«Kalter Krieg» vorbei: Bunker dient Sportlern

bitti

Active member
«Kalter Krieg» vorbei: Bunker dient Sportlern

Projekt - Neue Stätte für Bogenschützen - Verein und Stadt sparen
Wenn sich die etwas sperrige Tür nach dem Abgang in den Keller öffnet, stellen sich einem dicke, mit schwarzen und gelben Streifen bemalte Türen in den Weg. Auch ein kleines Loch mit Panzerglas darin zeigt deutlich: Es sind die letzten Reste eines Luftschutzbunkers aus der Zeit des «Kalten Krieges». Künftig dienen die aus Stahlbeton erbauten Räume unter der Turnhalle der Marktoberdorfer Hauptschule friedlichen Zwecken. Sie sind die neue Trainingsstätte der Bogenschützen der FSG Marktoberdorf. «Zumindest in Süddeutschland ist das ein einmaliges Projekt», ist der frühere Bundestrainer Norbert Knöbel erstaunt.
Dabei ist es aus der Not heraus geboren. «Überall gibt es Probleme mit den Hallenzeiten.» Knöbel weiß davon ein Lied zu singen, und der Bogensportleiter der FSG, Walter Schilhansl, sowieso. Die meiste Zeit beanspruchen typische Hallensportarten, sodass den Bogenschützen kaum Möglichkeiten für adäquate Übungsstunden bleiben.

Nach Rücksprache mit Richard Siegert vom Stadtbauamt tat sich der FSG eine Lösung auf: «Geht doch in den Fahrradkeller», hatte er vorgeschlagen. Denn der stand leer. Nur ein Segment ist durch die Notversorgung für die Fernwärme blockiert. Alles andere war frei. Für Schilhansl traumhafte Verhältnisse.

Die Räume sind zweieinhalb Meter hoch. Weil das großen Sportlern nicht reicht, wurden Rinnen in den Betonboden gefräst. Die Temperatur beträgt dauerhaft fast konstant 14 Grad Celsius, «weshalb wir nicht zu heizen brauchen». Und erst die Fläche: Eine Breite von 28 Metern können die Schützen nutzen. In der St. Martinsschule waren es zwölf.

Gleichzeitig sparen Verein und Stadt viel Geld. Denn es war angedacht, eine Halle mit einer Arbeitsbreite von 18 Metern am Schützenhaus auf dem Schlossberg anzubauen. Das hätte 240000 Euro verschlungen. Beim üblichen Fördersatz von 25 Prozent wäre die Stadt mit 60000 Euro dabei gewesen. Weil nun der Bunker schon vorhanden war, das meiste in Eigenleistung erstellt wurde und viel ausrangiertes Material zum Einsatz kam - wie zum Beispiel Filzbahnen aus der Papierindustrie - konnte die FSG die Gesamtkosten auf 16000 Euro drücken. Für die Stadt bleibt dann ein Zuschuss von nur noch 4000 Euro.

Nach Meinung von Knöbel kann die Aktion Schule machen, denn leer stehende Bunker unter Schulen gebe es genug. Deshalb will er das Projekt im «Bogenmagazin», einer bundesweit vertriebenen, von ihm mitgegründeten Zeitschrift, ausführlich vorstellen.

Kooperation mit Schulen

Schilhansl selbst pflegt inzwischen intensiven Kontakt zu den Schulen, vornehmlich zur Hauptschule. Denn aufgrund der Nähe seien gemeinsame Projekte nun ohne Probleme möglich. Zugleich verspricht er sich wegen der deutlich verbesserten Trainingssituation noch bessere Ergebnisse bei Wettkämpfen. Derzeit gehen bei der FSG 90 Bogenschützen, darunter 40 Jugendliche, ihrem Hobby nach. Es sollen etliche mehr werden, die das friedlich nutzen, was einst für Kriege konzipiert war.

http://www.all-in.de/nachrichten/allgaeu/marktoberdorf/Marktoberdorf-foto-bogen;art2762,755464
 
Oben