Aue-Zschorlau: Depot der NVA

Danke für die Willkommensgrüße.
Ich wurde am 23.02.90 als frisch gebackener Unteroffizier aus Zschorlau nach Weißenfels abkommandiert.
Nach meinem Entlassungsgesuch im Juni ´90 wurde mein Dienstgrad vom Regimentskommandeur OSL Meißner in "Gefreiter" UMGEWANDELT. (ich glaube das Wort war neu im NVA Sprachgebrauch) und dann am 24.08.90 ins Zivilleben entlassen.

Die Gründe für mein Entlassungsgesuch waren für meine direkten Vorgesetzten damals etwas verstörend:

1. Die Geschäftsgrundlage war nicht mehr gegeben (ich hatte mich, wie viele andere, für meinen Studienplatz 3 Jahre bei der NVA verpflichtet und die NVA war in einem Zustand der Auflösung)
2. Es war für mich unerträglich, dass sich auch die Überzeugten (u.a. Politoffiziere) einfach so auf die Bundeswehr vereidigen ließen und als Söldner ihre angebliche Überzeugung wie eine alte Unterhose wechselten.
3. Ich hatte ein Lehrstellenangebot und das schien mir zu diesem Zeitpunkt deutlich wichtiger, als den Dienst in der Bundeswehr fortzusetzen und darauf zu hoffen, dass der noch 2 Jahre in der Zukunft liegende Studienplatz dann auch noch existent sein würde.

Es war für mich vor allem in Zschorlau (aufgrund der abgeschiedenen Lage und einer Nachrichtensperre) ein sehr eigenartiges Wendeerlebnis. U.a. waren wir jungen Kerle alle sehr nervös und hatten Angst, als fast jede Nacht Alarm war, wir in Kampfausrüstung mit scharfer Munition per LKW aus dem Objekt gefahren wurden (angeblich sollten wir zur Grenzsicherung eingesetzt werden) und die Fahrt aber stets nach wenigen Kilometern abgebrochen wurde, um uns wieder zurück zu bringen.



Grüße
 
An einen Filzteich kann ich mich nicht erinnern. Aber wahrscheinlich habe ich das meiste vergessen...
Frühsport war für uns bei jedem Wetter angesagt. Ich erinnere mich noch an ständige Waldläufe mit Liegestützen etc. und allerlei Krafttraining u.a. mit alten Panzerkettengliedern. Im Winter war dort im Wald auf dem Berg Schneeschaufeln der beliebteste Sport. :)
 
Nach meinem Entlassungsgesuch im Juni ´90 wurde mein Dienstgrad vom Regimentskommandeur in "Gefreiter" UMGEWANDELT.

Danke auch für diese umfangreiche Antwort auf meine kurze Frage. So kenne ich es nicht für UaZ, nur normale Entlassung auf eigenen Wunsch mit dem persönl. Dienstgrad.

Der Filzteich ist ein alter Stausee mit Bad und u.a. einem Mehrzweckobjekt MZO, da war ich mal im Sommer mit der FDJ zum Lehrgang. Er ist gar nicht weit von Zschorlau weg und auch nicht vom Objekt Schneeberg. @AK war auch schon 'überall' :)

Wir sollten aber nun mit dem Objekt Zschorlau weitermachen. GF

» wikipedia/Filzteich
 
Also ich bin nicht oft am Filzteich angekommen . Ich hatte immer irgendwo ein Pause gemacht und auf dem Rückweg wieder mit eingefädelt ... Ich wollte damals schon nicht zu Olympia !

Schnee schippen brauchte ich nicht , da ich im `milden Winter `,ab Mai, dort war . ( Da gibt es nur zwei Jahreszeiten , den milden und den strengen Winter ! )
 
als fast jede Nacht Alarm war, wir in Kampfausrüstung mit scharfer Munition per LKW aus dem Objekt gefahren wurden

Diese Deine Aussage fand ich bemerkenswert und habe Sie an einen befreundeten Kollegen weitergeleitet welcher sicherlich mit Dir Kontakt
aufnehmen wird. Das wirft ein neues Licht auf die Wendezeit. Ehemalige Offiziere speziell auch an diesem Standort hatten immer verneint,
Schüler mit Bewaffnung und Gefechtsmunition im Zeitraum Oktober/ November 89 aus welchem Grund auch immer ausgestattet zu haben
geschweige denn vor die Kaserne geschickt zu haben.
Ich schlage vor, wir machen dazu einen Thread auf: "Die NVA während der Wende 89"


Zurück zum Standort Zschorlau.

Hallo zusammen,

Weitere bruchstückhafte Erinnerungen in Stichpunkten:

- Stollen in den Berg mit extra Sicherungszaun
- nur eine Zufahrtmöglichkeit
- Wach/ Stabsgebäude am Eingang rechts
Irgendwo habe ich noch Bilder von dem Gelände - aber wo???


Das es dort einen Stollen in den Berg mit extra Sicherungszaun gegeben hat, können wir anhand alter Sicherungspläne,
Aussagen und Bildmaterial nicht bestätigen.
Desweiteren ist auf uns vorliegendem Bildmaterial das Wachgebäude nicht gleichzusetzen mit einem Stabsgebäude
Siehe hier: http://forum.hidden-places.de/showt...es-Depot-der-NVA?p=80163&viewfull=1#post80163

Einen Zufahrt... Du meinst vermutlich diese eine Hauptzufahrt. Auf alten Foto und Plänen ist eine weitere Zufahrt
(Alarmausfahrt) im südlichen Bereich zu sehen. Eventuell hast Du diese nicht einsehen können.

Danke, das Du Dir Zeit genommen hast, Deine Erinnerungen hier online zu stellen "Zschorlau".

BG
Andreas :)
 
Die Situation am Depot in Zschorlau anhand einer D-SAT-2 Aufnahme Anfang der 90er Jahre. Es stellt sich m.E. etwas komplexer dar gegenüber einer TK25AS dort.

ZschorlauDSat2.jpg


Grüße Frank
 
Ich empfehle die hochauflösende CIR- Aufnahme der ersten Befliegung nach 1990.
Eine Kopie liegt in Freiberg.

BG
Andreas
 
Diese Deine Aussage fand ich bemerkenswert und habe Sie an einen befreundeten Kollegen weitergeleitet welcher sicherlich mit Dir Kontakt
aufnehmen wird. Das wirft ein neues Licht auf die Wendezeit. Ehemalige Offiziere speziell auch an diesem Standort hatten immer verneint,
Schüler mit Bewaffnung und Gefechtsmunition im Zeitraum Oktober/ November 89 aus welchem Grund auch immer ausgestattet zu haben
geschweige denn vor die Kaserne geschickt zu haben.
Ich schlage vor, wir machen dazu einen Thread auf: "Die NVA während der Wende 89"

war auch von I.88 - I.90 im az, an die wache in zschorlau kann sich jeder der dort war erinnern. dort wurden die meissten protokolle wegen eines losgegangenen schusses geschrieben. in der wendezeit waren wir als uffz. und stammpersonal ganz schön gefordert, zugstreife, diensthabende einheit, aber alles ohne u-schüler und mit waffen sind wir nie raus, außer eben streife usw.
das dort in zschorlau soldaten und us waren, arme schweine, der ar ... der welt und dunkel wie im bärenar ... , durften nie ins objekt außer stabsgebäude wegen essenfassen und meldung ovd.
 
Moderiert:
2. Es war für mich unerträglich, dass sich auch die Überzeugten (u.a. Politoffiziere) einfach so auf die Bundeswehr vereidigen ließen und als Söldner ihre angebliche Überzeugung wie eine alte Unterhose wechselten.

Ich glaube hier irrst du! Das was du noch erlebt hast war keine Vereidigung auf die Bundeswehr. Die kam ja erst nach dem du weg warst. Du meinst sicher den neuen Fahneneid, der zum 20. Juli 1990 abgelegt wurde.

Anfang August 1990 wurde außerdem festgelegt, das alle ehemaligen Politoffiziere bis zur Vereinigung zu entlassen sind. Außerdem hatte das "Strukturelement Staatsbürgerliche Bildung" sofort seine Arbeit einzustellen und die dort beschäftigten NVA-Angehörigen und Zivilbeschäftigten waren zu entlassen (galt z.B. auf für Bibliotheksleiter).
 
Der letzte Beitrag ist schon etwas her, trotzdem möchte ich noch was dazu bemerken:
Ich war 1988 dort. Es war unterirdische Anlage, sondern eine Abteilung der Truppenluftabwehr (57mm / S60 - eine Batterie mit 6 Geschützen und 23mm / SU 23 2 Geschütze) und Radartechnik. Ausbildung für Uffz. Schüler und Reservisten. Damals 2 Berufsoffiziere / 1 Offz. auf Zeit und 4 Uffz. (3 Jahre).
Gehörte zum AZ 10 in Schneeberg.
 
Soso, fröhliche Weihnachten zurück. Kannst du was zu dem größerem Gebäude im Hintergrund Bild #1 sagen ? Wo stand das ungefähr.

Grüße Frank
 
Hallo zusammen,

zufällig bin ich auf dieses Forum gestoßen.
Ist zwar schon etwas angestaubt das Thema,aber vielleicht kann ich Euch noch ein wenig mehr Infos geben.
Mit taktischen Zahlen aus NVA Zeiten kann ich nicht groß dienen.
Was mir bekannt ist, steht hier schon an einigen Stellen.

Aber zu unten stehendem Link ein paar Infos.

https://forum.untertage.com/download/file.php?id=9436&sid=fcf7f882c7160550112d66a027a52e3e&mode=view

Alles was zu sehen ist stand von 1988 bis August 1990 zum großen Teil noch.
Was es nicht mehr gab, war die Lorenbahn samt Gleisen.
Aber die Stützen, wo die Gleise drauf lagen, standen noch.

Links im Bild das kleine Gebäude wurde als MHO genutzt.
Dahinter befindet sich das Küchengebäude mit Speisesaal.
Rechts im Gebäude befand sich unten eine Tischlerei und im Oberstock die Unterkünfte der UaZ und Soldaten welche zur Sicherstellung der Ausbildung der Reservisten und Uffz-Schüler zuständig waren.

Ganz leicht zu erahnen, links eine weiße Giebelwand.
Dies war die Unterkunft für die Reservisten und Uffz-Schüler.
Rechts hinter dem Unterkunftsgebäude kann man ein Lagergebäude erkennen.
Dies war ein Zeltlager.
Ganz hinten im Gebäude mit dem Turm waren die Werkstätten und Technik untergestellt.
Dahinter (nicht erkennbar) war die Fahrzeughalle.
Was auf dem Bild fehlt ist ein Flachbau mit Satteldach, der als OvD-Gebäude und Turnhalle sowie,nach Umbau, für Dienstzimmer diente.

Der angesprochene Zugang zum Stollen, war mit einem Gitterverschlag verschlossen.
Ein Zaun in dem Sinne war es nicht.

...

Weitere bruchstückhafte Erinnerungen in Stichpunkten:

- Mannstärke ca. 20 U-Schüler, 20 Reservisten, einige Unteroffiziere, Fähnriche und Offiziere
- weitere Personen waren Zivilbeschäftigte, Küchenfrauen, Wachsoldaten aus Schneeberg
- Bewaffnung mit der damals rel. modernen AK-74 NK, einigen Geschützen ZSU 23-2 und Haubitzen, Mörsern
- LKW ELO und W-60, Barkas, PKW für Kommandeur
- eigene Küche
- wir wurden zum Geschützführer ausgebildet
- Idyllische Lage im Wald
- einige versiegelte Lagerhallen
- Stollen in den Berg mit extra Sicherungszaun
- durch Quellen gespeiste kleine Teiche mit Forellen auf dem Gelände
- nur eine Zufahrtmöglichkeit
- Wach/ Stabsgebäude am Eingang rechts
- mehrere Gebäude in denen unsere Ausbildung stattfand und o.g. Technik untergebracht war
- sollen ehemalige Unterkünfte für Bergleute gewesen sein
- Kommandeur dieser kleinen Einheit war nach meiner Erinnerung ein Major Künzel ???
- mein Zugführer war ein junger Leutnant - ich glaube der Sohn vom Chef der Truppenluftabwehr der NVA
- von dessen Vater (General) hatten wir mal Besuch und alle waren ganz entzückt ;-)
- Gerüchte rankten sich vor allem um den zugangsgesicherten Stollen - Es wurde von "Waffenlager für Schneeberg" gesprochen!? Drin war ich nie!
...

Das meiste stimmt.
Einen Major Künzel gab es nicht.
Wie alexkati schrieb war der Kommandeur OSL Ryczek.
Was den Zugführer angeht stimmt. Es war der Sohn von Generalleutnant Kneiphof (Chef TLA)

...

Es war für mich vor allem in Zschorlau (aufgrund der abgeschiedenen Lage und einer Nachrichtensperre) ein sehr eigenartiges Wendeerlebnis. U.a. waren wir jungen Kerle alle sehr nervös und hatten Angst, als fast jede Nacht Alarm war, wir in Kampfausrüstung mit scharfer Munition per LKW aus dem Objekt gefahren wurden (angeblich sollten wir zur Grenzsicherung eingesetzt werden) und die Fahrt aber stets nach wenigen Kilometern abgebrochen wurde, um uns wieder zurück zu bringen.

Grüße

Auf Grund der Nachrichtensperre war man nicht informiert, was draußen los war.
Alarmbereitschaft war, es durften auch die Offiziere nicht nach Hause. Sie mussten im Objekt nächtigen.
 
Zuletzt bearbeitet:
...
Desweiteren ist auf uns vorliegendem Bildmaterial das Wachgebäude nicht gleichzusetzen mit einem Stabsgebäude
Siehe hier: http://forum.hidden-places.de/showt...es-Depot-der-NVA?p=80163&viewfull=1#post80163

Einen Zufahrt... Du meinst vermutlich diese eine Hauptzufahrt. Auf alten Foto und Plänen ist eine weitere Zufahrt
(Alarmausfahrt) im südlichen Bereich zu sehen. Eventuell hast Du diese nicht einsehen können.
...

Man ich könnte heute noch blind da durch laufen. :highly_amused:

Also, auf dem Bild ist das "Haupttor" zu sehen.
Das kleine Tor daneben war der Personeneingang.
Ganz rechts am Bildrand kann man noch eine Säule erkennen.
Das sichtbare Gebäude war das Wachgebäude.
Es hatte 2 Räume.
Den Dienstraum und einen Raum mit 2 Betten (1 Doppelstockbett)
Das Stabsgebäude war ein Stück weiter die Strasse hoch auf der rechten Seite und über eine Treppe zu erreichen.
Die Wache durfte dort auch die Toiletten benutzen :)
(Es gab einen kleinen Trampelpfad zwischen Wachgebäude und Seiteneingang des Stabsgebäudes)

Ist man die Strasse weiter hoch gefahren kam erst ein Fußweg, der schräg nach rechts hoch ging am Heizhaus vorbei und über ein paar Stufen war man dann oben vor den Unterkünften.
Links der Strasse war ein großer Schotterplatz mit einer Lagerhalle für Betriebsmittel (Öle, Fette etc).
Dieser Schotterplatz ist auch als Parkplatz für die Technik genutzt worden.
Auch als Waschplatz wurde er genutzt.
Die Strasse selber hat im Bereich unter der Lorenbrücke einen scharfen Rechtsknick 180° gemacht und führte letztlich auch zu den Unterkünften.

An der Lorenbrücke ging es aber noch weiter geradeaus zum angesprochenen Mobilmachungslager.
Der Wachhabende hatte einen Schlüssel und hat den Posten, der da hinten zu stehen hatte immer "eingeschlossen".

Im abgesperrten Bereich gab es auch eine Alarmausfahrt.
Eine 2. Alarmausfahrt gab es im Bereich des Küchengebäudes.
Diese war aber nur mit Jeep befahrbar.

Mir fallen bestimmt noch mehr Details ein, aber das war's mal so auf die Schnelle.
Ich könnte bestimmt noch ein paar Storys erzählen.

...Insgesamt waren wir eine recht locker geführte Bande mit einigen Privilegien. ..

:very_drunk:
Ja es war ein Privileg, da hinten im Wald.
Vor allem im Winter, wenn erst aus Schneeberg der Schneeschieber kommen musste. :)

So, genug für heute.
 
Zuletzt bearbeitet:
In der Gegend gibts doch eh nur zwei Jahreszeiten : milden und strengen Winter ! Der milde Winter ist von Mai bis September ... also auch das ganze Jahr über Winterreifenpflicht !
 
Ist zwar schon etwas angestaubt das Thema, aber vielleicht kann ich Euch noch ein wenig mehr Infos geben.

Danke das du bestätigenderweise auch deine Erlebnisse hier eingebracht hast!

Wir hatten ja zum Thema einen etwas holprigen Start, kämpften auch mit technischen Problemen - lang war erstmal gar nicht viel klar. Das kann man ja alles nachlesen, aber irgendwann wurde das Bild immer klarer.

Das von dir verlinkte Bild dazu ist Klasse.

Willkommen im Forum ! Grüße Frank
 
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