Chiffrierstellen 5001 / 5005

Frank K.

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Bei den Begehungen der 17/5005 durch P.Bergner wird u.a. die konkrete Ausstattung der Chiffrierstelle nachgefragt. Anbei zum besseren Verständnis eine Zusammenfassung der zugehörigen Dokumentation.

Die Chiffrierstelle war nicht ständig besetzt. Die Inbetriebnahme erfolgte
- in Stufen höherer Einsatzbereitschaft,
- bei Überprüfungsmaßnahmen,
- zu Ausbildungs- und Schulungszwecken.

Die Eingangstür war mit einem Türsicherungskontakt versehen, vor der Tür war ein Scherengitter angebracht.

Als Chiffriersysteme waren vorhanden
- Gerät M-105 - Vorchiffriergerät sowj. Produktion ab 1966 - Link,
- Gerät T-353 - Chiffriergerät polnischer Produktion ab 1974 in der DDR genutzt - Link
- Gerät T-310/50 - Chiffriergerät deutscher Produktion ab 1982.

Konkrete Aufteilung der Systeme siehe Abbildung, dabei Raum B212 rechts, Raum B213 links. Beide Räume mit Stelzenfußboden und Schallschutzplatten versehen. Rohbaumaße Raum B213 4,90m × 3,70m, Raum B212 4,90m × 2,30m.

Die zwei der Fernschreib- / Chiffrier-Stelle zugewiesenen Räume waren somit klein und wurden noch kleiner als Schallschutzplatten nachträglich angebracht wurden. Weiterhin musste neben der T-310 anfangs noch das parallel vorzuhaltende ältere Chiffrier-Hauptverfahren mit T-353 unter Beachtung der jeweiligen Installationsvorschriften untergebracht werden.

Das Gerät T-310/50 wurde u.a. hier bzgl. Aufbau und Dokumentation umfangreich thematisiert »
hidden-places.de/Kanalchiffriergerät-T-310-50

Zu RLD-Gestell & -Vermittlung »
RLD-40 ist die Bezeichnung für eine polnische Fernschreibhandvermittlung für 40 Teilnehmer.

Grüße Frank
 

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Nun zum Vergleich die konkrete Ausstattung der Chiffrierstelle 17/5001 anhand einer Zusammenfassung der zugehörigen Dokumentation.

Im Container der Chiffrierstelle befanden sich weiterhin u.a. die Funkstelle. Der Zugang konnte über mehrere Türen erfolgen, alle Türen waren mit einer Sicherungsanlage versehen. Entsprechend dem Status des Bauwerkes gab es keine weiteren Maßnahmen der Sicherung.

Ein Raum –B211- wurde als Fernschreibvermittlung, zum Übermitteln von offenen Fernschreiben und als Abfertigung benutzt.

Der Raum B212 wurde als Chiffrierstelle genutzt. Weiterhin waren hier Arbeitsplätze der Regierungsfernschreibverbindungen installiert.

Die Stromversorgung erfolgte über drei Netze
- nicht gestützt, hauptsächlich für Beleuchtung,
- Versorgung über NEA, auch ausfallend bei längerer Laufzeit,
- Versorgung über NEA, ‚nichtausfallend‘.

Als Chiffriersysteme waren vorhanden
- Gerät M-105 - Vorchiffriergerät sowj. Produktion ab 1966 - Link
- Gerät T-353 - Chiffriergerät polnischer Produktion ab 1974 in der DDR genutzt - Link
- Gerät T-310/50 - Chiffriergerät deutscher Produktion ab 1982.

Konkrete Aufteilung der Systeme siehe Abbildung. Der Raum war mit Stelzenfußboden und Schallschutzplatten versehen, der Schallschutz mit Lattung und damit mit Abstand an der Wand befestigt.

Auf der Fernschreibvermittlung lagen Standverbindungen zu den zentralen Führungsbereichen, zu allen AFüst BV MfS, zur OD Wismut, zu Objekt Dammsmühle D78, zum Führungsbunker MfS 5005 (ab 1988), ca. 5 Leitungen zur Funkstelle 5002 und zum Hubschrauberlandeplatz / Anlaufpunkt 5020.

Es waren nur Inlandschiffrierverbindungen organisiert. Ab Anfang 1990 wurde im Zuge der Auflösung des MfS die Auslandschiffrierverbindungen nach Warschau, Prag, Budapest, Bukarest, Sofia und Havanna zu den dortigen Innenministerien übernommen. Diese Verbindungen wurden auch durch die Abteilung Internationale Verbindungen des MdI genutzt.

Ab Juni 1990 wurde im Raum B212 im Tausch mit zwei dort vorhandene T-310 die Verbindung zum Regierungsbunker Marienthal installiert, dem ehemaligen ‚Ausweichsitz der Verfassungsorgane des Bundes im Krisen- und Verteidigungsfall‘ AdVB. Dazu wurden 2 × 2 T-310 mit einem neuen –hardwaregestützten- Langzeitschlüssel (dem Letzten) seitens des ‚Zentrales Chiffrierorgan‘ ZCO ausgerüstet.

Nochmals der Link zu Aufbau und Dokumentation des Gerätes T-310/50 hier im Forum »
hidden-places.de/Kanalchiffriergerät-T-310-50

Zu RLD-Gestell & -Vermittlung »
RLD-40 ist die Bezeichnung für eine polnische Fernschreibhandvermittlung für 40 Teilnehmer.

Siehe auch die umfangreiche Beschreibung des Bauwerkes bei bunker5001.

Grüße Frank
 

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Sogar das Telefon exakt geplant

Der Standort des Telephons ist in beiden Dokumenten ausdrücklich erwähnt, auch im Text. Es gab grundsätzliche Bedenken wegen Abstrahlung von Informationen über diese Fe-Leitung und auch der Platzierung der Chiffriergeräte untereinander. Aus Platzgründen war alles ein Kompromiss, die Regeln des ZCO maximal ausgenutzt. GF
 
Da speziell die Fernschreibhandvermittlung RLD-40 unbekannter scheint, es existieren z.B. in der 5001 nur noch die Bedienpult-Hüllen, eine Abbildung dieser Geräte aus dem Raum B211 der 5001. Die anderen Geräte sind allg. per Abbildung verfügbar und auch hier thematisiert.

Die Gestelle an der Wand in Blickrichtung sowie das Gestell welches gegenüber an der Wand steht beinhalten die dazugehörige Vermittlungstechnik.

Die auf dem Bild ganz rechts neben dem Abfragetisch zu erkennende elektronische FSM 1300 mit Lochstreifendrucker und Lochstreifenstanzer ist eine der 2 Abfrage-Fernschreibmaschinen. Neben dem linken Abfragetisch befand sich ebenfalls eine Abfragemaschine F1300.

Die RLD-40 war so u.a. in den FS-Vermittlungen der 5001, 5005 und D78 installiert, sie war recht verbreitet.

Grüße Frank

Aufnahmezeitpunkt 1990
 

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Sehr interessante Infos, die man hier zu lesen bekommt. :adoration:
Mal eine Frage aus neugierde, die Fotos bzw. Dokumentenscans:
Sind die Originale iwo in "Privatbesitz" oder liegen die im BArch oder bei der BStU oder sonstwo?
 
die Fotos bzw. Dokumentenscans: Sind die Originale iwo in "Privatbesitz" oder liegen die im BArch oder bei der BStU oder sonstwo?

Solche Dokumente waren ja naturgemäß nachgewiesen und wurden geordnet (gesammelt) zu Zwecken der Archivierung übergeben. I.d.R. in einer Ausfertigung. Man hatte aber keinerlei Einfluss darauf was nun tatsächlich damit geschah, ob und in welchem Archiv sie abgelegt wurden, später nachselektiert wurden oder ob sie gleich in bereitgestellten Altpapiercontainern landeten. Ab dem letzten Vierteljahr 1990 erfolgte dann eine Aktion in der die meisten Dokumente ihrer Geheimhaltungsstufe enthoben wurden. Für dies hier war das am 13.09.90. Viele davon landeten später im Privatbesitz. Ehe sie da auf irgendeinen Boden vergessen werden finde ich es besser wenn etwas davon hier allg. zur Verfügung steht. Die Fotos stammen von Zeitzeugen.

Mal eine Frage an dich bzw. das Objekt Machern. Dort steht im Museumsbereich eine guterhaltene RLD-40 mit zwei zugehörigen (mechanischen) Abfrage-Fernschreibmaschinen (hier ist es jeweils eine). Gibt es dazu noch irgendetwas an Dokumentation ?

Wir versuchen gerade zu klären ob es von der RLD-40 Modifikationen gab. Die Version in Machern müsste für 60 Teilnehmer gewesen sein, die Frage ist galt das auch so für die 5001 / 5005, ist die Angabe 40 Tln oben ein Übermittlungsfehler ?

Grüße Frank
 
Also soweit ich weiß, liegen alle relevanten Dokumente zur AFüSt Machern bei der BStU und können dort nach Antrag auf Einsicht durchgesehen werden.
Was genau alles dazugehört weiß ich nicht, es gibt aber z.B. dort das Originale Betriebsdokument (also die "Bedienungsanleitung") und andere Akten mit Bauzeichnungen ect. Ich würde denken, dort dort steht ziemlich sicher auch etwas über die Fernschreiber drin.
 
Also soweit ich weiß, liegen alle relevanten Dokumente zur AFüSt Machern bei der BStU und ...

Ja so ist das i.A. bei ehem. MfS-Objekten. Die 17/5001 war ein Objekt des NVR ‚Nationaler Verteidigungsrat der DDR‘ und wurde 10/1990 von der Bundeswehr übernommen und bis 1993 weiterbetrieben und wurde dann nach Entsorgung versiegelt. Die zugehörigen Dokumente gingen also an die BuWe / MdI. Wegen der RLD lohnt es sich nicht extra die BStU zu bemühen :pirate:

Im Anhang eine Kopie einer in Folie eingeschweißten Berechtigungskarte die in der Chiffrierstelle der 5001 gelagert wurden. Das waren nur einige Wenige. Vermutlich waren die Arbeitsbereiche der Nutzer komplett damit ausgerüstet, also auch mit diesen Karten. Dies um einen unverzüglichen Arbeitsbeginn sicherzustellen und es sich also bei diesen Exemplaren um Reservekarten handelte.

Desweiteren im Anhang 2 Abbildungen von Ansteckern die als merkwürdiges Relikt einzustufen sind. Was es nicht alles so gab :) » 1991 wurde beim Beräumen der 5005 dort eine Kiste mit diesen Ansteckern gefunden. Diese sollten wohl bei Besetzen des Bauwerks ausgegeben und getragen werden.
Da muss wohl einer Langeweile gehabt haben um sich sowas einfallen zu lassen.
Abkürzung » Mitarbeiter Nachrichten -Betriebsdienst & -Funkstelle

Grüße Frank
 

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Diese Anstecker mit Funktionsbezeichnungen könnten evtl. in den AWSt des MfS Standard gewesen sein, im SBW in Treplin haben wir bei dessen Übernahme auch solche vorgefunden. Oder es gab sie nur in den "Mielke-Bunkern"?
 
Oder es gab sie nur in den "Mielke-Bunkern"?

Im Objekt Dammsmühle D78 AFüSt sind Anstecker nicht aufgefunden worden bzw. bekannt.

Das Objekt SBW Treplin ist bisher nicht als AFüSt Minister fS belegt. Das Dokument worüber wir im Thread Dammsmühle dazu sprachen ist nur ein Vorschlag dafür und stammt aus den 70ern.

Umso interessanter ist euer damaliger Fund in Treplin. GF
 
Hallo,

machen wir es etwas genauer:
- Gerät M-105 - AGAT, Vorchiffriergerät sowj. Produktion ab 1966 - Link
- Gerät T-353 - DUDEK, Chiffriergerät TGS-1 polnischer Produktion ab 1974 in der DDR genutzt - Link
- Gerät T-310/50 - ARGON, Chiffriergerät DDR Produktion ab 1982 - Link

> Dazu wurden 2 × 2 T-310 mit einem neuen –hardwaregestützten- Langzeitschlüssel (dem Letzten) seitens des ‚Zentrales Chiffrierorgan‘ ZCO ausgerüstet.
Dafür habe ich noch keine Belege gefunden, die noch vorhandenen T-130/50 haben alle den gleichen Langzeitschlüssel.
Diese stammen nicht nur aus der Verschrottung bundesdeutscher Regierungseinrichtungen.

Nun zum Vergleich die konkrete Ausstattung der Chiffrierstelle 17/5001 anhand einer Zusammenfassung der zugehörigen Dokumentation.

Im Container der Chiffrierstelle befanden sich weiterhin u.a. die Funkstelle. Der Zugang konnte über mehrere Türen erfolgen, alle Türen waren mit einer Sicherungsanlage versehen. Entsprechend dem Status des Bauwerkes gab es keine weiteren Maßnahmen der Sicherung.

Ein Raum –B211- wurde als Fernschreibvermittlung, zum Übermitteln von offenen Fernschreiben und als Abfertigung benutzt.

Der Raum B212 wurde als Chiffrierstelle genutzt. Weiterhin waren hier Arbeitsplätze der Regierungsfernschreibverbindungen installiert.

Die Stromversorgung erfolgte über drei Netze
- nicht gestützt, hauptsächlich für Beleuchtung,
- Versorgung über NEA, auch ausfallend bei längerer Laufzeit,
- Versorgung über NEA, ‚nichtausfallend‘.

Als Chiffriersysteme waren vorhanden
- Gerät M-105 - Vorchiffriergerät sowj. Produktion ab 1966 - Link
- Gerät T-353 - Chiffriergerät polnischer Produktion ab 1974 in der DDR genutzt - Link
- Gerät T-310/50 - Chiffriergerät deutscher Produktion ab 1982.

Konkrete Aufteilung der Systeme siehe Abbildung. Der Raum war mit Stelzenfußboden und Schallschutzplatten versehen, der Schallschutz mit Lattung und damit mit Abstand an der Wand befestigt.

Auf der Fernschreibvermittlung lagen Standverbindungen zu den zentralen Führungsbereichen, zu allen AFüst BV MfS, zur OD Wismut, zu Objekt Dammsmühle D78, zum Führungsbunker MfS 5005 (ab 1988), ca. 5 Leitungen zur Funkstelle 5002 und zum Hubschrauberlandeplatz / Anlaufpunkt 5020.

Es waren nur Inlandschiffrierverbindungen organisiert. Ab Anfang 1990 wurde im Zuge der Auflösung des MfS die Auslandschiffrierverbindungen nach Warschau, Prag, Budapest, Bukarest, Sofia und Havanna zu den dortigen Innenministerien übernommen. Diese Verbindungen wurden auch durch die Abteilung Internationale Verbindungen des MdI genutzt.

Ab Juni 1990 wurde im Raum B212 im Tausch mit zwei dort vorhandene T-310 die Verbindung zum Regierungsbunker Marienthal installiert, dem ehemaligen ‚Ausweichsitz der Verfassungsorgane des Bundes im Krisen- und Verteidigungsfall‘ AdVB. Dazu wurden 2 × 2 T-310 mit einem neuen –hardwaregestützten- Langzeitschlüssel (dem Letzten) seitens des ‚Zentrales Chiffrierorgan‘ ZCO ausgerüstet.

Nochmals der Link zu Aufbau und Dokumentation des Gerätes T-310/50 hier im Forum »
hidden-places.de/Kanalchiffriergerät-T-310-50

Zu RLD-Gestell & -Vermittlung »
RLD-40 ist die Bezeichnung für eine polnische Fernschreibhandvermittlung für 40 Teilnehmer.

Siehe auch die umfangreiche Beschreibung des Bauwerkes bei bunker5001.

Grüße Frank
 
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