Biesenthal: Auf dem Heideberg nichts als Natur

bitti

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Auf dem Heideberg nichts als Natur


Biesenthal (moz) Der „Heideberg“, eigentlich geografische Bezeichnung, aber zugleich Synonym für ein Objekt der Staatssicherheit der DDR, soll vollständig renaturiert werden. Alle Versuche, die baulichen Anlagen einer neuen Nutzung zuzuführen, schlugen fehl. Finanziert wird das Vorhaben aus dem Ausgleichsfonds des Landkreises.


© MOZ/Sergej Scheibe


Vermutlich hätte die Anlage zu ihren besten Zeiten eine Kulisse in einem James-Bond- oder anderen Agentenfilm sein können. Wie die Teilnehmer eines Rundgangs erfuhren, wurden dort Personenschützer ausgebildet und trainiert, wie man Anschläge abwehrt. Alles picobello und für DDR-Verhältnisse vom Feinsten. Das wird von Leuten berichtet, die kurz vor der Wende, als alles schon ein wenig in Auflösung war, Schlupflöcher kannten und nutzten, um ihre Neugier zu stillen. So habe man mit Glas überdachte Gänge gesehen, die vom Speisesaal zum Bürotrakt führten. Die großen beheizbaren Hallen wurde als Lager genutzt, zeitweise waren sie bis unters Dach voll mit verpackten Perserteppichen, wird erzählt. Derzeit wird dort Streumaterial für den Winter gelagert.

Wer heute über den Heideberg geht, bekommt den Hauch einer Vorstellung davon, wie sich in aller Welt die Natur bauliche Anlagen zurückerobert. Die Betonwege verschwinden allmählich unter einer feinen Humusschicht, einige Gebäude sind zerfallen und nur der Betonfußboden verhindert, dass sie schon völlig überwachsen sind. Größere Gebäude ragen kahl und nackt in die Höhe. Aus Heizhaus, Garagen, Wirtschaftsgebäude und Hallen sind Fenster und Türen herausgerissen. Ein Bild des Verfalls.

Nach dem Willen der Stadt Biesenthal und des Landkreises soll dieser desolate Zustand bald überwunden und die Natur alleiniger Herrscher sein. Beim Landkreis gibt es einen Topf, in dem Gelder gesammelt werden, wenn Bauherren zu Ausgleichmaßnahmen verpflichtet sind, diese aber selbst nicht realisieren können. Die zahlen dort die entsprechenden Summen ein, so dass dann Flächen, die im Flächenpool für Ausgleichsmaßnahmen enthalten sind, entsiegelt und renaturiert werden können. Darin aufgenommen ist auch das Objekt Heideberg.

Man darf gespannt sein, ob es im Zuge der Renaturierung des Areals noch zu Überraschungen kommt. Ältere Biesenthaler wollen wissen, dass es in den 1960er oder 70er Jahren Erd- und Betontransporte in einem solchen Umfang gegeben habe, die dort auch einen Bunker vermuten lassen. So viel könne nicht nur für ein paar Hallen verwendet worden sein.

Wenn der im Herbst beginnende Abriss abgeschlossen ist, dann wird eine Odyssee dieses Geländes ein Ende haben. 1993 war die Liegenschaft der Biesenthaler Entwicklungs- und Betreibergesellschaft (EBG) zugeordnet worden, zu der es aber nur eine Zeit lang gehörte. 1997 gab es Verhandlungen mit einem Investor, gedacht war an die Errichtung eines Krebszentrums, die aber scheiterten. Nachdem sich der Vandalismus und die Vermüllung auf dem Gelände immer mehr breit gemacht hatten, wurde um 2000 das erste Mal ernsthaft über eine Renaturierung nachgedacht und im Flächennutzungsplan verankert.

Bevor das Ministerium für Staatssicherheit 1958 das Gelände übernommen hatte, gab es dort eine Sport- und eine Hundeschule, während des Krieges standen Baracken der Wehrmacht auf dem Areal, geht aus Biesenthals Chronik hervor.

http://www.moz.de/heimat/lokalredaktionen/bernau/artikel3/dg/0/1/947385/
 
Der Abriss hat sich verzögert ist jetzt aber nach einem Bericht in der Märkischen Oderzeitung in vollem Gange. Zwei Hallen sollen zur weiteren Nutzung stehen bleiben, der Rest wird zurückgebaut.
 
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