OKA-Komplexe der 5. RBr der NVA wurde bei deren Eintreffen im Jahre 1985 ebenfalls an ein ungewöhnlicher Ort gewählt. Er war jedenfalls nicht mit einem der Verladebahnhöfe identisch (z. B. Dabel, Borkow oder Sternberg), auf denen im Normalfall die Spezialtechnik der Brigade ver- oder entladen wurde (z. B. bei der Verlegung in die Steppe oder zur Parade in Berlin).
 
Ich habe mich vor geraumer Zeit über eine meiner Bücher hergemacht.
Ich glaube Matthias Uhl schrieb im Zusammenhang mit der Stationierung der SS-3 darüber etwas wie: aus Halle-Ammendorf wurden 1958 Transportcontainer wie sie für die SS-3 üblich sind von V-Männern gemeldet.

Genauer gesagt, schreibt Uhl in "Krieg um Berlin? Die sowjetische Militär- und Sicherheitspolitik in der zweiten Berlin-Krise 1958 bis 1962", Oldenbourg Wissenschaftsverlag 2008,: "In Halle-Ammendorf wurden sogar fünf Transportanhänger für R-5M-Raketen gesichtet." (Hervorhebung durch Nelson) Als Quelle gibt Uhl verschiedene Analyse-Papiere der amerikanischen Nachrichtendienste an. In Bezug auf das Thema würde ich meinen, dass die Sichtung von Transportanhängern auf einem Bahnhof wie Halle-Ammendorf noch recht wenig darüber aussagt, wo diese Teleschkas (bzw. deren Nachläufer) ausgeladen wurden. Bei Uhl steht diese Information jedenfalls im Zusammenhang mit der SS-3-Stationierung im Raum Lychen-Vogelsang.
 
Der betreffende Satz lautet im Original "Эшелоны разгружались на закрытых авиационных и других базах ГСВГ и в ночное время сосредоточивались в пунктах дислокации." @panzerzwerg hat das sinngemäß richtig übersetzt. Die 16 Transportzüge kamen auf Flugplätzen und anderen Basen der GSSD an. Es ist also nicht unbedingt hilfreich, mit aller Gewalt nach damals von der GSSD genutzten Flugplätzen in der näheren Umgebung der drei Dislozierungsräume zu suchen.
Wer "sucht" den hier mit "aller Gewalt" nach Flugplätzen in der näheren Umgebung der drei Dislozierungsräume?
 
Wer "sucht" den hier mit "aller Gewalt" nach Flugplätzen in der näheren Umgebung der drei Dislozierungsräume?

Ich bitte vielmals um Entschuldigung. Der Autor von "Rote Plätze" sucht natürlich nicht. Er hat die in Frage kommenden Flugplätze im Kopf.

Glücklicherweise schrieb ich nicht, dass tatsächlich jemand sucht. Ich schrieb nur, dass es nicht unbedingt hilfreich wäre, dies zu tun. Veranlasst haben mich zu dieser Äußerung zwei Dinge:

1. die auf keine konkrete Basis der GSSD bezogene Beschreibung der Entladeorte in der Geschichte der 233. RBr und

2. die hier im Thema nachzulesende Überlegung "Man suche Flugplätze in der Nähe von Kochstedt, Oschatz und Borna und dort kamen die Transporte an?"

Das Anliegen meines hinterfragten Beitrages lag also im Grunde darin, die Verengung der Suche nach möglichen Entladeorten der 233. RBr auf Flugplätze zu beklagen. Ich denke, das ist okay, oder?
 
Es wäre eine Möglichkeit Nelson, Punkt 2)
Aber wie Du schon richtig erkannt hast fällt in der Beschreibung zur Verlegung der 233. Raketenbrigade die spätere offensichtlich erneut angewandte Prozedur auf bei der Verlegung der SS-3 in die DDR.
 
Die 233. Raketenbrigade der sowjetischen Streitkräfte - 3. Teil

Abschließen noch einige ausgewählte sinngemäße Übersetzungen aus dem 77-seitigen Dokument zur 233. RBR.

1959 geschahen nicht nur personelle, sondern auch strukturmäßige Veränderungen in der 233. RBr. …

Die bedeutendsten und notwendigsten Veränderungen wurden in der Struktur der Brigade vorgenommen. Nach dem neuen STAN wurde die Anzahl des Personalbestandes und der großen Technik der Abteilungen um mehr als das Zweifache verringert. In der Abteilung gab es keine Technische und Parkbatterie (техническая и парковая батарея) mehr. In die Abteilung wurde ein Zug zur Raketen-Technischen Sicherstellung (взвод ракетно-технического обеспечения - врто) eingeführt. Die Technische Batterie wurde in die Struktur der Brigadeführung eingegliedert und dem Hauptingenieur der Brigade unterstellt. Aus der Struktur wurde die Unteroffiziersschule herausgenommen. In dem Stab der Brigade wurde eine Hubschrauberkette, bestehend aus einer Mi-1 und zwei Mi-8, eingeführt, die aber nach einiger Zeit wieder aus der Struktur herausgenommen wurde. Die Hubschrauberkette war für die operative Verlegung der Rekognoszierungsgruppen der Brigade und der Abteilungen mit Vermessungsgeräten in die neuen Stellungsräume im Verlaufe dynamischer Angriffshandlungen der Truppen vorgesehen. Die auftretenden Probleme der materiell-technischen Sicherstellung der Hubschrauberkette gewährleisteten nicht den effektiven Einsatz entsprechend ihrer Zweckbestimmung. In die Vermessungszüge der Abteilungen wurde jeweils ein Vermessungsfahrzeug eingeführt.

Erläuternde Bemerkung:
Vermessungsfahrzeuge (Топопривязчик) wurden u.a. zu folgenden Zwecke eingesetzt:


  • Vermessen von Start- und Feuerstellungen
  • Schaffen von Ausgangspunkten
  • Ermittlung der Orientierungsrichtungen
  • Führen von Kolonnen bei Nacht und im Gelände mit wenig Geländepunkten
  • Eintragen von Marschstraßen in die Karte
  • Aufklären von Marschstraßen und
  • Umwandeln von polaren in rechtwinklige Koordinaten usw.

In die Struktur der Führungsbatterie der Brigade wurden außerdem Richtfunkstellen vom Typ R-405 eingeführt.

Erläuternde Bemerkung:
Die Richtfunkstelle R 405 ermöglicht die Übertragung von je 2 Fernschreib- und Fernsprechverbindungen im Duplexverkehr bzw. von fremdgeträgerten Nachrichtenkanälen bis 20 kHz in jeder Abstrahlrichtung. Sie konnte zur Verbindung zwischen Führungsstellen und zur Kopplung von Nachrichtenkanälen von Führungspunkten an mehrkanalige Richtfunkstationen großer Leistung eingesetzt werden.

Nach dem neuen STAN wurden die Brigaden nicht mehr als Ingenieurbrigaden der Res. d. ObKdo. sondern als Raketenbrigaden bezeichnet.

Im Späherbst 1959 wurde die Brigade in der Nacht alarmiert. Dies war die erst Brigadeübung in der GSSD.

Die in die Ausrüstung der Brigade eingeführte operativ-taktische Rakete R-11M mit Kernsprengkopf und einer Reichweite von 150 km hatte zwar im Vergleich mit der Rakete R-11 eine größere Vernichtungskraft, aber dafür eine geringere Reichweite. Damit verkürzte sich die Zone zur Vernichtung gegnerischer Objekte auf dem Territorium der BRD auf 100 … 110 km, in Abhängigkeit von der Entfernung der Stellungsräume der Abteilungen von der Grenze zur BRD. Trotzdem befanden sich noch bedeutende Städte der BRD in der Reichweite eines Raketen-Kernwaffenschlages, so z. B. Hannover, Braunschweig, Hildesheim, Salzgitter und die in ihrer Nähe liegenden wichtigen militärischen Objekte der NATO. …

Mit der Einführung der operativ-taktischen Rakete R-11M mit Kernsprengkopf wurde die GSSD mit den ersten Raketen-Kernwaffen ausgerüstet. Nach der 233. RBr wurde die 77. RBr der 8. Gardearmee der GSSD auf den Raketenkomplex R-11M umgerüstet. In diesem Zusammenhang hatte die operative Verwaltung des Stabes der GSSD entsprechende Veränderungen in die Dokumente der Gefechtsbereitschaft und in die Pläne des Falles eines unerwarteten Kriegsausbruches eingearbeitet. Der Stab der 233. RBr erhielt ein neues operatives geheimes Paket mit Gefechtsanordnungen und Kennwörtern für seine Öffnung bei Ausbruch eines militärischen Konfliktes. …

Im Sommer 1960 fand die erste strategische Übung unter Teilnahme der Raketentruppen der Landstreitkräfte statt. In diesem Zusammenhang wurde die Dienststellung des Kommandierenden der Artillerie der sowjetischen Armee (Командующего артиллерией СА) in "Kommandierender der Raketentruppen und Artillerie der Landstreitkräfte" (Командующий ракетными войсками и артиллерией Сухопутных войск) umbenannt. Die Kommandierenden der Artillerie der Militärbezirke, der Gruppen, der Armeen, der Korps und der Divisionen wurden in "Chef der Raketentruppen und Artillerie der …" (Начальник ракетных войск и артиллерии округа, армии и т.д.) umbenannt. …

Vom 01. Jan 1961 wurde juristisch die Bezeichnung "Kommandierender der Raketentruppen und Artillerie …" und die Bezeichnung der neuen Waffengattung "Raketentruppen und Artillerie der Landstreitkräfte" als Hauptmittel der atomaren Vernichtung und der Vernichtung durch Feuer des Gegners im Gefecht und in der Operation festgeschrieben. Zu der neuen Waffengattung gehörten die Raketenbrigaden der Militärbezirke und Gruppen der Front- und Armeeebene, die Raketenabteilungen taktischer Zweckbestimmung der Mot-Schützendivision und der Panzerdivision sowie der Artillerie. …

Die Mehrzahl der Raketenabteilungen der 233. und 77. Raketenbrigade war in einer Entfernung von der westlichen Grenze der DDR stationiert, die die maximale Reichweite der Reichweite der R-11M von 150 km überstieg. Raketenschläge von Startpositionen auf Objekte der NATO auf dem Territorium der BRD, die in der Nähe der Punkte der ständigen Stationierung lagen, konnten nur die 16. selbst. RA der 233. RBr (Kochstedt) und eine selbst. RA (Jena) der 77. RBr mit einer Entfernung von 100 und 75 km von der Grenze der DDR führen. …

In Ausführung der Direktive der bevollmächtigten vorgesetzten Organe wurde die 33. selbst. RA in die Struktur der 77. RBr eingegliedert. Die Führung dieser Brigade war in Weißenfels stationiert. Die 233. RBr verfügte damit nur noch über zwei Raketenabteilungen. …

In Übereinstimmung mit der Direktive des Generalstabes der Streitkräfte wurde 1961 die 233. RBr der 18. Gardearmee unterstellt und in deren Bestand eingegliedert, deren Stab und Feldführung in der Stadt Forst-Zinna stationiert war. …

In der zweiten Juli-Hälfte des Jahres 1961 wurde Stabschef der Brigade, der seinen Urlaub in Bad-Elster verbachte, aus seinen Urlaub zurückgerufen. Er erhielt die Aufgabe vom Brigadekommandeur sich mit den Dokumenten der Gefechtsbereitschaft (unter Bewachung) beim Chef der operativen Verwaltung der GSSD und danach beim Stabschef der 18. Gardearmee zu melden.

In der operativen Verwaltung wurden die Veränderungen in den Stellungsräumen für die 15. und 16. selbst. Raketenabteilung und Marschrouten in diese Räume mitgeteilt. Es wurden neue Punkte (Haupt- und Ersatzpunkte) des Zusammentreffens (Übergabepunkte) mit den Transportmitteln der BRTB (Übergabe der Gefechtsköpfe und Raketenträger) festgelegt. … Im Verlaufe der Arbeiten zur Präzisierung der Gefechtsdokumente zeigte es sich, daß die GSSD in dieser Zeit nicht nur über zwei Raketenbrigaden, sondern über wesentlich mehr verfügte. …

1962 wurden außer der planmäßigen Gefechtsausbildung taktische Batterie-, Abteilungs- und Brigadeübungen und die Verlegung der 15. selbst. RA von Oschatz nach Kochstedt durchgeführt. …

Im April 1962 übernahm wieder Armeegeneral I. I. Jakubowski vom Marschall der Sowjetunion I. S. Konew das Oberkommando über die GSSD. …

In dieser Zeit (1961 - Anm. d. Übersetzers) fand an der Militärakademie der Artillerie in Leningrad eine Schulungsmaßnahme der Stabschefs der Raketenbrigaden statt. Auf Grund der Anzahl der an dieser Schulungsmaßnahme teilnehmenden Stabschefs der Raketenbrigaden konnte man die Schlußfolgerung ziehen, dass Raketenbrigaden der Fronten und Armeen in allen Militärbezirken und Gruppen vorhanden waren. Außerdem konnte man auf Grund des zu studierenden Materials die Schlußfolgerung über die Austausch des Raketenkomplexes mit der Rakete 8K11 gegen den neuen moderneren Raketenkomplex 9K72 mit der Rakete 8K14 mit Reichweite von 300 km ziehen. In dieser Periode erhöhte sich auch die Anzahl der Raketenbrigaden in der GSSD, z. B. wurde in Altengrabow die Raketenbrigade des Generalmajors der Artillerie Winogradow stationiert, in Oschatz traf aus der Sowjetunion die 175. RBR des Oberst Tatarschinski ein.

1963 befand sich die 233. RBr nach wie vor im Bestand der 18. Gardearmee und war in einem Objekt in Kochstedt stationiert. …

Die 33. selbst. RA, die in der Vergangenheit in die Struktur der 77. RBr eingegliedert worden war, verlege im Frühling 1963 zur taktischen Übung mit Gefechtschießen nach Kapustin Jar. … Bei ihrer Rückkehr in die GSSD wurde die RA von Borna nach Jüterbog verlegt und wieder in die 233. RBr eingegliedert. …

Im Frühling 1964wurde der Stab und die Feldführung der 18. Armee aus der DDR in die UdSSR zurückgeführt, Ihre Verbände und Truppenteile wurden den anderen Armeen der GSSD unterstellt. In diesem Zusammenhang damit wurde auf der Grundlage der Direktive des Generalstabes der Streitkräfte Nr. Орг/3/111830 vom 07. Mai 1964 der 1. Gardepanzerarmee unterstellt. …

Im Zeitraum von 1964 bis 1967 wurden die Raketenbrigaden der Landstreitkräfte, die bisher mit dem Raketenkomplex R-11M operativ-taktischer Zweckbestimmung ausgerüstet waren, auf den neuen, moderneren Raketenkomplex 9K72 operativ-taktischer Zweckbestimmung mit der Rakete 8K14 mit einer Reichweite von 300 km umgerüstet.

Auf der Grundlage der Direktive des Generalstabes Nr. 86070 vom 27. Mai 1966 wurde die 233. RBr dem Belorussischen Militärbezirk unterstellt und mit Eisenbahntransport in die UdSSR verlegt, wo sie der 28. Allgemeinen Armee unterstellt wurde.

Das Jahr 1968 wurde für die 233. RBr ein bedeutendes Jahr. In der ersten Hälfte des Jahres wurde die Brigade auf dem neuen Raketenkomplex 9K72 mit der Rakete R-17 (8K14) und der Startrampe 9P117 auf der Basis des mehrachsigen Kfz MAZ-543 umgerüstet. In diesem Jahr verlegt die Brigade außerdem im vollen Bestand auf das Raketenpolygon Kapustin Jar zur Durchführung einer taktischen Übung mit Gefechtsschießen. …

1985 wurde die 233. Raketenbrigade als erste Brigade der Streitkräfte der UdSSR auf den neuen Raketenkomplex operativ-taktischer Zweckbestimmung "Oka" mit der Feststoffrake 9M714 (Reichweite 400 km) umgerüstet.

Ich denke, ich konnte einige interessante Information auswählen und übersetzen. Allein aus dem letzten Satz könnte man schließen, daß die in Weißenfels/Jena-Forst stationierte 11. RBr erst nach der 233. RBr auf "Oka" umgerüstet worden ist und nicht wie ich bisher angenommen habe bereits schon 1988. Das 77-seitige Dokument birgt sehr viele interessante Informationen.

In diesem Zusammenhang möchte ich auf folgende Internetseite hinweisen http://scucin-avia.narod.ru/dalnij/prtb/prtb_index.htm. Auf dieser Internetseite sind die Struktur, die Aufgaben und die Technik BRTB der Raketentruppen und Artillerie der LaSK kurz und knapp dargestellt.

Auf der von mir angegebenen Internetseite http://scucin-avia.narod.ru/dalnij/prtb/prtb_objekty/prtb_nuclear_weapon_storage/prtb_hran.htm
finden Sie u.a. interessante Bilder zum KSK-Lager der 3652. BRTB in Belorußland, daß der Zugang zu einem solchen Lager aus ein System mit fünf Toren bestand, wußte ich bisher auch noch nicht.

Panzerzwerg
 
Hallo Panzerzwerg.....Respekt!!

Und ich wollte Dir auch mal Danke sagen für Deine hier erbrachte Arbeit. :encouragement:

Auf Grund der verständlichen Schreibweise ist das lesen und verstehen Deiner sehr ausführlichen Beiträge zum Thema auch für mich als "Fachidiot" eine wissensbringende Sache geworden.


Gruß und nochmal Danke
Lutz
 
In dem Stab der Brigade wurde eine Hubschrauberkette, bestehend aus einer Mi-1 und zwei Mi-8, eingeführt, die aber nach einiger Zeit wieder aus der Struktur herausgenommen wurde. Die Hubschrauberkette war für die operative Verlegung der Rekognoszierungsgruppen der Brigade und der Abteilungen mit Vermessungsgeräten in die neuen Stellungsräume im Verlaufe dynamischer Angriffshandlungen der Truppen vorgesehen. Die auftretenden Probleme der materiell-technischen Sicherstellung der Hubschrauberkette gewährleisteten nicht den effektiven Einsatz entsprechend ihrer Zweckbestimmung.

Hallo Panzerzwerg,
grundsätzlich hast Du mit Deiner Fortsetzung wieder sehr gute Arbeite geleistet.

Das mit der Hubschrauberkette ist naturgemäß für mich auch wieder von besonderen Interesse. Bisher wußte ich nur das derlei Ketten in früheren Jahren von allen Raketenbrigaden betrieben wurden, sogar teilweise in nationaler Verantwortung. Ich lese nun zum allerersten Mal und in dieser Deutlichkeit vom vorgesehenen Verwendungszweck dieser Ketten.
Das Muster Mi-1 möchte ich so bestätigen (ja, wurden auch in Kochstedt gesehen), den Mi-8 gab es allerdings Ende der 1950er-/Anfang der 1960er-Jahre noch nicht. Das könnten aber Mi-4 gewesen sein.
So ein Mi-1 hat nicht allzu große Kapazitäten, da kommt eher eine Mi-4 in Frage. Grundsätzlich verliert sich die Spur dieser Hubschrauberketten über die Jahre, die Begründung ist daher plausibel. Wäre natürlich gut zu wissen wann genau diese, die Ketten wieder aufgelöst wurden. Woraus folgt ob möglicherweise auch an den anderen Brigadestandorten derlei Ketten stationiert waren, sofern zeitlich zutreffend.
 
Hallo Büttner,

leider finden sich in dem 77-seitigen Dokument zu der "Hubschrauberkette" der 233. RBr keine tiefergehenden Informationen.

panzerzwerg
 
Das mit der Hubschrauberkette ist naturgemäß für mich auch wieder von besonderen Interesse. Bisher wußte ich nur das derlei Ketten in früheren Jahren von allen Raketenbrigaden betrieben wurden, sogar teilweise in nationaler Verantwortung. Ich lese nun zum allerersten Mal und in dieser Deutlichkeit vom vorgesehenen Verwendungszweck dieser Ketten.
Das Muster Mi-1 möchte ich so bestätigen (ja, wurden auch in Kochstedt gesehen), den Mi-8 gab es allerdings Ende der 1950er-/Anfang der 1960er-Jahre noch nicht. Das könnten aber Mi-4 gewesen sein.
So ein Mi-1 hat nicht allzu große Kapazitäten, da kommt eher eine Mi-4 in Frage. Grundsätzlich verliert sich die Spur dieser Hubschrauberketten über die Jahre, die Begründung ist daher plausibel. Wäre natürlich gut zu wissen wann genau diese, die Ketten wieder aufgelöst wurden. Woraus folgt ob möglicherweise auch an den anderen Brigadestandorten derlei Ketten stationiert waren, sofern zeitlich zutreffend.

Ein paar Fakten:

@panzerzwerg schrieb: "In dem Stab der Brigade wurde eine Hubschrauberkette, bestehend aus einer Mi-1 und zwei Mi-8, eingeführt, die aber nach einiger Zeit wieder aus der Struktur herausgenommen wurde. Die Hubschrauberkette war für die operative Verlegung der Rekognoszierungsgruppen der Brigade und der Abteilungen mit Vermessungsgeräten in die neuen Stellungsräume im Verlaufe dynamischer Angriffshandlungen der Truppen vorgesehen. Die auftretenden Probleme der materiell-technischen Sicherstellung der Hubschrauberkette gewährleisteten nicht den effektiven Einsatz entsprechend ihrer Zweckbestimmung." Im Original heißt es an der Stelle: "Ввели в штат управления бригады вертолетное звено в составе одного Ми-1 и двух Ми-8, которые через некоторое время исключили из штатов. Вертолетное звено предназначалось для оперативной переброски рекогносцировочных групп бригады и дивизионов с топопризязчиками в новые позиционные районы в ходе динамичных наступательных действий войск. Возникшие проблемы его материально-технического обеспечения не позволяли эффективно использовать вертолеты по их назначению." Fakt 1 - @panzerzwerg hat korrekt übersetzt.

Hinsichtlich des Mi-8-Problems bitte ich die Formulierung "nach einiger Zeit" zu beachten. Ich gebe diesbezüglich zu bedenken, dass es sich bei dieser Angabe auch um einen Zeitraum von mehreren Jahren handeln könnte. Fakt 2 - es ist zumindest nicht bewiesen, dass am Ende der Existenz der Hubschrauberketten sich nicht doch Mi-8 im Bestand befanden. Fakt 3 - im Falle der Aufstellung der Hubschrauberkette der 233. RBr im Jahre 1959 konnte sich kein Mi-8 im Bestand befinden.

Fakt 4 - die Raketenbrigaden der NVA verfügten nie über Hubschrauberketten. Die 3. RBr schon deshalb nicht, weil sie erst nach dem "Aus" für diese Hubschrauberketten aufgestellt wurde. Und für die sABr-2/5. RBr ist aus den Chroniken, Befehlen und Zeitzeugenberichten nicht mal ansatzweise auf das Vorhandensein einer Hubschrauberkette zu schließen.

Fakt 5 - für zwei Raketenbrigaden der CVA sind die Eckdaten der Existenz der Hubschrauberketten annähernd bekannt. So gehörte von Anfang September 1964 bis etwa 1974 zur 331. RBr der CVA die 331. Hubschrauberkette, ausgerüstet mit einem Mi-1 und vier Mi-4. Zur gleichen Zeit gehörte zur 321. RBr der CVA eine Hubschrauberkette mit zwei Mi-1 und zwei Mi-4.

Fakt 6 - und nein, bei der CVA waren die Hubschrauberketten nicht am Brigadestandort disloziert. Beispiel 331. Hubschrauberkette: Die 331. Raketenbrigade lag am Standort Hranice na Moravě, die Hubschrauberkette am Standort Olomouc (ca. 40 km Zwischenraum). Ganz ähnlich bei der 321. RBr. Hier lag die Hubschrauberkette am Standort Pilzen und die Brigade am Standort Rokycanech (ca. 20 km Zwischenraum).
 
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