AW: Das Seewerk Falkenhagen
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Vom Kletterwald bis zum Bunker-Hotel
Von Ines Rath
Falkenhagen (MOZ) An ehemaligen Lüftungstürmen klettern, sich Paintball-Schlachten im Gelände liefern und anschließend im ehemaligen Führungsbunker der Sowjetarmee übernachten. Das und mehr soll es im Event Familienpark geben, den ein Frankfurter auf dem Bunkergelände im Wald bei Falkenhagen aufbauen will. Im Gemeinderat stießen die Pläne auf Skepsis.
Auf seiner Homepage im Internet wirbt Heiko Gersdorf schon jetzt mit "dem wohl größten Paintballspielfeld Europas". Auf mehr als 30 Hektar und in mehr als 15 Gebäuden könne man den "ultimativen Spielekick" erleben, heißt es. Die Karte der "Spielfelder" ist identisch mit der, die der Frankfurter am Donnerstagabend im Beratungsraum der Gemeindevertreter anpinnte, um seine Vorstellungen zur Entwicklung des Bunkerareals darzulegen.
Er habe den größten Teil des Geländes vom Erwerber, dem Verein für deutsch-russische Freundschaft mit Sitz in Berlin, gepachtet, erklärte Heiko Gersdorf den Abgeordneten zunächst. Der Pächter will aus dem Areal einen "Kronos Event Familienpark" machen.
Die Paintballanlage, die Heiko Gersdorf, Inhaber der Firma Kronos Paintball mit Sitz in Frankfurt (Oder), nach eigenen Angaben seit etwa einem Monat betreibt und die laut Homepage seit dem 14. März an jedem Samstag und Sonntag geöffnet ist, soll nur der Anfang sein. "Noch in diesem Jahr", so Gersdorf, soll auf dem Bunkergelände ein Kletterwald eröffnet werden. Dabei sei an die Einbeziehung ehemaliger Lüftungstürme für den Bunker gedacht.
Weitere Pläne betreffen eine Bogenschießanlage, einen Indoor-Spielplatz für Kinder und eine russische Saunalandschaft mit Blockhütten und Steinöfen. Im Hochwaldbereich soll Survival-, also Überlebenstraining, angeboten werden. Und der Bereich, in dem sich einst der Fuhrpark der hier stationierten Armeeeinheiten befand, böte sich für Open-Air-Konzerte an, so der Pächter.
Das einstige Militär-Hotel will er wiederbeleben und zum "Mittelklassehotel" machen. Doch damit nicht genug: Auch der Bunker soll zum Erlebnis-Hotel werden. Das Beispiel eines so genutzten ehemaligen Atomschutzbunkers in der Schweiz ermutige ihn zu dem Vorhaben, erklärte Heiko Gersdorf und ergänzte: Auf den vier unterirdischen Bunkeretagen der "deutschlandweit einmaligen Falkenhagener Bunkeranlage" könnte zudem ein militärhistorisches Museum entstehen.
Auf Nachfrage eines Abgeordneten sagte der Pächter, die Investitionen sollten "binnen drei Jahren" realisiert werden. Mittelfristig könnten im Erlebnispark 30 bis 60 Jobs entstehen. Doch weder zum Investitionsvolumen noch zu möglichen Partnern bei der Verwirklichung des Gesamtvorhabens wollte sich Heiko Gersdorf äußern.
Auf die Frage der Leiterin des Falkenhagener Oderlandcamps Liane Jachnow, ob es wieder Führungen durch den Bunker geben werde, antwortete der Frankfurter allerdings: Ab 1. April soll es die Führungen wieder geben - allerdings nicht mehr übers Seehotel Luisenhof, sondern über ihn vermittelt, so Heiko Gersdorf.
Die Abgeordnete Bärbel Mede gab, wie sie sagte, "Bedenken vieler, vor allem älterer Falkenhagener" weiter, als sie fragte: "Ein Sammelbecken für Rechte wird das da draußen aber nicht, oder?" Heiko Gersdorfs Antwort kam schnell und klar: Solche Leute werde er "auf keinen Fall auf dem Gelände dulden", sagte er.
Wie groß die Skepsis der Falkenhagener ist, machten auch weitere Fragen deutlich. So sagte etwa Dr. Lothar Pohl: "Sie wollen einen Familienpark eröffnen. Dabei stehen auf dem Gelände Fässer mit giftigen Chemikalien rum!?" Das Thema war dem Pächter sichtlich unangenehm. Die Suche nach den Verursachern laufe, erklärte Heiko Gersdorf. Er verwies darauf, dass der "sensible Bereich" abgesperrt, für Fremde unzugänglich sei.
Hartmut Lietsch bat den potenziellen Investor um Verständnis für die Skepsis: "Wir haben seit 1994 schon mehrere Eigentümer oder Nutzer des Bunkerareals erlebt, die hier ähnliche Vorstellungen geäußert haben." Geendet sei bislang alles im Chaos und Vandalismus und darin, dass die Gemeinde auf den Kosten, zum Beispiel für Einsätze der Feuerwehr, sitzen geblieben ist, erklärte der Abgeordnete.
Als der Pächter verabschiedet war, stand bereits zum zweiten Mal der Beschluss zum Verzicht auf das Vorkaufsrecht für das Bunkergelände auf der Tagesordnung der Abgeordneten. Diese versagten die Zustimmung erneut. Denn: In einem Gespräch in der Amtsverwaltung Seelow-Land hatte der (bestens bekannte) Erwerber zwar versichert, alle Steuer- und sonstigen Außenstände zu begleichen. Geschehen ist das bislang jedoch nicht.
Freitag, 20. März 2009 (18:20)